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Der Süden

Von München in den Süden – das ist auch für die Bewohner der bayerischen Hauptstadt ein Klassiker. Dafür gibt es viele gute Gründe, etwa das idyllische Isartal zwischen Bad Tölz und dem Karwendel sowie Garmisch-Partenkirchen mit der Zugspitze. Neben den Klassikern locken auch weniger bekannte Täler wie die ursprüngliche Jachenau oder das Graswangtal hinein in den dunklen Ammerwald. Natur und Kultur bieten hier ein außergewöhnliches Arrangement: die weltberühmten Passionsspiele in Oberammergau umgeben von stolzen Berggipfeln, das feudale Schloss Linderhof von König Ludwig II. im romantischen Graswangtal oder auf den Spuren von Gabriele Münter, Wassily Kandinsky und Franz Marc im Blauen Land rund um Murnau und den Kochelsee.

Dieses Buch enthält zwei weitere für Oberbayern typische Themen: Die fünfte Tour führt zu Brauereien und Biergärten, auf der sechsten sind wir auf der Deutschen Alpenstraße unterwegs.

Brauereien und Biergärten

Sie gehören zu Oberbayern wie der Chiemsee und die Zugspitze. Brauereien und Biergärten sind Kulturgut und ein Stück Lebensqualität. Heute mehr denn je, denn gerade die kleinen Landbrauereien erleben seit einigen Jahren eine bemerkenswerte Renaissance. Das hat viel mit der stark gewachsenen Nachfrage nach authentischen regionalen Produkten zu tun. Diese Route hat einige bekannte, aber auch einige wenig bekannte Brauereien und Biergärten zum Ziel, die echte bayerische Tradition repräsentieren. Als Fahrer oder Fahrerin kann man unterwegs alkoholfreie Biere genießen oder sich Produkte für zu Hause mitnehmen. Von München geht es ostwärts bis in die Gegend von Dorfen und Haag, dann weiter entlang der Bundesstraße B12 bis zum bekannten Wallfahrtsort Altötting. Von dort führt die Route südwärts bis Traunstein und nach Osten bis in die Gegend von Teisendorf und dem Waginger See, bevor es auf der letzten Etappe nach Berchtesgaden geht. Ein Tipp: Für die kleinen Brauereien und die idyllischen Biergärten sollten Sie sich Zeit nehmen, denn zu ihnen gehören viel Historie und interessante Geschichten. Und heutzutage sind viele Bierbrauer ausgesprochen kreativ unterwegs.

Die Deutsche Alpenstraße

Die Deutsche Alpenstraße quert die bayerischen Berge vom Bodensee bis zum Königssee. Und sie ist die Straße der Prominenz. Und zwar der berühmten Kultur- und Natursehenswürdigkeiten. Ein beträchtlicher Teil verläuft in West-Ost-Richtung durch Oberbayern. Wir starten unsere Tour im Passionsspielort Oberammergau, dann folgt das altehrwürdige Kloster Ettal, bevor es an der Zugspitze vorbei durch das Karwendel bis zum Walchensee und Kochelsee weitergeht. Bad Tölz mit dem oberen Isartal ist die nächste Etappe, bevor wir über den malerischen Sylvensteinstausee zum Tegernsee gelangen. Über den Schliersee kommt man ins Inntal, dann folgt ein Abstecher hinein in die Berge nach Reit im Winkl und Ruhpolding. Zuletzt schlängelt sich die Deutsche Alpenstraße in etlichen Kurven über Ramsau zum Königssee, ein wahrlich standesgemäßes Ziel.

Unterwegs mit dem eigenen Fahrzeug

Oberbayern ist eine beliebte Ausflugs- und Urlaubsregion. Viele schöne Strecken sind daher vor allem an den Wochenenden gut frequentiert. Das gilt vor allem für Routen, die von München aus Richtung Berge oder zu den bekannten Seen führen. Ein typisches Beispiel: der Weg von München über Holzkirchen und Weyarn zum Tegernsee, weiter zum Schliersee und nach Bayrischzell. Oder die Autobahn Richtung Garmisch im südlichsten Bereich vor Oberau. Man kann diese Flaschenhälse aber auch umgehen, indem man entweder unter der Woche fährt oder kleine Nebenstraßen bevorzugt. Die ausgewählten Routen sind so geplant, dass man überwiegend auf Nebenstraßen unterwegs ist. Die Strecke im Norden spielt sich größtenteils auf weniger befahrenen Straßen ab. Nur bei der Deutschen Alpenstraße ist man auf einem Klassiker unterwegs.

