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Haustausch mit drei Kindern:

Familienurlaub, ohne Tourist zu sein

Text und Interview: Geraldine Friedrich

Urlaubsform: etwa 20 Haustausche in den vergangenen 10 Jahren

Beteiligte: Nina (41), Torsten (41), Rasmus (16), Lilith (6) und Clara (5)

Dauer: zwischen 3 Tagen und 4 Wochen

Reisedistanz: Belgien, Dänemark, England, Irland, Niederlande, USA

Reiseverkehrsmittel: Auto, Zug, Flug, je nach Reisedistanz

Kostenfaktor: Beim Haustausch bezahlen die Beteiligten die Unterkunft mit dem jeweils eigenen Heim, daher günstig. Die Anreisekosten hängen davon ab, mit wem man wo tauscht.

Vorbereitungszeit: Für den ersten Tausch sollte man mindestens zwei bis drei Monate einplanen, insbesondere wenn man eine der üblichen Haustauschplattformen nutzt.

Was reizt Sie am Haustausch?

Nina: Haustausch ist für mich ein wenig wie Weihnachtsgeschenke auspacken. Was verbirgt sich hinter der Haustür, die ich zum ersten Mal aufschließe? Das finde ich immer wieder aufregend, obwohl ich ja mittlerweile nach rund zwanzig Urlauben dieser Art sehr haustauscherfahren bin. Grundsätzlich gefällt mir an der Reiseform, dass ich in ein vollständig eingerichtetes Heim komme und in die Normalität einer anderen Familie eintauche. Für Kinder ist Haustausch tatsächlich wie Weihnachten, denn oft ist jede Menge Spielzeug vorhanden, das sie von zu Hause nicht kennen.

Haustausch schont doch auch die Urlaubskasse?

Das stimmt, das ist ein klares Argument für diese Reiseform. Ich tue mich allerdings schwer damit, diesen Aspekt in den Vordergrund zu stellen. Zum einen muss man der Typ dafür sein und erst einmal an das Gute im Menschen glauben. Jemand, der ständig darüber nachgrübelt, was gerade in seinem Haus passieren könnte, verbringt sicherlich keinen entspannten Urlaub. Zum anderen bedeutet ein Haustausch, zumindest wie ich ihn verstehe, im Vorfeld eine hohe Zeitinvestition. Sei es, dass man erst einmal einen geeigneten Tauschpartner findet, und wenn dies geschehen ist, für die Tauschpartner Listen mit Einkaufstipps und Bedienhinweise für das eigene Heim schreibt, kurz vor dem eigentlichen Tausch das Haus auf Vordermann bringt, vor der Abreise noch den Kühlschrank für die Gastfamilie füllt und die Betten frisch bezieht.

Wie finden Sie Ihre Tauschpartner und wie einfach ist das?

Wir sind Mitglied in zwei der bekannten Haustauschplattformen und bezahlen dafür monatlich etwa 20 Euro. Die zweifache Mitgliedschaft erhöht unsere Chancen auf gute Tauschpartner, da wir selbst nicht an einer der im Ausland sehr beliebten Locations wie München oder Berlin leben. Der Standort des eigenen Heims spielt eine sehr große Rolle. Tauschpartner in Berlin, London oder New York bekommen natürlich viel mehr Anfragen.

Wie schnell man einen Tausch tatsächlich organisieren kann, hängt davon ab, wie zeitlich flexibel man ist und wie attraktiv das eigene Tauschobjekt, sprich das eigene Heim. Ich finde es immer putzig, wenn ich lese: „Suche Tauschpartner in New York für Ostern zwischen 18. und 25. April.“ Das ist natürlich sehr unrealistisch. Wir leben in einem Dorf mit dreihundert Einwohnern, da muss man Kompromisse machen.

Wie erkennen Sie, ob ein Tauschpartner in Frage kommt?

