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Partnerschaft –
das schöne, schwere Miteinander

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„Es ist mit der Liebe wie mit den Pflanzen:

Wer Liebe ernten will, muss Liebe säen.“

Jeremias Gotthelf

Wie verhalten sich Liebe und Partnerschaft zueinander?

Liebe und Partnerschaft stehen in einem Ergänzungsverhältnis: Obwohl eng miteinander verwoben, haben sie doch verschiedene „Funktionen“. Wer sich auf die Suche nach der Liebe macht, möchte einen Menschen finden, der ihm in erster Linie eine emotionale Heimat bietet; wer einen Partner sucht, nur um nicht alleine zu sein, hält meist Ausschau nach jemandem, mit dem er vor allem den Alltag gut bewältigen kann. Dass Partnerschaft und Liebe nicht deckungsgleich sind, zeigt uns auch die Tatsache, dass manche Beziehungen nicht und nicht funktionieren wollen, obwohl die Partner sich lieben. Ebenso wie Vernunftbeziehungen sich durchaus harmonisch und angenehm gestalten können. Und manchmal trennt sich ein Paar, obwohl die Partner sich noch lieben.

Liebe ist nichts, worauf man felsenfest bauen kann. Sie kommt oder geht, ohne dass wir sie wirklich im Griff haben, wenn wir sie als selbstverständlich sehen und nicht daran arbeiten. Und darüber, „wo die Liebe hinfällt“, kann man manchmal nur staunen: Es gibt Paare, die so gar nicht zueinander zu passen scheinen, bei denen die Beziehung aber funktioniert, weil die Liebe da ist. Im Unterschied zur Liebe ist eine Partnerschaft steuerbar: Das Paar entscheidet bewusst über Anfang und Ende der Beziehung, auch wenn keiner der beiden am Anfang weiß, worauf er sich wirklich einlässt.

Nur mit Liebe lässt sich der Alltag eines Paares aber nicht bewältigen. Schon der Volksmund sagt: „Man kann nicht von Luft und Liebe allein leben“ – das Chaos würde bald überhand nehmen. Das kennt jeder von uns aus der Verliebtheitsphase, wenn man durch den Alltag „schwebt“ und sich auf die täglichen Anforderungen kaum konzentrieren kann. Der emotionale Ausnahmezustand, dem wir als Verliebte regelrecht ausgeliefert sind, macht es uns fast unmöglich, uns mit „niederen“ Themen wie „Wer trägt die leeren Pizzaschachteln runter?“, „Wer bezahlt die Stromrechnung?“ oder „Wer darf arbeiten und Geld verdienen, während der andere die unbezahlte Haushaltsarbeit erledigt?“ zu beschäftigen. Aber Achtung: Damit eine Beziehung auf Dauer funktionieren kann, ist es notwendig, die Zuständigkeitsbereiche der Partner aufzuteilen – und zwar so, dass beide Partner es als gerecht empfinden. Da wir Menschen

einen Hang zur Bequemlichkeit haben und alles Lästige, Zeitraubende und nicht mit barer Münze Honorierte doch lieber dem Partner aufhalsen, ist es auch notwendig, aufkommende Interessenskonflikte partnerschaftlich zu lösen. Am besten gleich von Anfang an.

Das tun aber leider die wenigsten. Wir sind verliebt – und die körperliche Anziehung und sinnliche Leidenschaft sind so stark, dass sie erst mal alles andere überdecken. Beziehungsprobleme sind in dieser Phase noch unvorstellbar. Dieser wunderbarste aller Menschen, in den wir uns verliebt haben, sollte uns jemals verletzen oder ausnützen? Ausgeschlossen! Und selbst wenn: das halten wir schon aus, dank unserer grenzenlosen Kompromissbereitschaft – denken wir zumindest. „Wir sind füreinander gemacht“ ist alles, was uns im Moment interessiert; für ein Austarieren der jeweiligen Pflichten und Verantwortlichkeiten sind wir nicht zu haben. Studien mit Kernspin­tomographen haben gezeigt, dass bei frisch Verliebten der präfrontale Cortex, wo rationale Entscheidungen getroffen werden, sich besonders ruhig verhält; gleichzeitig findet eine Dopamin-Überproduktion statt und Hormone wie Serotonin, Phenylethylamin (das „Verliebtheitshormon“, das den sexuellen Appetit anregt) und Oxytocin (das „Bindungshormon“), die nun vom Körper vermehrt produziert werden, bescheren den Verliebten einen ähnlichen Rausch wie mit Kokain.

Da fällt es natürlich leicht, sich von seiner besten Seite zu zei­gen; auch der Partner scheint komplett fehlerfrei zu sein. Wir können unser Gegenüber gar nicht ausgiebig genug verwöhnen und ihm nicht oft genug versichern, dass uns das alles irre Spaß macht. Es stimmt sogar – solange unsere hormonelle Maschinerie auf Hochtouren arbeitet. Das schafft sie locker ein paar Monate lang; dann aber normalisiert sich unser Hormonhaushalt wieder, das Stimmungshoch verflüchtigt sich und wir beginnen wieder klarer zu sehen. Ohne die rosarote Brille der Verliebtheit sind wir nun bass erstaunt, dass wir doch keinen Gott und auch keine Göttin an Land gezogen haben. Noch schlimmer: Wir sind von ihren Schwächen und Fehlern massiv enttäuscht und fühlen uns immer wieder verletzt. Jetzt fällt es uns plötzlich wie Schuppen von den Augen, dass wir in letzter Zeit dem Partner zuliebe auf so vieles verzichtet haben. Da wir nun nicht mehr zu bedingungsloser Aufopferung bereit sind, sondern auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Geben und Nehmen pochen, gibt es Streit und Diskussionen. Selbst wenn wir einiges zu unseren Gunsten „aushandeln“ können, lässt sich das vage Gefühl, in der Partnerschaft zu kurz zu kommen, nicht mehr ausblenden.

