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Der Himmel war strahlendblau, keine einzige Wolke bot auch nur für Sekunden Schatten. Aber gerade das war ihm recht. Magnus war vor einer Woche nach Grömitz gekommen. Er hatte das zweite Staatsexamen bestanden und sollte nach den Ferien in der Berliner Kanzlei seines Vaters als Rechtsanwalt anfangen. Sein alter Herr hatte ihm den Urlaub bezahlt - vier herrliche Wochen wollte er entspannen, aber auch nicht zu sehr; mindestens ein schönes Mädchen wollte Magnus erobern. Seine Freundin war ihm während der Prüfungen davongelaufen. Sie war von Hause aus arg verwöhnt und reichlich zickig, 20 Jahre alt, Figur wie ein Model, im Bett ein Knaller, aber eben zickig. Als Mann hatte er sie genossen, eine dauerhafte Beziehung war ihm aber immer unwahrscheinlicher geworden, und so trauerte er nicht sehr. Drei Jahre erschienen ihm genug, und sie war einem Kollegen von ihm zugelaufen, den er nicht ausstehen konnte. Er gönnte sie ihm.

Magnus kannte Grömitz seit seiner Kindheit. Gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Bruder verbrachte er dort in jedem Sommer mehrere Wochen. Als Teenager hatte er sich hin und wieder nach Lenste geschlichen, wenn es seine Familie nicht bemerkte, am dortigen FKK-Strand die ersten nackten Mädchen gesehen und seine ersten sexuellen Erfahrungen als mal mehr mal weniger angenehme Folgen erlebt.

In diesem Jahr hatte er für schlechteres Wetter einen Korb am Strand von Grömitz gemietet, doch er wollte es unbedingt einmal schaffen, ohne “weiße Hose” aus dem Sommer zu kommen; immerhin lief eine Tausend-€uro-Wette mit seinen Saunafreunden, die alle in einem FKK-Dorf an der Biskaya ihre Ferien verbrachten und sich über seine Ostsee-Vorliebe lustig gemacht hatten.

Nun lag er am Strand und genoß mit geschlossenen Augen die Sonne und die leichte Seebrise auf seiner Haut. Magnus bemerkte nicht, daß sich ihm eine weibliche Schönheit näherte, bis sie ihm die Sonne verstellte. Er öffnete die Augen und sah im Gegenlicht zunächst nur weibliche Formen. Erst als er sich halb aufrichtete konnte Magnus genau erkennen, was da vor ihm stand.

Magnus protestierte. „Sie stehen mir im Licht.”

„Oh, habe ich gar nicht bemerkt.” Ihr Ton war etwas spitz, mit einer Prise Verschmitztheit.

„Jetzt wissen Sie es.” Sein Ton war leicht pampig, aber doch so, daß durchzuhören war, sie solle ruhig bleiben, denn es könnte ein interessanter Streit werden. So ganz bewußt war ihm das aber noch nicht.

Die junge Schönheit machte keine Anstalten, zur Seite zu treten. Magnus überlegte, ob er sich über solche Sturheit ärgern oder über die Gegenwart einer schönen jungen Frau freuen sollte. Er machte eine genervte Handbewegung.

„Würde es Ihnen etwas ausmachen …?”

„Oh, Sie befürchten, Sie könnten nicht schnell genug braun werden? Verzeihen Sie bitte.” Spitz, sehr spitz klang das.

Die Schöne trat zwei kleine Schritte zur Seite, blieb erneut stehen und betrachte die männliche Ausstellung. Nun erst sah Magnus, was er vor sich hatte. Er machte ein so überraschtes Gesicht, daß die Schöne leise auflachte.

„Was ist so komisch?”

„Ihr Gesichtsausdruck. Man könnte meinen, Sie hätten noch nie eine nackte Frau gesehen.”

„Selten eine so schöne.” Magnus zeigte ein zufriedenes, ein sehr anziehendes Lächeln.

„Oh, wie galant. Dankeschön. Und wenn Sie jetzt noch aufstehen würden …”

„Warum?”

Die Schöne öffnete eine Plastikflasche Sonnenmilch und drückte eine Ladung heraus - direkt auf Magnus’ Waschbrett.

„He, was soll das? Ich bin bereits eingecremt.” Das war ihm doch ein wenig zu direkt, immerhin eine neue Variante aus dem Arsenal weiblicher Annäherungstaktik.

„Aber ich noch nicht.”

„Das hätten Sie doch gleich sagen können.”

„Aber nur auf Augenhöhe.”

Nun sprang Magnus auf, die Sonnenmilch lief langsam an seinem Körper herab. Die Schöne legte ohne viel Federlesens ihre rechte Hand auf Magnus’ Bauch und rieb die Sonnenmilch bis zu seiner wohldefinierten Brust hinauf, während er sie erstaunt ansah. Es kam ihm vor, als wäre solch ein direkter Hautkontakt bei einem völlig fremden Mann für sein Gegenüber das normalste der Welt. Er fühlte, daß das Ganze interessant werden könnte.

„Wie heißen Sie?”

„Magnus.”

„Oh, und das in des Wortes bester Bedeutung.” Ihre Stimme hatte eine anregend laszive Melodie angenommen. Der Blick der Schönen wanderte einmal an Magnus auf und ab, was ihm sichtlich gefiel.

„Und Sie?”

Die Schöne hielt ihm die Sonnenmilchflasche hin und drehte sich um. So konnte Magnus ihr triumphierendes Lächeln nicht sehen.

*

Leiche 21

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