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Simone Stefanie KLEIN: Von der Weisheit der Hunde

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Eine Satire dargebracht von

Der Dichterin höchstselbst in der Rolle der Hipparchia

sowie von

Karl Neubauer in der Rolle des Krates

(dem Ehemann der Hipparchia)

Aufgeführt am 22. August 2014 im reading!!room

im Rahmen der Veranstaltungsreihe

„Summer in the City — Summa in da Stadt“

mit dem Thema „Hundstage“

Simone Stefanie Klein

"edition libica"

simone.klein@libica.org

Historisch bilden das Ehepaar Krates und Hipparchia als Schüler des Diogenes von Sinope die zweite Generation der sagenumwobenen „Hundsphilosophen“, die sich den niederen Klassen verpflichtet fühlten, heftig gegen die Gebräuche der Zeit protestierten und zu einer ursprünglichen Lebensweise zurückfinden wollten.

In diesem Sinne waren die Kyniker eine Gegenbewegung zu den herrschenden akademischen Denkschulen im antiken Athen, wobei die Kyniker Ironie, Parodie und Satire als angemessene Methoden des Philosophierens für sich entdeckt haben, um den „Akademikern“ und der „feinen Gesellschaft“ ihre Narrheit vor die Augen zu führen.

Da die Narrheit der Gegenwart jener der Antike gewiss um nichts nachsteht, sind auch heute Ironie, Parodie und Satire die angemessensten Methoden alternativen Philosophierens. Und so sind Simone Stefanie Klein und Karl Neubauer in die Rollen des antiken Ehepaares Krates und Hipparchia geschlüpft, um die heutigen Zustände in Wirtschaft, Politik, Kunst und Literatur satirisch zu hinterfragen.

Im vorliegenden E-Book sind nur jene Ausschnitte versammelt, die auch ohne szenische Darstellung und den in der Live-Darbietung benutzten Utensilien nachzuvollziehen sind.

SZENE 1: PROLOG

Krates sitzt bereits am Lesetisch. Hipparchia betritt den Raum.

HIPPARCHIA:

Wenn ich mit meinem Dackel vom Wirtshaus heimwärts wackel

(Schwenkt die Laterne)

Oh, da sind ja tatsächlich Menschen. Da bleib‘n ma, gelt. Was sagst, du g‘scheites Vieh? Ach so, wir sind ja schon beim Thierry.

(Stellt die Laterne auf den Tisch, nimmt neben Krates Platz)

KRATES:

So, nachdem Simone und ihr gescheites Vieh auch endlich da sind, heißen wir Euch ebenfalls herzlich willkommen und laden Euch ein, heute Abend mit uns die Hundstage zu zelebrieren.

Als Hundstage bezeichnet man in Europa umgangssprachlich die heißen Tage im Sommer, in der Zeit vom 23. Juli bis zum 23. August. Heute ist also der vorletzte Tag dieser nach dem Sternbild Großer Hund benannten Periode.

HIPPARCHIA: Keine Angst, wir sind keine Sterndeuter, keine Sternsinger, sondern kynische Spötter im Zeitalter der BLÖDEN HUNDE. Und während da draußen alles vor die Hunde geht, möchten wir heute ein wenig den Schweinehund überwinden um zu ergründen, wo hierzulande der Hund begraben liegt.

KRATES:

Apropos Hund. Dein gescheites Vieh ist doch kein Dackel, das ist doch ein Bär!

HIPPARCHIA:

Jo eh!

KRATES:

Und warum singst dann Dackel?"

HIPPARCHIA:

Na wegen des Reimes! Es ist das Gesetz des Reimes, das nach dem Dackel verlangt hat! Wenn ich mit meinem Dackel vom Wirtshaus heimwärts wackel ...

KRATES:

Aha! Ja, das geschieht wenn man eine willkürliche Gesetzmäßigkeit über jeglichen Verstand setzt. Aber das ist doch blödsinnig!

HIPPARCHIA:

Nicht viel blödsinniger als wenn man den Gurken befiehlt gerade zu wachsen, nur weil irgendjemand eine Verordnung dafür erfunden hat.

KRATES:

Du sagtest, wir seien "kynische Spötter". Vielleicht versteht jetzt nicht jeder, was ein kynischer Spötter ist.

HIPPARCHIA:

Nun, seit den alten Griechen gibt es im Wesentlichen zwei große philosophische Strömungen. Die eine, von Platon gegründete, pflegt hauptsächlich sinnlose Theorien und entspricht ungefähr der heutigen akademischen Philosophie.