Wer mit einem Wohnmobil unterwegs ist, sollte sich darauf einstellen, dass es in den Bergen streckenweise etwas kurvig und eng werden kann. Das gilt vor allem für die Deutsche Alpenstraße, genau genommen für den Bereich zwischen Bayrischzell und Inntal. Bei Reisen mit einem E-Auto sollte man bedenken, dass in den Bergen die Reichweite wegen der Anstiege deutlich schrumpft, auch wenn die Rekuperation beim Bergabfahren wieder zusätzliche Kilometer beschert. Eine Liste mit öffentlichen Ladestationen findet man auf www.bayern-innovativ.de/seite/ladeatlas. Hotels mit Ladestationen listet die Webseite www.emobilhotels.com auf.


Die Deutsche Alpenstraße führt idyllisch durch das Werdenfelser Land.

Typisch Oberbayern

Dialekt

Kaum eine andere Region in Deutschland wird so sehr mit ihrem Dialekt verbunden wie Oberbayern. Damit verbindet man gemeinhin den klassischen bayerischen Dialekt. Genau genommen gibt es drei verschiedene bayerische Dialekte: das Nordbayerische, das Mittelbayerische und das Südbayerische. In Oberbayern dominiert das Mittelbayerische, das Südbayerische findet sich nur im grenznahen Bereich und ist stärker in Österreich vertreten. Die Grenzen sind dabei meist fließend. Im Westen changiert das Bayerische langsam zu schwäbischen Einflüssen und im Osten haben die Oberbayern durchaus Gemeinsamkeiten mit dem Oberösterreichischen, teils auch mit dem Salzburgischen. Deutlich ist der Unterschied zu den Tirolern, die wiederum eigene Begriffe und Aussprachen haben und das auch bewusst pflegen. In München hingegen ist es schon fast ein schwierig, jemanden mit einem echten bayerischen Dialekt zu finden.

Kommunikation

Der klassische Oberbayer und natürlich auch die Oberbayerin pflegen traditionell einen offenen und eher entspannten Umgang mit Fremden. In Gegenden, die wenig oder gar nicht touristisch erschlossen sind, ist das Du auch mit Fremden durchaus üblich. Gegrüßt wird mit »Griasdi« (Ich grüße dich), zum Abschied sagt man »Pfiati«, die Kurzform für »Behüt dich Gott«. Auch »Servus« ist sehr verbreitet, sowohl zur Begrüßung als auch zum Abschied. In den noch weitgehend authentischen Dörfern auf dem Land ist es übrigens üblich, dass man sich grundsätzlich auf der Straße grüßt, egal ob man sich kennt oder nicht. In den Städten ist das ganz anders. Und auch in touristischen Orten sind solche Bräuche weitgehend ausgestorben.


In einem Chiemgauer Wirtshaus


Wandmalerei beim Auzinger am Hintersee


Eine herzhafte bayerische Brotzeit

Als peinlich wird es angesehen, wenn Besucher, die des Dialektes nicht mächtig sind, versuchen, selbigen nachzusprechen. Das kann nicht gut gehen und wird oft als billige Anbiederung verstanden. Außerdem ist es wichtig, zu wissen, dass es in klassischen Wirtshäusern auf dem Land einen Stammtisch gibt. Dort sitzen nur bestimmte Stammgäste. Sich als Fremder dort ungefragt zu platzieren, damit macht man sich nicht unbedingt beliebt. Wenn man die gerade genannten Punkte berücksichtigt und den Oberbayern mit freundlicher Gelassenheit begegnet, dann ist es auch nicht schwer, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Und was man auch wissen sollte: Nicht in jedem Dirndl und in jeder Lederhose steckt auch ein echter Eingeborener. Die Tracht hat in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen und wird vor allem in München als Fashion und Statussymbol gesehen, wenn es denn ein Exemplar der richtigen und exklusiven Trachtenschneiderei ist.

