Читать книгу Ein Goldkätzchen sucht wahre Liebe: Redlight Street #164 - G. S. Friebel - Страница 6

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„Na, was sagst du nun?“ Inga Wolf wirbelte um die Freundin herum. Sie hob die Arme über den Kopf und lachte schallend. „Wenn du dein Gesicht sehen könntest, Dorti! Wirklich, zum Totlachen ist das! Mach den Mund zu, es zieht!“ Die Freundin wandte den Kopf zur Seite. Welche Gefühle sie im Augenblick hatte, konnte sie nicht beschreiben. Jedenfalls war ihr sehr schwindelig. „Du bist verrückt!“ Inga lachte wieder. „Nein, sag das nicht. Das ist nicht dein Ernst. Gib es zu: du bist sprachlos, einfach sprachlos. Ich sehe es dir doch an!“

„Ja“, meinte sie zögernd. „Was soll ich denn sagen?“

„Dass du es toll findest, mehr nicht. Darum habe ich dich doch eingeladen! Lass deinen Gefühlen freien Lauf. Oder was ist los?“

Die Freundin schluckte. Toll sollte sie die Wohnung finden? Toll? Nun, ihr Geschmack war es jedenfalls nicht. Umwerfend, ja, das war das richtige Wort.

Das nannte Inga nun ihr Schlafzimmer: alles in Rot und Gold gehalten, tiefe Nischen mit Samtvorhängen. In der Mitte stand ein riesiges französisches Bett. Der Spiegelschrank nahm eine ganze Seite ein. Das Zimmer wirkte schwülstig, das war’s. Jetzt wusste sie es. Ein Kribbeln lief über ihre Haut. Na ja, jeder hatte seinen eigenen Geschmack. Ins Schlafzimmer kamen ja nicht viele Leute. Aber das Wohnzimmer! Du liebe Güte! Wie war sie nur auf diese Idee gekommen? An den Wänden hingen Felle aller Art. Sie wusste gar nicht, welche Tiere das alles waren. Selbst über dem breiten Sofa lag ein dickes Fell. Der Teppich sah wie eine Wiese aus. Statt Sessel lagen verstreute Kissen, wo man nur hinsah. In einer Ecke stand ein Schrank. Seine Vorderfront war aus Glas. Das war die Bar. Wohl an die fünfzig Flaschen standen auf den Regalen.

Eine groteske Stehlampe stand neben dem Fenster. Halt, nicht das komische, chinesische Tischchen vergessen. Dagegen sah die kleine Elfenbeintruhe wirklich allerliebst aus. Die hätte sie gern selbst besessen.

Nein, Dorti wusste wirklich nicht, was sie von dieser Einrichtung halten sollte. Sonst besaß Inga doch einen guten Geschmack. Sie sah fabelhaft aus, und kleiden konnte sie sich wirklich chic. Wie sie das schaffte, war ihr sowieso ein Rätsel. Sie musste ganz schön sparen, um über die Runden zu kommen. Und Inga Wolf schien aus dem Vollen zu schöpfen. Dabei übten sie den gleichen Beruf aus, denn sie waren beide Sekretärinnen in einem großen Werk.

„Na, was ist jetzt?“

Inga stand auf. Ihre Bewegungen waren geschmeidig wie die einer Schlange. Daran musste Dorti jetzt denken. Neulich hatte sie einen Tierfilm über Schlangen im Fernsehen gesehen.

„Inga“, fragte sie langsam. „Was soll das bedeuten? Ich verstehe dich nicht. Ich bin sprachlos. Du hast mich eingeladen, deine neue Wohnung zu besichtigen. Und was treffe ich hier an? Eine Räuberhöhle.“

„Du bist geschockt, du armes, frustriertes Hühnchen. Ah, das hätte ich wissen müssen. Du wirst immer spießbürgerlich bleiben, und darum auch nie zu etwas kommen.“

„Hör mal zu!“, rief Dorti empört. „Beleidigen lasse ich mich nicht. Das habe ich nicht nötig.“

„Schon gut“, brummte Inga. „Da du nicht rauchst, lass uns wenigstens einen Friedenstrunk nehmen. Komm, was willst du haben?“

„Ist mir egal“, sagte Dorti widerwillig. Was war bloß mit der Freundin geschehen? Sie war so ganz anders. Dorti verstand sie nicht mehr.

Inga ging zum Schrank und holte zwei Gläser, stellte sie auf ein silbernes Tablett, nahm eine Flasche aus dem Regal und ging zu Dorti. Diese hatte sich vorsichtig auf das breite Sofa niedergelassen. Mit ihrem guten Rock wollte sie sich auf gar keinen Fall auf den Boden hocken.

