Читать книгу SIS®-Planungshilfe - Friedhelm Henke - Страница 26

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2 SIS®-Themenfeld: Mobilität und Beweglichkeit

2.1 Initialfrage

Inwieweit ist die pflegebedürftige Person in der Lage, sich frei und selbstständig innerhalb und außerhalb der Wohnung bzw. des Wohnbereichs, auch unter Beachtung von Aspekten des herausfordernden Verhaltens, zu bewegen? Gibt es emotionale oder psychische Aspekte, die sich auf die Mobilität auswirken?

2.2 Positionswechsel im Bett

Einnehmen von verschiedenen Positionen im Bett, Drehen um die Längsachse, Aufrichten im Liegen.

Ressourcen

• … kann die Position unter Nutzung von Hilfsmitteln (Aufrichthilfe, Bettseitenteil, Strickleiter, elektrisch verstellbares Bett) selbstständig verändern.

Probleme

• … benötigt das Anreichen eines Hilfsmittels oder Reichen der Hand, um die Lage im Bett überwiegend selbstständig zu verändern.

• … ist beim Positionswechsel überwiegend unselbstständig und kann dabei nur wenig mithelfen, z. B. auf den Rücken rollen, am Bettgestell festhalten, Aufforderungen folgen, wie z. B. »bitte die Arme vor der Brust verschränken und den Kopf auf die Brust legen«.

• … kann sich beim Positionswechsel nicht oder nur minimal beteiligen.

2.3 Halten einer stabilen Sitzposition

Sich auf einem Bett, Stuhl oder Sessel aufrecht halten.

Ressourcen

• … kann/muss beim Sitzen gelegentlich ihre/seine Sitzposition korrigieren.

• … kann sich für die Dauer einer Mahlzeit oder eines Waschvorganges selbstständig in der Sitzposition halten.

Probleme

• … benötigt personelle Unterstützung zur Positionskorrektur.

• … kann sich aufgrund eingeschränkter Rumpfkontrolle auch mit Rücken- und Seitenstütze nicht in aufrechter Position halten.

• … benötigt auch während der Dauer einer Mahlzeit oder eines Waschvorganges personelle Unterstützung zur Positionskorrektur.

• …kann sich nicht in Sitzposition halten.

• … kann bei fehlender Rumpf- und Kopfkontrolle nur im Bett oder Lagerungsstuhl liegend gelagert werden.

2.4 Aufstehen aus sitzender Position/Umsetzen

Von einer erhöhten Sitzfläche, Bettkante, Stuhl, Sessel, Bank, Toilette usw. aufstehen und sich auf einen Rollstuhl, Toilettenstuhl, Sessel, o. ä. umsetzen.

Ressourcen

• … benötigt keine Personenhilfe, um sich umzusetzen.

• … kann ein Hilfsmittel oder einen anderen Gegenstand zum Festhalten oder Hochziehen benutzen.

• … kann sich auf dem Tisch, Armlehnen oder sonstigen Gegenständen abstützen, um aufzustehen.

• … kann sich mit Armkraft ohne personelle Hilfe umsetzen (z. B. Bett – Rollstuhl, Rollstuhl – Toilette).

Probleme

• … kann nur aus eigener Kraft aufstehen oder sich umsetzen, wenn er/sie eine Hand oder einen Arm gereicht bekommt (personelle Hilfe).

• … kann beim Aufstehen und Umsetzen nur im geringen Maße mithelfen (die Pflegekraft muss beim Hochziehen, Halten, Stützen und Heben erhebliche Kräfte aufbringen).

• … kann beim Aufstehen und Umsetzen nicht mithelfen und muss gehoben und getragen werden.

2.5 Fortbewegen innerhalb des Wohnbereiches

Sich innerhalb einer Wohnung oder im Wohnbereich einer Einrichtung zwischen den Zimmern sicher bewegen. Als Richtwert für übliche Gehstrecken innerhalb einer Wohnung gelten mindestens acht Meter.

Ressourcen

• … kann sich ohne Hilfe einer anderen Person fortbewegen.

• … kann sich unter Nutzung von Hilfsmitteln (Rollator, Rollstuhl, Stock oder sonstigen Gegenständen) fortbewegen.

