Читать книгу Was uns geblieben ist - Georg Markus - Страница 13
ОглавлениеAdele Strauß, die Witwe des Walzerkönigs, überlebte ihren Mann um 31 Jahre und setzte ihre Tochter Alice testamentarisch als Alleinerbin ein. Alice stammte aus Adeles erster Ehe mit dem Bankier Anton Strauss* und galt laut Nürnberger Rassegesetzen als »Volljüdin«. Sie überlebte die Nazizeit, da sie durch die Ehe mit dem »arischen« Offizier Rudolf von Meyszner »geschützt« war.
Um die Enteignung ihres Vermögens und persönlicher Gegenstände aus dem Nachlass von Johann Strauß zu »legalisieren«, startete das Kampfblatt Der Stürmer im Juni 1939 eine Hetzkampagne gegen die Stieftochter des Walzerkönigs: »Die Jüdin Meyszner ist in ihrem Äußeren, in ihrem Charakter und in ihrem Wesen geradezu der Typ der jüdischen Rasse. Sie ist von einer abstoßenden Hässlichkeit … Sie besitzt heute noch in ihrer Wohnung Gußhausstraße 12 eine Unmenge kostbarer Erinnerungswerte an die Künstlerfamilie Johann Strauß. Dem raschen Eingreifen der Behörden gelang es, diese großen Werte bei der Jüdin Meyszner zu beschlagnahmen. Es war auch höchste Zeit. Man war im Begriffe, diese Dinge in die Schweiz zu verschieben. Die Jüdin Meyszner aber hat damit bewiesen, dass diese Erinnerungsstücke für sie nicht etwa ›unantastbare Reliquien‹ sind, sondern lediglich eine Kapitalanlage, die man nach Bedarf veräußert. Sie hat damit auch jede Berechtigung über diesen erschwindelten Besitz verloren …«
Die »Sammlung Strauß-Meyszner« wurde »sichergestellt« und als »Geschenk« in das Eigentum der Stadt Wien übertragen. In der Zweiten Republik vergingen fast sechzig Jahre, bis alle Gegenstände an die Erben von Alice Strauss restituiert waren. Im Jahre 2002 wurden sie von der Stadt Wien gekauft.
* Die Summe entspricht laut »Statistik Austria« im Jahre 2010 einem Betrag von rund 50 000 Euro.
* Alleinerbin nach Johann Strauß Sohn war die Gesellschaft der Musikfreunde, den Großteil seines Vermögens hatte er jedoch noch zu Lebzeiten seiner Frau Adele – unter der Bedingung, dass sie sich nach seinem Tod nicht wieder verehelichen würde – geschenkt. Der Gesamtwert wird auf 800 000 Kronen geschätzt (laut »Statistik Austria« im Jahre 2010 rund vier Millionen Euro); dazu kommen noch die Aufführungsrechte seiner Bühnenwerke.
* Eine zufällige Namensgleichheit, Anton Strauss war mit der Musikerdynastie nicht verwandt.