„Prost“, sagte Inga und reichte ihr eine grüne Flüssigkeit.

Das Zeug war scharf wie Feuer. Dorti hustete, und Inga klopfte ihr auf den Rücken. „Du verträgst auch gar nichts, meine Liebe.“

„Du liebe Güte, wenn das die Seligkeit sein soll, dann kann ich ganz gut darauf verzichten“, gab sie spitz zurück.

Inga ließ sich nicht beleidigen. „Humor hast du, das muss man dir lassen.“ Schweigend saßen sie sich für eine Weile gegenüber. Dann sagte Inga: „Willst du meine Küche sehen? Und das Bad?“

„Danke, diese beiden Zimmer genügen mir vollkommen. Das andere spare ich mir für später auf.“

„Wenn du dann noch kommst“, sagte Inga mit einem seltsamen Lächeln in den Mundwinkeln.

„Wieso nicht?“, fragte sie verblüfft. „Sind wir denn nicht Freundinnen?“

„Sind wir das wirklich?“, gab Inga Wolf zurück.

„Aber jetzt mal im Ernst, Inga. Dein Geschmack in Ehren, das ist deine Sache. Doch das ganze muss doch eine Stange Geld gekostet haben. Ich kenne dich, bestimmt hast du keinen Pfennig gespart. Du hast dir doch immer Kleider gekauft. Wieso kommst du dazu, dir eine so teure Wohnung zu mieten und sie dann so kostspielig einzurichten.“ Inga steckte sich eine Zigarette an. „Weißt du, mein liebes Mädchen, ich habe mir das alles ganz gründlich überlegt. Ich will nicht arm sein, nicht ewig meine Zeit in dem miesen, verstaubten Büro verbringen. Dafür ist das Leben zu schön. Du weißt ja gar nicht, was du alles versäumst. Diese Wohnung hier — das Schlafzimmer, mein Wohnzimmer — ist mein Kapital, oder der Einsatz für meinen Reichtum, so kann man es auch nennen. Und das eine sage ich dir: Was ich mir vornehme, das klappt auch. Ich bleibe nicht arm, das schwöre ich dir.“

Dorti hob überrascht den Kopf. „Deine Wohnung als Kapital? Woher hast du denn diesen Einsatz?“

Inga grinste. „Du möchtest wohl hören, ich hätte das Geld geklaut, wie? Kannst morgen gleich die Portokasse überprüfen. Es ist noch alles drin.“

„Red’ keinen Quatsch!“, sagte Dorti wütend.

„Ganz einfach: Ich habe ein Darlehen bei der Bank aufgenommen.“

„Wie viel?“

„Zwanzigtausend Mark, Süße!“

Dorti wäre bald hintenübergefallen. „Bist du verrückt, Inga! Die Miete! Und dann die Raten! Wie willst du das bloß schaffen?“

„Mach dir darüber keine Sorgen. Das geht schneller als du denkst. Und wenn du glaubst, ich würde das alles bezahlen, dann bist du auf dem Holzweg. Ich zahle keine müde Mark. Das werden hübsch andere für mich erledigen.“

Dorti sagte: „Ah, ich verstehe! Du hast einen Freund. Wollt ihr bald heiraten?“

Inga lachte schallend. „Sehe ich so blöd aus? Glaubst du wirklich, heiraten sei die Seligkeit? Nein, meine Süße! Aber du bist schon ganz nahe an der Lösung. Jawohl, die Männer werden bezahlen.“

„Männer?“, echote Dorti.

„Natürlich. Ich habe nämlich beschlossen, ein Callgirl zu werden. Bist du jetzt geschockt?“

Dorti bekam den Mund nicht wieder zu. „Inga“, flüsterte sie. „Bist du verrückt, ein...“

„Sprich es ruhig aus. Aber demnächst wirst du mich nicht mehr für verrückt erklären. Wenn du erst einmal siehst, wie ich das Geld horte. Du kannst dir ja gar nicht vorstellen, was die Mädchen für ein Einkommen haben. Und darum diese verrückte Wohnung. Männer sind ja auf so etwas ganz wild.“

„Inga, willst du tatsächlich eine Dirne werden?“

„Erlaube mal! Ich bin doch dann keine Hure, was denkst du denn. Steh ich etwa auf der Straße? Nein, meine Süße! Ich bin ein Luxusgirl, das ist das richtige Wort dafür.“

Dorti stand auf und ging langsam durch den Raum. Ihr Blut rauschte. Natürlich hatte sie schon von diesen Mädchen gehört. Aber sie war noch nie mit einer in Berührung gekommen. Und nun wollte Inga..., aber das war einfach absurd!