• … kann sich überwiegend selbstständig fortbewegen, sofern Hilfsmittel (z. B. Rollator oder Gehstock) von einer anderen Person bereitgestellt werden, welche die Aktivität aus Sicherheitsgründen beobachtet und die zu pflegende Person gelegentlich durch Unterhaken unterstützt.

Probleme

• … kann nur wenige Schritte gehen oder sich mit dem Rollstuhl nur einige Meter fortbewegen.

• … kann nur mit Stützung oder Festhalten einer Pflegeperson gehen und sich ansonsten (wenn überhaupt) nur krabbelnd oder robbend fortbewegen.

• … muss getragen werden oder vollständig im Rollstuhl geschoben werden.

2.6 Treppensteigen

Überwinden von Treppen zwischen zwei Etagen.

Ressourcen

• … kann ohne Hilfe einer anderen Person in aufrechter Position eine Treppe steigen.

Probleme

• … benötigt (wegen des erhöhten Sturzrisikos) beim Treppensteigen die Begleitung durch eine Person.

• … kann nur mit Stützen oder Festhalten einer anderen Person Treppen steigen.

• … muss getragen oder mit Hilfsmitteln transportiert werden, kann sich nicht selbst am Transport beteiligen.

2.7 Kriterien aus dem Expertenstandard Dekubitusprophylaxe

• Bei Bedarf Verwendung eines Assessment-Instrumentes und Wiederholung desselbigen bei Veränderung der Pflegesituation.

• Initiale Information und Angebot zur Beratung zu Risiko und empfohlenen Maßnahmen, ggf. zur Anwendung von Hilfsmitteln.

• Individuelle Bewegungen planen – mit dem/der Betroffenen und ggf. Angehörigen und anderen beteiligten Berufsgruppen.

• Je nach Risiko regelmäßige Bewegung, Mikrobewegungen, scherkräftearme Transfers, Förderung der Eigenbewegungen.

• Einsatz von Hilfsmitteln vereinbaren, wenn erforderlich (fachliche Einschätzung).

2.8 Kriterien aus dem Expertenstandard Erhaltung und Förderung der Mobilität

• Regelmäßige Einschätzung der Mobilität in individuell festzulegenden Abständen sowie bei Veränderungen der mobilitätsrelevanten Einflussfaktoren.

• Der pflegebedürftigen Person sowie den Angehörigen differenzierte Informationen und Beratungen sowie unter Berücksichtigung der bei der Einschätzung erkannten Ressourcen, Wünsche und Probleme fachliche Anleitungen anbieten.

• Mobilitätsfördernde Umgebungsgestaltung.

• Durchführung und Koordination zielgerichteter Maßnahmen zur Förderung der Eigenaktivität mit der zu pflegenden Person, den Angehörigen sowie mit allen beteiligten Berufsgruppen und Sicherstellung der kontinuierlichen Umsetzung des Maßnahmenplans.

2.9 Kriterien aus dem Expertenstandard Sturzprophylaxe

• Pflegefachliche Einschätzung mit Klärung des individuellen Sturzrisikos und Wiederholung derselbigen bei Veränderung der Pflegesituation und bei einem Sturz.

• Initiale Information und Angebot zur Beratung zum Risiko und zu empfohlenen Maßnahmen, ggf. zur Anwendung von Hilfsmitteln.

• Individuelle Bewegungen planen – mit dem/der Betroffenen und ggf. Angehörigen und anderen beteiligten Berufsgruppen.

• Ggf. Vereinbarung einer individuellen Umgebungsanpassung mit dem/der Betroffenen und ggf. Angehörigen.

• Einsatz von Hilfsmitteln vereinbaren, wenn erforderlich (fachliche Einschätzung).

2.10 Arbeitshilfen zur Maßnahmenplanung

2.10.1 Explizite Maßnahmenschwerpunkte

2.10.1.1 Mobilität und deren Entwicklung

• Hilfe beim Aufstehen- und/oder Zubettgehen

• Hilfe beim An- und Auskleiden

• Hilfe beim Stehen

• Hilfe beim Gehen

• Hilfe beim Treppensteigen

• Hilfe beim Verlassen und/oder Wiederaufsuchen der Wohnung

• Evaluation der Mobilität (nach Fachvorbehalt der Bezugspflegefachkraft) in geeigneten Abständen: Darin die Einschätzungen mit der tatsächlichen Situation vergleichen ( Kap. 2.10.1.5 – Kontrakturprophylaxe).

