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Freie Liebe.

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Als Felix vom Zähneputzen zurückkam, waren die beiden Doppelstock-Betten zu einer Insel zusammengeschoben und in der unteren Abteilung lagen Holger und Regina. In T-Shirt und Boxer-Hose kletterte Felix in die obere Abteilung, die er für sich allein hatte, sagte „Gute Nacht“ und zog die Decke bis zum Kinn.

Das Bier tat seine Wirkung und ließ ihn schnell einschlafen, aber mitten in der Nacht wachte er wieder auf. Was war das? Das ganze Bett rappelte und ließ ihn zunächst an ein Erdbeben denken, aber dann hörte er leises Keuchen und unterdrücktes Stöhnen. Ein Juchzer zeigte an, dass Holger seinen Höhepunkt erreicht hatte und dann wurde es wieder still.

Felix war schon fast wieder eingeschlafen, da spürte er wieder Bewegung in dem Bett unter ihm. Als er die Lider hob, sah er Regina splitterfasernackt durch den Schlafsaal gehen in Richtung Toilette. Ihr Anblick im schwachen Mondlicht erregte ihn und er dachte: „Blond und drall…“ Gespannt wartete er auf ihre Rückkehr und als sie zurückkam, sah er ihren üppigen Busen und ihr dichtes Schamhaar.

Irgendwie hatte sie seinen Blick gespürt und schaute ihm direkt in die Augen und lächelte. In dem schwachen Licht sah er ihre Zähne aufblitzen. Verlegen schloss er die Augen, aber als sie am Bett stand flüsterte sie ihm zu: „Gute Nacht, schlaf schön, mein Prinz.“

Kurz vor dem Morgengrauen erwachte er wieder und hatte einen Ständer in der Hose. Die biervolle Blase wollte entleert werden. Vorsichtig kletterte er die Leiter herunter, aber als er auf einen Schuh trat, machte er doch Geräusche. Besorgt schaute er der schlafenden Regina ins Gesicht und sie öffnete prompt die Augen und blickte ihn an. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie seine Beule in der Hose bemerkte.

Er erstarrte, aber sie schlug die Decke zur Seite und flüsterte: „Ich muss auch auf die Toilette, das viele Bier...“ Sie war immer noch nackt und ging vor ihm her durch den Schlafsaal, durch den Flur, auf die Damentoilette. Er schaute ihr den ganzen Weg fasziniert auf den Hintern und folgte ihr wie ein Schlafwandler, sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Im Waschraum drehte sie sich plötzlich um, schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn voll auf den Mund. Ihre Zunge drang in ihn ein und augenblicklich stand er in Flammen und erwiderte ihren leidenschaftlichen Kuss. Seine Hände tasteten ihren Körper ab, ihren Rücken, ihren Po, ihre Brüste.

Er war wie von Sinnen und sein Glied wurde knallhart. Sie streifte mit einiger Mühe seinen Shorty ab und ergriff sein Glied. „Komm zu mir“, flüsterte sie, zog ihn mit sich an die Wand, spreizte die Beine, stützte ihren Fuß auf einer Bank ab und führte seinen Penis ins gelobte Land.

Er konnte nicht mehr denken, er war nur noch Urtrieb und rieb sich an ihrem Inneren bis er kurz vor der Explosion stand. Ihr Seufzen war dabei intensiv geworden und folgte dem Rhythmus seiner Atmung und seinen Beckenstößen. Ihre Fingernägel bohrten sich in seine Po-Backen, ihr Beckenboden spannte sich an, sie stand vor dem Höhepunkt. Mit einem wilden Aufschrei kamen sie beide zum Höhepunkt ihrer körperlichen Vereinigung und um-klammerten sich, als wollten sie sich nie wieder loslassen.

Langsam kamen sie wieder zur Besinnung und Felix fragte sich, ob er aus einem Traum erwachte oder ob das alles Realität sei. Regina lächelte ihn an und flüsterte: „So schön wie mit Dir war es noch nie.“

Felix konnte keine Vergleiche aufbieten, es war sein 1. Mal gewesen. Seine Gefühle überwältigten ihn. „Ich liebe dich“, stammelte er und küsste sie auf den Mund und dann auf ihre Brüste. Sie genoss die Zärtlichkeiten und wuschelte durch seine Haare.

