Читать книгу Herz und Verstand im Verwaltungsrat - Gabriela M. Paltzer-Lang - Страница 14
4.Beziehungen des Verwaltungsrates zur Öffentlichkeit
ОглавлениеFrage: Was für Beziehungen pflegt der Verwaltungsrat zur Öffentlichkeit?
Lassen Sie mich kurz ausholen. Ich bin der Auffassung, dass der Öffentlichkeit vermehrt erklärt werden sollte, wie die Wirtschaft und ein Finanzsystem funktionieren. Sachverhalte in der Wirtschaft, Erfolge, Misserfolge, Prognosen, Ereignisse, Ergebnisse, Entscheidungsgrundlagen, sollten so kommuniziert werden, dass die Menschen sie verstehen, sich eine Meinung bilden und besonders bei Abstimmungen qualifizierte Entscheidungen treffen können. Ein langfristiges Ziel sollte sein, aufklärend Einfluss zu nehmen, wie eine zum Nutzen von uns allen nachhaltige Wirtschaft funktioniert. Dazu braucht es Wirtschaftsvertreter, dazu zähle ich sämtliche Verwaltungsratsmitglieder, die in der Bevölkerung als glaubwürdig, vertrauensvoll und authentisch wahrgenommen werden und persönlich hin stehen, eine Meinung äussern und auch gewillt sind, aktiv den Kontakt zur Gesellschaft zu suchen. Es braucht Personen, ja Persönlichkeiten! Das wäre eine Idealvorstellung der Wirtschaft in ihrer Beziehung zur Bevölkerung.
Leider ist dies im Alltag nicht die Realität und führt mehr und mehr zu Spannungen in der Öffentlichkeit. Ein Beispiel dafür sind die ewigen Diskussionen um die Managerlöhne. Es ist einfach nicht nachvollziehbar, wie sich vereinzelte Manager Saläre in zweistelliger Millionenhöhe auszahlen können, während ihr Unternehmen fast keinen Gewinn macht und der Aktienkurs laufend am Sinken ist. Ich weiss, dass es nur wenige Firmen betrifft, wo die Manager so funktionieren. Aber die Aussenwirkung solcher Handlungen und Entscheidungen ist enorm und vergiftet die Stimmung landauf landab. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil sämtliche Manager medial pauschalisiert und unter den Generalverdacht gestellt werden, ungerechtfertigt hohe Boni und Abfindungen zu kassieren. Ich lese wenig in den Medien, dass es sich dabei fast immer um Einzelfälle handelt und der Leser doch lieber die Ausnahmen nicht verallgemeinern sollte. Also, bitte nicht alle Manager in denselben Topf!
Dieser «bitte-nicht-verallgemeinern»-Kommentar findet fast ausschliesslich medial Anwendung, wenn es sich um Religionen, Migranten, Länder, geschlechtliche Stereotypen handelt, aber nicht, wenn es sich um gierige Einzelfälle in der Wirtschaft handelt. Da wird in den Medien darauf losgeschrieben und Neid gefüttert. Mit der Folge, dass einerseits wirtschafts- und standortfeindliche Vorlagen verlangt werden und andererseits der Staat ins Wirtschaftsleben durch das Erlassen neuer Gesetze eingreift. Das schadet der Wirtschaft. Die Unternehmen werden mit ständig neuen bürokratischen Aufgaben belastet. Die Kosten dafür würden sie lieber für neue Investitionen oder Lohnerhöhungen der Angestellten ausgeben.
Schade, dass die grosse Mehrheit der Unternehmen, welche Grossartiges leisten, vor allem die vielen KMUs in der Schweiz, Opfer derjenigen wird, die durch Gier und Verantwortungslosigkeit der Gesellschaft Schaden zufügen. Der Graben zwischen dem wirtschaftlichen Establishment und der Bevölkerung ist grösser geworden, und viele meiner Gesprächspartner sehen das auch so. Allerdings kann ich denen einen leisen Vorwurf nicht ersparen: Wo sind ihre Stimmen, die sich klar und deutlich distanzieren von wirtschaftlicher Gier? Und wo sind ihre Stimmen, die auf Distanz gehen, wenn die Verantwortung der Führungsriege im Notfall auf die untergebenen Mitarbeiter abgeschoben wird? Ein unaufhaltsamer Steilpass für alle Neider! Nicht zu vergessen, dass Neid eine beispielhaft schlechte Emotion ist. Sie weckt ganz allgemein Unmut, Angst und ein Unterlegenheitsgefühl in der Bevölkerung. In der Schweiz gibt es eine ganze Menge von mutigen, anständigen und verantwortungsvollen Wirtschaftsführern. Wehrt Euch für Eure Kaste und die Wirtschaft!
