Читать книгу Herd und Schwert - Fritz Skowronnek - Страница 6

Erster Teil
6. Kapitel

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Am nächsten Tage schon wurden von Madeline von Mertinat die Verkaufsverhandlungen mit dem Herrn Oberinspektor der von Bergschen Güter begonnen.

Nicht mit Herrn von Berg selber, und so stand er persönlich, einem Ausgeschalteten gleich, bei dem ganzen Verkaufe hinter den Kulissen und gab nur vor dem Notar seine Unterschrift. Damit war die Sache erledigt, denn dass er sich nicht vordrängte, wenn man ihm so deutlich zeigte, wie man ihn mied, das war doch selbstverständlich…

Das Mertinatsche Gut hatte aufgehört zu bestehen, den drei Mertinatschen Töchtern aber war, ganz so, wie Kurt von Berg das in Vorschlag gebracht hatte, das Recht geblieben, das Gutshaus bis an ihr Lebensende zu bewohnen, und ein schönes Stück Hausgarten und Obstgarten war bei dem Hause geblieben, und ein Stück Feld und eine Wiese zum Nießbrauch auch.

Haus und Garten hatten sich die beiden Mertinats – denn Georginne war selbstverständlich fort – umfrieden lassen, wohl um damit anzudeuten, dass sie sich ganz für sich allein, von der Welt, zum mindesten aber von ihrer nächsten Umgebung abschließen wollten.

Selbstverständlich wurde dieser Wunsch respektiert, was aber nicht verhindern konnte, dass die Gedanken des jungen Gutsherrn, doch öfter als sie sollten, hinüberschweiften nach dem Mertinatschen Hause und seiner schönen Insassin.

Diese selbst hatte sich mit dem Schicksal abgefunden, ja, wenn sie offen gegen sich selber sein wollte, musste sie sich sogar gestehen, dass sie sich glücklich fühlte.

Die schwere Last der Sorgen, die auf ihr gewuchtet hatte, war von ihr genommen, ihr und ihrer Schwestern Leben war gesichert, ja sogar eine gewisse Behaglichkeit herrschte wieder in dem Hause, und das war mehr, weit mehr, als sie noch je vom Leben erhoffen zu dürfen geglaubt hatte.

Georginne schrieb aus Königsberg auch sehr übermütig, lustig und zufrieden »die anderen Mädels seien noch viel doller als sie«, und Madeline, die unter den Verhältnissen mehr als sie es gezeigt hatte, gelitten zu haben schien, bekam auch allen Lebensmut wieder, der schon arg im Versagen gewesen war.

Ja, sie bekam wieder einen Anflug von Farbe, und in ihren Augen strahlte ein ruhiges, zufriedenes Glück.

Nur eines nagte an ihr, und das war, dass sie das alles dem Manne verdankte, den sie nicht nur darum, weil er der Erbe der Christine von Rosen war, hasste, sondern noch viel mehr, weil er sie seine Überlegenheit damals, als sie zum ersten und letzten Mal mit ihm sprach, so sehr hatte fühlen lassen.

Sie betrachtete darum auch stets ihr wiedergekehrtes Glück als eine Art Demütigung ihm gegenüber, aber als eine Demütigung, die zu ertragen ist, wie Malvine ihr in ihrem praktischeren Sinne sagte.

Das Haus des Herrn von Berg war übrigens durchaus nicht das geworden, was die Nachbarschaft, oder ein Teil der Nachbarschaft sich von ihm versprochen hatte.

Es war nicht das laute, fröhliche Heim eines sein Leben genießenden Junggesellen geworden, sondern das ruhige, behagliche Heim eines Mannes, der nach des Tages reichlicher und ernster Arbeit, in einer stillen Behaglichkeit sich selbst leben wollte und seine ruhige Zufriedenheit fand.

»Zufriedenheit ist aber nicht Glück, Herr von Berg,« hatte ihm Frau Strawischke gesagt. »Bei Ihnen müsste das Glück hier im Hause herrschen und das kann Ihnen nur eine Frau geben.«

»Das kann schon sein,« hatte Herr von Berg ihr zur Antwort gegeben, und der unwillkürliche Seufzer, der diese Antwort begleitet hatte, war von Frau Strawischke nicht etwa als ein Zeichen der Sehnsucht nach einer ganz bestimmten Person, sondern als allgemeines Sehnsuchtszeichen gedeutet worden.

