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Kommunikation in der Partnerschaft

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„Viele können argumentieren –

wenige ein Gespräch führen.“

Amos Bronson Alcott

Wie vermittelt man dem Partner Wünsche und Bedürfnisse?

Indem man sich klar und deutlich äußert. Wir könnten theo­retisch auch schweigen und hoffen, dass der Partner uns aus lauter Liebe unsere geheimsten Wünsche und Erwartungen von den Augen abliest; aber diesem romantischen Klischee entsprechen die wenigsten Menschen. Wir sind zwar durch unsere sogenannten „Spiegelzellen“ empathiefähig, können uns also bis zu einem gewissen Grad in den anderen hineinversetzen; mit Sicherheit sind wir aber unfähig, Gedanken zu lesen. Wa­rum also nicht gleich sagen, was man gern hätte? Wir sind keine kleinen Kinder mehr, die auf Eltern angewiesen sind, die gut im Erraten ihrer Bedürfnisse sind. Wir sind Erwachsene, denen die menschliche Sprache zur Verfügung steht und die sie in ihrer ganzen Vielfalt nützen können. Dabei sollten wir uns vor Augen halten, dass jede Äußerung gleichzeitig auf drei Ebenen stattfindet:

 Auf der verbalen Ebene (das ist der Sinngehalt der Wörter in einem Satz). Hier ist die Aussage „Fein, deine Mutter kommt also über die Feiertage zu Besuch!“ vorerst einmal eine neutrale Antwort auf die Ankündigung des Besuchs der Schwiegermutter.

 Auf der nonverbalen Ebene (auf der Mimik und Gestik eine Rolle spielen). Hier hat derselbe Satz zwei Bedeutungen, je nachdem, ob man ein fröhliches Gesicht dazu macht oder ob man mit den Augen rollt und das Gesicht verzieht: Ist die Mimik optimistisch, freut man sich ehrlich über den Besuch. Hängen die Mundwinkel eher herab, hat man sich Weihnachten anders vorgestellt, aber: a) Man zeigt sich trotzdem entgegenkommend – es wird also trotz allem harmonisch verlaufen – oder b) Man ist wütend und nimmt eine vorwurfsvolle Haltung an, was eher Streit und ungute Stimmung bedeutet. Was davon der Fall ist, zeigt sich auf der dritten Ebene:

 Auf der paraverbalen Ebene (hier ist die Stimmlage ausschlaggebend für die Bedeutung des Satzes in all seinen Konsequenzen). Ist der Tonfall herablassend oder wütend, bedeutet der Satz genau sein Gegenteil („Es ist überhaupt nicht fein, dass deine Mutter zu Besuch kommt!“) und der Haussegen hängt schief. Bei unsicherer Stimme und freudlosem Gesichtsausdruck macht sich das Gegenüber lediglich Gedanken, wie man das Weihnachtstreffen gut überstehen könnte, da die Schwiegermutter so ihre Macken hat. Ist die Stimme unsicher und die Mimik eher ängstlich, geht man davon aus, dass es schwierig sein wird, eine schöne Zeit mit dem Gast zu verbringen, dass man sich aber trotzdem bemühen wird, das Beste daraus zu machen.

In jedem Satz, den wir äußern, steckt also eine Menge Interpretationsspielraum. Dabei gilt: „Der Ton macht die Musik.“ Wie wir etwas sagen, ist genauso wichtig wie der Inhalt unserer Äußerungen. Wir haben sicher mehr Erfolg mit einer freundlich geäußerten Bitte als mit einem weinerlichen Vorwurf. So gesehen liegt es eigentlich in unserer Macht, mit der Äußerung unserer Wünsche beim Partner erfolgreich zu sein. Theoretisch – denn in der Praxis sind wir nicht alle Meister der Rede: Der eine spricht weniger bedacht als der andere, weil er sich leichter von Emotionen aus der Fassung bringen lässt und so seinen „Verhandlungserfolg“ auch weniger steuern kann. Dem anderen fehlt es schlicht und einfach an Worten. Ist man sich seiner rhetorischen Mängel jedoch bewusst, kann man durch bewusste Pausen beim Sprechen, die einem Zeit zum Überlegen lassen, viel kompensieren.

Gibt es Fallen in der Kommunikation?

