Читать книгу Mobilität im 21. Jahrhundert? Frag doch einfach! - Gerald Pilz - Страница 11

Was bedeutet „Mobility as a Service“ (MaaS)?

Оглавление

Der Begriff →Mobility as a ServiceMobility as a Service wurde in Analogie zu dem Fachbegriff „Software as a Service“ geprägt, der im Zusammenhang mit dem Cloud-Computing verwendet wird. Unter Mobility as a Service versteht man, dass alle möglichen Verkehrsmittel systematisch und sinnvoll miteinander verknüpft werden. Dabei geht es vor allem darum, die ServicequalitätServicequalität zu verbessern und sich auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden zu fokussieren.

Mobility as a Service umfasst nicht nur das Carsharing und andere Mobilitätsdienstleistungen, sondern auch die gezielte Nutzung und Verknüpfung aller verfügbaren Verkehrsmittel in einem bestimmten Raum. Dazu gehören die Nutzung von Fahrrädern und E-ScooterE-Scootern, um so nicht nur die MakromobilitätMakromobilität, sondern auch die MikromobilitätMikromobilität in urbanen Regionen abzudecken. Die Mikromobilität soll es insbesondere ermöglichen, Kurzstrecken systematisch und schnell zurückzulegen. Dies ist vor allem für Bewohner von Großstadtregionen und Ballungszentren von Bedeutung, da dort ein Wechsel verschiedener Verkehrsmittel und das Umsteigen leichter möglich sind.

Diese umfassende Verknüpfung wird durch Apps ermöglicht, die alle Verkehrsmittel wie beispielsweise Busse, Züge, Straßenbahnen, Taxis, E-Bikes, Leihfahrräder und E-Scooters miteinander verknüpfen. Diese Koordination soll möglichst kundenfreundlich erfolgen und eine schnelle Mobilität ermöglichen.

Beispielhaft für ein solches Konzept ist die Mobility App „Jelbi“ der Berliner Verkehrsbetriebe. Sie verknüpft den klassischen öffentlichen Personennahverkehr (Bus, S-Bahn, U-Bahn, Tram) mit Ride-Pooling-Diensten, E-Tretrollern, Leihfahrrädern (Bike Sharing), Carsharing-Diensten und anderen Services. Über die App ist es möglich, bei allen Mobilitätsdienstleistern Tickets zu buchen. Daimler und BMW bieten ebenfalls eine eigene App mit dem Namen „Free Now“ an, die neben Mietautos und Taxis auch E-Roller berücksichtigt.17

Auch Park-Apps werden immer wichtiger. So haben Daimler und BMW „Park Now“ entwickelt und VW die App „We Park“.18 Als besonders wichtig gelten Apps, die auf eine multimodale Mobilität ausgerichtet sind. Darunter wird verstanden, dass eine Strecke mit mehreren unterschiedlichen Verkehrsmitteln und Verkehrssystemen zurückgelegt werden kann. Eine solche App muss folglich alle vorhandenen Optionen erfassen und miteinander verknüpfen. Ein Beispiel für eine solche Software ist der bahneigene DB Navigator und die von BMW und Daimler entwickelte App „Reach Now“.19

Im Open-Source-Bereich gibt es eine Mobility App namens „Öffi“, die verschiedene Verkehrsbetriebe aus dem In- und Ausland berücksichtigt. Diese App ist nicht nur im Google Playstore verfügbar, sondern auch im Appstore F-Droid, der dem Datenschutz eine sehr hohe Priorität einräumt. Der Datenschutz der App „Öffi“ gilt aufgrund seiner Datensparsamkeit als vorbildlich.20

→Mobility as a Service hilft, die Nutzung von individuellen Fahrzeugen zu verhindern und auf diese Weise die Straßen zu entlasten. Denn Statistiken belegen, dass die meisten Autos tagsüber größtenteils geparkt und nur kurze Zeit verwendet werden. Durch Mobility as a Service ist es möglich, Kosteneinsparungen vorzunehmen und Mobilität in Großstädten billiger zu gestalten. Es ergeben sich erhebliche Einsparungen durch Synergien: beispielsweise beim Spritverbrauch und bei den Versicherungskosten. Auch bei den Wartungskosten ist das Einsparungspotenzial beträchtlich.