Konsens besteht bei meinen Gesprächspartnern darüber, dass sich die Verwaltungsräte vermehrt in einer politischen Debatte engagieren sollten, aber nicht als Vertreter der Firma, sondern als Vertreter der Wirtschaft. Eine öffentliche Profilierung auf dem Buckel der Firma ist nicht gewünscht. Denn dabei besteht die Gefahr, einen Spagat zwischen der eigenen Persönlichkeit und Meinung und derjenigen eines loyalen Verwaltungsratsmitglieds machen zu müssen. Oder es besteht das Risiko, dass ein Verwaltungsrat schlicht zu wenig über die wirtschaftlichen Abläufe, das Umfeld und die Regulationen informiert ist und somit eine Teilnahme an einer öffentlichen Diskussion für ihn selber und das Unternehmen kontraproduktiv sein könnte. Grossunternehmen äussern sich üblicherweise sowieso nicht in der Öffentlichkeit; sie überlassen dies den Interessenverbänden, die sie ja schlussendlich finanzieren. In der Öffentlichkeit ist normalerweise der CEO, unter vorgängiger Absprache mit dem Verwaltungsratspräsidenten, die Stimme der Firma.
Was sind die Gründe, weshalb man in der Öffentlichkeit wenig von Verwaltungsräten hört? Erstens gibt es sehr viele ausländische Führungskräfte in Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen, was bei einer international ausgerichteten Wirtschaft wie der Schweiz auch sinnvoll ist. Das hat zweitens zur Folge, dass diese Leute im politischen Umfeld wenig verankert sind und sich kaum für die lokale Politik interessieren. Früher führte ein Bankdirektor noch die Kasse des örtlichen Fussballclubs. Diese Berührbarkeit durch die Bevölkerung hat leider abgenommen. Drittens ist der zeitliche Aufwand ein Problemfaktor, die auf Verwaltungsräten und CEOs ruhende Belastung ist enorm. Das macht es ihnen fast unmöglich, ein politisches Engagement zu übernehmen – insbesondere ein Amt in Bern anzutreten, für das man einen Drittel seiner Zeit aufwendet, ist schlicht unrealistisch. Und viertens, ganz einfach, kann man sich mit politischen Tätigkeiten nicht viele Rosen holen.
Das Engagement der Wirtschaftsführer und ihrer Firmen in der Öffentlichkeit ist auch von einem Zeitgeist geprägt. Das heisst, dass Firmen auch eine gewisse gesellschaftliche Verantwortung tragen und nicht nur von ihrem Gewinn getrieben werden sollten. Früher waren die Eigentümer eines Unternehmens, die Aktien hielten, meist private Anleger; es gab nur wenige grosse Investoren. Die Firma fühlte sich ausschliesslich den Eigentümern mit dem Ziel einer möglichst grossen Rendite verpflichtet. Das ist heute anders. Die grosse Mehrheit des Aktionariats besteht aus institutionellen Anlegern, welche via ihr Aktienpaket Einfluss auf die Firma nehmen und diese dazu anhalten, in verschiedensten Bereichen wie Umwelt, Kultur, Erziehung ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen. Zu diesem Thema habe ich in der NZZ vom 23.11.2018 unter dem Titel «Unternehmen sind keine Wohltätigkeitsvereine» einen interessanten Artikel gelesen. Es wird darin die berechtigte These aufgestellt, dass ohne einen direkten Konnex zum Kerngeschäft der geldgebenden Firma diese nicht Aufgaben übernehme solle, die eigentlich dem Staat zufallen müssten. Beispielsweise, wenn es um die Förderung von Jugendlichen, um Ausbildungsmöglichkeiten oder um den gesellschaftlichen Fortschritt geht. So könne dann plötzlich die Schaffung von gesellschaftlichen Werten über dem Streben nach Gewinn eines Unternehmens stehen. Erste Anzeichen sind vorhanden, vor allem durch Forderungen von linker Seite, dass Gewinnstreben verwerflich sei – eine bedauerliche Entwicklung.