Essen und Trinken

Das Essen und Trinken spielt bei Reisen in Oberbayern naturgemäß eine wichtige Rolle. Hier geht es nicht etwa um die bayerische, sondern genauer genommen um die altbayerische Küche. In schwäbischen und fränkischen Regionen ist die Küche doch deutlich anders. In Oberbayern wie auch in Niederbayern und Teilen der Oberpfalz ist die Küche traditionell sehr bäuerlich geprägt. Gerade in Oberbayern sind auch deutliche Einflüsse der österreichischen Küche erkennbar. Grundsätzlich ist die traditionelle Küche recht deftig und fleischlastig. Schweinsbraten, Schweinshaxen, Weißwürste, Leberkäse und Schnitzel sind die Hauptdarsteller. Auch die Beilagen, etwa Knödel oder Kartoffelsalat, zählen nicht gerade zur leichten Küche. Nachvollziehen kann man das, wenn man berücksichtigt, dass Oberbayern früher sehr landwirtschaftlich geprägt war und die Menschen körperlich hart arbeiten mussten. Es sollte also immer herzhaft sein.

Das gilt auch für die Brotzeiten, übrigens eine bayerische Spezialität. Aber nicht nur hier. Die meist kalten Zwischenmahlzeiten kennt man auch in Österreich als Jause, in Südtirol als Marende und bei den Schwaben als Vesper. Bei den Brotzeiten speist der traditionsbewusste Oberbayer Semmeln, Brezen oder Brot mit Wurst und Käse, im Sommer auch Radi (Rettich). Beliebte Brotzeiten sind auch der Wurstsalat in der bayerischen Version mit Wurst, Marinade und reichlich Zwiebeln, die Schweizer Variante enthält zusätzlich schmale Käsestreifen.

Getrunken wurde dazu gewöhnlich Bier oder Radler, eine Mischung aus Bier und Limonade. Auf Autotouren sind natürlich alkoholfreie Getränke die bessere Alternative. Zum Glück gibt es mittlerweile ein umfangreiches Angebot an alkoholfreien Bieren. Bei den Nachspeisen ist der Einfluss der österreichischen Nachbarn unübersehbar. Der Kaiserschmarrn ist da ein Haupdarsteller, der allerdings von den Portionen her oft eine Hauptspeise abgeben dürfte. In Qualitätslokalen wird er frisch zubereitet, was eine gewisse Wartezeit bedingt. Darauf wird meist extra hingewiesen.

Die Ernährungsgewohnheiten sind auch in Oberbayern gesünder und bewusster geworden. Auch in klassischen Wirtshäusern werden leichte Gerichte, Vegetarisches und andere gut verdauliche Speisen angeboten. Mit einer Schweinshaxe im Bauch wird das Autofahren schon mal zu einer Tortur. In Biergärten war es früher üblich, dass sich die Gäste ihr Essen mitbringen konnten. Sie sind vor den unterirdischen Lagern und Höhlen entstanden, in denen das Bier mangels technischer Möglichkeiten kühl deponiert und direkt vor dem Eingang ausgeschenkt wurde. Heute sind Biergärten in der Regel in einen Bedien- und einen Selbstbedienbereich aufgeteilt. Nur in Letzterem darf man selbst Mitgebrachtes essen, die Getränke werden beim Wirt gekauft, da gibt’s keine Ausnahme.

Bräuche und Feste

Bayerische Bräuche und Festivitäten sind ein weites Feld und bieten genug Material für dicke Bücher. Zu den für Besucher besonders augenfälligen und beliebten Bräuchen gehören das Aufstellen der Maibäume Anfang Mai und der Almabtrieb zum Ende der Sommersaison, wenn die Kühe von der Alm mit feierlichem Schmuck zurück ins Tal und in den heimischen Hof gebracht werden. Anfang November spielt auch noch der Leonhardiritt eine wichtige Rolle, der ebenfalls landwirtschaftliche Hintergründe hat. Die Segnung der Tiere, die für die bäuerliche Arbeit gebraucht werden, wird mit dem entsprechenden Schutzpatron, dem Leonhard von Limoges, verbunden. Im Winter haben auch die Perchten und Buttnmandl Hochsaison, die vermummten Gestalten sollen böse Geister vertreiben.

Und dann spielen natürlich im Sommer und Spätsommer die großen und kleinen Bierfeste eine wichtige Rolle. Das Angebot reicht vom riesigen Münchner Oktoberfest bis zu vielen kleinen Festen, Seefesten und Waldfesten. Zu den populärsten Festen zählen das Dachauer Volksfest, das für seine günstigen Bierpreise bekannt ist, und das im Vergleich zum Oktoberfest recht überschaubare Rosenheimer Herbstfest.

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