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I. Wie ist die Freimaurerei entstanden?

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Im Mittelalter, als in Deutschland und anderen Ländern die gewaltigen Dome entstanden, deren Bau oft mehrere Menschenalter in Anspruch nahm, schlossen sich die an diesen Bauten tätigen deutschen Werkleute zu Genossenschaften zusammen, in denen die Berufsgeheimnisse gelehrt und bewahrt wurden. Um sie nicht an Außenstehende gelangen zu lassen, schuf man eine feste berufsständische Ordnung. Die Mitglieder zerfielen in Lehrlinge, Gesellen und Meister und mussten die Geheimhaltung der Kunst mit einem feierlichen Eide geloben. Diese wohl ausgebildeten und erfahrenen Bauleute wurden in aller Herren Länder berufen und stifteten, wohin sie immer kamen, Bauhütten, die in England „lodges“ (Logen) genannt wurden. Frömmigkeit, Zucht und Sitte, verbunden mit einem eigenartigen Gebrauchtum, das auch den geselligen Veranstaltungen eine besondere Würde verlieh, waren die Grundlagen dieser Werkmaurer-Logen, in denen vor allem der Widerstand gegen die Inquisition und geistige bzw. religiöse Knechtung so stark betont wurde, dass Gewissensfreiheit erstrebende Sekten, wie die Waldenser, die Apostolischen Brüder und andere, in ihnen einen Rückhalt suchten und fanden. Schon diese Bauhütten nahmen also Männer auf, die nicht Handwerksgenossen waren, und nannten sie „Liebhaber des Handwerks“ oder „angenommene Maurer“. Durch den Einfluss derselben wurde die schon vorhandene Neigung der Bauhütten verstärkt, neben den rein handwerklichen und genossenschaftlichen Angelegenheiten auch geistige Fragen zu behandeln und neben dem realen einen „geistigen Bau“ aufzuführen.

In England gewann durch den Beitritt vieler aufgeklärter Männer dieser „geistige Bau“ mit der Zeit dermaßen das Übergewicht, dass schließlich das den alten Handwerksgebräuchen entnommene Ritual1 eine nur symbolische Bedeutung gewann, während die eigentliche Lehre der Loge durchaus auf seelischer und geistiger Grundlage beruhte. In dem durch lange und blutige Religionskämpfe zerklüfteten England war es geradezu eine Notwendigkeit, dass in den Freimaurer-Logen Stätten geschaffen wurden, in denen Männer aller Stände und Glaubensbekenntnisse auf Grund einer dogmenlosen Religiosität gemeinsam den hohen Zielen reiner Menschlichkeit zustreben konnten. So wurde die Freimaurerei die Hüterin der Toleranz und die Pflegerin der „Königlichen Kunst“, d. h. der Kunst, ohne die Antriebe der Furcht und der Hoffnung auf äußeren Vorteil gute, hilfreiche, vorurteilslose Menschen zu werden und durch Lehre und Beispiel veredelnd aufeinander und auf die Menschheit als Ganzes zu wirken.

In der sogenannten Aufklärungsperiode gewann diese geistige Freimaurerei von England aus, wo am Johannistage 1717 die erste Großloge begründet worden war, in allen Ländern Boden, so dass sie heute über den ganzen Erdball verbreitet ist. Die deutsche Freimaurerei hat sich bis zur Gegenwart stets zu dieser idealen Auffassung bekannt, während die Entwicklung in anderen, besonders den romanischen Ländern (und England) mit der Zeit andere Bahnen ging und, entgegen der ursprünglichen Forderung, nicht selten auf das politische Gebiet übergriff. Wenn dies dazu führte, dass in jenen Ländern die Logen nationalistische, ja chauvinistische Tendenzen zeigten, so haben die deutschen allezeit daran festgehalten, dass zwar dem Vaterlande in erster Linie zu dienen, aber die Erörterung politischer und konfessioneller Streitfragen grundsätzlich auszuschließen sei.

Der Leser, der sich über die hier nur ganz kurz behandelte Geschichte der Freimaurerei näher zu unterrichten wünscht, findet in jedem Konversationslexikon umfängliche Nachweise über die einschlägige Literatur.

Die Freimaurerei

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