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Einleitung

Beim Besuch fremder Städte und Länder gehören Kirchengebäude zu den interessantesten und beliebtesten Besichtigungsobjekten. Aufgrund ihres teilweise hohen Alters sind sie einzigartige Zeugnisse vergangener Kultur-, Architektur- und Kunstepochen. Ebenso weisen Gebäude aus jüngerer Zeit oftmals eine bemerkenswerte gestalterische Qualität auf. An einem Kirchengebäude können ganze Glaubens-, Lebens- und Gedankenwelten einzelner Zeiträume greifbar werden. Zugleich werden deren geschichtliche Veränderungen mit ihren Höhen und Tiefen sichtbar.

Betritt eine Reisegruppe eine Kirche, so sind es ganz unterschiedliche Aspekte, die den Einzelnen als Erstes auffallen. Während bei den einen der Blick sofort in die Höhe zum Gewölbe geht und sie den Raum als Ganzes erfassen möchten, suchen andere Bilder oder Fenster auf, um sie näher zu betrachten. Die einen werden zuerst zum Altarraum als Zentrum der Kirche gehen, andere beginnen bei den eher seitlich gelegenen Devotionsorten, die ihnen in der persönlichen Frömmigkeit wichtig sind. Für manchen ist der Klang im Raum wichtig, z. B. wenn die Orgel spielt oder gesungen wird, oder aber die Stille, die sich durch die Dämpfung der Geräusche von außen ergibt. Während für die einen die Architektur entscheidend ist, steht für andere die liturgische Dimension im Vordergrund.

Unser Bild vom Kirchenraum ist mit erheblichen Emotionen verbunden. Es gibt Räume, in denen wir uns wohlfühlen und Gottesdienst feiern mögen, während andere uns nicht zusagen. Erst in der aktuell immer häufiger zu führenden Diskussion um die Umnutzung oder gar die Aufgabe von Kirchengebäuden wird vielen Gläubigen schmerzlich bewusst, welche hohe Bedeutung der Kirchenbau, die Gestaltung des Raumes, seine gottesdienstlichen Orte und die Einrichtungsgegenstände für die eigene Religiosität besitzen.

Zudem kommt in unserer Gesellschaft den Kirchengebäuden eine wachsende Bedeutung für die Wahrnehmung des Christentums von außen und von innen zu. Sie wirken identitätsstiftend, kennzeichnen sie doch den Mittelpunkt einer Glaubens- und einer Lebensgemeinschaft. Dass der zweite Aspekt nicht zu unterschätzen ist, zeigt sich etwa, wenn in ostdeutschen Dörfern selbst Nichtchristen sich für den Erhalt und die Renovierung der (meist evangelischen) Dorfkirchen einsetzen. Zum Idealbild unseres Kulturkreises gehört zu einem Dorf oder einer kleinen Stadt immer eine Kirche.

Es existieren objektivierbare Kriterien, mit denen man sich einem Kirchenraum nähern kann. Deshalb möchte der Band die einzelnen Aspekte des liturgischen Raums und der gottesdienstlichen Orte erschließen. Dabei stehen Kirchenräume der römisch-katholischen Tradition unserer Breiten im Vordergrund. Der Blickwinkel soll primär ein theologisch-liturgischer sein, in den sich die anderen, etwa kunst- und kulturgeschichtliche oder gesellschaftliche Dimensionen einordnen werden.

Der Band ist aus einer überarbeiteten und ergänzten Serie von Artikeln entstanden, die von Dezember 2007 bis November 2008 unter der Rubrik „Die Mitte erschließen“ in der Zeitschrift „MAGNIFICAT. Das Stundenbuch“ erschienen sind.

Dem Gottesdienst Raum geben

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