„Ich mag dich auch, sehr sogar.“

Da ging das Licht im Flur an und der Schein fiel durch die Milchglasscheibe in den Raum. Jemand ging den Flur entlang.

Sie flüchteten in eine Toilettenkabine und hörten, wie jemand hereinkam und eine andere Kabine aufsuchte. In der Stille der Nacht hörte man deutlich das Plätschern von Pipi und dann das Rauschen der Spülung.

Regina setze sich auf die Toilettenbrille und machte ebenfalls Pipi in die Schüssel.

Die Person entfernte sich wieder.

Felix war jetzt wieder klar im Kopf und flüsterte: „Es wird hell.“

„Wir könnten eigentlich duschen gehen, bevor hier alle aufwachen“, sagte sie pragmatisch, nahm zwei Blatt Papier, wischte sich trocken und betätigte die Spülung. „Wir brauchen nur Handtücher.“

„Was ist mit deinem Freund?“, fragte Felix und es wurde ihm mulmig zu Mute.

„Holger habe ich gestern im Zug kennengelernt“, antwortete Regina leichthin, „wir sind nicht zusammen. Ich bin solo.“

Sie lachte los, als sie das verdutzte Gesicht von Felix sah, dann öffnete sie die Kabinentür und schlüpfte hinaus.

Felix musste erstmal strullern und war anschließend im doppelten Sinne erleichtert: Holger war nicht ihr fester Freund!

Er verließ die Zelle und suchte seine Shortys, die er in einer Ecke des Raums fand. Als er sie gerade anzog, betrat eine junge Frau den Raum.

Befremdet schaute sie auf seinen Penis und meinte: „This room is for women.“

„Sorry“, antwortete Felix, „my mistake“, zog die Hose hoch und verließ den Raum.

Auf dem Flur kam ihm Regina mit Handtüchern und Unterwäsche in der Hand entgegen und wollte ihn mit sich ziehen.

„Ich gehe nicht in die Frauendusche“, sagte Felix, „da war gerade eine Frau, die hat mich angemacht. Ich fürchtete schon, sie würde anfangen zu schreien.“

Regina kicherte.

„Ok, dann eben nicht.“

Sie verschwand hinter der Tür zum Duschraum.

Felix holte sein Kulturtäschchen, sein Handtuch, seine Minihandtücher und seine Badeschlappen.

Unter der warmen Dusche entspannte er sich und nach dem Abduschen mit kaltem Wasser war er hellwach und frisch. Als er sich abtrocknete, kam ein Pärchen in den Duschraum, zog sich ungeniert aus und ging gemeinsam unter die Dusche. Sie seiften sich gegenseitig ein, kicherten und schäkerten miteinander in einer fremden Sprache.

Felix war erleichtert: Er war nicht der Einzige, der sich auf fremdem Territorium bewegte!

Als er zurück in den Schlafsaal kam, standen die Pärchen gerade auf. Nur Holger pofte noch und schlief seinen Bierrausch aus. Regina kam gutgelaunt und mit nassen Haaren ins Zimmer, diesmal in Unterhöschen und Hemdchen, den BH hatte sie weggelassen. Sie vervollständigte ihr Outfit mit einem Minirock und Sandalen und dann war sie bereit für das Frühstück.

„Lass uns frühstücken, Holger schläft sicher noch eine Weile nach dem vielen Bier, das er gestern getrunken hat“, meinte sie zu Felix und lächelte bezaubernd.

Felix war froh, dass ihr nächtliches Abenteuer keine Missstimmung verursacht hatte und folgte ihr nur allzu gerne. Die Tische waren schon gedeckt, aber nur spärlich besetzt, der große Ansturm kam erst noch. Sie holten sich Müsli, Brot, Butter, Käse, Wurst und Marmelade und setzten sich an einen der langen Tische, auf dem schon eine Thermoskanne mit heißem Kaffee stand.

