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Turm-Verlies

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„Das mit der Fernbedienung ist merkwürdig“, stellte Brasche fest. „Der Tote kann aufgrund seiner Verletzungen nicht allein nach oben gefahren sein. Wozu hatte er dann die Fernbedienung?“

„Keine Ahnung! Vielleicht hat sie ihm jemand in die Hand gedrückt.“

Brasche ging wieder zu Lüdenkamp und den beiden Steinmetzen.

„Kann man den Kran auch ohne Fernbedienung in Gang setzen?“, fragte er.

„Ja sicher. Sonst hätten wir den Toten ja nicht nach hier unten bekommen.“

„Wie geht das?“

„Das ist ganz einfach, wenn man sich auskennt und den Schlüssel zum Kran hat“, sagte Kruse.

„Und wer hat den Schlüssel?“

„Helge, also der Polier, und ich.“

„Sonst keiner?“

„Nein, außer uns beiden keiner.“

„War der Kran offen, als Sie beide heute Morgen hier angekommen sind?“, fragte Lüdenkamp.

„Nein, der war ordnungsgemäß verschlossen. Ich habe ihn erst aufgeschlossen, als wir gemerkt haben, dass die Fernbedienung weg war“, antwortete Kruse.

„Die Fernbedienung wird also nicht im Kran aufbewahrt?“, wollte Brasche wissen.

„Eigentlich schon. Aber wir deponieren sie meistens in einem Versteck in der Fassade. Das ist einfacher. Da müssen wir nicht jedes Mal den Kran auf- und zuschließen.“

„Und das Versteck kannte keiner außer Ihnen beiden?“

„Nein, ganz sicher nicht!“, meinte Wippert.

„Halten Sie es nicht für möglich, dass jemand Sie bei der Arbeit beobachtet hat?“, wollte Lüdenkamp wissen.

„Das kann ich mir kaum vorstellen“, meinte Kruse. „Hier laufen zwar jeden Tag einige Menschen über den Platz. Manche bleiben auch stehen und sehen sich die allmählich wachsende Fassade an. Aber das Versteck für die Fernbedienung ist von draußen – ich meine außerhalb der Baustelle – nicht zu sehen. Ich zeige Ihnen das mal.“

Brasche und Lüdenkamp stapften hinter Kruse her, nachdem sie sich bei Schneider vergewissert hatten, dass sie nichts mehr zertrampeln konnten. Kruse führte sie zu einem kleinen zurückspringenden Raum am linken Rand der Fassade, wo später - als krönender Abschluss - der Turm entstehen sollte. Dort hielten sich die Arbeiter bei schlechterem Wetter in den Pausen auf. Dort aßen sie ihre Mahlzeiten. Und dort brachten sie tagsüber auch ihre persönlichen Gegenstände unter. Ganz unten in einer Ecke zeigte ihnen Kruse einen kaum sichtbaren Spalt im Fundament.

„Das ist unser Geheimfach“, sagte er.

„Das ist von draußen ja tatsächlich nicht ohne Weiteres zu sehen“, stellte Lüdenkamp fest. „Da müsste Sie schon jemand gezielt ausgespäht haben, um an die Fernsteuerung zu gelangen.“

„Das sehe ich auch so“, stimmte ihm Brasche zu.

„Ihr Kollege hat uns erzählt, dass etwas mit einer Palette nicht stimmt“, sagte Lüdenkamp.

„Ja“, antwortete Kruse. „Wir haben gestern die letzten Steine aus einer offenen Palette verarbeitet. Alle anderen waren noch verschweißt. Jetzt fehlt bei einer Palette der obere Teil der Folie. Und bei einem der Steine ist eine Kante beschädigt. Das kann natürlich auch schon beim Transport nach hier passiert sein. Aber das wäre ungewöhnlich. Haben wir bis jetzt jedenfalls noch nicht gehabt. Und die Folie war gestern Abend auf jeden Fall noch vorhanden.“

„Schwarze Folie wie auf der Palette mit dem Toten?“, wollte Brasche wissen.

„Nein. Die Steine sind alle in durchsichtiger, farbloser Folie verschweißt.“

„Gut. Vielen Dank. Halten Sie sich bitte zur Verfügung. Wenn wir weitere Fragen haben sollten, melden wir uns. Ach ja. Wegen Ihrer Fingerabdrücke: Kommen Sie doch bitte morgen Vormittag ins Kriminalkommissariat im Kreispolizeigebäude, Reeser Landstraße.“

„Okay“, sagte Wippert.

Kling Glöckchen

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