2.10.1.2 Dekubitusprophylaxe/gewebeschonende Lagerung

• Bewegungstagesplan

• Mikrolagerungen/-positionierungen

• Mikrostimulationen/-lagerungen

• Verlaufsdarstellung und Anpassung der Mobilisationsmaßnahmen

• Lagerungs-/Positionierungstagesplan

• Hilfsmitteleinsatz

2.10.1.3 Sturzprophylaxe

• Übungen zur Steigerung der Kraft und Balance

• Anregung und Überprüfung zur Anpassung der Medikation durch den Arzt

• Verbesserung der Sehfähigkeit

• Anpassung der Umgebung (Beseitigung von Stolperfallen, Einsatz von Gehhilfen)

• Verwendung von Hüftprotektoren, Niedrigbetten, Anti-Rutsch-Matten, Sensormatten, Personenortungssystemen, Nachtlichtern, Geh- und Haltehilfen, Bodenlagerungen, Therapieplatten, Bettseitengittern und anderen freiheitsentziehenden Maßnahmen (nur mit rechtfertigendem Einverständnis bzw. bei Gefahr im Verzug)

2.10.1.4 Dokumentation von Sturzereignissen

• Ort des Sturzes

• Grund (Entstehungsursachen) des Sturzes

• Sturzvorgang und die näheren Umstände des Sturzes (z. B. Beobachtungen von Pflegebedürftigen, außergewöhnliche Ereignisse)

• Zustand des Pflegebedürftigen unmittelbar vor und nach sowie während des Sturzes

• Folgen des Sturzes

• Ähnlichkeiten zu vorausgegangenen Stürzen

• Analyse des Sturzes (zur künftigen Sturzvermeidung)

2.10.1.5 Kontrakturprophylaxe

• Mobilisation (aktive, aktiv-assistive, resistive und passive Bewegungsübungen): Die betroffenen Gelenke des Pflegebedürftigen werden mindestens dreimal täglich in jeweils drei Wiederholungen bewegt.

• Lagerung (physiologische Mittelstellung/Funktionsstellung)

Vgl. Mobilität und deren Entwicklung ( Kap. 2.10.1.1).

2.10.2 Textbausteine von A–Z zur Maßnahmenplanung

Bitte jeweils differenziert inklusive »Wer/Wie/Was/Wann/ggf. Wo/Wie oft?« formulieren!

• … Förderung der Feinmotorik (Malen, Handarbeit usw.)

• … aktive Bewegungsübungen

• … Aufstehen/Zubettgehen/Anleitung bzw. Beaufsichtigung

• … Aufstehen/Zubettgehen/Unterstützung

• … beim Gehen begleiten

• … Bereitstellen geeigneter Hilfsmittel

• … Betten/Lagern

• … Bewegungsanalyse durchführen und dokumentieren

• … Dekubitusbehandlung Grad I und II

• … Dekubitusbehandlung Grad III und IV

• … Dekubitusprophylaxe

• … Erklären/Anleiten geeigneter Hilfsmittel

• … Gehübungen

• … Kontakt zum Betreuer aufnehmen

• … Kontrakturprophylaxe

• … Kontrollgang

• … Lagern im Stuhl

• … Lagerung in Funktionsstellung

• … Lagerungs-/Positionswechsel (Lagerungsplan)

• … Mikrolagerungen/Mikroumpositionierungen

• … Mikrostimulation (Bewegungsplan)

• … Nachtlicht

• … Orientierungshilfen geben, Realitätsorientierung

• … passive Bewegungsübungen

• … resistive Bewegungsübungen

• … Rollatortraining

• … Stehen/Anleitung bzw. Beaufsichtigung

• … Stehen/Übernahme

• … Stehen/Unterstützung

• … Sturzprophylaxe (Anti-Rutschauflage, Auffang-, Klingelmatte, Kontaktsensoren)

• … Toilettensitzerhöhung/Sitzerhöhung

• … Transfer/Anleitung bzw. Beaufsichtigung

• … Transfer/Übernahme

• … Transfer/Unterstützung

• … Zwei-, Drei-/Vier-Taktgang mit Unterarmgehstützen

• … ____________________________________________________

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SIS®-Planungshilfe

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