KRATES:

Die Vertreter der anderen Richtung sind formal ebenso "Liebhaber der Weisheit" wie Platon oder Aristoteles – aber anstatt sich in vornehmes Tuch zu hüllen und sich mit eitlen Studenten zu umgeben, streunen sie lieber wie "Hunde" durch die Gassen, reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist und pinkeln den Zeitgenossen schon 'mal gerne ans Bein.

HIPPARCHIA:

Und weil Philosophen dieser Zunft in den Augen der einstigen wie der heutigen Philister eine Art Bettler sind, also auf den Hund gekommen zu sein scheinen, pflegt der Volksmund diese Philosophen seit jeher als "Hundsphilosophen" zu bezeichnen.

KRATES:

Oder - weil Hund bei den alten Griechen bekanntlich "kyon" hieß - kann man jene Philosophen mit einem vornehmeren Wort auch als KYNIKER bezeichnen.

HIPPARCHIA:

Nicht zu verwechseln mit ZYNIKER. Auch diesen Unterschied werden wir heute noch unter die Lupe nehmen.

KRATES:

Was also zeichnet die Kyniker besonders aus?

HIPPARCHIA:

Wie du schon so schön gesagt hast, pinkeln sie den Zeitgenossen schon 'mal gerne ans Bein, anstatt, wie das Spießbürgertum, mit den großen Hunden pissen zu wollen, dabei aber das Bein nicht heben zu können. Kyniker könnte man als die ersten Hippies sehen oder schlicht als Widersacher des Establishments. Jedenfalls sind sie auch als eine Art Gegenbewegung zu den herrschenden akademischen Denkschulen zu verstehen. Denn Kyniker leben das, was sie denken und predigen - und durch diese einzigartige Verbindung von Denken und Leben verkörpern sie eine Art puristisches Kabarett und gelebte Satire.

KRATES:

In diesem Sinne werden wir nun, anhand einiger Exempel, wie man in der Rhetorik so schön sagt, versuchen das Leben als Hundephilosoph schmackhaft zu machen. Aber nicht, ohne zuvor den Urvater der Kyniker gebührend zu würdigen.

HIPPARCHIA:

Für die Chronisten: Es gibt bei den Kynikern auch eine Urmutter namens Hipparchia.

SZENE 2: DIOGENES & ALEXANDER

HIPPARCHIA:

Einer der bekanntesten Kyniker dürfte wohl Diogenes von Sinope sein, der als "Philosoph in der Tonne" in die Geschichte einging und der keinerlei Respekt hatte, nicht einmal vor Alexander dem Großen.

KRATES:

Alexander war gerade zum obersten Feldherrn der Griechen gewählt worden und nahm von allen Seiten Gratulationen entgegen. Eigentlich hatte er auch mit dem Erscheinen des Diogenes von Sinope gerechnet. Er legte offensichtlich ganz besonderen Wert auf dessen Segen. Denn als Diogenes sich nicht zeigen wollte, entschloss sich Alexander seinerseits, den Philosophen in Begleitung einiger seiner Offiziere aufzusuchen.

HIPPARCHIA:

Der Historiker Plutarch erzählt, Diogenes habe gerade in der Sonne gelegen, als Alexander mit seinem Tross erschien.

Alexander tritt zu ihm, und sagt: "Was immer ich als König für Dich tun kann, das mögest du dir erbitten!"

Daraufhin macht Diogenes eine Geste, als ob er eine Fliege verscheuchen wolle und entgegnet:

KRATES:

"Gut, dann geh mir bitte aus der Sonne!"

HIPPARCHIA:

Alexander weicht tatsächlich zurück. Die Untertanen können ihre Erheiterung nicht verbergen. Als Alexander merkt, dass er, der König, dem Hundsphilosophen Folge geleistet hat, reagiert er seiner Natur gemäß cholerisch:

"Du wagst es mir zu befehlen!? Hast du denn gar keine Angst vor mir?"

KRATES:

"Bist du denn ein schlechter König?"

HIPPARCHIA:

"Nein, ganz bestimmt nicht!"

KRATES:

"Wenn du ein guter König bist, dann tust du auch nur Gutes. Warum sollte ich also befürchten, dass du mir Übles willst?"

HIPPARCHIA:

Dieser Argumentation hat Alexander nichts mehr hinzuzufügen. Immerhin bewahrt er Würde, beugt sich zu Diogenes herab und sagt: "Ich habe schon aus geringerem Anlass Leute getötet. Aber du, mein Freund, hast Geist! Bei Athene, wäre ich nicht Alexander, so wollte ich Diogenes sein!"