»Und wie willst du das anstellen?“

„Na, jetzt verstehen wir uns schon besser. Komm mal her, ich zeige dir was.“

Inga sprang auf, ging zum Schrank und holte eine Zeitung. Sie schlug das mittlere Blatt auf: „Hier, lies mal.“

Dorti Sander las: „Goldhaariges Kätzchen, sehr verschnurrt. Telefon 75640. Übrigens!!!! Kätzchen sind auch nachts wach.“

„Das ist meine Anzeige. Gut, nicht wahr? Ich hab’ lange überlegt, was ich schreiben soll. Aber das ist doch Klasse, findest du nicht auch? Die Kerle werden darauf reinfallen und kommen. In Scharen!“

„Ist denn schon einer gekommen?“

„Nein.“ Inga Wolf biss sich auf die Lippen. „So schnell geht das nun auch wieder nicht. Die Anzeige ist ja erst vor zwei Tagen erschienen. Aber es wird schon werden. Ich bin voller Zuversicht.“

„Und bis es soweit ist? Was willst du bis dahin tun?“

„Natürlich behalte ich fürs erste meinen Job im Betrieb. Ich bin doch nicht blöd. Außerdem brauche ich ja was zum Beißen. Aber wenn ich genug Freunde habe, werfe ich die Arbeit hin und pflege mich nur noch.“

„Und wenn unterdessen einer anruft?“

„Och, da habe ich mir auch was Feines ausgedacht. Ich habe einen Anrufbeantworter einbauen lassen. Wenn also jemand anruft, während ich nicht da bin, hört er, dass ich gerade bei der Schneiderin bin, und er möge doch zur angegebenen Zeit wieder anrufen. Ich könnte ja auch mal einen Kunden haben, wenn es klingelt. Dann kann ich doch nicht zum Telefon gehen. Natürlich wäre es etwas anderes, wenn ich eine Partnerin hätte. Das machen viele. Wie ist es, hast du keine Lust?“

„Ich?“, rief Dorti entsetzt. „Und was soll Peter dazu sagen?“

„Mensch, lass ihn doch laufen! Du kriegst doch genug andere.“

„Danke, ich bin aber sehr glücklich mit ihm.“

Inga machte ein verächtliches Gesicht. „Glücklich, wenn ich das schon höre! Merke dir eins: Nur Geld macht glücklich!“

Dorti stand auf. „Ich muss jetzt gehen. Tschau!“

Inga brachte sie zur Tür.

Dorti Sander ging mit gemischten Gefühlen die Treppe hinunter. Sie war noch immer etwas verwirrt. Inga Wolf und ein Callgirl! Spaßhaft war das, wirklich. Und doch — munkelte man im Betrieb nicht schon seit langem über die Freundin? Dorti hatte bis jetzt immer sehr böse reagiert, wenn man ihr sagte, Inga könne man für ein Butterbrot bekommen. Man brauche nur mit dem Finger zu schnippen. Das war denn nun wirklich übertrieben!

Komisch, sie hatte Inga gar nicht danach gefragt, ob ihr die Sache auch Spaß machte. Die ganze Wohnung hatte auf sie gewirkt wie ein Faustschlag ins Gesicht.

Und sie hörte Inga wieder sagen: „Ich will nicht mehr arm sein. Nie mehr. Ab jetzt werde ich im Geld schwimmen! Die Männer werden es mir nachwerfen! Du wirst es schon sehen.“

Inga war so alt wie sie, fünfundzwanzig Jahre. Da musste sie schließlich wissen, was sie tat. Sie sah hinreißend aus, das musste man ihr lassen. Ihre blonde Haarfarbe war wirklich echt. Die meisten Bekannten waren der Ansicht, sie würde sich die Haare färben lassen. Und dann als Kontrast blaue Augen im schmalen Gesicht! Die hohen Backenknochen machten sie noch interessanter, pikanter, wie sie stets lachend sagte.

Ihre Beine waren superlang und schlank — ein Blickfang für die Männer. Aber Dorti war der Meinung, dass nicht so sehr das Äußere auf die Männer wirkte, sondern ihr Wesen. Inga umgab sich stets mit einem geheimnisvollen, undurchsichtigen Schleier. Das war reine Taktik. Dorti hätte viel darum gegeben, etwas von ihrer hausbackenen Schönheit verschenken zu können.