Und so hatte sie sich denn beinahe den Mund fusselig darüber geredet, was für ein anderer Mensch man durch die Ehe gleich würde, und was für einen Segen die Ehe ins Haus bringe, obwohl der einzige Segen, den ihr die Ehe gebracht hatte, nur der sehr problematische ihrer sechs Töchter gewesen war.

In allem Übrigen aber war die Strawischkesche Ehe in geradezu kläglicher Weise gescheitert, was allerdings nicht an der netten, rundlichen Frau gelegen hatte, sondern ganz natürlich an ihm.

So oft auf dem Bergschen Gutshofe etwas los war, und das war wie gesagt nicht so oft, fuhr sie natürlich mit allen Sechsen an, was die beiden Ältesten als eine verfehlte Taktik empfanden, da merkwürdigerweise die Männer für die Reife weit weniger Verständnis zu haben pflegen, als für das Grüne der vorlauten Jugend.

Mutter Strawischke hatte aber eine andere Ansicht darüber, die sie noch aus der Artillerie übernommen hatte, bei der ihr Vater einstmals gestanden hatte. »Je mehr Geschütze man aufprotzt, um desto eher kriegt man den Feind klein.«

Leider aber wollte ihr System nicht verfangen, so niedlich ihre Töchter auch waren, und so schmachtende Blicke sie auch in unbewachten Momenten auf den jungen Gutsherrn warfen.

Der war freilich, so wie sich für jeden Gastgeber gehört, die Liebenswürdigkeit selbst, aber – gegen alle, und das, war ja gerade, was so zum Verzweifeln war.

Zum Glück blieb die Strawischke nicht mit Ihrer Enttäuschung allein, sondern sie wurde von allen Müttern heiratsfähiger Töchter geteilt, so dass sich allmählich die Zahl der Einladungen, denen der Herr von Berg ausgesetzt war, immer mehr und mehr verringerte.

Und das zur Freude des jungen Gutsherrn, der kein großer·Freund von großen Bekanntschaften war, sondern sich am glücklichsten fühlte, wenn er mit sich oder ein paar gleichgestimmten Seelen allein war.

Ja, das ließ sich gut sagen: »gleichgestimmte Seelen«. Woher aber die nehmen? Und da traf es sich gut, dass eines Tages ein Brief kam.

»Ja, lieber Freund, ist es denn wahr, dass du seit so geraumer Zeit so ganz in unserer Nähe bist, und nichts hast von dir hören lassen? Ist es dem großen Gutsherrn vielleicht nicht bekannt, dass drüben, über der Grenze, ein anderer Gutsherr sitzt, der sich unter sechstausend Banausen mopst und sich nach einer Menschenseele sehnt, die ihn versteht? Ist deine Ehe mit Frau Musika schon getrennt, oder schmachtest du schon in anderen, weniger geistigen, aber dafür umso süßeren Ehefesseln? Das muss ich alles sehen; dem allem muss ich auf den Grund kommen. Mache dich daher gefasst, dass ich dich nächstens einmal überrumple. Heute aber schicke ich gleichzeitig mit diesem meinem Geschreibsel noch meine Visitenkarte an dich ab. Kola.«

Ja, wahrhaftig, an Nikolai von Roth hatte Kurt von Berg eine ganze Ewigkeit nicht gedacht, am allerwenigsten in der letzten Zeit.

Wieso und warum, das war ihm selber nicht klar, jetzt aber freute er sich auf den kommenden Besuch, und das umso mehr, als die Visitenkarte, die Nikolai von Roth abgeschickt hatte, sich als ein schönes dickbauchiges Cello entpuppte, auf dem Kola ein Meister war, während er nach dem Tod der Tante seine Geige arg vernachlässigt hatte.

