Читать книгу Die Freundin des neuen Königs: Redlight Street 163 - G. S. Friebel - Страница 7
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ОглавлениеSchwere Karossen aus Köln, Sportwagen aus Düsseldorf, fahren vor. Loddel, Dirnen und Freunde der Unterwelt steigen aus. Mit dem Flugzeug sind sie aus Berlin und München angereist gekommen. Taxis schnurren herbei. Heute ist für sie ein großer Tag. Die Trinkgelder fließen reichlich. Die Gäste haben keine Zeit, sich das Kleingeld herausgeben zu lassen.
Zaungäste stehen herum und warten. Worauf eigentlich? Was erwarten sie? Viele von ihnen sind jedenfalls sehr enttäuscht. Die Lebewelt, die leichten Mädchen, da kommen sie angerauscht, ganz in Schwarz. Manche haben eine übergroße Sonnenbrille aufgesetzt. Schwarze Schlapphüte hindern die Zaungäste daran, einen Blick auf die Mädchen zu werfen. Betont gelangweilt stehen sie herum. Luden in Schwarz, mit schwarzer Fliege, Zigarette im Mund. Am Arm ihre Startülle.
Man kennt sich, aber man sieht sich nicht alle Tage. Man begrüßt sich.
Clemens Held, nach Albert der größte im Geschäft, trifft mit Lydia ein. Ein großes, schlankes Geschöpf. Rassige Beine, schmale Hüften, strammer Busen. Kaum kann die schwarze Jacke alle Reize verhüllen. Sie trägt das blonde Haar lang, an den Enden leicht gelockt. Ein schöner, kostbarer Hut bringt ihr pikantes Gesicht voll zur Geltung.
Clemens wird begrüßt. Lydia rümpft die Nase.
»Wer hat denn Titten-Anni eingeladen? Musste diese Schlampe wirklich kommen?«
Sie grinsen, blicken zur anderen Seite.
»Bitte keinen Ärger«, sagt Clemens mit belegter Stimme.
Clüten-Otto kommt zwischen den schmalen Rabatten heran. Er trägt einen übergroßen Kranz. Letzte Grüße aus Düsseldorf. Eine blaue Schleife baumelt bis zur Erde.
»Tschau«, sagte Lydia. »Was macht Grete? Sie wollte mir doch schreiben!«
Clüten-Otto verzieht sein Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen. »Lass mich mit der zufrieden«, knurrt er.
»Was hat sie denn? Sag schon.« Lydia lässt nicht locker.
»Ja, weißt du denn nichts?«
»Nein«, sagt Lydia, »was ist denn los?«
»Sie hat mal wieder nicht aufgepasst mit einem Freier. Weißt ja, wie wütend ich immer werde. Und mit Recht. Nun hat sie das Kind. Aber der ist ja nicht zu helfen. Was soll man machen? War ein so feines Pferdchen. Schade um sie!«
Lydia macht große Augen. »Was sagst du da? Grete und ein Kind? Ich bin baff. Sag mal, und der Vater? Wie ich dich kenne, muss der doch ganz schön bluten.«
»Das ist es ja«, seufzt Clüten-Otto auf. »Kein Vergnügen, das Geschäft!«
Clemens kommt zurück. »Komm, wir sollen in die Kapelle gehen. Der Pfarrer ist schon da.«
»Warte, ich platze vor Neugierde. Ich muss erst wissen, was mit Grete los ist.«
»Die Grete?«, staunt Clemens. »Lebt die denn auch noch? Die hat doch einen Tick.«
»So kann man es nennen«, sagt Clüten-Otto. »Mann, ich hab’ geredet wie so'n Pastor. Aber es hat nichts genützt. Nun hockt sie hinter ihren Kochpötten. Möcht’ mal wissen, ob die sich zurücksehnt.»
»Red’ kein Chinesisch, sag' mir endlich, was Grete jetzt macht«, ruft Lydia.