Sollen wir nun Reißaus nehmen? Mitnichten, denn das alles ist völlig normal! Wir sind von Wolke sieben heruntergepurzelt und unsanft in der Realität gelandet. Und jetzt? Dranbleiben! Der Crash war notwendig, denn nur so kommen wir auf den richtigen Weg: Partnerschaft heißt ja nicht, sich für den anderen aufzugeben. Partnerschaft bedeutet, zu sich selbst und seinen Bedürfnissen zu stehen und das ebenso dem Partner zuzugestehen. Allerdings sind gewisse Voraussetzungen notwendig, wenn eine Beziehung über längere Zeit halten soll.

Was braucht Partnerschaft?

Rufen wir uns noch einmal unsere vereinfachte Formel in Erinnerung: Partnerschaft = Freundschaft + Erotik. Erotik gibt es am Anfang der Beziehung zuhauf; wenn sich dann im Alltag die Interessenskollisionen der Partner häufen und es immer schwieriger wird, Kompromisse zu finden, steht das Ganze erst einmal auf dem Prüfstand. Genauso wichtig wie die erotische Anziehung sind nun die kommunikativen Fähigkeiten sowie die Bereitschaft beider Partner, Belastungen zu ertragen und auf den anderen einzugehen. Wir sind eher gewillt, die Nachteile einer festen Beziehung zu akzeptieren, wenn wir uns bewusst für eine Partnerschaft entschieden haben. Dann fällt es uns nämlich viel leichter, die notwendigen Bedingungen zu schaffen, die das Überleben der Beziehung sichern:

 Partnerschaft braucht vor allem die Fähigkeit und den Willen der Partner, Intimität und Nähe zuzulassen – jene Nähe, von der wir in der Phase der Verliebtheit nicht genug kriegen konnten und die uns im Alltag oft abhandenkommt. Wir sollten immer bereit sein, uns auszutauschen, uns dem anderen gegenüber zu öffnen, ihm zu vertrauen und Interesse an ihm und seinen Bedürfnissen zu zeigen. Da wir meistens keine Telepathen sind, die wissen, wo der andere emotional gerade steht, was er braucht und was er fühlt, heißt das: regelmäßig und oft miteinander reden. Wir müssen uns austauschen, um beim Gegenüber „up to date“ zu sein.

 Genauso wichtig ist aber auch der gegenseitige Respekt, das Bedürfnis, dem anderen Gutes zu tun, die Erfahrung, dass man gemeinsam Schönes erleben kann. Dann fühlt man sich in der Beziehung wohl – was nicht heißen soll, dass der eine Partner zu 100 Prozent für das Wohlbefinden des anderen zuständig ist. Nicht umsonst heißt es: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ Gewisse Grundbedingungen sollte der Partner aber schon miterschaffen. Wenn beide „aufeinander schauen“, umso besser.

 Partnerschaft bedeutet auch, mit jenen Seiten des Partners zurechtzukommen, die einem gegen den Strich gehen. Den Partner können wir meistens nicht ändern (wir haben es ja mit einem erwachsenen, fertig geformten Menschen zu tun); also ist unsere Toleranz gefragt, damit wir ihn mitsamt seinen Schwächen akzeptieren und unsere Augen in Bezug auf seine Fehler immer wieder „zudrücken“ können. Genauso hilfreich ist es, sich selbst in seiner Unvollkommen­heit zu sehen und zu erkennen, dass der Partner ja auch oft nachsichtig ist. Also sollte man den Hebel bei sich selbst ansetzen. Ändere ich mich selbst, verändert sich das Gegenüber meistens mit.

 Wichtig sind auch die Gleichwertigkeit unter den Partnern sowie ähnliche Normen, Werte und Lebensziele. Abhängigkeit oder Dominanz erschwert eine Partnerschaft ungemein. Ein Ungleichgewicht zwischen den Partnern führt nicht selten zur Trennung. Begegnet ein Paar sich jedoch auf Augenhöhe, hat es die Möglichkeit, sich gemeinsam zu entwickeln und mit der Zeit „zusammenzuwachsen“. Dieser Prozess setzt jede Menge Freude und Energie frei. Schon Wolfgang Ambros wusste das: „Wir hab’n uns und wir hab’n uns gern … und langsam wochs’ ma z’amm.“

Diese notwendigen Bedingungen zu erschaffen, ist nicht immer leicht, aber auch nicht unmöglich. Jedenfalls obliegt es jenem Partner, der eine Änderung wünscht, seinen Wunsch dem anderen zu vermitteln. Schon als Kinder haben wir immer wieder zu hören bekommen: „Wenn du etwas willst oder brauchst, musst du es sagen!“ Prinzipiell hat sich das auch im Erwachsenenalter nicht geändert. Freilich: Nur weil etwas gesagt wird, heißt das noch lange nicht, dass es gehört wird, und schon gar nicht, dass dieses Bedürfnis auch erfüllt wird. Aber ohne Kommunikation gibt es auch keine Chance auf Änderung.

Liebe @ Kummer. Wenn dich der Partner schafft ...

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