„Die Sprache der Wahrheit ist einfach.“

Euripides

Jede Menge! Wir haben ja gesehen, dass Kommunikation – mit ihren drei Ebenen – immer auch Interpretation der Botschaften ist; der Empfänger kann mit seiner Deutung auch völlig falsch liegen. Harmlose Sätze führen im Falle solcher Missverständnisse dazu, dass das Gegenüber sich kränkt, obwohl der Partner das keinesfalls beabsichtigt hat. Steht der eine z. B. unter Zeitdruck und der andere bittet ihn just in diesem Moment um einen Gefallen, bekommt er unter Umständen eine Aus­sage wie „Muss das denn ausgerechnet jetzt sein?“ zu hören, in der alle Nuancen von genervt bis wütend mitklingen. Der Fragende wird das mit großer Wahrscheinlichkeit zutiefst unfair finden, ist er doch selbst jederzeit bereit, seine Aktivitäten zu unterbrechen, wenn die Umstände es erfordern. Nun wird ihm aber offensichtlich zum Vorwurf gemacht, dass er seinen Partner belastet, statt Rücksicht zu nehmen. Dabei hat der unter Zeitdruck Stehende nichts davon gemeint, sondern bloß seine Resignation oder sein Selbstmitleid zum Ausdruck bringen wollen. Wieso sein Gegenüber sich wegen dieses Satzes angegriffen fühlt und den ganzen Tag beleidigt ist, kann er nicht nachvollziehen. Solche Situationen hält der Alltag immer wieder für uns bereit – unter Stress entwickeln wir ein besonderes Talent, die anderen vor den Kopf zu stoßen.

Mit einer positiven Grundeinstellung der Beziehung und dem Partner gegenüber können solche kommunikativen Fallen jedoch umgangen werden. Statt zu schmollen, sollte man gleich nachfragen, wie der kränkende Satz gemeint war. Stellt sich heraus, dass die Beleidigung tatsächlich beabsichtigt war – wenn auch vielleicht nicht in dem Ausmaß, wie es beim Empfänger angekommen ist –, gehört sofort kundgetan, was die Aussage bewirkt hat: nämlich eine Kränkung, eine ungerechtfertigte Schuldzuweisung oder eine unangebrachte Bestrafung. Zweitens ist es dienlich, den Partner oder die Partnerin aufzufordern, sich in Zukunft um freundlichere Formulierungen zu bemühen. Auf diese Weise bekommen die jeweiligen Partner nämlich die Möglichkeit, sich besser auf ihr Gegenüber einzustellen. Denn was für den einen ganz normal klingt und nicht als Beleidigung gemeint ist (Sender sagt: „Ich glaub’s nicht – jetzt hast du schon wieder vergessen, die Post mitzunehmen!“), kann für den anderen kränkend sein (Empfänger versteht: „Du bist einfach unfähig, auch nur das Einfachste hinzukriegen!“). Daher ist es wichtig, dem Partner mitzuteilen, was seine Worte bewirken. Wird er oder sie trotzdem „rückfällig“, sollten Grenzen gesetzt werden, z. B. mit dem kategorischen Satz: „Das kränkt mich jetzt aber sehr!“ Damit beugt man weiteren Missverständnissen vor und lässt Erklärung sowie Kommunikation zu.

Gefährlich sind auch all die kleinen Notlügen und Schwindeleien, deren man sich manchmal ohne jede schlechte Absicht bedient – weil man sich z. B. eine Diskussion ersparen will. Sie sind aber bedenklich, denn meistens fliegen sie auf und sorgen für ganz viel Zores. Sitzt man etwa mit seinen Freunden beim Heurigen und hat sich gerade einen letzten G’spritzten bestellt, obwohl es schon spät geworden ist, sollte man der oder dem Daheimgebliebenen am Telefon nicht weismachen, „dass man eh schon am Heimweg ist“. Der zu Hause Wartende wird sich nämlich erst wundern, wieso der Nachhauseweg so viel Zeit in Anspruch nimmt, dann misstrauisch werden und schließlich ein Wechselbad aus Sorge um den Partner und Wut erleben. Klingelt es dann endlich an der Tür, legt sich zwar die Angst, dass etwas passiert sein könnte, nicht aber die Wut. Auch eifersüchtige Gedanken machen sich dann breit: „Wieso hat er/sie mich angelogen? Da muss doch was dahinterstecken!“ Dass der Haussegen dann eine Weile schief hängen wird, ist nachvollziehbar. Ähnlich irreführend ist bei notorischen Vor-dem-Bildschirm-Sitzenbleibern die Aussage: „Ich mach nur noch das Level fertig und komm dann ins Bett“, denn das heißt, dass man in höchstens zehn Minuten beim Partner ist und nicht erst nach zwei Stunden. Deshalb ist es wesentlich, lieber einen kleinen Konflikt in Kauf zu nehmen („Ich weiß nicht, wie lange es noch dauert …“) und die Wahrheit zu sagen, als eine gröbere Beziehungskrise auszulösen. Wie heißt es so schön? „Ehrlich währt am längsten.“ Auf der sicheren Seite ist man, wenn man seine Aussagen wortwörtlich meint und sich auch daran hält.