Ihr aschblondes Haar war ganz normal. Und sie konnte es auch noch so sehr bürsten, so glänzend wie Ingas Haar wurde es nie. Auch sie hatte blaue Augen, aber sie strahlten nicht faszinierend. Das war gar nicht hinreißend. Sie war beileibe nicht zu verachten, hatte eine gute Figur. Aber wie gesagt: Sie war schlicht, einfach und offen. Dorti wünschte, dass alle Menschen ihr gut sein sollten. Sie war nun mal so, und ändern würde sie sich nie.

Halt, da war doch noch ein Unterschied! Dorti war die beste Sekretärin im Betrieb, saß im Vorzimmer des Chefs, der aber schon seit Jahren krank war. Man lobte sie, vertraute ihr vieles an. Aber die Männer machten ihr weder Komplimente, noch zweideutige Versprechungen. Ihr Leben verlief in ganz normalen Bahnen. Darüber ärgerte sie sich. Aber es änderte sich nichts.

Und sie wunderte sich außerdem, warum Inga gerade ihre Freundschaft suchte. Es gab doch genug Mädchen und junge Frauen im Betrieb, andere, die zu jedem Spaß aufgelegt waren. Wahrscheinlich hatte sie sehr wohl bemerkt, dass ihre Gestalt noch mehr zur Geltung kam, wenn sie sich neben Dorti zeigte.

Nun ja, sie war ein netter Kumpel. Dorti ging langsam die Straße entlang und überlegte sich, ob sie unter diesen Umständen weiter zu Inga halten sollte. Bald würde es der ganze Betrieb wissen, und möglicherweise würde man annehmen, dass auch sie Callgirl war.

Ein seltsamer Schauer rann ihren Rücken hinunter. Und ihre Augen wurden feucht. Vielleicht..., grübelte sie. Eigentlich würde dann alles ganz anders. Das triste Leben hätte dann endlich ein Ende. Inga hatte es ihr ja angeboten.

Ein Auto hielt am Straßenrand. „Hallo! Kennst du niemanden mehr, Dorti?“

Erschrocken blickte sie sich um. „Peter“, sagte sie schwach. „Ich war so in Gedanken. Hallo, wie geht es dir?“

„Komm, steig ein. Ich bringe dich nach Hause!“

Dorti rümpfte die Nase. Na ja, so sparte sie das Busgeld. Peter war auch so eine Sache. Alle glaubten, sie seien ein Paar. Aber sie wusste es besser. Seit vier Jahren gingen sie zusammen, das hieß, Peter ließ sich von ihr aushalten. Er war noch Student und würde es wohl noch lange bleiben. Er sah unverschämt gut aus und würde immer so dumme Mädchen finden, die für ihn aufkamen — wie sie.

Als sie jetzt neben ihm saß, grübelte sie darüber nach. Hatte sie ihn eigentlich je geliebt? Dorti konnte es nicht mehr mit Sicherheit sagen. Wahrscheinlich nicht, sonst wäre wohl der Schock größer gewesen. Manchmal war sie wütend auf sich selbst. Da hatte sie vier Jahre ihres Lebens vertan und war mit ihm herumgezogen. Jetzt war sie fünfundzwanzig und fühlte sich als alte Schachtel. Heiraten kam für sie nicht mehr in Frage. Und sie wäre die geborene Ehefrau und Mutter! Na ja, man war nicht sentimental.

,,Wie geht es dir? Ich habe dich schon lange nicht mehr gesehen, Dorti. Wie ist es, sollen wir mal wieder ausgehen? Heute Abend, zum Beispiel? Oder hast du einen Freund?“

Schuft, dachte sie. Du weißt ganz genau, dass das nicht der Fall ist.

„Ist deine Holde dir abgehauen?“, fragte sie zurück.

Er machte ein brummiges Gesicht. „Nein“, knurrte er. „Bei mir laufen keine Frauen davon, höchstens gebe ich ihnen den Laufpass. Ich wollte nicht mehr, sie war ein Blutsauger.“

„So, so“, sagte sie nur.

„Sei nicht so anzüglich. Es ist die Wahrheit.“

„Natürlich, wenn du es sagst“, gab sie gelangweilt zurück.

„Dorti, wie lange kennen wir uns eigentlich schon?“

„Erwartest du von mir, dass ich Buch darüber führe? Ich weiß es nicht. Und es ist mir auch gleichgültig.“

„Meine Güte, heute bist du nicht mit der Zange anzufassen. Was ist denn los? Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen?“

„Nein, ganz im Gegenteil“, sagte sie ruhig. „Aber du kannst dort drüben halten. Ich steige aus.“

Peter sagte: „Früher hast du dich immer gefreut, wenn wir ausgingen. Warum kann es nicht wieder so sein? Ich bin auch sehr nett, du!“

„Wirklich?“, spöttelte sie. „Ach, weißt du, damals brauchte ich das wegen der Kolleginnen im Betrieb. Es macht sich besser, wenn man einen Freund hat, der unten im Auto wartet. Aber jetzt bin ich kein Teenager mehr. Mich stört es nicht, und soll ich dir mal was sagen? Es macht mir sogar Spaß, allein zu sein. Ehrlich. Und was man doch für Geld dabei spart!“

Seine Wangen wurden knallrot.