Clemens zieht sie am Ärmel. Clüten-Otto sagt: »Geheiratet hat die blöde Gans. Den Kerl von dem Kind. Und er hat sie genommen, stell’ dir das mal vor! Nimmt doch die Nutte und heiratet sie mir vom Fleck weg.«
Clemens lacht schallend auf. »Dein Gesicht hätte ich sehen mögen.«
»Du kannst ruhig lachen«, brummt Otto griesgrämig. »Und gedroht hat er mir auch noch. Wehe, wenn ich seine Frau jemals belästigen würde, dann würde ich ihn kennenlernen. Puh, ich sage dir, ich hatte den Wunsch, ihm sämtliche Zähne rauszuschlagen. Aber natürlich hab’ ich das nicht getan. Schließlich weiß ich selbst, wie weit man gehen darf. Eine Nutte weg, nun denn, dafür hab' ich zwei neue, ganz frische Ware, wohlverstanden. Im Augenblick bin ich sehr zufrieden mit den beiden.«
Niemand bemerkt, dass Lydia still geworden ist. Dann wird es höchste Zeit, in die Kapelle zu gehen. Alle sind schon dort versammelt. Der Raum ist überfüllt. Lydia hat ein komisches Gefühl in der Magengrube.
Die Zaungäste gehen zum Angriff über. Sie wollen mit in die Kapelle. Doch der Friedhofswärter schließt ihnen die Tür vor der Nase zu. Lydia wundert sich ein wenig. Alles geht ziemlich still vor sich. Keine Polizei auf der Bildfläche. Nun ja, im Augenblick halten sie sich zurück. Stecken sozusagen in den Startlöchern. Sie ist auf einmal wieder wütend.
Clemens hat sich zu Kuno und Fred begeben. Jetzt steht sie neben Titten-Anni. Ihr bleibt die Luft weg. Erst diese vielen Blumen, die nehmen schon den gesamten Sauerstoff, und jetzt das Parfüm von dieser Schlampe! Wie verlebt sie doch schon wirkt, denkt Lydia. Kein schöner Anblick, wirklich keine Zierde unserer Zunft. Man sollte ihr den Marsch blasen. Doch plötzlich fällt ihr ein, dass Titten-Anni Alberts Intime war. Wieder wundert sie sich, dass der so an Geschmacksverirrung gelitten hat.
Aber was machte das denn jetzt schon noch aus? Meinetwegen mag sie hier stehen und heulen. Davon wird sie nicht schöner. Sie blickt nach vorn. Der Sarg ist weiß, mit goldenen Zierleisten, goldenen Schlüsseln. Wirklich todschick. Das muss man Anni lassen. Sie versteht es, denkt sie. Über und über ist er mit Blumenkränzen überhäuft. Sie liest die letzten Grüße. »Tschüs, Albert«, und »Wir vergessen dich nicht. Janette«, und so weiter. Über dem Sarg baumelt ein Engel mit goldenen Flügeln. Wer sich die Sprüche wohl ausgedacht hat, denkt die Dirne.
Gedämpfte Orgelmusik erklingt aus dem Hintergrund. Schwarze Djangohüte werden verlegen von gepflegten langen Haaren gezogen. Der Pastor tritt vor.
Lydia denkt, deine salbungsvollen Worte kannst du dir sparen. Wir wissen doch, was du über uns denkst. Wie schrecklich peinlich dir das Ganze wohl sein muss. Sie empfindet eine diebische Freude daran, ihn von der Seite zu mustern. Seine Wangenmuskeln sind angespannt. Die Augen hinter der getönten Brille schauen ins Weite.
Er wagt keinen Blick. Hat wohl Angst! Die Tür geht plötzlich auf. Ein heller Sonnenstrahl legt sich auf die bunten Fliesen. Die Trauergäste sind ärgerlich über die Störung. Clemens wendet sich unwillig herum. Durch den Türspalt schlüpfen Elli, Lotti und Klunker-Ede. Die beiden Mädchen entdecken Lydia und schieben sich näher.
Ihre Hände stecken tatsächlich in schwarzen Handschuhen. Lydia rümpft die Nase. Elli wird rot und zerrt sie von den Fingern. Lotti hat stärkere Nerven. Sie zuckt nur die Schultern und pustet ihr ins Gesicht.
