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Dorti Sander war heute still und in sich gekehrt. Schmidt war dagewesen und hatte ihr mitgeteilt, dass übermorgen der Chef wiederkommen würde. Fünf Jahre war er fortgewesen. Nur schwach konnte sie sich an den Mann erinnern. Schneider würde dann nur noch die zweite Geige spielen. Das passte ihm gar nicht.

Dorti öffnete die Aktenschränke, legte Mappen zurecht. Dann fiel ihr ein, dass sie noch den Bericht von England brauchte. Sie verließ ihr Zimmer.

Im zweiten Stock hatte Inga ihr Büro. Als sie an ihrer Tür vorbeikam, zögerte sie einen Augenblick. Aber sie war noch verschlossen. Inga kam oft zu spät. Und jetzt kannte sie auch den Grund dafür. Ihr Herz klopfte.

Als sie um die Ecke bog, sah sie das Knäuel Männer, in der Mitte Alfred Moritz. Sie lachten schallend.

„Dir glaubt mir also nicht?“, rief er mit schriller Stimme.

„Mensch, Alfred, du bist wirklich eine Nulpe.“

„Und ich sage euch, sie ist eine tolle Puppe. Den Anzug hättet ihr mal sehen müssen. Solche Brustspitzen, toll sage ich euch.“

„Inga hat dich also vergewaltigt?“ Alfred plusterte sich auf. „Nein! Ich hab’ sie genommen, das wollte ich schon immer. Es lohnt sich wirklich, ein Rasseweib. Und scharf, sage ich euch!“

Die Männer wurden stumm. Dorti hörte die letzten Worte und fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. So waren die Männer, pfui. Erst umgarnten sie ein Mädchen, machten es verrückt und stellten ihm nach. Und wenn es dann endlich nachgab, war es in ihren Augen ein Flittchen. Sie wurde zum Betriebsgespräch. Das war wirklich nicht fein von Alfred. Schon wollte sie ihm die Meinung sagen, als sie Inga sah. Ihre Augen waren hart wie Stahl. Noch bemerkten die Männer nichts. Sie lachten und machten ihre schmutzigen Witze über das Mädchen.

„Los, erzähle weiter“, stachelten sie Alfred auf.

Es war genauso, wie er es geträumt hatte. Heute war er endlich der Held des Tages, kein Schlappschwanz mehr. Alfred wuchs ein paar Zentimeter.

„Ja also, ich komm rein. Sie ist natürlich allein. Ich bin mit dem Gedanken hingegangen, heute oder nie. Ihr kennt doch Inga. Scharf wie eine Rasierklinge ist das Luder...“

„Guten Morgen, meine Herren!“ Totenstille. Inga sah von einem zum anderen. „Ich höre, ihr sprecht über mich? Wie schön. Nur weiter, meine Herren!“

Verlegen wollte man sich entfernen. Alfred war sehr weiß im Gesicht. Unsicher gingen seine Augen hin und her. Am liebsten wäre er jetzt in ein Mauseloch gekrochen.

„Habe ich vielleicht gestört? Das ist aber schade, wirklich!“ Ingas Blick ruhte auf dem kleinen Buchhalter. Die Männer lächelten verlegen.

„Mensch, höchste Zeit, wir müssen verduften! Gleich kommt der Alte.“

„Moment noch“, sagte Inga sehr langsam. „Ich glaube, ich muss hier etwas klarstellen. Alfred hat ja schon eine ganze Menge erzählt, nicht wahr? Hat der Kleine denn auch erzählt, wie er gehampelt hat und nicht zum Zuge kam? Mann, habe ich mich amüsiert! Er will und kann gar nicht. Hat gezappelt wie ein Fisch, und der Schweiß rann aus allen Poren. Das war wirklich eine Schau. Alfredchen, du musst erst mal Nachhilfeunterricht nehmen, musst erst mal lernen, mit einer Frau zu schlafen.“

Die Männer lachten laut auf.

„Das ist nicht wahr“, keuchte Alfred und zitterte. „Ich habe dich genommen. Mensch, Inga...“

„Du müde, kleine Null. Du langweilst mich. Da bietet man sich schon umsonst an, und er weiß nicht, was er machen soll. Ich habe die ganze Zeit geglaubt, ich hätte einen Kindergartenjungen vor mir. Ich möchte mal gern wissen, warum du das so offen erzählst. Du bist doch gar kein Mann, Moritzchen!“

„Du gemeine...“, er brach ab.

„Sprich dich aus, mein Lieber!“ Ihre Augen funkelten gefährlich. Das Blatt hatte sich gewendet. Mit diesem Augenblick versetzte sie dem Mann einen tödlichen Schlag. Darunter würde er immer leiden. Die Kollegen würden ihn verlachen und verhöhnen. Und er hatte so angegeben. Aber sie log schamlos. Er wusste es doch besser!

Dorti spürte die Qual des Buchhalters. Er tat ihr in der Seele leid. Armer Kerl!

Inga ging mit hocherhobenem Kopf durch die Menge. Aussage stand gegen Aussage. Wie ein geprügelter Hund schlich sich Alfred davon. Das Lachen der Männer verfolgte ihn über den Flur. Sogar im Fahrstuhl hörte er es noch.

Dorti ging hinter Inga her. Diese zog sich gerade den Mantel aus und hing ihn in den Schrank.

Dorti sagte: „Das war gemein von dir.“

Inga drehte sich herum. „So? Und warum, wenn ich fragen darf?“

„Ach Inga, du weißt es doch. Bestimmt hast du gelogen, hast ihn bewusst fertiggemacht.“

„Hab’ ich das?“, sagte sie gelangweilt. „Du kannst recht haben. Aber ich will dir mal etwas sagen: Wer mir in die Quere kommt, der wird was erleben.“

Dorti zündete sich eine Zigarette an. „Warum gerade Alfred? Er hat dir doch nichts getan.“

„So? Hast du nicht gehört, was er erzählt?“

„Aber Inga, du hast mir doch selbst gesagt, dass du...“

„Glaubst du, ich will einen von diesen miesen Typen in meiner Wohnung sehen?“

„Aber Alfred!“

„Ach, sei still. Ich will nichts mehr davon hören. Er ist selbst schuld. Hätte er seinen Mund gehalten!“

„Du bist so gemein. Du denkst nur an dich.“

„Ja, das tue ich, Dorti. Ich möchte dir einen Rat geben: Misch dich nicht in meine Angelegenheiten. Du siehst ja, mir hilft man nicht. Jeder muss sich selbst der nächste sein. So ist das Leben, sonst bist du verloren.“

Dorti schwieg dazu.

„Ich habe eines erreicht: Sie werden es sich jetzt wohl überlegen, noch ein schiefes Wort über mich zu sagen. Nichts können die Männer schlechter vertragen, als wenn man sagt, sie seien Schlappschwänze. Übrigens, die meisten sind es ohnehin. Ihr Geprahle! Pah, da kenne ich sie ganz anders!“

„Eines Tages wirst du einsehen müssen, wie gemein du bist. Und dann ist es zu spät.“

Inga lächelte. „O nein. Eines Tages werde ich reich sein. Wir werden uns wieder sprechen, Liebling. Und dann wirst du mir recht geben.“

Dorti ging fort. Nein, dachte sie leidenschaftlich. Das ist nicht das wirkliche Leben. Niemals! Wenn ich auch nicht an die Liebe glaube. Aber etwas Ähnliches muss es doch geben; etwas, das dem Leben einen Inhalt gibt. Wenn alle so wären wie Inga, mein Gott!

Ein Goldkätzchen sucht wahre Liebe: Redlight Street #164

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