„Du bist eine giftige Schlange!“, fauchte er. „Und ich Esel nehme dich auch noch mit.“

„Ist es nicht das mindeste, was du für mich tun kannst? So spare ich das Busgeld. Für die vielen Auslagen, die ich hatte!“

Mit einem scharfen Ruck hielt er an. „Und du glaubst, ich ärgere mich über dich? Irrtum, meine Süße! Das wirst du sehr schnell sehen. Und wenn du glaubst, ich könnte nicht jede bekommen, die ich will, dann werde ich dir das gleich mal beweisen. Wie heißt denn deine flotte Freundin noch mal? Sollen wir wetten, dass ich mit ihr heute noch ins Bett steige?“

Dorti hielt die Luft an.

„Na, sag schon ihren Namen. Die mit den superlangen Beinen und den blonden Haaren, wie heißt sie?“

„Meinst du Inga Wolf?“

Er grinste. „Ganz recht, meine Süße, die meine ich. Und kannst du mir nicht freundlicherweise auch ihre Adresse geben? Weißt du, es erspart mir eine Menge Zeit.“

Ihre Augen führten einen Zweikampf. Dorti fühlte das Lachen in sich hochsteigen. O nein, sie hatte ihn nie geliebt! Sie war nur eine verdammt dumme Närrin gewesen. Inga hatte ihr das schon immer gesagt, aber sie wollte es nicht glauben. Er wollte sie quälen — aus Rache, dass sie nicht zurückkam. Doch damit befand er sich auf dem Holzweg.

„Also, Inga soll es sein! Nein, welch ein Zufall! Stell dir mal vor, ich war eben bei ihr.“

„Wirklich? Sie ist ein tolles Mädchen, ganz anders als du.“

„O ja, da hast du vollkommen recht.“

„Sag mir ihre Adresse, Mädchen.“

„Oh, das brauche ich gar nicht. Du brauchst nur die Zeitung aufzuschlagen.“

„Was soll das heißen?“

Dorti zog die Zeitung aus ihrer Tasche, die Inga ihr mitgegeben hatte.

„Hier, siehst du die kesse Anzeige? Na, ist das nicht eine Wucht?“

Er las sie und schaute Dorti verwundert an.

„Das ist Inga, mein Lieber. Darf ich dir noch einen Rat geben? Wenn du dich anmeldest, dann sieh vorher in deiner Brieftasche nach. Sie ist nämlich nicht billig, weißt du. Für dummes Gefasel ist sie nicht ins Bett zu kriegen, das hat sie gar nicht nötig. Na, immer noch so scharf?“

Er schluckte. „Du lügst!“

„Nein, du willst nicht? Aber warum denn? Ich wünsche dir viel Erfolg.“ Dorti stieg aus. „Erzähl mir doch morgen. ob ich meine Wette gewonnen habe oder nicht. Übrigens, um was wetten wir eigentlich?“

„Satansbraten!“, fauchte er und brauste davon.

Dorti sah ihm nach. Nun war auch dieses Kapitel abgeschlossen. Er würde sich nicht mehr melden. Sie stand vor ihrer Haustür. Oben in der Wohnung öffnete sie die Fenster und blickte sich dann um. Wenn sie an Ingas Wohnzimmer dachte — du liebe Güte! Jetzt musste sie darüber lachen.

Nun ja. Sie war weder sentimental noch lief sie mit Scheuklappen durch die Welt. In Zukunft würde sie nur noch eine gewissenhafte Arbeitskraft sein und eines Tages als alte Jungfer sterben. Nun denn, es gab viele Frauen, die dieses Los mit ihr teilten.

Dorti brühte sich einen Kaffee auf. Die Stille der Wohnung erdrückte sie. Ihr Herz schlug dumpf.

Langsam legte sie die Arme auf den Tisch, verbarg ihren Kopf darin und stöhnte auf.

Lieber Gott, lass mich nicht weinen. Ich bin doch eine dumme Pute! Langsam tropften die Tränen auf das Holz.

Ein Goldkätzchen sucht wahre Liebe: Redlight Street #164

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