Alberne Gans, denkt Lydia. Na ja, woher soll sie's auch wissen? Und dann muss sie auf einmal wieder an Grete denken. Ausgerechnet heute muss sie das erfahren. Lange Zeit hatten sie und Grete zusammen gestanden. Damals in Düsseldorf! War eigentlich eine feine Zeit gewesen. Aber dann war Clemens gekommen, hatte sie entdeckt und vom Fleck weg gekauft. Zuerst hatte sie sich gesträubt.
Wenn sie es sich überlegte, hatte Grete immer diesen Hang besessen. Wollte eine ganz normale bürgerliche Frau werden. Mein Gott, hatte sie der den Marsch geblasen, ihr die Leviten gelesen, ihr gesagt, welche Hölle man mitunter durchstehen muss, wenn man verheiratet ist.
Sie, Lydia, hatte es ja am eigenen Leibe lange genug miterlebt. Und darum war sie ja auch auf den Strich gegangen. Zuerst nur, um Geld zu verdienen, damals, als das mit Werner passierte. Ach, und dann war sie einfach in dieses Leben reingerutscht. Wenn sie ehrlich sein wollte, hatte sie es auch bis heute nicht bereut. Endlich war sie frei und konnte sich all das leisten, was das Leben so lebenswert macht.
Mit Clemens kam sie ganz gut aus. Gewiss, sie musste ihm eine ganze Menge von dem Geld abliefern. Doch sie führten schon seit Jahren ein eheähnliches Verhältnis. Aber da war diese kleine blonde Nutte. Sie musste aufpassen. Wenn er nicht spurte, musste sie sich etwas ausdenken. Vom Platz drängen ließ sie sich nicht. Und Clemens wusste das. Sie hatte ihn in der Hand.
Der Pastor redete noch immer. Lydia fühlte eine Hand auf ihrem Arm. Lotti sieht sie durchdringend an.
»He, was ist los?«, flüstert sie mit gespitzten Lippen.
»Nichts!«
»Du hast so komisch geguckt. Ich dachte, du kippst jeden Augenblick um.«
»Die Luft«, murmelt Lydia.
»Sind die nicht bald fertig? Mensch, das dauert ja eine Ewigkeit. Wir hatten eine Panne.«
»Für Albert dauert es eine Ewigkeit«, sagt Lydia anzüglich.
»Von mir aus«, meint Lotti gleichgültig. »Ich konnte den Stinker sowieso nicht ausstehen.«
»Sag’ das nicht so laut.«
»Wieso? Ich hab’ den Kerl nicht umgebracht. Also kann ich es ruhig sagen.«
»Wenn einer tot ist, spricht man nicht so«, belehrt Lydia die Dirne.
Lotti verzieht die Lippen. Einige sehen sich schon nach ihnen um.
»Haltet euer Maul! Ihr stört.«
Lydias Augen blitzen auf. Lotti zieht die Schultern hoch. Die Rede will kein Ende nehmen.
»Ob ich mir gleich eine Fluppe anstecken kann?«
Lydia sieht die Freundin entsetzt an. »Sie werden es nicht zulassen. Darauf kannst du Gift nehmen.«
»Herrje, hätte der Schaden am Wagen doch nur noch länger gedauert! Ich geh’ gleich raus. Vom Stehen jucken mir schon die Beine.«
»Das müsstest du doch gewöhnt sein«, murmelt Lydia.
Lotti grinst.
Endlich ist es soweit. Der Pfarrer hat seine Ansprache beendet. Eine Bewegung geht durch die Reihen. Im Augenblick fühlen sie sich hilflos. Keiner weiß, was sie jetzt tun sollen. Der Friedhofswärter merkt das. Diskret kommt er nach vorn.
»Bitte, die Träger antreten.«
Die Luden und die kleinen Hilus sehen sich sprachlos an. Daran hat keiner gedacht. Verdammt! Clemens hat sich als erster gefasst. Er nimmt seinen schwarzen Hut und geht nach vorn. Clüten-Otto folgt ihm zögernd. Plötzlich stürzen alle Luden aus der Bankreihe hervor.
»Nur zehn, bitte«, sagt der Mann.
