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Prolog Drei weitere Jahre später.

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Mein Name ist Malvoisin, Martin von Malvoisin. Begleiten Sie mich ein Stück? Eine schöne Gegend hier, nicht wahr? Es lebt sich wunderbar hier. Eine herrliche Urlaubslandschaft. In den Bergen ist es grandios, aber hier kann man durchatmen, und Berge haben wir hier auch - Wellenberge, aber meist nur im Winter, wenn Neptun seinen Dreizack schwingt und der Klabautermann dazu sein Lied pfeift. Bei den Sandbergen haben wir es nicht so mächtig. Der Watzmann ist das nicht, aber Deutschlands schönster Berg ist auch da besser aufgehoben wo er ist. Die Berchtesgadener würden ihn ohnehin nicht hergeben.

So sind wir mit den Dünen ganz zufrieden.

Wo wir hier sind möchten Sie wissen? Das will ich Ihnen gerne sagen: Wir befinden uns auf dem Landesdeich zwischen Kellenhusen und Grömitz, und ich möchte Ihnen zeigen, wo mein letzter Fall seinen Anfang nahm. Fall? Oh, verzeihen Sie. Sie kennen mich vielleicht noch nicht. Ich bin Erster Kriminalhauptkommissar und gehöre zum Kommissariat 1 der Kripo in Lübeck. Was wir bearbeiten? Morde, oder, wie wir es lieber nennen, Tötungsdelikte. Ob es Mord oder Totschlag ist, das stellt mein Vorgesetzter fest. Wer das ist? Ein manchmal ganz netter Staatsanwalt, das heißt, wenn er will. Und wenn er alles weiß, was meine Kollegen und ich herausgefunden haben, dann versucht er seine Sicht der Dinge einem Richter überzeugend darzustellen. Der urteilt und verurteilt dann, wiederum mit zwei links und rechts von ihm sitzenden Richterkollegen. Ein Verteidiger versucht, gegen gutes Geld, versteht sich, die Überzeugungen meines Vorgesetzten zu widerlegen und zu beweisen, daß meine Kollegen und ich seiner Mandantschaft übelwollen - mehr oder weniger. Aber ein Urteil kommt immer, früher oder später, recht feierlich mit dem Aufstehen aller Anwesenden und der hehren Einleitung des Vorsitzenden “Im Namen des Volkes”. Nach dem Urteil dürfen sich alle setzen und Angeklagte sitzt auch wieder - meist etwas länger. Manche Anwesende machen hinterher ein mehr oder weniger enttäuschtes Gesicht, andere freuen sich, meist mein Vorgesetzter. Wir sind nicht immer mit dem Urteil einverstanden, der überführte Täter ist es so gut wie nie, aber das kann man ihm nicht übelnehmen. Die Richter gehen mit einem feierlich unbewegten Gesicht, der Staatsanwalt mit einem triumphierenden Gesicht, der Verteidiger mit einem zufriedenen Gesicht, denn er hat immer Erfolg, da auch bei “Lebenslänglich” für seine Mandantschaft die Brago immer schöne Zahlen mit dem €uro-Zeichen für ihn bereithält, mit D-Mark hörte sich das noch viel besser an, und der Verurteilte mit einem langen Gesicht, aber auch das kann man ihm nicht verübeln - ich sagte es schon.

Und warum ich als deutscher Kriminalbeamter einen französischen Familiennamen habe? Das ist schnell erklärt: Meine Vorfahren kamen im 17. Jahrhundert aus Frankreich in die Mark Brandenburg, wo sie von dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm als glaubensverfolgte Protestanten aufgenommen wurden. Kurzum, wir sind Hugenotten. Und seinem Urenkel, dem Alten Fritz, hat ein Mehrfach-Urgroßvater von mir in der Schlacht bei Kunersdorf am 12. August 1759 das Leben gerettet, Beförderung auf dem Schlachtfeld, Schwarzer Adlerorden und seither waren wir auch in Preußen ganz offiziell “von”, denn unsere vielen französischen Titel, die ich hier nicht alle aufzählen will, klingen zwar ganz hübsch, haben aber letztlich außerhalb Frankreichs keine große Bedeutung. Mir steht ein sogenanntes “Prädikat” zu und wenn mein Vater einmal das Zeitliche segnet, als sein Nachfolger, des 14. Herzogs von Brantôme, durch einst besondere preußische Verleihung ein noch höheres, aber das spielt hier keine Rolle - im Dienst sowieso nicht; bis auf Hauke Tewes und Frederik Langeland, meine engsten Kollegen, und den Herrn Präsidenten, weiß es ohnehin niemand. Warum auch!

Meiner Familie werden Sie im Laufe der Geschichte begegnen. Einige von Ihnen kennen meine schöne Frau und unsere Kinder bereits, zu denen sich erst kürzlich zwei weitere hinzugesellten, eineiige Zwillinge, Alexander und Christoph, um genau zu sein. Muntere Krähhälse. Die werden uns noch viel Freude machen. - Ja ja, die lieben Kleinen. - Was ich da auf dem Kopf habe? Oh, das ist mein Rembrandt. Ein aparter Hut, nicht wahr? Mir gefällt er auch. Hat sonst keiner.

Aber da sind wir bereits, am FKK-Strand von Lenste, genau gesagt Lensterstrand, schon in meiner Kindheit auch Nakedunien genannt. Grömitz ist nicht mehr weit, nur vier Kilometer. Kellenhusen liegt hinter uns, wie die böse Geschichte, die hier begann, genau da drüben, da wo Sie jetzt hinsehen, im letzten Sommer. Es war heiß, sehr heiß …

Leiche 21

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