Ist Schweigen dann nicht die bessere Alternative?

Wer glaubt, dem Risiko, den Partner zu kränken, durch Schweigen aus dem Weg zu gehen, irrt gewaltig. Genauso wie jener, der glaubt, Schweigen und Dulden würden eine Beziehung retten. Partnerschaft kann ohne Kommunikation nicht funk­tionieren. Stirbt die Kommunikation, stirbt langsam auch die Liebe.

Ohne Kommunikation würde eine Partnerschaft gar nicht erst entstehen: Nach dem ersten Blickkontakt, der Hoffnungen aufkeimen lässt, aber noch unverbindlich ist, müssen die künftigen Partner ihrem Interesse aneinander auch verbalen Ausdruck verleihen, um zu wissen, woran sie sind. So intensiv Blicke auch sein können – ohne ein Aussprechen der dahinterstehenden Bindungsabsichten kann sich keine Beziehung entwickeln. Und auch nach der ersten Annäherung braucht man Sprache: Es ist ganz wichtig, dass die Vision eines gemeinsamen Lebens irgendwann im Laufe der ersten gemeinsam verbrachten Zeit angesprochen wird. Genauso können die konkreten Rahmenbedingungen einer Beziehung ohne Kommunikation nicht ausgehandelt werden – diese Rahmenbedingungen bilden aber die Basis einer soliden Partnerschaft.

Wir verändern uns ständig, unser ganzes Leben lang. Wir bleiben in unserer Entwicklung nicht stehen, nur weil wir in einer festen Beziehung sind. Gerade eine Partnerschaft fordert zu tiefgreifenden Änderungen heraus – wir müssen ja das Kunststück vollbringen, uns über längere Zeit an diesen einen, ganz speziellen Menschen anzupassen, ohne uns dabei selbst zu verlieren. Wenn wir über unsere inneren Veränderungen nicht sprechen, werden wir dem Partner fremd – und umgekehrt. Er versteht uns und unsere Bedürfnisse nicht mehr, denn er glaubt ja, unser altes Ich vor sich zu haben. In welchem Bereich wir inzwischen gereift sind, welche unserer Ansichten nicht mehr aktuell ist, inwieweit wir unser Gegenüber auf unserem Weg „mitnehmen“ wollen – all das können wir nur im Gespräch deutlich machen.

Kommunikation bedeutet vor allem, Klarheit zu schaffen. Wenn nicht schon von Anfang an darüber gesprochen wird, welcher Art die Beziehung sein soll (monogam, polygam, mit oder ohne Kinder), wie die verschiedenen Lebensbereiche „gemanaged“ werden sollen (gemeinsames Budget oder getrennte Konten, Aufgabenverteilung im Alltag) und wie die „Lebensskripte“ der Partner aussehen („Ich möchte im Alter unbedingt aufs Land ziehen!“), werden genau diese ungeklärten Punkte immer wieder zu Beziehungskonflikten führen. Auch wenn die romantische Verliebtheit es fast ausschließt, dass man prosaische Alltagsthemen bespricht, sollte man sich trotzdem dazu zwingen. Es ist naiv, zu erwarten, dass sich alles von selbst regelt.

Miteinander reden ist auch das A und O von Nähe und Intimität. Nichts gegen liebevolle Blicke oder zärtliche Berührungen – auch sie können den „Stand der Partnerschaft“ (stabil/instabil, befriedigend/unbefriedigend etc.) anzeigen; aber die momentane Stimmungslage, ob gut oder schlecht, erhellt sich dem Partner nicht immer von alleine – außer vielleicht in Ausnahmefällen: wenn man sich schon ein ganzes Leben lang kennt und z. B. an der Stimme oder am Stirnrunzeln des anderen erkennt, wie es ihm geht. Da eine solche ausgeprägte Fein­fühligkeit nicht oft vorkommt und Mimik und Gesten auch missinterpretiert werden können, sollte man seinem Partner einfach mitteilen, dass man sich beispielsweise gerade niedergeschlagen fühlt, am besten mitsamt einem nachvollziehbaren Grund („Ich glaube, ich werd krank, mir geht’s überhaupt nicht gut!“) – so vermeidet man, dass der andere sich selbst als Grund für die schlechte Stimmung seines Partners sieht.