Jetzt aber suchte er sie hervor, und er streichelte sie mit seiner Hand und mit seinen Blicken, gleich als wollte er ihr das Unrecht abbitten, das er an ihr getan hatte.

Ja, ja, Frau Musika, jetzt kehrt der Sünder reuig wieder zu dir zurück! Er nahm die köstliche Geige behutsam aus Ihrem Kasten, legte sie an seine Schulter an und ließ durch einen Griff seiner Finger ihre Saiten erklingen. Dann strich er mit feinem Bogen darüber hinweg und entlockte ihnen die süßen, herrlichen, langentbehrten, zitternden, schwingenden Töne.

Wie ein Rausch kam es über ihn, wie eine Erfüllung.

Ton an Ton reihte sich ihm wie in herrlicher Schönheit; alles, was in seiner eigenen Seele verborgen lag, legte er in die Seele des Holzes; tongewordene Träume entströmten dem herrlichen Instrumente. Alle Sehnsuchten des Herzens klangen wie ein Strom lockenden Werbens heraus.

Lockenden Werdens und sieghaften Wollens, denn was er spielte, war zum Liebesliede geworden.

Auf dem Korridor draußen lauschte der alte Jons und spitzte die Ohren. So etwas hatte er noch nicht gehört, so lange das Haus stand. Unten in der Küche, bis zu der die nie gehörten Klänge unbestimmt und verschwommen herunterklangen, legte die Köchin, die alte Maria ihren Kartoffelnapf weg, und die Dore, die gerade Zwiebeln schnitt, begann mit tränenden Augen und schluchzender Stimme zu singen:

»Ach Gott, ach Gott, wie ist mir arg,

Mein Schatz der ist in Königsbarg.«


Oben aber, in des Herrn Zimmer, legte dieser seine Geige weg; der verklärte Ausdruck blieb aber noch eine ganze Weile auf seinen Zügen liegen.

Zwei Tage später kam Nikolai von Roth.

Frisch, rot, pausbäckig und mit lachenden Augen wie immer.

»Na du,« rief er dem ihn erwartenden Freunde zu, »du kannst mir gestohlen werden. Seit einem halben Jahr ist er hier und lässt nichts von sich hören, und nur dem Zufall muss man es danken, wenn man’s erfährt. Ist das die Freundschaft? Dann dank’ ich allergehorsamst dafür. So, und damit wir wenigstens unser Trio beisammen haben, habe ich den da, meinen Bruder, gleich mitgenommen. Und das,« – und er wies auf einen jungen, blassen, sehr elegant und geschniegelt aussehenden jungen Mann mit kleinem, sorgsam gepflegten Schnurrbärtchen – »das ist mein Sekretär, Herr von Iwolski. Na, ihr werdet euch ja kennen lernen, denn so schnell bringst du uns nicht wieder weg.«

Er sprach in der offenen, lebhaften Art, die seinem Wesen entsprach, aber mit dem eigentümlichen, getragenen, breiten Tone der Balten.

Kurt von Berg schüttelte ihm freudig die Hände, ebenso Bogdan von Roth, der ihm auch ein lieber Bekannter war, wenn er ihm auch nicht so nahe stand wie Nikolai. Den Sekretär aber begrüßte er mit jener entgegenkommenden Zurückhaltung, die jedem Fremden gegenüber angebracht ist. Die Bratsche und die Violine standen schon bereit.

»Ne, lieber Junge,« sagte aber Nikolai von Roth. »Erst essen. Wir haben nämlich einen mordsmäßigen Appetit nach dieser Fahrt. Es sind doch zweihundert Werst, die wir zurückgelegt haben, und der Frühling liegt uns überdies noch in allen Gliedern. Außerdem weißt du ja, die Seele des Menschen liegt in unserem Magen. War es nicht Kuno Fischer, der uns das gelehrt hat? Nein? Nu, dann war es ein anderer.« und er schob seinen Arm in den seines Freundes und ließ sich von ihm in das Esszimmer führen.

Speisesaal konnte man es füglich wohl nennen.

Die Frühstückstafel war schon gedeckt. Mit Kennermiene wurde sie von Nikolai von Roth überflogen.