Verwaltungsrätinnen äusserten sich dazu wie folgt:
Stammtischwahrnehmung
Es sei etwas ganz Zentrales, dass die Wirtschaft in der Öffentlichkeit nicht nur durch ihre Geschäftsleitungen, sondern auch durch ihre Verwaltungsräte vertreten ein Gesicht zeigten, weil die Gefahr bestehe, sich in Vorurteilen, in einer Stammtischwahrnehmung oder auf der Stufe von elektronischen Leserbriefen in den Massenmedien zu verfangen. Zerrbilder dominierten. Die Politik fresse die Wirtschaft. Und die Wirtschaft fresse genauso an der Politik.
Chefsache
Wenn es um das Unternehmen selbst gehe, dann sei die Kommunikation nach aussen Chefsache und nur durch eine Person, meist den CEO, wahrzunehmen. Falls sich erweise, dass dieser kein Kommunikationstalent sei, dann sollte der Verwaltungsratspräsident einspringen. Es dürften einfach nie zwei gleichzeitig reden, sonst gebe es ein Chaos.
Monokultur – Champagner
Die Tuchfühlung mit der Öffentlichkeit sei schon deshalb wichtig, weil sonst die Wirtschaft beziehungsweise einzelne Branchen in einer Monokultur lebten. Das tue niemandem gut, weil man irgendwann diese verabsolutiere. Dies gelte für alle Berufsgruppen von den Theologen bis zu den Investmentbankern. Wenn sie sich nur unter sich bewegten und keinen Bezug zu anderen Berufs- und Gesellschaftskreisen mehr hätten, dann könnten sie durchaus irgendwann, etwas überspitzt formuliert, zur irrigen Überzeugung gelangen, dass der Durst nur mit Champagner gelöscht werden könne.
Mitarbeiterunterstützung für Politik
Es gebe keine Zweifel, dass man die Wirtschaft und die Politik einander wieder näherbringen müsse. Es gebe auch Initiativen, mit denen Unternehmen Mitarbeiter explizit unterstützten, die in der Politik aktiv sein möchten. Schon aus Eigeninteresse sollte dies jede Firma machen.
Lobbying
Ein glaubhaftes Lobbying in Bern sei zentral. Es gäbe viele Aussprachen mit Politikern, mit den zuständigen Bundesräten, mit dem Finanzdepartement, mit der Finma und durch ganz verschiedene Kanäle. Es sei jedoch immer ein Balanceakt, was man in der Öffentlichkeit kommuniziere; das Problem sei, dass das Lobbying in der Gesellschaft so negativ konnotiert sei. Es sei immer abzuwägen, ob eine voreilige öffentliche Information am Schluss nicht einen unschönen Anstrich bekommen könnte. Richtig politisch engagieren würde sich ihre Firma nicht, das Konfliktpotential sei nicht zuletzt bei den Kunden zu gross.
Instrumentalisierung der Frau
Sie wäre einverstanden, sich in Podiumsgesprächen zu engagieren, wobei es auf das Thema ankäme. Nur wenn sie einen zusätzlichen Nutzen bringen könne, würde sie zusagen, und auch für sie müsse etwas zurückfliessen. Auf keinen Fall möchte sie instrumentalisiert werden und schon gar nicht das Gefühl aufkommen lassen, es brauche unbedingt eine Frau auf dem Podium.
