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8. Ein Morgen in der Blockhütte – Die Blutspuren – Assowaum taucht nach dem Toten

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Auf den dichtbelaubten Pfirsichbäumen, die das Blockhaus umstanden, krähten die Hähne und verkündeten den nahenden Morgen, draußen im Walde antworteten die wilden Welschhühner, und im Osten begannen die Sterne zu erbleichen. Da erhoben sich in der Hütte die drei Frauen, Mrs. Bahrens mit ihren beiden Töchtern, vom Lager, um sich in dem Raum, den sie mit so vielen Fremden teilen mußten, anzukleiden, ehe es heller wurde. Vorsichtig schritten sie dann über die am Feuer Lagernden hinweg und bliesen die verglimmende Glut wieder zu lebendigerem Feuer an. Bald loderte auch, von hellflackernden Kienspänen genährt, eine wärmende Flamme empor, die große blecherne Kaffeekanne wurde auf Holzscheite gestellt und schnell angerührter Brotteig flach geschlagen und auf eiserne Deckel vor die Glut gestellt.

»Ich hab’ es dem Vater nun wohl fünfzigmal gesagt«, brummte die Frau, als sie die gebrannten Kaffeebohnen in einen Blechbecher tat und auf dem Herdstein mit dem Griff des Tomahawks zerstieß, »er sollte mir von Morrisons Bluff oder Little Rock eine Kaffeemühle mitbringen, aber nein – Gott bewahre. An seine Jagdgerätschaften denkt er, doch wenn’s einmal etwas für mich ist, da kann ich’s wer weiß wie viele Male sagen. Gestern war er wieder drüben im Laden, den Whiskykrug, den vergaß er nicht, o nein – aber die Kaffeemühle…«

»Brumme nicht, Alte!« rief Bahrens aus dem Bett herüber, »nicht räsonieren!« —

»Ach, es ist wahr!«

»Nein, es ist nicht wahr – greif einmal dort in die Ecke, wo das Salzfäßchen steht – mehr rechts – so – wie heißt das Ding?«

»Ei, meiner Seele eine Kaffeemühle, und da läßt du mich hier in einem fort stoßen!«

»Wenn ich die Augen zu habe, kann ich doch wohl nicht sehen, was du machst?«

»Hört einmal, Roberts«, sagte Harper jetzt und setzte sich im Bett auf, »mit Euch zu schlafen ist wahrhaftig eine Kunst – Ihr seid gar nicht unverschämt.«

»Nun, Ihr werdet mir doch wohl die Hälfte vom Bett zugestehen!« murmelte Roberts, noch halb schlaftrunken.

»Allerdings«, erwiderte Harper, »aber nicht aus der Mitte heraus, daß ich an beiden Seiten liegen muß, um mein Teil zu haben – das ist gegen alles Völkerrecht.«

»Allons, Boys – get up! get up!« rief nun der alte Bahrens, der an den Kamin getreten war und die Whiskyflasche hoch emporhielt. »Hier ist ein Magenstärker – wer will sein Bitteres?«

Das tat seine Wirkung, alles sprang auf die Füße, nur der Yankeekrämer lag noch und schnarchte, als ob im ganzen Haus Totenstille herrschte. Curtis bearbeitete seine Rippen lange vergebens und behauptete zuletzt fluchend, der Bursche sei so lang, daß man ihn nur stückweise wecken könne. Als die Sonne ihre ersten Strahlen durch die feurig erglühenden Baumwipfel sandte, saßen die Männer um den Frühstückstisch herum, während die Mädchen draußen die Pferde fütterten und Schweine und Hühner von den Trögen scheuchten.

»Aber sagt einmal, Bahrens«, fragte Roberts während der Mahlzeit, »was wird denn jetzt aus unserer Schweinejagd? Wenn wir dem Mord nachspüren wollen, müssen wir die Schweine laufen lassen, und da wird meine Alte schön brummen.«

»Nun, Ihr könnt ja ein andermal wieder herüberkommen; überdies glaub’ ich, daß wir sie ziemlich alle, die natürlich ausgenommen, die von den Bären gefressen sind, etwa zwei Meilen weiter den Fluß hinunter antreffen werden. Ich habe vorgestern eine Menge mit Eurem Zeichen bemerkt, und apropos – auch die Sau, die Eurem Vater gehört, Curtis, der der Bär das Stück Fett aus dem Nacken gebissen hat.«

»Was, die lebt noch?«

»Ja, und hat elf allerliebste Ferkel bei sich.«

»Den Teufel auch!« rief Curtis. »Hört, Bahrens, haltet reinen Mund darüber. Ich sprach noch vorgestern mit dem Alten über die Sau, und er hält sie für tot. Die kauf’ ich ihm ab, ’wie sie im Walde läuft‹, das heißt, auf Finden und Nichtfinden. Für einen Silberdollar bekomme ich sie, und dann treib’ ich sie heim.«

»Auch nicht übel!« Harper lachte, »jetzt will der seinen eigenen Vater betrügen.«