Clemens zählt wahrhaftig ab. Eins, zwei, drei und so weiter. Lydia kann sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Sie nehmen den Sarg. Er schwankt beträchtlich hin und her. Die Blumen kippen zur Seite. Aber das wird schnell wieder in Ordnung gebracht. Fred steht an der Spitze.
»Los!«, kommandiert er laut.
»Moment«, sagt der Pfarrer und geht voran.
Die Dirnen und übrigen Zuhälter gruppieren sich und schreiten hinter dem Sarg. Die Tür der Kapelle steht weit offen. Alle atmen gierig die frische Luft ein.
Lotti und Lydia gehen zusammen. Ihre Luden tragen den Albert. Als sie ins Freie treten, bleibt Lotti verblüfft stehen.
»Sieh das einmal an«, zischt sie.
Inzwischen haben sich über hundert Zaungäste eingefunden. Sie starren zu ihnen herüber. Um nichts zu verpassen, trampeln sie über Gräber, zerstören Kreuze.
Lydia fühlt Wut in sich hochsteigen.
»Guck mal, wie die gaffen«, keucht Lotti. »Mensch, ich denke, wir haben es mit zivilisierten Leuten zu tun. Guck mal, die Kerle, wie die ihre Augen verdrehen. Mensch, ich könnte denen mal...»
»Halt deinen Mund! Kümmere dich doch nicht um das blöde Volk.«
»Ich kann nicht anders. Du, was erwarten die von uns? Glauben die etwa, wir vernaschen jetzt auf die schnelle ein paar Kunden?«
»Hör auf«, sagt Lydia. »Ich muss gleich lachen. Und dann haben sie wirklich einen Grund, uns anzustarren.«
»Ist doch wahr«, faucht Lotti. »Mann, die könnte ich kreuzweise . . .«
»Die sind neugierig, das ist alles. Wetten, dass die meisten noch keine Nutte aus der Nähe gesehen haben!«
Lotti sieht Lydia sprachlos an. »Was sagst du da?«
»Diese Stadt ist so kleinkariert. Glaub’ mir das ruhig. Die kennen so etwas nur aus Büchern, wenn sie überhaupt lesen.«
»Sag mal, kennst du das Nest so genau?«
»Und ob«, sagt Lydia verächtlich, »ich bin hier geboren.«
»Au Backe, und du hast keine Angst, dass dich einer wiedererkennt? Leben deine alten Herrschaften etwa auch noch?«
»Nein, dann wäre ich bestimmt nicht gekommen. Nur ein Bruder, aber der ist auch so ein Schlaumeier. Und kennen tun die mich bestimmt nicht. Damals hatte ich rote Haare, Pickel im Gesicht und eine krumme Nase.«
Lotti wirft einen schnellen Blick auf die elegante Gestalt. Lydia versteht sich zu kleiden. Dieses Kostüm muss von einem erstklassigen Schneider angefertigt worden sein. Billiges kommt bei ihr überhaupt nicht in Frage.
Das kühle, abweisende Gesicht zeigt keine Regung. Sie geht hinter dem Sarg, als täte sie so etwas alle Tage. Wer sie nicht genau kannte, würde sie für eine hochherrschaftliche Dame halten. Lotti seufzt ein wenig. So müsste man aussehen, dann hätte man Chancen. Sie konnte noch soviel anstellen, ihr sah man von weitem die Dirne an.
Sie stehen vor dem offenen Grab. Rundherum ragen Birken in den Himmel. Lydia und sie stehen vorn, von anderen Luden und Dirnen eingeschlossen wie von einer Mauer. Mögen nun die Schaulustigen sich den Hals ausrenken, sie sehen nichts.
Wieder spricht der Pfarrer ein paar Worte. Dann ist Stille. Clemens fühlt die Blicke auf seinem Gesicht. Lydia zieht eine Augenbraue hoch. Gefasst tritt er nach vorn. Starrt in das offene Grab. Komisch ist das schon. Tote hat sie sehr oft gesehen. Erschossene, Aufgehängte. Das hat sie kalt gelassen. Aber hier an einem Grab ist ihnen bewusst, dass sie alle einmal so enden werden.