KRATES:

Lägen nicht viele von uns auch lieber den ganzen Tag lang in der Sonne um uns des Lebens zu erfreuen, anstatt in moderner Versklavung verbrecherischen Königen zu dienen?

HIPPARCHIA:

Das ist die Umnachtung des Abendlandes: Könige ohne jede Würde, Sklaven ohne jeden Geist.

KRATES:

... und ohne jede Phantasie. Bei den heutigen mechanisch agierenden Menschen würden nicht einmal Wunderlampen helfen, den Alltag in ein Paradies zu verwandeln.

HIPPARCHIA:

Stellen wir uns vor: Da sind zwei Angestellte und deren Chef auf dem Weg zu einer Besprechung. Plötzlich finden sie eine alte Wunderlampe. Sie reiben sie und siehe da - tatsächlich erscheint ein Geist. Der sagt: "Nach guter alter Sitte hat man drei Wünsche frei. Also kann jeder von euch einen Wunsch äußern."

(...)

KRATES:

Darauf der erste Angestellte:"Ich zuerst! Ich zuerst!" und sagt: "Ich möchte auf den Bahamas sein und dort sorglos wie im Paradies leben." Und pfffffff, weg ist er. "Jetzt ich!!!", schreit der andere Angestellte. "Ich möchte in der Karibik sein, mit den hübschesten Mädchen der Welt, und einer unerschöpflichen Quelle von paradiesischen Cocktails." Und pfffffff, weg ist er. "Und sie ?" fragt der Geist den Chef.

HIPPARCHIA:

Darauf der: "Ich möchte, dass diese zwei Idioten nach dem Mittagessen zurück im Büro sind."

KRATES:

Pfffft, und schon ist es wieder vorbei mit dem Paradies! Auch im Ehealltag regieren tradierte Schablonen. Auch da können Wünsche unerwartete Folgen haben.

HIPPARCHIA:

Als ein Ehepaar, beide 80 Jahre alt, die goldene Hochzeit feiert, erscheint eine Fee und verspricht den beiden je einen Wunsch zu erfüllen.

KRATES:

Die Frau "Ich würde so gerne eine Weltreise mit meinem Mann machen, bevor es zu spät ist!"

HIPPARCHIA:

Und schon hält die Ehefrau zwei Tickets für eine Luxuskreuzfahrt in der Hand. "Und was wünscht du dir?" fragt die Fee den Ehemann.

KRATES:

Darauf der Ehemann: "Ich wünsche mir eine Ehefrau, die dreißig Jahre jünger ist als ich!"

HIPPARCHIA:

Die Fee schwingt ihren Zauberstab und schwupps - ist der Mann 110 Jahre alt.

SZENE 4: VON DEN HEUTIGEN VERHÄLTNISSEN

HIPPARCHIA:

Der Kyniker lehrt uns aber auch, dass gerade die Schwachen bedürftiger sind als die Starken. Diese Idee hat unser Sozialsystem im Prinzip sogar übernommen. Aber nur im Prinzip, denn während die Bonzen sich auf unsere Kosten zum Beispiel Panzerglas in ihre Luxuskutschen einbauen lassen, muss unsereins für den einfachsten Sehbehelf (wieder) selbst aufkommen.

KRATES:

Genau. Seit die Wirtschaft das Sagen hat, ist der höchste Wert nicht das Leben, nicht die Gesundheit, auch nicht der Mensch außer als "human ressource" vielleicht. Und genau da droht das System zu kippen und zynisch zu werden.

HIPPARCHIA:

Die Ansätze sind schon da. Denn die Krankenkassen sparen nicht an sich, sondern an den armen Kranken und kranken Armen. Und eines Tages wird dann ein zahnloser armer Schlucker zum Zahnarzt kommen und sagen:

"Herr Doktor, Herr Doktor, ich hab nix als Zahnlücken im Mund!"

Und der Herr Doktor wird systemkonform entgegnen:

KRATES:

Na ja, machn's Ihnen doch nix draus, Sie haben ja eh nix zum Beissen!

Oder hier gleich die nächste Stufe der zynischen Gesundheitsreform:

HIPPARCHIA:

Ältere Herren mit Prostata-Problemen werden nicht mehr behandelt. Begründung: Rentner haben ja genug Zeit zum Pinkeln!

Einen Raum weiter besprechen sich zwei Ärzte. Sagt der eine:

(...)