»Ja,« sagte er, »das tut’s. Da wollen wir einmal auf russische Art frühstücken, nicht wahr, Timofei Simonowitsch?«

»Wie ist das?« fragte der Sekretär, an den diese Worte gerichtet waren.

Herr von Roth lachte.

»Da ist er ein Russe und ich, ein Deutscher, muss ihm das erst erklären: ein russisches Frühstück fängt früh an und ist abends noch nicht zu Ende. So wollen wir’s halten. Stimmt’s?«

»Wenn die Vorräte reichen, warum nicht?« sagte Herr von Berg lachend.

Das Frühstück zog sich zwar nicht ganz so in die Länge, wie Nikolai von Roth das vorausgesagt hatte, reichte aber doch ziemlich weit in den Tag hinein und war zweifellos das anregendste und gemütlichste, das Kurt von Berg bisher in seinem neuen Heime zu sich genommen hatte, denn es ging plötzlich in das Mittagessen über.

Man hatte über tausenderlei Dinge gesprochen, Berliner Erinnerungen ausgetauscht und über Musik und Weiber gesprochen.

Hauptsächlich natürlich über Musik.

»Ja,« sagte Kola, »dass dir die hier fehlt, das begreif’ ich. Ich finde es nur spaßhaft, dass du ausgerechnet auf mich warten musstest, um dich ihrer wieder zu erinnern. Aber freilich, wenn einem das Pusten und Prusten des Dampfpflugs, wenn einem der Takt der klappernden, schlagenden Dreschflegel, wenn einem der Milchstrom der Kühe zur Musik geworden ist, dann ist es ja möglich, die Kunst zu vergessen. Ich aber bin nur Bauer von sechs bis acht – von sechs Uhr früh bis abends um acht, mein’ ich natürlich, und bin es, frag’ nur die da, mit Stolz und mit Leidenschaft; dann aber zieh’ ich den Bauernkittel oder den Gutsherrnrock aus und werde wieder Salonmensch und Künstler. Ach, Künstler! Weißt du noch, Kurt wie wir davon geträumt haben, als Künstler die Welt zu durchzieh’n? Du, Bogdan und ich? Und wie wir eine vierte gesucht haben, die mit uns zieht? Aber wer weiß, wozu das gut ist, dass es nicht so geworden ist. Im Übrigen siehst du in uns hier«, und er zeigte auf sich, Bogdan und Herrn von Iwolski, »das Fleisch und Bein gewordene Trio: Ich immer noch a11egro vivace, ma non troppo, Bogdan das Andante und unser lieber Herr Sekretär hier das Adagio molto moderato

»Sind Sie denn auch musikalisch?« wandte sich Herr von Berg an Herrn von Iwolski.

»Es gibt keinen Russen,« antwortete dieser, »der es nicht wäre. Aber ich spiele nicht.«

»Gar nichts?«

»Nein.«

»Dann sind Sie eine glänzende Ausnahme von den vielen Tausenden, die nicht musikalisch sind und doch spielen.«

»Ja, das bin ich, Gott sei Dank!« sagte der Russe mit dem Tone solcher Überzeugung, dass alle anderen lachten.

»Und nun sind wir vier da,« sagte Bogdan von Roth, »und das Quartett ist doch nicht beisammen.«

»Nein,« erwiderte Kurt von Berg, »die vierte fehlt«, und er warf seinen Zigarettenstummel abermals von sich.

»Teufel, dann musst du eben für die vierte sorgen! Ihr werdet doch wohl hier in der Nachbarschaft eine haben, die zur Not mit uns klimpern kann.«

»Klimpern gewiss, aber spielen?«

»Ja, da hast du recht, das findet sich schwer. Heirat’ doch eine. Ein unverheirateter Gutsherr ist überhaupt eine Absurdität. ,Bauer ohne Frau’, sagt ein gutes kurländisches Sprichwort bei uns„ist wie Hahn ohne Henne, wie Hof ohne Tenne, wie Stall ohne Sau’.«

Alles lachte. Am hellsten und fröhlichsten Kola; ja selbst Herr von Iwolski verzog seinen Mund zu einem Lächeln.