Albert war reich, sehr reich. Aber alles Geld nützt ihm jetzt nicht mehr.
»Lieber Albert«, Clemens Stimme klingt belegt. »Wir werden dich nicht vergessen. Ganz bestimmt nicht. Und auch nicht, wie du zu Tode gekommen bist. Wir stehen jetzt alle hier und nehmen Abschied von dir. Und glaube mir, wir vergessen nichts, gar nichts. Und ich schwöre dir hier und jetzt, wir werden deinen Tod rächen. Jawohl! Wir alle werden zusammenhalten und den Mörder zur Strecke bringen.«
Totenstille! Die Worte verlieren sich schnell. Alle blicken sich an. Ein leises Erschrecken auf den Gesichtern der Luden. Die Dirnen blicken gelangweilt auf ihre Fingernägel. Der Pfarrer macht ein abweisendes Gesicht. Es war seine Pflicht, auch diesen Toten zur letzten Ruhe zu geleiten. Aber jetzt weiß er nicht, was er sagen soll.
Er murmelt noch ein Gebet über dem Grab, dann entfernt er sich mit dem Friedhofswärter.
Clemens nimmt die Schaufel und wirft Erde auf den Sargdeckel. Es klingt laut und unheimlich.
»Los, alle nachmachen!«
Mechanisch, wie aufgezogene Puppen, tun sie es. Einige Dirnen haben Blumen mitgebracht.
Lydia steht etwas abseits. Clemens kommt auf sie zu. »Das haben wir geschafft«, meint er fröhlich.
Lydia blickt durch die Bäume und Büsche. Die Neugierigen stehen noch immer Spalier.
»Stört es dich?«
»Ach, die können mich mal.« Nun gebraucht sie die gleichen Worte wie Lotti. Sie hat sich schnell wieder gefasst. Sag mal, Clemens, das war doch nicht dein Ernst?«
»Was meinst du?«
»Wir haben es alle gehört. Du willst den Mord rächen? Bist du verrückt?«
Seine Augen verengen sich. »Seit wann zweifelst du an meinen Worten? Natürlich meine ich es so, wie ich es gesagt habe. Und du kannst dich darauf verlassen, ich werde mich an dem Mörder rächen.«
Lydia zieht die Luft ein.
»Ich wusste gar nicht, dass du den Albert so ins Herz geschlossen hast. Hast du mir neulich nicht mal gesagt, er sei ein gemeiner, hinterhältiger Hund?«
»Natürlich. Aber das hat damit nichts zu tun. Ich will ja auch nicht Albert rächen, sondern denen einen Denkzettel geben. Ja, wir müssen es einfach. Wenn wir uns jetzt still verhalten, dann glauben die doch, wir wären Freiwild. Und wenn sie das erst einmal glauben, dann machen sie überall Jagd auf uns. Nee, wir dürfen auf gar keinen Fall Angst zeigen.«
Lydias Körper sehnt sich nach Alkohol, nach einer Zigarette. Clemens zupft an seinen Manschetten.
»Das werden wir alles heute noch besprechen. Doch jetzt will ich unsere Freunde erst mal auf Trab bringen.
Lydia sieht ihn gehen. Sie ist allein.
Titten-Anni steht neben dem Grab und nimmt die Beileidsgrüße entgegen. Sie fragt sich, wieso Albert sie aushielt. Von Elli weiß sie, dass Albert ein Testament gemacht hat. Clemens soll es nachher vorlesen. Zusammen mit einem Rechtsanwalt ist er Testamentsvollstrecker.
»Los, Jungs, nun mal ein bisschen schneller! Das Frühstück wartet.
Ihre Gesichter hellen sich auf.
»Wo denn?«
»Im Kaiserhof. Ich habe die oberste Etage für uns reservieren lassen. Dort werden wir auch unsere Besprechung haben. Und Anstand, Leute, verstanden? Keiner soll sagen, wir könnten uns nicht benehmen.«
Plötzlich haben sie es eilig. Taxis fahren vor. Viele, die mit dem Auto gekommen sind, nehmen Freunde mit. So geht es sehr schnell.
Die Zaungäste starren ihnen nach.