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„Das Geheimnis des Erfolgs liegt darin, anzufangen.“

AGATHA CHRISTIE

(Britische Autorin und Dramatikerin)

Wenn du meine Autobiografie gelesen hast, wird dir vieles bekannt vorkommen. Egal, auch wenn wir unser Leben zu Papier gebracht haben, geht es weiter. Ich erlebte einige Veränderungen – mit meiner Familie, meiner Frau und sogar der Art und Weise, wie ich meine Vergangenheit betrachte. Meine gesamte Lebensgeschichte, von der du lesen wirst, wirkte sich auf meine Identität als Geschäftsmann und Unternehmer aus. Lass uns die Uhr zurückstellen und uns erinnern – auch wenn du es schon gehört hast.

Wir beginnen mit dem „ME“.

Wie kam ich hierher?

Ich wurde am 25. August 1949 in Haifa, Israel, geboren, und zwar in einem Klinikum mit Ausblick auf das Mittelmeer. Meine Mutter und mein Vater, beide Ungarn, hatten den Zweiten Weltkrieg überlebt. Ihnen war die Flucht nach Israel gelungen, kaum sechs Monate nach der Anerkennung der Unabhängigkeit des Staates. Meine Mutter Florence zählte zu den Überlebenden der Nazi-Konzentrationslager. Sie war im Alter von 14 Jahren in einem Lager interniert worden und musste erleben, wie ihre Mutter und ihre Großmutter zusammen in die Gaskammer gingen. Auch ihr Bruder wurde ermordet. Meine Mutter begegnete später meinem gerade aus dem KZ entkommenen Vater Feri Witz in Jánd, Ungarn. 1949 gelang ihnen die Einwanderung in den neuen Staat Israel.

Als ich sieben Jahre alt war, verließ Vater unsere Familie. Es folgte die Erkenntnis, dass wir ohne ihn ganz allein auf uns gestellt waren. Nachdem man uns den Teppich unter den Füßen weggezogen hatte, lag es an Mutter – und später dann an mir –, für den Lebensunterhalt aufzukommen. Das stellte eine schwer zu bewältigende Lektion dar, eine Lektion, die ich schon sehr früh lernen musste.

Das Leben in Israel in den Jahren 1949 bis 1958 war hart. Wir lebten in einem Einzimmer-Apartment mit durchlöcherten Wänden, verursacht durch die verschiedenen israelisch-arabischen Konflikte der Zeit. Zuhause besaßen wir keinen Fernseher. Tatsächlich hatte ich noch nie etwas vom Fernsehen gehört und konnte mir gar nicht vorstellen, was das war.

Wir verfügten über keine Toilette in der Wohnung. Stattdessen stand draußen ein Holzverschlag, in dessen Mitte ein Loch im Erdboden war, also ein Plumpsklosett. Es gab kein Toilettenpapier, und so sahen wir uns gezwungen, Lumpen zu benutzen, die danach gewaschen und erneut benutzt wurden. Wir besaßen keine Badewanne oder Dusche, und so füllte Mutter eine Metallwanne mit Wasser und zog sie zur Erwärmung nach draußen in die Sonne. Ich badete dort. Zahnbürste war für mich ein Fremdwort, genau wie Zahnpasta. Oder Papiertaschentücher.

Als ich schließlich erfuhr, dass Amerikaner Papiertaschentücher benutzten, empfand ich es als regelrechten Schock, dass man sich mit einem dünnen Papier die Nase putzte und es danach wegwarf. Wir nahmen immer ein Stofftaschentuch und wuschen es später. Nie wurde etwas weggeworfen, denn wir waren bettelarm. Wir besaßen natürlich kein Auto, und zu der Zeit hätte ich mir nie vorstellen können, jemals eins zu besitzen. Man ging zu Fuß. Oder man nahm einen Bus. Ein Telefon? Fehlanzeige! Wir konnten uns keines leisten, und so blieben uns Telefongespräche verwehrt.

In Israel rationalisierte man in den Fünfzigern Nahrungsmittel, da der neue Staat (1948 gegründet, also ein Jahr vor meiner Geburt) unter Startschwierigkeiten litt. Die Infrastruktur steckte noch in den Kinderschuhen. Fließendes Wasser gab es nur sporadisch, und Lebensmittel waren Mangelware. Auf gar keinen Fall gab es Marken, wie wir sie hier kennen, denn ein Brot war einfach nur ein Brot. Butter war Butter. Man erhielt einen Bezugsschein, um wöchentlich Milch und ein wenig Fleisch zu kaufen. Keine Markennamen, nur Milch und Fleisch. Auch konnte man Reis und Brot erwerben, doch ich sah niemals Markennamen. Alle Nahrungsmittel in den Lebensmittelgeschäften wurden in großen Säcken aufbewahrt. Man schnappte sich eine Papiertasche oder eine Zeitung, um dann das Essen darin zu verpacken oder einzuschlagen und es mit nach Hause zu nehmen. Wir besaßen keinen Kühlschrank, sondern hatten nur eine Kiste zur Aufbewahrung von Eis, eine Art Möbel, das im Grunde genommen als Klimaanlage fungierte.