Zwei Ellen in der Öffentlichkeit
Immer wieder erschienen in der Sonntagspresse Listen mit Frauen in Verwaltungsräten und mit unterschiedlichen Angaben zu deren Person. Das ärgere sie, dieses Schaufenster fände sie total kontraproduktiv. Als Frau möchte man nicht ständig öffentlich zur Schau gestellt werden. Sie empfinde es auch als eine Risikostrategie, denn wenn etwas schief gehe, falle sie auch gleich wieder auf. Die Frauen könnten sich im Gegensatz zu den Männern sowieso gar nichts leisten, es würde in der Öffentlichkeit mit zwei Ellen gemessen. Wenn es einem Unternehmen nicht gut gehe und dazu eine Frau als CEO amte, dann würde der Grund dafür mehr bei ihrem Geschlecht als beim Fachlichen gesucht.
Kein Stolz auf Arbeitgeber
In der Schweizer Finanzwirtschaft sei es ein grosses Problem, dass fast niemand mehr hin stehe und auf seine Bank oder seine Versicherung als Arbeitgeber stolz sein möchte. Sie jedenfalls kenne fast niemanden mehr, der mit Stolz sage, er arbeite für eine Bank. Schon deshalb wäre es für das Image in der Schweiz und auch im Ausland sehr wichtig, dass sich die Verwaltungsräte und die Wirtschaft insgesamt mehr in der Öffentlichkeit zeigen würden.
Verwaltungsräte äusserten sich dazu wie folgt:
Dreieck
Die Gesellschaftsordnung bestehe aus einem Dreieck zwischen den Regierungen und dem Parlament, den Firmen und der Gesellschaft als Ganzes. Dieses Dreieck müsse funktionieren, sonst funktioniere die Welt nicht. In der Finanzkrise 2008 habe es nicht funktioniert, und es funktioniere auch heute noch nicht, weil sich jeder Teil sehr opportunistisch benehme. Wenn einer auf den anderen einschlagen könne, dann schlage er zu. Vor allem das Denken der Politik sei sehr kurzfristig geworden. Die Politik könne auf jene, die sie wählten, nicht draufhauen, und so schlüge sie eben auf die andere Seite, nämlich auf die Wirtschaft. Wegen dieser Gefahr habe ein Wirtschaftsführer auch die Pflicht, sich öffentlich zu äussern.
Schreiner in der Innerschweiz
Es sei eine Kluft zwischen dem wirtschaftlichen Establishment und der Bevölkerung entstanden; dies münde dann in standortfeindlichen Vorlagen. Von der Wirtschaft sollte unbedingt mehr vermittelt werden, dass ein Schreiner in der Innerschweiz schlussendlich davon abhängig sei, ob ein Grosskonzern in der Schweiz erfolgreich arbeite oder nicht. Da gebe es schon einen Druck der Öffentlichkeit auf die Unternehmen und nicht zuletzt auch auf die Verwaltungsräte, sich vermehrt zu engagieren. Dieses Problems sei man sich in der Wirtschaft bewusst.
Ausländer – Spitzenposition – Sportclub
Es sei schon so, dass immer mehr Leute aus anderen Ländern Spitzenpositionen in der Schweizer Wirtschaft einnähmen und Probleme hätten, sich mit dem Ort und der Politik zu identifizieren. Oft würden sie nicht einmal die Landessprache sprechen; er kenne beispielsweise einen IT-Spezialisten eines grossen Unternehmens, der seit vielen Jahren in der Schweiz wohne und kein Deutsch spreche. Solche Leute identifizierten sich meist nur mit der Firmenkultur, aber nicht mit der Kultur unseres Landes. Das fände er schlimm. Solche Expats würden früher oder später in der ganzen Welt weiterziehen. Sarkastisch gesagt, weshalb sollten sie sich also für den Sportclub im Dorf interessieren, wenn ein schickes Fitnesszentrum bei ihrem Arbeitsplatz gleich um die Ecke stehe?