Wichtig ist auch, sich über den konkreten Tagesablauf in angemessenen Intervallen gegenseitig „upzudaten“ – nämlich immer dann, wenn sich etwas im normalen Ablauf der Dinge verändert hat. Damit das Miteinander so reibungslos wie möglich funktioniert (Probleme von außen tauchen ja trotzdem verlässlich auf), muss man miteinander reden. Sieht man sich tagsüber kaum, weil jeder in seinem Büro sitzt, hilft ein Familienplaner, in den alle anstehenden Termine gut sichtbar eingetragen werden, oder am Kühlschrank befestigte Notizen – Kommunikation kann auch schriftlich erfolgen. Hauptsache, sie funktioniert.

Wie sieht gute Paarkommunikation aus?

Die erste Hürde, die genommen werden muss, ist, trotz scheinbaren Zeitmangels Gelegenheiten zum Gespräch zu finden. In unserem hektischen Alltag findet Kommunikation oft nur noch zwischen Tür und Angel statt und beschränkt sich auf Alltagsthemen: was man kochen wird, wer mit dem Staubsaugen dran ist, wann die Kinder abgeholt werden müssen und welchen Sender man sich am Abend gönnt. Das alles hat mit echter Paarkommunikation sehr wenig zu tun.

Paarkommunikation braucht Zeit und Ruhe, damit man zu jenen Themen vordringen kann, die mit unseren tieferen Wünschen und Erwartungen, mit unserem innersten Wesen und unseren Gefühlen zusammenhängen. Um sich diesbezüglich öffnen zu können, sollten Freiräume geplant werden, in denen beide Partner sich Zeit füreinander nehmen; denn wenn nur der eine das Bedürfnis hat, zu reden, während dem anderen der Kopf vor unerledigten Aufgaben schwirrt, wird es keine echte Kommunikation geben – weil es unter diesen Umständen unmöglich ist, richtig zuzuhören. Dann gibt man ein mechanisch Hingesagtes „Ja, klar!“ von sich oder murmelt ein „Hmmm, seh ich genauso“, ohne sich auf das Gesagte konzentriert zu haben. Das führt logischerweise zu Konflikten, denn man weiß oft nach einer Woche nicht mehr, wozu man seinen Sanctus gegeben hat. Fokussierung auf den anderen bedeutet inte­ressiertes Zuhören, physische Zugewandtheit, Blickkontakt, unvoreingenommenes Nachfragen und positive Rückmeldungen zum Gesagten.

Paarkommunikation bedeutet auch, dass man seine frustrierenden Erlebnisse dem Partner mitteilen kann und so Erleichterung erfährt – nicht unbedingt dadurch, dass sich mithilfe des Gegenübers eine Lösung ergibt, sondern weil schon das Mitfühlen des Partners einem hilft, dem Unangenehmen gestärkt gegenüberzutreten. „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ weiß der Volksmund – andererseits gilt natürlich auch „Geteilte Freude ist doppelte Freude“. In den Gesprächen eines Paares sollte immer auch Platz für die schönen Dinge des Lebens sein, die man erlebt hat oder die man sich gemeinsam für die Zukunft ausmalt.

Auch Probleme zwischen den Partnern müssen – nachdem sie erkannt wurden – besprochen werden, damit gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten gesucht werden kann. Wer aus falsch verstandener „selbstloser“ Liebe – die es nur in einem Fall gibt: die Liebe der Eltern zu ihren Kindern – seine Probleme, die er mit dem Partner hat, einfach unter den Teppich kehrt, wird merken, dass sie immer größer werden und die Beziehung immer mehr gefährden.

Ein Beispiel: Ingrid wünscht sich schon lange, wieder einmal mit ihrem Mann auszugehen. Norbert hat seinen wöchent­lichen Herrenabend und geht sonntags mit seinen Freunden zum Sport. Immer wieder erwähnt Ingrid, wie schön es doch wäre, einen Abend mit Freunden zu verbringen (obwohl ihr das nicht leicht fällt – lieber wäre ihr, er würde von selbst mit der Idee antanzen). Norbert kann der Aussicht auf einen gemeinsamen Abend durchaus etwas abgewinnen und meint treuherzig: „Ja, fein, machen wir das doch nächstes Wochenende!“ Er nimmt es sich in diesem Moment vielleicht auch wirklich vor; am nächsten Samstag ist er aber nach dem Herrenabend und vor dem sportlichen Treffen eher der häuslichen Couch zugeneigt – sein Versprechen scheint er vergessen zu haben. Norbert hat Ingrids Wunsch nach einem Tapetenwechsel nicht verstanden. Oder er will es nicht verstehen. Woche für Woche wiederholt sich das – Ingrid sagt aber irgendwann nichts mehr. Obwohl ihre Bedürfnisse offensichtlich ignoriert werden, glaubt sie, mit ihrem Mann nachsichtig sein zu müssen („Der Arme arbeitet so viel – da muss er sich ja entspannen können!“). Obwohl sie sich in dieser Beziehung schon länger nicht mehr wohlfühlt, ändert sich nichts. Helfen würde nur eines: dass Ingrid ihren Wunsch nachdrücklich äußert und seine Erfüllung einfordert. Aber nicht nur darauf wartet, dass Norbert mitmacht: Ingrid kann Freunde einladen oder treffen – unabhängig von ihrem Mann.