Zuerst an der Reaktionszeit. Potenzielle Tauschpartner, die echtes Interesse an einem Tausch mit mir und meiner Familie haben, reagieren schnell. Wenn die Kommunikation stockend verläuft und eine Antwort erst Tage später kommt, ist das ein klares Indiz dafür, dass das Interesse nicht so groß ist oder der mögliche Tauschpartner noch diverse andere Eisen im Feuer hat. Wir haben ja ein Haus in einem sehr kleinen Ort auf dem Land, das muss der Tauschpartner schon wollen.

Mir selbst ist es wichtig, dass wir das Haus oder das Apartment in einem sauberen Zustand übernehmen und mir dessen Einrichtung gefällt. Wenn ich auf den Fotos des Tauschpartners erkenne, dass es in einem kruden Mix zwischen Ikea und Gelsenkirchener Barock eingerichtet ist, kommt das für mich nicht in Frage. Ich möchte im Urlaub nicht schlechter wohnen als zu Hause, sonst verbringe ich keinen entspannten Urlaub.

Haben Sie auch schon negative Erfahrungen gemacht?

Einmal kamen wir in ein Haus auf Mallorca, da sah es aus, als hätte die Familie alles stehen und liegen lassen: die benutzte Kaffeetasse neben dem Kühlschrank, die getrockneten Nudelreste in der Spüle – schon beim Betreten des Hauses roch es nach nassem Hund. Bei ihrer Abreise haben sie wiederum auf eigene Kosten eine Putzfrau für unser Heim bestellt. Es muss schlimm ausgesehen haben. Die Putzfrau berichtete mir, sie habe sich, als sie unser Haus nach der Abreise unserer Tauschpartner betrat, erst einmal hingesetzt und geweint. Es war alles durcheinander, die Spüle stand voll von benutztem Geschirr, die Mülleimer waren nicht geleert, der Boden übersät mit Altpapier. Dies war allerdings Gott sei Dank eine Ausnahme.

Bei einem anderen Tausch mit einem sehr schönen Haus im Norden Englands hatten wir es mit genervten Nachbarn zu tun. Unsere Tauschpartnerin dort unternahm wohl einen Haustausch nach dem anderen und hat jedes Mal ihre Nachbarn als Ansprechpartner eingespannt. Grundsätzlich ist es eine gute Sache, die Nachbarn einzuweihen. Der Mann war sehr offen, die Frau jedoch von den vielen verschiedenen Tauschaktionen offensichtlich genervt. Und so gab es einige unerfreuliche Missverständnisse. So etwas trübt den Urlaubsspaß. Seitdem mache ich meine Vorstellungen vor einem Haustausch sehr deutlich und bespreche lieber ein Detail zu viel als zu wenig.

Was legen Sie vorab alles fest?

Ich habe mittlerweile eine Liste angelegt, auf der alle Punkte im Detail stehen und die ich immer wieder modifiziere. Beispielsweise, dass jeder Duschgel, Shampoo und Bodylotion für den Tauschpartner zur Verfügung stellt, das erspart gerade bei Flugreisen enorm Gewicht. Oder dass jeder Tauschpartner dem anderen den Kühlschrank für die ersten ein bis zwei Tage füllt, damit er sich nach der Ankunft schnell ein Willkommensmenü kochen kann und nicht sofort einkaufen muss. Das sind zwar nur Kleinigkeiten, aber die erleichtern beiden das Ankommen und wirken einfach nett. Außerdem erhält man einen kleinen Crashkurs in die lokalen Essgepflogenheiten.

Was passiert, wenn etwas kaputt geht?

Bislang waren es nur Kleinigkeiten, ich habe versehentlich Badvorleger meiner Tauschpartner mit Bleichmittel ruiniert. Als ich den Schaden bezahlen wollte, haben diese nur abgewunken. Umgekehrt habe ich auch schon zwei Strafzettel für meine Gastfamilie bezahlt. Ich sehe das entspannt. Über den Garantiefonds der Tauschbörse sind Schäden, die weder Haftpflicht- noch Hausratversicherung bezahlen, in einer Höhe von bis zu 2.500 Euro abgesichert.