Trotz des Mangels an Luxusgütern in der Jugend war ich stets glücklich. Und ich bin es immer noch. Da ich mit wenig aufwuchs, benötige ich nicht viel, um zufrieden zu sein. Als Kind mochte ich am liebsten Brot und Marmelade. So lange wie ich mein geliebtes Brot mit einem Berg von Marmelade in den Händen hielt, fühlte ich mich glücklich. Heute kommt das einem Angriff auf meine Taille gleich. Wenn Toast und Marmelade beim Frühstück an der Reihe sind, schmiere ich eine dicke Lage auf das geröstete Brot. Nick, Sophie und Shannon ziehen mich ständig damit auf. Die Marmelade und der Toast entführen mich in meine Kindheit. Sie wirken wie eine Art unbewusste Erinnerung, dass man nicht viel zum Glück benötigt, solange man in Ruhe und Geborgenheit mit einem vollen Magen schlafen kann. Ja, mir ist klar, dass das alles ein bisschen abgedroschen klingt. Aber es ist vielleicht ein sinnvoller Gedanke, den man sich zu Beginn der Reise zum Erreichen seiner unternehmerischen Ziele vergegenwärtigen sollte.

Man braucht nicht viel! Jedoch bedeutet das nicht, sich dagegen zu wehren, alles zu haben.

Die ersten Schuljahre in Israel verliefen ereignislos. Ich besuchte zuerst den Kindergarten und danach die Grundschule, spielte mit Steinen im Dreck. Wir rannten herum und lachten. Es war eine glückliche Zeit.

Ich muss aber gestehen, dass ich nicht mit großer Begeisterung in die Schule ging. Eines Tages entschied ich mich zum Schwänzen, versteckte mich unter dem einstöckigen Holzgebäude der Schule und blieb dort bis zum Ende des Unterrichts. Danach machte ich mich auf den Heimweg. Natürlich war ich nicht so geschickt darin, meine Mutter hinters Licht zu führen, und schon bald fand sie heraus, dass ich gelogen hatte. Ich lernte eine weitere harte Lektion des Lebens: Lügen funktionieren einfach nicht. Tatsächlich fand ich heraus, dass Lügen sogar Schmerzen verursachen – und zwar am Hintern.

Meist war ich ein Einzelgänger. Das bin ich immer noch. Wir lebten in einem kleinen Dorf am Fuße des Berg Karmel (ja, der Berg Karmel, der in der Bibel erwähnt wird), ganz in der Nähe der Stadt Haifa. Meine Mutter konnte es sich nicht leisten, Spielzeug zu kaufen, aber ich war zu jung, als dass mich das gestört hätte. Ich hatte einen langen Stock und einen Stein – und das waren meine Spielzeuge. Zudem konnte ich zum Berg Karmel ausweichen, wo ich kletterte und meinen Tagträumen nachhing. Die Haltung von Haustieren war aus finanziellen Gründen undenkbar, aber mit sechs Jahren fand ich einen Skarabäuskäfer, den ich in einer dieser alten Streichholzschachteln hielt, die ich dann mit Zuckergranulat befüllte. Der Käfer war für mich ein Weggefährte, ähnlich einer Katze oder einem Hund, und ich redete mit ihm.

Meine Reise als junger Geschäftsmann – in einer Umgebung mit minimalen Ressourcen und Möglichkeiten – begann mit einem nur schwer vorstellbaren kleinen Unternehmen. Eines Tages, ich bin mir nicht sicher, wie und warum, kam ich auf die Idee, den Berg Karmel zu erklimmen, Kaktusfrüchte zu pflücken und sie den heimkehrenden Menschen in den Bussen zu verkaufen, die in unserem Wohnort Tiraat HaCarmel den letzten Halt einlegten. Ich entschied mich dafür, das Geschäft mit einem Partner aufzuziehen, und wählte dafür meinen Freund Schlomo, einen marokkanischen Jungen meines Alters, aus, der unter uns wohnte.