Bei Streitthemen ist die Gefahr natürlich besonders groß, dass die Kommunikationsbereitschaft irgendwann an ihre Grenzen kommt und das gemeinsame Gespräch gar nicht mehr möglich ist, weil ein Partner sich zurückzieht oder auf aggressivere Art und Weise zeigt, dass er das Gespräch nicht fortsetzen möchte (Telefonhörer auflegen, Türe zuknallen und gehen etc.). Das lässt sich vermeiden, wenn man sich in konstruktiver Streitkultur übt: Der Sprecher sollte beispielsweise das, worüber er sich beklagen will, als Ich- und nicht als Du-Botschaft äußern – dann werden die Wellen nicht so hoch schlagen. Ich-Botschaften („Ich finde dieses Verhalten von dir nicht in Ordnung!“) drücken persönliche Gefühle aus, Du-Botschaften („Du hast schon wieder dieses oder jenes getan!“) werden stets als Anschuldigung bzw. Anklage verstanden und zwingen den Partner, sich zu rechtfertigen und zu verteidigen. Es ist wichtig, dass der andere sein Verhalten erklären kann, sich aber nicht rechtfertigen muss. Also statt eines vorwurfsvollen „Warum kommst du schon wieder so spät?“ lieber ein neutraleres „Jetzt hab ich aber sehr lange gewartet!“ aussprechen. Dann fliegen dem Partner nicht die Vorwurfsgeschosse um die Ohren, und er kann sein Zuspätkommen in Ruhe erklären: „Es gab leider einen riesigen Stau nach einem Unfall, und ich hatte keine Handyverbindung!“

Auch bei größeren Entscheidungen ist es wichtig, dass man richtig miteinander kommuniziert. Man sollte dem Partner immer signalisieren, am eigenen Beitrag zu einer gemeinsamen Lösung interessiert zu sein. Wenn man ihm oder ihr beispielsweise kategorisch eröffnet: „In dieses Zimmer passt nur Beige!“, ist der Partner von Vornherein vom gemeinsamen Suchen und Finden ausgeschlossen. Wenn man stattdessen so formuliert: „Meinem Geschmack nach passt nur Beige in dieses Zimmer, was sagst du dazu?“, hat das Gegenüber automatisch das Gefühl, mitreden zu dürfen, ernst genommen zu werden und wichtig für seinen Partner zu sein.

No-Go’s in der Paarkommunikation

 Negative Pauschalisierungen und VerallgemeinerungenStatt den Partner mit Sätzen wie „Immer kommst du zu spät!“, „Nie fragst du mich, was ich mal gerne hätte!“ oder „Wie kann man nur so schlampig sein!“ anzugreifen, sollte das störende Verhalten ganz konkret benannt werden. Die Verallgemeinerungen stimmen ja meistens nicht; die Aussagen bedeuten lediglich, dass der Partner dieses Verhalten sehr oft an den Tag legt. Weniger kränkend für ihn oder sie ist eine Aussage wie „Ich möchte, dass du mich in Zukunft nicht mehr warten lässt!“, „Ich brauche unbedingt einen kinderfreien Abend pro Woche – könntest du das irgendwie einrichten?“ oder „Deine herumliegenden Socken stören mich enorm!“ Es ist immer besser, Frust und Enttäuschung, egal, wie groß sie sind, so zum Ausdruck zu bringen, dass der andere sich nicht in seiner Persönlichkeit angegriffen fühlt, sondern versteht, dass es um ein konkretes negatives Verhalten geht.

 Herablassende BemerkungenÄußert der Partner seine Probleme, sollte man Mitgefühl zeigen und ihn keinesfalls mit Kommentaren wie „Immer musst du herumjammern!“ oder „Dir kann man es einfach nicht recht machen!“ kränken. Das sind herablassende Äußerungen bzw. Charakterzuschreibungen, die nur eines bewirken: dass sich der Partner oder die Partnerin immer mehr zurückzieht. Studien haben gezeigt, dass nach einer einzigen negativen Botschaft fünf positive Botschaften notwendig sind, damit das Gegenüber sich wieder im psychischen Gleichgewicht befindet. Es gibt kaum etwas Verheerenderes für eine Beziehung als eine Kommunikation, in der es an Wertschätzung und Achtung für den anderen fehlt.