»Das ist doch kein Betrug!« verteidigte ihn der Krämer. »Wer auf ehrliche Weise einen Dollar verdienen kann, betrügt niemanden. Sein Vater ist ja nicht verpflichtet, ihm die Sau zu verkaufen.«

»Das wäre auch das letzte, was ein Yankee verdammen würde«, sagte Bahrens, der ruhig zugehört hatte. »Aber jetzt fort, Boys – die Sonne ist auf, und wir dürfen keine Zeit verlieren. Ist es wirklich ein Mord, der da verübt wurde, so wär’s jetzt vielleicht noch möglich, die Täter einzuholen; ich glaube aber noch immer, Ihr habt Euch geirrt. Erstlich bin ich gestern morgen dort vorbeigeritten, und dann muß Mr. Brown dieselbe Richtung gekommen sein.«

»Brown?« fragte Harper schnell, »Brown? Wie geriet denn der in diese Gegend? Er wollte ja nach Morrisons Bluff hinüber.«

»Das sagte er auch, und wenn er geradeswegs vom Fourche la fave kam, so war das freilich hier ein Umweg. – Doch fort – fort. Mittags können wir wahrscheinlich wieder zu Hause sein.«

Die Jäger nahmen jetzt von den Frauen Abschied, ritten durch die untere Furt, wobei sich Assowaum hinter Harper aufsetzte, und fort ging’s in scharfem Trab der Stelle zu, wo sie gestern die verdächtigen Zeichen gefunden hatten.

»Halt! Dort ist der Platz!« rief der Indianer und sprang vom Pferd, »wir dürfen nicht weiterreiten, damit wir den Boden nicht mehr zerstampfen, als nötig ist.«

Die Reiter stiegen schnell ab und befestigten die Pferde an niederhängenden schwankenden Weinreben, daß sie die Zügel nicht zerreißen konnten. Assowaum aber schritt voran der Spur nach, die auf dem weichen Boden eingedrückt war. Er beugte sich aufmerksam nieder und untersuchte genau jedes liegende Blatt, jeden Grashalm, stand dann wieder auf und schritt leichten Ganges neben den Spuren bis dorthin, wo das erste Blut sichtbar wurde. Kaum aber hatte er sich hier umgesehen, als er ein lautes, tiefes »Wah!« ausstieß, das schnell die Jäger um ihn sammelte. Er wies auf die Umgebung, und die Greueltat ließ sich nicht mehr verkennen.

Der Platz lag gerade am Fuße einer umgestürzten Fichte, aus deren Wurzelhöhlung ein dichtes Gewirr von Brombeersträuchern und dornigen Schlingpflanzen aufgewachsen war. Ein Pferd hatte dieses kleine Dickicht umgehen wollen, die Hufspuren führten halb herum, als irgend etwas, wahrscheinlich das mörderische Blei, den Reiter aufgehalten haben mußte. Dort lag das erste Blut; aber der Unglückliche war noch nicht gestürzt, das Pferd hatte einen Sprung gemacht.

»Die Kugel muß das Pferd getroffen haben«, meinte Roberts, »sonst wäre der Reiter doch wohl heruntergefallen?«

Assowaum wies schweigend auf einen nahebei stehenden Hickorybaum, an dessen hellgrauer Rinde, wohl acht bis neun Fuß vom Boden, deutliche Blutspuren sichtbar waren.

»Wahrhaftig!« rief Harper entsetzt, »an den Hickory ist er mit dem Kopf geschlagen, und hier ist auch die Stelle, wo er stürzte.«

Der Boden war dort von vielen Fußtritten zerstampft, der Ermordete mußte sich augenscheinlich gewehrt haben, und einzelne Zweige zeigten, wo er sich mit letzter, verzweifelter Kraft an sie geklammert und die Blätter abgestreift hatte. Dort war er auf ein Knie niedergesunken – dickes, dunkles Blut bedeckte an dieser Stelle den Boden – und nie wieder aufgestanden. Doch ja, dort war Blut gegen den Stamm einer Zypresse gespritzt. Unter diesem Baum war auch die Leiche eine Zeitlang liegengeblieben; die Lage, mit dem Rücken über die scharfe Wurzel gekrümmt, hätte kein Lebender ausgehalten.

Die Männer starrten schweigend und schaudernd auf diese schrecklichen Zeichen des Mordes; denn Mord war es, ein Kampf hatte nicht stattgefunden, höchstens eine verzweifelte Verteidigung. Der Tote war von seinem Pferde herabgeschossen oder -gezerrt und erschlagen.

»Kommt!« sagte Assowaum und folgte jetzt der Spur bis zum Ufer des Flusses, vorsichtig dabei im Gehen jede Spur untersuchend. »Zwei haben ihn getragen.«

»Das fanden wir gestern schon – die Zeichen gehen bis an die Uferbank.«

»Hier hat er gelegen, und zwei haben hier gestanden – was ist das? Da ist ein Messer – blutig.«

Die Regulatoren in Arkansas

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