KRATES:

"Ich bin der Ansicht, dass dieser Patient unbedingt operiert werden muss!"

HIPPARCHIA:

"Ja, aber was hat er denn?"

KRATES:

"Geld!"

HIPPARCHIA:

Jetzt hören wir aber auf, bevor es ganz geschmacklos wird!

KRATES:

Na, komm einer geht noch.

HIPPARCHIA:

Na schön.

KRATES:

Einige Leute sind doch derart mit Geldscheffeln befasst, dass sie nicht einmal Zeit finden, für Nachwuchs zu sorgen, dem das Vermögen zugutekäme.

HIPPARCHIA:

Und, was macht so ein armer reicher Tor dann?

KRATES:

Ein Beispiel:

Ein Rechtsanwalt hinterließ folgendes Testament: "Ich habe mein ganzes Vermögen dank der Narrheit meiner Mitmenschen erworben und vermache es deshalb dem Irrenhaus meiner Heimatstadt, auf dass es wieder den Narren zugutekomme."

HIPPARCHIA:

So, jetzt reicht es aber wirklich mit dem Thema Geld, sonst machen wir uns selbst noch zu Zynikern!

(...)

SZENE 7 DIE KLEINE HEXE

KRATES:

Wenn wir schon beim Parodieren und frech drauflos dichten sind, darf die Literatur auch nicht fehlen, oder?

HIPPARCHIA:

Hmmm, ok. Wie einige vielleicht wissen, hat ein gewisser Klaus Willberg, der seit 2002 als Geschäftsführer des Thienemann Verlags agiert, und dem damit unter anderem auch Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker anvertraut sind, "Die kleine Hexe" bei der jüngsten Neuauflage überarbeiten lassen, um wie er sagt "veraltete und politisch nicht mehr korrekte Begrifflichkeiten" zu beseitigen.

KRATES:

In der kleinen Hexe gibt es eine Faschingsszene und die las sich in der alten Version noch so:

"Wie kamen die beiden Negerlein auf die verschneite Dorfstraße? Und seit wann gab es Türken und Indianer in dieser Gegend? Türken mit roten Mützen und weiten Pluderhosen – und Indianer, die gräulich bemalte Gesichter hatten und lange Speere über den Köpfen schwangen?

,Sie werden vom Zirkus sein', meinte der Rabe Abraxas.

Aber die beiden Negerlein waren nicht vom Zirkus und ebenso wenig die Türken und Indianer. Auch die kleinen Chinesinnen und der Menschenfresser, die Eskimofrauen, der Wüstenscheich und der Hottentottenhäuptling stammten nicht aus der Schaubude. Nein, es war Fastnacht im Dorf! Und weil Fastnacht war, hatten die Kinder am Nachmittag schulfrei bekommen und tollten verkleidet über den Dorfplatz.

Die kleinen Türken warfen Papierschlangen. Der Hottentottenhäuptling brüllte: ,Uaaah! Uaah!' Der Menschenfresser schrie: ,Hungärrr! Hungärrr! Wer will sich frrressen lassen?'"

HIPPARCHIA:

Negerlein und Hottentotten. Um Gottes Willen! Das geht doch nicht. Daher liest sich die neue Version so:

"Wie kamen die beiden Messerwerfer auf die verschneite Dorfstraße? Und seit wann gab es Cowboys und Indianer in dieser Gegend? Messerwerfer mit roten Mützen und weiten Pluderhosen – und Indianer, die gräulich bemalte Gesichter hatten und lange Speere über den Köpfen schwangen?

,Sie werden vom Zirkus sein', meinte der Rabe Abraxas.

Aber die beiden Messerwerfer waren nicht vom Zirkus und ebenso wenig die Cowboys und Indianer. Auch die kleinen Chinesinnen und der Menschenfresser, die Indianerinnen, der Wüstenscheich und der Seeräuber stammten nicht aus der Schaubude. Nein, es war Fastnacht im Dorf! Und weil Fastnacht war, hatten die Kinder am Nachmittag schulfrei bekommen und tollten verkleidet über den Dorfplatz.

Die kleinen Messerwerfer warfen Papierschlangen. Der Seeräuber brüllte: ,Uaaah! Uaah!' Der Menschenfresser schrie: ,Hungärrr! Hungärrr! Wer will sich frrressen lassen?'"

KRATES:

Messerwerfer und Seeräuber sind dem sauberen Verleger also lieber, als den Kindern ganz einfach die Negerlein und einen Hottentottenhäuptling zu erläutern, oder was?