 KillerphrasenHierbei handelt es sich um Sätze, die das Gespräch „killen“ und nichts anderes zeigen, als dass man an echter Kommunikation nicht interessiert ist. Viele verwenden solche Killerphrasen, um recht zu behalten oder dem anderen keine von der eigenen Meinung abweichende Position zuzugestehen. Macht dieser beispielsweise einen Änderungsvorschlag, kontert der dominante Partner mit: „Das war immer schon so, warum sollen wir das jetzt plötzlich anders machen?“ Oder er sagt auch nur „Blödsinn!“ oder „Davon verstehst du nichts!“ oder „Glaubst du wirklich, dass mich das interessiert?“ – und würgt damit jedes weitere Gespräch ab. Jemand, der sich anmaßt, so mit seinem Partner zu sprechen, hat von Partnerschaft und Miteinander nichts verstanden. „Typisch, dass du schon wieder dagegen bist!“ klingt zwar etwas moderater, blockiert aber ebenfalls jede weitere konstruktive Diskussion.

 Sich keine Zeit für ein Gespräch nehmenWenn der eine Partner über ein Problem sprechen möchte, sollte der andere sich dazu bereit erklären. Geht es gerade nicht, kann man miteinander einen konkreten Zeitpunkt vereinbaren. Kein Ohr für die Sorgen des Gegenübers zu haben und ihn zurückzuweisen, wenn er das Gespräch sucht, ist eine gravierende Missachtung seiner Bedürfnisse und seiner Persönlichkeit.

 Seine rhetorische Überlegenheit bewusst gegen den Partner verwendenIn den meisten Beziehungen kann sich der eine verbal besser ausdrücken als der andere. Nutzt er diese Fähigkeit, um seine Interessen zu erreichen, wird der Unterlegene immer häufiger Gespräche vermeiden, da er keine Kompromisse zu seinen Gunsten aushandeln kann. Wenn einer in allen Bereichen den Ton angeben will und dem anderen nicht zugesteht, auch Bereiche zu haben, in denen er mehr weiß oder mehr kann, wird dessen Selbstwertgefühl so sehr sinken, dass er irgendwann gar nicht mehr widersprechen wird. Der eine bestimmt dann die Gesprächsthemen, die Interventionen des anderen werden weggewischt. Die gleiche Wirkung hat es auch, wenn man den anderen wie ein kleines Kind behandelt und ihm etwa droht: „Wenn du dieses oder jenes tust, fahren wir am Wochenende nicht zu deinen Eltern!“ Der so erpresste Partner wird Gesprächen immer mehr aus dem Weg gehen und auch die alltäglichsten Dinge nicht mehr besprechen wollen. Der Sieger im täglichen verbalen Gefecht ist aber irgendwann der große Verlierer, weil eine Beziehung so nicht funktionieren kann.

 Den anderen nicht ausreden lassenWer glaubt, er kenne seinen Partner schon so gut, dass er immer weiß, was dieser gleich sagen wird und ihn deshalb unterbricht, legt kein partnerschaftliches, respektvolles Benehmen an den Tag. Weder können wir die Gedanken unseres Partners oder unserer Partnerin lesen noch umgekehrt.

 In einem Streitgespräch alles persönlich nehmenSelbst wenn man mit ungerechten Vorwürfen konfrontiert wird, ist es hilfreich, nicht alles sofort auf sich zu beziehen, sondern erst mal nachzufragen, ob es dem Partner vielleicht gerade schlecht geht und er deshalb so unfreundlich ist.

 Nur über Probleme sprechenÜber Probleme sollte immer gesprochen werden; die schönen und lustigen Dinge, die einem passiert sind, und auch die zukünftigen Vorhaben und Ziele sollte man dabei aber nicht vergessen. Sich an den Anfang der Beziehung erinnern, von gemeinsam erlebten schönen Zeiten erzählen, sich die Erfolge in Erinnerung rufen, die man zusammen errungen hat – das alles stärkt die Partnerschaft und setzt jede Menge positiver Gefühle frei. Deshalb sollte man das so oft wie möglich tun.

Je häufiger diese No-Go’s in einer Beziehung vorkommen, desto weniger wird miteinander geredet und desto mehr nehmen Nähe und Intimität ab. Wenn aber nicht mehr miteinander gesprochen wird, wird man sich immer fremder. Man lebt sich auseinander, obwohl eigentlich gar nichts Schlimmes passiert ist. Die Liebe stirbt eben oft ganz leise.