Daraus leitete sich eine weitere wichtige Lektion für das Leben ab. Oftmals ist man nicht in der Lage, alles allein zu bewerkstelligen, und so muss man sich mit aller Vorsicht einen geeigneten Partner aussuchen. Die Wahl des richtigen Partners ist eine sehr wichtige Entscheidung und kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. Die ausgewählte Person sollte auf jeden Fall das gleiche Arbeitsethos haben.

Schlomo und ich verbrachten den ganzen Tag damit, auf dem Berg Karmel Kaktusfrüchte zu ernten und diese dann zum Bushalteplatz runter zu schleppen. Wir legten die Früchte in einen mit Eis und Wasser gefüllten Bottich, den wir uns vom örtlichen Lebensmittelhändler geliehen hatten, und verkauften sie an die von der Arbeit kommenden Leute.

Sowohl Schlomo als auch ich verspürten das Gefühl, ein Ziel zu verfolgen, und Stolz. Wir hatten den Eindruck, etwas Wichtigem nachzugehen. Uns war nicht klar, dass es sich um eine geschäftliche Unternehmung handelte. Wir hätten gar nicht gewusst, was der Begriff bedeutet. Aber wir spürten, dass wir durch harte Arbeit möglicherweise etwas verdienen konnten. Und das war eine aufregende Vorstellung: Geld verdienen!

Ist es auch immer noch!

Nach einem Tag harter Arbeit fanden wir fasziniert heraus, ganze zwei Dollar gemacht zu haben. (Ich vereinfache die Summe, um euch die Umrechnung vom israelischen Schekel zu ersparen, der damaligen Währung.) Bis auf das „Schweiß-Kapital“ – also die Arbeit, die wir investierten – hatten wir praktisch keine Kosten. Und somit stellten die zwei Dollar unseren Nettoprofit dar. Wir teilen die Summe, womit mir also ein Dollar blieb. Man muss sich daran erinnern, dass 1956 ein Dollar schon ein stattliches Sümmchen bedeutete. Heutzutage wären zehn Dollar das Äquivalent, abhängig davon, wie man die Inflationsrate und den Wechselkurs rechnerisch justiert.

Zurück in meine Kindheit: Langsam wurde es dunkel. Schlomo und ich brachten den Bottich zurück und kletterten schleunigst zu unserem Haus hinauf. Auf dem Weg hielten wir bei einem Eiskaffee, wo ich mir für zwei Cents ein riesiges Eishörnchen gönnte. Bis heute kann ich mich lebhaft an den Geschmack erinnern. Es war das köstlichste Eishörnchen meines Lebens, da ich es ganz allein von meinem Geld gekauft hatte. Nichts schmeckt besser als etwas, das man sich verdient hat. Und die Hosentasche war immer noch mit Münzen prall gefüllt.

Als ich zuhause ankam, fand ich Mutter völlig aufgelöst vor, denn ich hatte mich den ganzen Tag nicht sehen lassen. Ich nahm die Münzen aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. Plötzlich klagte sie nicht mehr darüber, welche Sorgen sie sich gemacht hatte. Ihr verblüffter Gesichtsausdruck wird für immer und ewig in meinem Bewusstsein eingebrannt sein. Sie legte mit weit aufgerissenen Augen die Hände auf den Mund, drückte mich ganz fest und sagte in einem Mischmasch aus Ungarisch und Hebräisch: „Das ist mein kleiner Mann.“

Obwohl meine Hände, die Arme und das Gesicht von den Stichen der Kakteen schmerzten, erkannte ich in diesem Moment, dass Arbeit etwas Gutes war. Aus Arbeit resultierte Geld. Arbeit und Geld bedeuteten Essen. Arbeit und Geld bedeuteten Glück.

Und das war die grundlegendste Lektion des Kapitalismus, die ich jemals lernte, obwohl ich damals noch viel zu jung war, um sie zu verstehen. Ich wusste lediglich, dass ich Stolz verspürte. Auch Mama war stolz. Und ich hatte eine riesige Eiscremetüte gegessen, die ich mir selbst verdient hatte.

Im Schweiße deines Angesichts, die Frucht deiner Arbeit – oder Worte, die einen ähnlichen Sinn ergeben! Sie stehen in einem Buch, das meine Vorfahren schrieben. Es ist der größte Bestseller aller Zeiten. Möglicherweise hast du schon einmal davon gehört: Es nennt sich die Bibel.

Mit Me, Inc. habe ich meine eigene Bibel verfasst. Eine Bibel, die dir hoffentlich hilft. Eines Tages wirst du deine eigene schreiben.

So wird man Rockstar und Millionär

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