Mobility as a Service hat mehrere Aspekte: Zum einen ist es erforderlich, eine App zur Verfügung zu stellen, die eine umfassende Koordination aller verfügbaren Verkehrsmittel deutschland- oder sogar europaweit gestattet. Darüber hinaus muss der öffentliche PersonennahverkehrPersonennahverkehr weiter optimiert werden, um auf eine größere Resonanz bei potenziellen Nutzern zu stoßen, die bislang eher das eigene Auto bevorzugen.

Der öffentliche Nahverkehr hat das Image, wenig kundenfreundlich, unzuverlässig und ineffizient zu sein. In manchen Großstädten benötigt man die dreifache Zeit, um eine Strecke mit dem öffentlichen Nahverkehr zurückzulegen; viele Arbeitnehmer wollen sich das am frühen Morgen nicht antun. Hinzu kommt, dass durch die Corona-Pandemie der Eindruck entstanden ist, öffentliche Verkehrsmittel seien unsicher und könnten eine Infektionsquelle darstellen. Der öffentliche Nahverkehr muss wieder deutlich an Zuspruch und Attraktivität gewinnen, damit eine moderne Mobilität umgesetzt werden kann.

Weitere Dienstleistungen wie CarsharingCarsharing unterstützen die Effizienz und Effektivität des Personennahverkehrs. Um ein solches Projekt gezielt voranzubringen, ist es unabdingbar, alle Verkehrsverbünde so zu integrieren, dass ein einheitlicher und einfacher Ticketpreis für Deutschland durchgesetzt wird.

Die unbeschreibliche Zersplitterung der Verkehrsverbünde und die unterschiedlichen und unübersichtlichen Preismodelle machen es äußerst schwierig, kundenfreundlich und serviceorientiert von einem Ende der Republik zum anderen zu reisen.

Die Ticketpreis Ticketpreise müssen vereinheitlicht und drastisch vereinfacht werden, damit beispielsweise eine Reise von Berlin nach Freiburg reibungslos und nahtlos vonstattengeht. Dies setzt voraus, dass es Abonnements gibt, die für den Kunden verständlich und übersichtlich sind. Die Kleinteiligkeit und Zergliederung der Verbünde und die unüberschaubaren Verkehrstarife beeinträchtigen die Servicequalität.

Eine App muss sämtliche Tickets und Informationen für das gesamte Verkehrssystem eines Landes zur Verfügung stellen. Dies umfasst auch die Möglichkeit, E-Scooter oder Carsharing-Dienst Carsharing-Dienste in der App zu nutzen, und diese Dienstleistungen müssen nahtlos in das Ticketsystem integriert sein.

Eine solche App muss so konzipiert werden, dass sie verschiedene Zahlungssysteme unterstützt und gleichzeitig alle verfügbaren Mobilitätsdienste mit einbindet. Die Software sollte eine intelligente Parkraumbewirtschaftung unterstützen und Autofahrern, die zu einer Bahnstation fahren, freiwerdende Parkplätze in Echtzeit anzeigen. Zudem sollte eine solche Mobilitätsapp weitere Informationen zur Verfügung stellen, beispielsweise wie sicher ein Stadtteil ist, wie das Wetter wird, ob die S-Bahn eine Verspätung hat, ob Züge überfüllt sind und welche Inzidenzzahlen bei der Pandemie auftreten. Darüber hinaus ist es unerlässlich, dass solche integrativen Mobilitätsdienste spezielle Services für Menschen mit Behinderungen anbieten. Beispielsweise sollte angegeben werden, ob ein Bahnhof für einen Rollstuhlfahrer geeignet ist und ob Züge spezielle Services für Behinderte aufweisen.21

Quellentipp:

Unter https://www.welt.de/motor/news/article197418553/Das-Handy-ist-der-beste-Reisebegleiter-New-Mobility-Apps-fuer-unterwegs.html findet sich ein Überblick über die Apps.

Mobilität im 21. Jahrhundert? Frag doch einfach!

Подняться наверх