Kommunizieren Männer anders als Frauen?

„Wenn die Sprache nicht stimmt, so ist das,

was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist.“

Konfuzius

Männer und Frauen kommunizieren tatsächlich in vielen Fällen unterschiedlich. Frauen verpacken in ihren Aussagen oftmals versteckte Botschaften; Männer verstehen Aussagen eher „eins zu eins“. Soll heißen: Die Aussage kommt an, die Botschaft jedoch nicht.

Ein Beispiel: Anna und Max stehen vor der Auslage eines Juweliers. Max fragt: „Wie gefällt dir der Ring? Soll ich ihn dir schenken?“ Anna antwortet: „Der Ring gefällt mir sehr, ist aber leider viel zu teuer!“ Ihre Aussage ist ganz klar, die versteckte Botschaft jedoch lautet: „Ich hätte ihn sehr gerne – sag mir doch, dass ich dir so viel Geld wert bin!“ Max hört jedoch nur die Aussage und antwortet: „Ja, du hast recht, der Ring ist wirklich sehr teuer!“ Fast möchte man ihm zuflüstern: „Sei nicht dumm, der Ring gefällt ihr – geh rein und kauf ihn!“ Und auch ihr möchte man einen Rat für die Zukunft mitgeben: „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt sich’s ohne ihr!“

Eine männerspezifische Kommunikationsfalle sind die schon erwähnten kleinen Notlügen. Viele Männer sind konfliktscheu und schwindeln bei Kleinigkeiten oder verschweigen bestimmte Dinge, weil sie einer Diskussion aus dem Weg gehen wollen. Frauen schwindeln auch, aber eher bei „ernsteren“ Sachen. Ertappen sie ihren Partner bei einer harmlosen Lüge, nehmen sie deshalb an, dass mehr dahintersteckt – und schon gibt’s Streit und Diskussionen.

Aber es gibt noch einen bedeutsamen Unterschied in der Kommunikation von Männern und Frauen – gerade, wenn es um Problembewältigung geht. Frauen finden Lösungen meistens im Gespräch und erzählen deshalb gerne dasselbe drei- bis viermal hintereinander – für Männer ein Graus. „Jetzt hast du mir das schon dreimal erzählt, ich hab’s aber schon beim ersten Mal verstanden!“, ist deshalb ein Vorwurf, den Frauen wohl öfters zu hören bekommen. Sie werden ihr Leid aber noch ein viertes Mal klagen, weil sie während des Erzählens der Lösung immer näher kommen.

Männer hingegen grübeln gerne in aller Ruhe über ein Problem nach und kommen dann mit der fixfertigen Lösung in den „Besprechungsraum“, um sie der Frau auf den Tisch zu knallen – ihre Partnerinnen goutieren das aber nicht, weil sie sich dabei bevormundet vorkommen. Und als Held, wie er es vielleicht insgeheim erhofft hatte, steht der Partner in ihren Augen gewiss nicht da – eher als Macho, der glaubt, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben. Sie wird seine Lösung deshalb in vielen Fällen ablehnen, auch wenn es daran im Grunde nichts auszusetzen gibt.

Weder das eine noch das andere ist wirkliche Kommunikation. Das könnte sich zum Besseren ändern, wenn er etwa sagen würde: „Okay, ich hab’s mir jetzt öfter angehört, darf ich dir etwas vorschlagen? Du hast doch eine gute Freundin, die sich mit dem Thema auskennt; vielleicht hat sie eine Idee!“ Und sie könnte ihm sagen: „Hör zu: Deine Lösung, die du mir jetzt gerade auf den Tisch geknallt hast, finde ich prinzipiell gut, willst du mir aber nicht verraten, wie du drauf gekommen bist?“

Manchmal hat der eine Partner auch gute und einleuchtende Lösungsvorschläge, die aus einem ganz anderen Grund vom Gegenüber nicht angenommen werden können: weil er oder sie sich außerstande sieht, den Lösungsvorschlag umzusetzen. Ein Beispiel: Tina beklagt sich wiederholt darüber, dass alle Kollegen außer ihr eine Gehaltserhöhung bekommen haben. Paul hört sich das immer wieder an und schlägt vor, dass sie sich an den Betriebsrat wendet. Sie weiß zwar, dass diese Lösung vernünftig ist, hat aber Bedenken, den Betriebsrat einzuweihen, da ihre Kollegen eventuell annehmen könnten, sie missgönne ihnen den Aufstieg; das will sie um jeden Preis vermeiden. Oder sie weiß genau, dass der Grund für ihre Diskriminierung der ist, dass ihre Chefin sie nicht leiden kann; eine offene Fehde will sie keinesfalls riskieren. Die vorgeschlagene Lösung hilft ihr also nicht weiter, und sie wird sich wieder und wieder beklagen. Wenn der Partner ihr aber weiterhin zuhört und ihr vor allem keine Vorwürfe macht, weil sie seinen Lösungsvorschlag ablehnt („Jetzt hab ich mir so eine gute Lösung ausgedacht; wenn du sie nicht annehmen willst, bist du selber schuld!“), zeigt er ihr, dass er das Thema – und damit auch seine Partnerin – ernst nimmt.