„Was hast Du denn heute und überhaupt vor?“, fragte Felix. „Heute würde ich mir gerne Kopenhagen anschauen“, antwortete Regina, „und überhaupt habe ich Nichts vor und drei Wochen Zeit. Und Du?“

„Kopenhagen anschauen ist eine gute Idee. Ansonsten bin ich mit meinen beiden Freunden in Finnland verabredet. Wir wollen uns in Turku treffen und dann ein Rockfestival besuchen. Ich habe übrigens drei Monate Zeit, ich bin fertig mit der Schule.“

„Du Glücklicher“, meinte Regina, „ich muss noch ein Jahr absitzen. Ich drehe eine Ehrenrunde, Mathe und Physik sind nicht mein Ding.“

Dann widmeten sie sich erstmal der Nahrungsaufnahme und sinnierten vor sich hin.

„Willst Du mitkommen nach Finnland?“, fragte Felix unvermittelt und schaute ihr voll in die Augen.

„Das wäre nicht schlecht“, meinte Regina und schaute zurück.

„Was ist mit Holger?“, fragte Felix.

„Der hat nur dieses Wochenende Zeit und fährt morgen wieder zurück nach Kiel“, antwortete sie.

„Er macht eine Lehre als Einzelhandelskaufmann.“

Felix dachte nach, starrte vor sich hin, dann hatte er einen Entschluss gefasst: „Gut, wir bringen ihn morgen zum Zug und am Montag reisen wir weiter nach Finnland.“

„Okay“, sagte Regina.

„Willst Du es ihm sagen?“, fragte Felix.

„Muss nicht sein“, antwortete Regina, „wie schon gesagt, ich bin solo und ohne Verpflichtungen. Kennst Du nicht den Spruch: Wer zweimal mit dem Gleichen pennt, gehört schon zum Establishment.“

Felix war etwas pikiert, aber dann sagte er sich: „Na klar, das ist die freie Liebe, das wolltest Du doch.“

Er lächelte tapfer und sagte: „Das sehe ich auch so.“

Der Frühstücksraum füllte sich langsam und schließlich kam auch Holger und setzte sich an den Tisch.

„Moin, moin“, sagte er verkatert und gab Regina einen Kuss auf den Mund.

„Ich hab geschlafen wie ein Stein“, erzählte er, „das Bier war gut gestern.“

Er nahm sich eine Tasse und schenkte sich Kaffee ein. „Wie war ́s bei Euch?“

„Gut“, strahlte Regina und Felix murmelte: „Auch gut.“ „Na prima, dann sind wir ja alle gut drauf! Was machen wir heute?“

Er schaute Regina fragend an und die sagte zuckersüß: „Wir haben überlegt, dass wir uns heute die Sehenswürdigkeiten von Kopenhagen anschauen und heute Abend schön essen gehen. Hast Du auch Lust?“

Holger war etwas irritiert, aber langsam dämmerte ihm, dass sie nun ein Trio waren und kein Duo.

„Aber heute nacht gehörst Du wieder mir“, dachte Holger und war mit allem anderen einverstanden, Hauptsache, heute nacht würde wieder etwas laufen.

„Na klar, immer doch“, war sein zweideutiger Kommentar mit einem eindeutigen Grinsen im Gesicht.

Während sie aßen, kam ein Typ in den Raum und legte Flugblätter auf die Tische. Felix nahm eins und versuchte es zu lesen, aber es war auf dänisch.

„Kann einer von Euch Dänisch?“

„Ich kann Dänisch“, antwortete Regina und nahm das Blatt in die Hand.

„Gründung eines Freistaats. Heute wollen Hausbesetzer ein ehemaliges Militärgelände besetzen und einen eigenen Staat gründen. Jeder, der mitmachen will, soll um 18 Uhr zum Haupttor Princessegade kommen“, übersetzte sie, dann biss sie wieder in ihr Brötchen und nahm einen Schluck Kaffee.

„Hört sich interessant an“, meinte Felix, „vielleicht sollten wir mal hingehen?“

„Interessiert mich nicht“, sagte Holger mit vollem Mund, „ich fahre am Sonntag zurück und will meine Freizeit nicht mit so etwas verplempern. Ich möchte in den Tivoli!“

„Ich würde gerne durch die Einkaufsstraße bummeln, dann in den Tivoli und dann vielleicht noch zum Freistaat“, meinte Regina schelmisch, „wer will mit mir gehen?“ Beide junge Männer hoben kurz die Hand und damit war die Sache klar.

Nachdem sie sich pappsatt gegessen hatten, machten sie sich auf den Weg.


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