HIPPARCHIA:

Ja und irgendwo im Text kam früher das Wort Schuhwichse vor, das nach Meinung von Herrn Willberg völlig unverständlich ist. Was jetzt dort steht, möge mir bitte irgendjemand gelegentlich mitteilen.

KRATES:

Jedenfalls zogen diese willkürlichen Änderungen jede Menge Beschwerden nach sich. Und weil sich der arme Herr Willberg gleich einem, wie er sich so fein ausdrückte, "Shitstorm" ausgesetzt fühlte, haben wir uns gedacht, dem feinen Herrn unsere Meinung in einem ganz harmlosen offenen Brief zu sagen:

HIPPARCHIA:

Lieber Onkel Klaus,

als wir letzte Fastnacht den Kinderreim "Alle Kinder laufen um das Haus, nur der Klaus, der schaut heraus!" intoniert haben, wussten wir noch nicht, dass du überhaupt keinen Spaß verstehst. Denn wir Kinder reimen halt so gerne und wir tun ja keinem wirklich was. Ihr Erwachsenen seid es doch, die in echt Häuser von anderen anzünden und dann womöglich noch die fetten Bäuche reiben und sagen "Ha ha, da schaut ja noch einer raus, na der ist bald durch!"

Gib doch zu, aus Rache hast du uns verbannt aus dem schönen Kinderbuch! Und weil DU ein Problem mit uns hast, willst du allen Kindern jeden Spaß verderben.

Neben mir sitzt übrigens das von dir verbannte Negerlein und verdrückt einen "Mohr im Hemd". Ist doch unglaublich, was? Wie würdest du denn jetzt sagen? Der Messerwerfer mümmelt Mehlspeise mit Migrationshintergrund? Und jetzt halt dich gut fest, Onkel Klaus: ich trink nämlich am liebsten Mohrenbräu! Ja, Moooorhrenbräu! Gelt, da schaust? Na jetzt willst sicher auch das Bier gleich umbenennen, nicht? In MOOR-Bräu vielleicht? Damit du in dem Moor dann all das versenken kannst, wovor du dich anscheißt?

Du, das Negerlein möchte dir auch was sagen:

KRATES:

Stell dich endlich deinem inneren Negerlein, deinem inneren Hottentottenhäuptling und erst recht der Anima, die du mit den deinen schon vor Hunderten Jahren als Hexe dem Scheiterhaufen übergeben hast. Dieses Verbrechen ist für euch aber offenbar schon längst verjährt, wie sonst könnte das Buch noch immer "Die kleine HEXE" heißen? Müsste es in deinem zensorischen Überschwang nicht längst "Die kleine Jungfrau" heißen?

Übrigens so klein ist die Hexe gar nicht mehr. Weil 127 Jahre alt war sie in der Erstauflage. Seitdem sind ... 2014 minus ... 1957 ... das sind 57 ... 57 Jahre vergangen. Die kleine Hexe ist also eine recht große geworden und schon 184 Jahre alt. Und eines sage ich dir: Die große Hexe kann meisterlich mit Schuhwichsen umgehen! Die macht damit in Null Komma Nix ein Negerlein aus dir, Ha ha!

Und überhaupt, du braver Deutscher du: Weißt du denn nicht, dass du, auch wenn du mich Negerlein gegen langweilige Messerwerfer ausgetauscht hast, dennoch mit jeder Wahl bei euch Deutschen ganz viele Waffentransporte gerade gegen uns Negerlein billigst? Glaubst du wirklich, ein Austausch von Worten können deine Schandtaten beschönigen? Nicht ein Willberg bist du, du bist ein Willkürberg, ha ha!

Nein es sind doch gar nicht die Worte, die so böse sind, Klausi. Es ist deine heuchlerische Gesinnung, die alle Worte besudelt und entweiht. Du hast es vollbracht, dass ich jetzt keine Messerwerfer mehr mag.

Es nützt übrigens auch nicht viel, die ehemals schönen schwarzen Tuschezeichnungen bunt anzumalen. Keine Farbe aus keinem Farbtopf dieser Welt vermag deine deutsche schwarze Seele zu übertünchen!

HIPPARCHIA:

Siehst du, lieber Klausi, du wirst dein Köpfchen schon ein bisschen anstrengen müssen, wenn du wirklich die Friedenspfeife mit uns rauchen willst. Andernfalls kommen wir eines Tages wieder und rauchen dich in unserer Pfeife, du Pfeife!

Dein Hottentottenhäuptling

und Dein Negerlein

(...)

Hundstage

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