»Auch wir Russen haben ähnliche Sprichwörter,«, sagte er. »Eines der bekanntesten lautet: ‘Geh’, Bauer, und such’ dir ’ne Frau, hol’ du dir den Teufel, sonst holt er dich’.«

»Ein Sprichwort, das nicht gerade viel Lust zum Heiraten macht«, meinte Herr von Berg.

»Warum nicht,« meinte Bogdan von Roth. »Wir zum Beispiel, Kola und ich, dachten gerade hier etwas für uns Passendes zu finden. Hast du nichts hier auf Lager, in das man sich verlieben könnte? Gar nichts? Wirklich nichts?«

Einen Augenblick lang war es, als flöge eine Wolke über Kurts Gesicht.

»Rein, gar nichts,« sagte er dann. »Aber wollt ihr euch nicht meinen Besitz ansehen?«

Die, Tage verflogen. Nikolai von Roth sah sich mit Interesse den Berschkaller Meisterbetrieb an, denn Kurt konnte das Verdienst, das Gut auf solche Höhe gebracht zu haben, selbstverständlich nicht für sich in Anspruch nehmen, soviel auch schon unter seiner Herrschaft geschehen war.

»Alles verdanken wir ihr und unserem trefflichen Gutsinspektor, nicht wahr, Grundmoser?« sagte der Gutsherr und klopfte dem wackeren Mann auf die Schulten.

Der strahlte natürlich vor Glück, denn er hatte den neuen Gutsherrn – für ihn blieb er nämlich immer der neue – weiß Gott, schon geradezu lieb gewonnen. Er war halt auch aus gutem Holz geschnitten, das merkte man gleich.

»Sie sollten mit mir nach Russland kommen,« sagte Herr von Roth lachend. »Dort brauchen wir Menschen wie Sie. Wollen Sie?«

Da hätte man den alten Inspektor aber sehen sollen! Mit beiden Händen sträubte er sich gegen die Zumutung.

»Für6 nichts um die Welt bringt man mich von hier fort,« rief er, »und am wenigsten nach Russland hinein.«

»Fürchten Sie sich denn vor den Russen so sehr?«

»Herr,« sagte da aber der alte Inspektor und straffte seine ganze Gestalt, »hassen vielleicht, aber von wegen fürchten, da kennen Sie uns Ostpreußen schlecht,« und er ballte seine Faust, wie in tiefem zurückgehaltenen Grimme.

Kurt von Berg winkte seinem Freunde zu, von dem Gespräch lieber abzulassen, denn er kannte den alten, eingefleischten Hass des alten Mannes und wusste, dass eine Geschichte dahintersteckte, die weit zurücklag, aber Schuld daran war, dass der alte Grundmoser, trotz seiner sechsundfünfzig Jahre, und trotzdem er so ein stattlicher Mann war, noch immer keine Frau genommen hatte.

Während die beiden, Herr von Berg und Kola von Roth, das Gut inspizierten, pirschte Bogdan im Walde herum. Das heißt, die Büchse hatte er zwar übergehängt, ans Schießen aber dachte er doch nicht.

Ihn nahm der Wald mit seinem Zauber gefangen.

Es war aber auch ein Wald mit der ganzen Märchenschönheit des herrlichen, ostpreußischen Waldreviers.

Prachtvoller, dunkler, hochstämmiger Nadelwald, – Kiefern und Fichten; aber ganz mit hellem, im frischen Grün des Frühlings, förmlich hervorleuchtendem Laubunterholz durchsetzt; dann eine saftige, von einem kleinen Wasser durchflossene Wiesenschlenke und hinter dieser und rings um sie köstlichster Laubwald. Alte, große, wuchtige Eichen, die wie in kraftvoller Herrennatur ihre festen, knorrigen Äste ausbreiteten, und prachtvolle Buchen, die es an Kraft und an Eindruck den riesigen Eichen gleich zu tun suchten.

Auf den Lichtungen stand äsendes Wild, das misstrauisch nach dem fremden Mann äugte; der aber stand im Genuss des Anblickes da und dachte nicht an das Schießen.

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Original: "Nichts".

Herd und Schwert

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