Angst vor Medien
Es gebe Verwaltungsräte, die meinen, sich bei jedem Thema in der Öffentlichkeit melden zu müssen, und andere sehr, sehr gute Verwaltungsräte, die einfach im Stillen arbeiteten. Viele Wirtschaftsleute möchten sich nicht öffentlich äussern, weil sie sonst je nachdem von den Medien auf eine derart massive Art und Weise zerpflückt würden, dass sie sich dies nicht antun möchten. Er denke an die Panama Papers, wo sich die Medien zu Gehilfen eines Dokumentendiebstahls machten. Viele Leute hätten dort ein ganz legal versteuertes Konto und seien trotzdem von den Zeitungen in den Dreck gezogen und vorverurteilt worden – auch ein Grund, weshalb man sich lieber nicht öffentlich äussere. Er selber sei in politischen Gremien in Bern aktiv gewesen. Das sei furchtbar gewesen! Heute hätte es einfach zu viele Politiker, die jährlich 150 000 Franken ohne jeglichen Anreiz verdienten. Man sei bei einem Profiparlament angelangt, wo jeder noch möglichst viele Extrasitzungen abhalten möchte, weil zusätzliche 300 Franken an Sitzungsgeld winken, auch wenn die Sitzung gar nicht nötig wäre.
Gemeinderat – Freiwilligkeit – Bescheidenheit
Schon von seiner Erziehung her fühle er sich dem Gemeinwesen verpflichtet und sei deshalb Mitglied des Gemeinderates. Das sei seine Art, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, weil es ihm so gut gehe. Der Aufwand sei zeitlich machbar, nur so könne er als Selbständigerwerbender sich diese Tätigkeit überhaupt leisten. Abgesehen davon sehe er gerne, was mit dem Geld der Steuerzahler passiere. Die Bildung und das Soziale seien etwas altbacken bei den Damen und der Bau und die Sicherheit bei den Männern angesiedelt – das Emotionale und die Sozialkompetenz sei nun mal bei Frauen vorherrschender als bei Männern. Er fände es gut, wenn Frauen ihre Stärken einbringen und nicht wie ein Mann sein wollten, das wäre völlig verkehrt. Er lebe auf dem Land, und dort gebe es den sozialen materiellen Druck nicht. Somit komme auch das freiwillige soziale Engagement nicht unter Druck, weil man nicht das materielle Momentum in den Vordergrund stelle. All das setze aber auch eine gewisse Bescheidenheit voraus.
Vorkauen – kein persönliches Engagement
Es gebe CEOs, die sich öffentlich äussern, dann hätten sie jedoch meist einen Stab, der alles für sie organisiere und vorbereite. Gegen diese Art von Bekenntnissen, bei denen ein CEO einfach weitergäbe, was ihm vorgekaut wurde, habe er aber grosse Vorbehalte, das sei für ihn kein persönliches Engagement. Bei der Nominierung von Verwaltungsräten schaue er darauf, ob sie irgendwie im öffentlichen Sektor tätig seien, obwohl ihm dies meist Kritik seitens der Investoren einbringe. Das müsse er dann halt verkraften.
Komisches Konstrukt – Chaos
Die Wirtschaft im herkömmlichen Verständnis gebe es gar nicht, sie sei ein komisches Konstrukt. Auch die Arbeitnehmervertreter seien ja Teil der Wirtschaft – wer ist die Wirtschaft also? Die Wirtschaft sei ein gesellschaftliches Thema. Wenn man das Gefühl habe, man sollte dafür Verantwortung übernehmen und seinen Beitrag dazu liefern, dass die Diskussionen über gesellschaftliche Themen im Land verbessert würden, dann sollte man auch daran teilnehmen. Und, ganz ehrlich, wenn man bei Betrachtung der Verwaltungsräte in der Schweiz jetzt alle bitten würde, etwas zu diesem gesellschaftlichen Thema zu sagen, ergäbe das ein Chaos und eine Katastrophe.
Podiumsdiskussion – Illusion
Es sei illusorisch, dass ein Verwaltungsrat beispielsweise an Podiumsdiskussionen teilnehme. Ein durchschnittlicher Verwaltungsrat wisse zu wenig über das Unternehmen, über das Umfeld und die Regulationen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Teilnahme kontraproduktiv sei, betrachte er als hoch. Also Hände weg von solchen Meinungsäusserungen, bei denen irgendjemand meine, er müsse auch noch etwas sagen. Das sei in den Unternehmen im Übrigen sehr verpönt respektive gar nicht toleriert.