Ist echte Kommunikation per Internet möglich?

Abgesehen davon, dass es auch im World Wide Web Do’s und Dont’s gibt und man sich die „Netiquette“ aneignen sollte, bevor man sich auf virtuelle Partnersuche begibt, ist der Versuch, eine Partnerschaft per Internet anzubahnen, schlussendlich aus mehreren Gründen problematisch: Obwohl viele von uns es heute als ganz normal empfinden, mehr über das Internet als von Angesicht zu Angesicht zu plaudern, ist diese Art der Kommunikation sehr fehleranfällig.

Kurze Messages über die verschiedensten sozialen Dienste erleichtern den Alltag ungemein; will man sich jedoch den richtigen Partner aus dem weltweiten Web „angeln“, indem man sich über ein sogenanntes Partnerportal „beschnuppert“, sollte man sich im Klaren sein, dass richtiges Kennenlernen nur mit einem Gegenüber aus Fleisch und Blut funktioniert. Auch wenn man noch so fleißig chattet und dem anderen nach relativ kurzer Zeit tiefe Einblicke in sein Innerstes gewährt – und genauso Intimstes vom Chatpartner erfährt –, ist noch keine innige Verbindung zustande gekommen, auch wenn es sich oft so anfühlt. Zu viel kann nämlich in die geschriebenen Sätze hineininterpretiert werden: Es fehlen sowohl die meta- als auch die paraverbale Ebene, die uns so wichtige zusätzliche Informationen über die andere Person liefern. Und da wir uns ja unbewusst, sobald wir auf virtuelle Partnersuche gehen, in den „Ich will den Richtigen finden“-Modus begeben, sind wir auch sehr geneigt, uns aus den empfangenen Informationen unser Idealbild zusammenzufantasieren, das der Realität in vielen Fällen nicht standhält. Aus den kurzen Botschaften liest man heraus, was man rauslesen will. Auch der Sender macht sich die Tatsache zunutze, dass der andere nicht überprüfen kann, was er von sich behauptet; als virtueller Gesprächspartner hat man es noch leichter als zu Beginn einer „realen“ Beziehung, sich von seiner besten Seite zu zeigen.

Das kann fatal sein – spätestens, wenn man sich persönlich begegnet: Wenn dann das Verhalten und die Gesprächsthemen des Gegenübers stark vom bisher Mitgeteilten abweichen und sich auch das gepostete Foto als jüngere Version entpuppt, kommt es zu einer rapiden Ent-Täuschung. Dann ist es einem natürlich sehr peinlich, dass man einem fremden Menschen, mit dem man nun doch nichts zu tun haben will, so viel Persönliches – ja sogar Intimstes – preisgegeben hat. Man stellt sich dann die Frage: Warum um Himmels willen habe ich das überhaupt getan? Wahrscheinlich, weil man sich zu Hause vor dem PC einsam vorgekommen ist. Weil die Kommunikation von Bildschirm zu Bildschirm eben eine Verbundenheit vorgaukeln kann, die dem rauen Alltag niemals standhalten würde. Weil wir uns ja generell mitteilen und unsere tiefsten Gefühle mit einem gleichgesinnten Partner teilen wollen – das fällt vielen leichter, wenn sie vor einem Bildschirm in den eigenen vier Wänden sitzen und sich unbeobachtet fühlen. Intime Dinge werden dann wesentlich rascher als beim persönlichen Kennenlernen ausgetauscht. Spätestens dann stellt sich nicht selten heraus, dass der „Seelenstriptease“ nur dem Anbahnen einer sexuellen Beziehung dienen sollte, was dem an einer echten Partnerschaft Interessierten natürlich sauer aufstößt. Zu Recht: Denn wenn jemand nur eine Affäre sucht, sollte das auch von Anfang an so vermittelt werden. Eine Partnerschaft ist etwas ganz anderes als eine rein sexuelle Beziehung, wenngleich Sexualität in der Partnerschaft eine sehr wichtige Rolle spielt. Und damit wird sich das folgende Kapitel auseinandersetzen.

Liebe @ Kummer. Wenn dich der Partner schafft ...

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