Читать книгу Illustration - Gail Anderson - Страница 10
Unerwartete Materialien Den gezeichneten Buchstaben personalisieren
Оглавление________ Wir neigen dazu, beim Hand Lettering an klassische Buchillustrationen oder Variationen davon zu denken. Man stelle sich ein Gewölbe mit mittelalterlichen Schreibern in Mönchskutten vor, die sich mit Feder oder Pinsel in der Hand über Tische beugen, um dekorative Initialen auf alte Manuskripte zu zeichnen und sie anschließend zu kolorieren und zu schattieren. Man kann sich beim Lettering aber auch ganz von der traditionellen Buchmalerei entfernen. Jon Grays Pseudo-Typografie für dieses Taschenbuchcover ist aus Post-it-Notizzetteln gemacht – eine Collage aus gleich großen Schnipseln bunten Papiers.
Es gab einen logischen Grund für diese Lösung. Sie spielt auf die 388 Fußnoten an, die eine Schlüsselrolle beim Lesen von »Infinite Jest« (deutsch: »Unendlicher Spaß«), David Foster Wallaces tausendseitigem literarischen Meisterwerk von 1996 einnehmen, außerdem nimmt es Bezug auf die ursprünglich himmelblau gestalteten Cover früherer Buchausgaben.
»Das Konzept wurde genau auf dieses eine Buch zugeschnitten«, sagt der britische Design-Guru und Buchgestalter Jon Gray. »Ich würde diese Idee für kein anderes Projekt verwenden.« Es demonstriert die Vorstellungskraft und technische Bandbreite des Illustrierens – nicht nur als Bildmedium, sondern auch als Annäherung ans Lettering, insbesondere bei der Verwendung ungewöhnlicher Materialien. »Alle Formen stehen in engem Zusammenhang mit dem Inhalt des Buchs.«
Ein weiterer Grund, warum Gray diese besondere Herangehensweise wohl für kein anderes Projekt mehr wählen möchte, ist, dass das Kunstwerk zwei Meter hoch wurde und er drei Tage brauchte, um es herzustellen. Doch das Ergebnis überzeugt: Auch auf Buchcovergröße verkleinert hat sein Werk immer noch etwas Monumentales.
Jon Gray, 2016
Infinite Jest, Buchumschlag Little, Brown and Company
Art Directors: Mario Pulice und Nico Taylor