Читать книгу Wer liebt hat alles - Gerd Bodhi Ziegler - Страница 18

Doppelleben

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Aufgrund meines heutigen Verständnisses weiß ich, dass ich mich selbst in diesen innigen Momenten tiefer Verbindung mit der Natur zum ersten Mal mit erweitertem Bewusstsein essenziell wahrnehmen konnte. Dies waren meditative Momente höchsten Glücks in vollkommenem Einklang mit mir selbst und dem Mysterium meiner Umgebung. Die Außenwelt, die ich oft als hart, rau und unwirtlich empfand, verwandelte sich in eine Sphäre voller Geborgenheit, Harmonie und Frieden.

Solche Zustände kamen und gingen. Sie wurden abgelöst von Phasen einer unbestimmten, oftmals schmerzvollen, beinahe unerträglichen Sehnsucht. Stets war ich mit diesem inneren Erleben allein. Ich vermochte es mit keinem anderen Menschen zu teilen. Meine inneren Prozesse passten nicht in die „reale Welt“. Die „Realität“ war die Welt des Überlebens und der materiellen Notwendigkeiten. Sie hatte andere Gesetze, andere Regeln und Erfordernisse. Sie ließ keinen Platz für „sentimentale Gefühlsregungen“.

Ich lernte also, auf verschiedenen Ebenen zu leben. Die innere und äußere Welt klaffte weit auseinander. Immer wieder versuchte ich, Brücken zu bauen und sie zu verbinden. Dies gelang mir sehr selten und so entwickelte ich mit der Zeit eine Art Doppelleben, das aufgeteilt war zwischen den äußeren Erfordernissen und dem eigentlichen Leben, in dem ich meinen persönlichen Neigungen und Interessen nachging. Ich war damals viel allein. Mit Menschen, so schien es, konnte ich nur die oberflächlichen Aspekte meines Lebens teilen. Sobald ich jedoch in Verbindung mit meinem Inneren trat, intensivierte sich mein Erleben und ich fühlte mich wieder heil und zufrieden.

Doch dann kam eine Zeit, in der dies immer seltener gelang. Oftmals wurde mein selbstgenügsames Alleinsein zur Einsamkeit, die wie ein Dämon in meinen Eingeweiden wühlte. Sie ließ mich unruhig und rastlos umherwandern auf der Suche nach etwas, das mir schmerzlich fehlte. Ich fühlte mich unvollständig, isoliert und fremd, manchmal auch gerade dann, wenn ich in Schule und Familie von Menschen umgeben war. Meine Verbindung nach innen wurde von meiner Umgebung nicht wirklich wahrgenommen und schon gar nicht gefördert. So driftete mein Bewusstsein mehr und mehr in die Illusion der Getrenntheit vom Leben.

Wer liebt hat alles

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