Und was passiert, wenn der Tauschpartner in den USA kurzfristig absagt, die eigenen Flüge aber bereits gebucht sind?

Man schließt den Vertrag ja immer mit dem Tauschpartner, nicht mit der Tauschbörse. Für den Fall, dass der Tauschpartner einen bereits vereinbarten Haustausch kurzfristig aufgrund von Unfall, Krankheit oder Todesfall in der Familie absagt, kann man eine spezielle Versicherung abschließen. Sie kostet 20 Euro jährlich und deckt zusätzliche Kosten für die Unterkunft bis zu 2.000 Euro ab. Die Kosten für Flugstornierungen werden allerdings nicht übernommen. Heißt konkret: In so einem Fall fliegt man zur ursprünglich vereinbarten Zeit, die Tauschbörse versucht vor Ort einen anderen Tauschpartner zu finden, und falls das nicht klappt, bekommt man 80 Prozent der Übernachtungskosten im Hotel bis insgesamt maximal 2.000 Euro bezahlt. Wir haben kürzlich spontan eine Gastfamilie aufgenommen, deren Tauschpartner absagen musste. Diese Versicherung bietet meines Wissens ausschließlich HomeLink.

Was raten Sie Neulingen, die ihre Wohnung oder ihr Haus tauschen wollen?

Auf den Bauch hören, sei es bei der Frage, ob man wirklich bereit ist für einen Haustausch, oder auch beim konkreten Tauschobjekt. Im Zweifel sollte man sich nicht von einem vermeintlich attraktiven Ziel dazu hinreißen lassen, das einem nicht besonders zusagt. Lieber etwas länger suchen, und dann das Richtige wählen.

Vorteile der Reiseform Haustausch:

 Sie ist günstig, da man die Unterkunft mit dem eigenen Heim bezahlt. Daher bleibt mehr Budget für die Anreise und für Ausflüge vor Ort.

 Eine Tauschwohnung ist vollständig eingerichtet, gerade für Kleinkinder ist die vorhandene Infrastruktur wie Wickeltisch, Töpfchen, Kindersitz etc. ideal.

 Das Eintauchen in die Normalität einer anderen Familie gibt einem weniger das Gefühl, Tourist zu sein, häufig ist der soziale Anschluss zu Nachbarn oder Freunden der Tauschpartner inklusive.

Nachteile der Reiseform Haustausch:

 Für einen gelungenen Haustausch beider Partner ist eine sehr gründliche Vorbereitung erforderlich. Das kostet Zeit und manchmal auch Nerven.

 Durch gute Vorbereitung kann man weitgehend böse Überraschungen ausschließen, eine hundertprozentige Sicherheit gibt es aber nie.

 Die Reiseform eignet sich nicht für Kontrollfreaks, die stets Angst um das eigene Heim haben.

Erholung oder Abenteuer?

Beides. Die Ankunft ist immer Abenteuer, der Aufenthalt in den eigenen vier Wänden, wenn auch nur geliehen, ist erholsamer als im Hotelzimmer.

Das würden wir beim nächsten Mal anders machen:

Nichts, dank der rund zwanzig Haustausche haben wir unsere Vorgehensweise weitgehend optimiert.

Der ultimative Reisetipp für den Haustausch:

Wichtige, persönliche Dokumente, Laptops und besondere, wertvolle Gegenstände vor dem Tausch in ein separates Zimmer räumen und dieses abschließen.

Über meine Erfahrungen schreibe ich auf www.butterzart.com/blog/haustausch/.

Spartipps:

Gerade bei Tauschpartnern, die per Flugzeug anreisen, sich über unnötigen Ballast wie Shampoo und Duschgel verständigen. Auch der Tausch des Autos ist möglich und spart Geld, erfordert aber vorab eine gründliche Klärung mit der Versicherung.

Allgemeine Infos:

www.haustauschferien.com

www.homelink.com

Fazit: Haustausch ist und bleibt für uns eine unserer Lieblings-Reiseformen.

Günstig reisen mit Kindern

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