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DIE MANDSCHUPRINZESSIN (YOSHIKO KAWASHIMA)

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Yoshiko Kawashima wurde am 24. Mai 1907 in Peking als Aisin Gioro Xianyu geboren und war die 14. Tochter von Shanqi, dem 10. Sohn des Prinzen Su, welcher der kaiserlichen Familie der Qing-Dynastie angehörte. Der japanische Agent und Geschäftsmann Naniwa Kawashima adoptierte das Kind nach der Xinhai-Revolution 1911 und so wuchs das Mädchen in der japanischen Stadt Matsumoto auf. Der chinesische Hofname lautete Dongzhen, was etwa "Östliches Juwel" bedeutet; der han-chinesische Name war Jin Bihui.

Yoshiko unternahm mit 17 Jahren einen Selbstmordversuch, der missglückte; was sie dazu veranlasst hatte, konnte nicht ermittelt werden. Die japanischen Adoptiveltern nutzten ihre Abstammung und setzten die junge Frau bewusst ein, um die japanische Vorherrschaft über China zu sichern. 1927 heiratete sie Ganjuurjab Jeng, einen Mongolen, welcher der Sohn des Anführers der Mongolisch-Mandschurischen Unabhängigkeitsbewegung war. Schon zwei Jahre später scheiterte die Ehe und die frisch geschiedene Yoshiko Kawashima zog in die internationale Konzession in Shanghai (1), wo sie den japanischen Militärattaché Tanaka Ryukichi kennenlernte. Der bediente sich ihrer Kontakte zum mandschurischen und mongolischen Adel, um sein eigenes Spionagenetzwerk auszubauen.

Yoshiko Kawashima, die neben Japanisch auch perfekt Chinesisch sprach und bevorzugt in Männerkleidung auftrat, bemühte sich im Jahr 1931 im Auftrag der Japaner, zu dem ehemaligen chinesischen Kaiser Pu Yi - der in die japanische Konzession in Tianjin geflohen war - Kontakt herzustellen. Pu Yi sollte nämlich zum Staatsoberhaupt des von Japan neu geschaffenen Staates Mandschukuo ernannt werden. Kawashima gelang es, mehrere angebliche Mordanschläge auf den ehemaligen Kaiser zu fingieren, weshalb dieser schließlich aus Tianjin floh, wonach er auf ein japanisches Kanonenboot geschmuggelt wurde. (2)

Im Verbunde mit anderen Spionen verursachte die fernöstliche Mata Hari dann den Ausbruch der ersten Schlacht um Shanghai, an deren Ende der Boykott japanischer Waren in der Stadt stand. Noch bevor Pu Yi als Präsident des neu gegründeten Staates Mandschukuo eingesetzt werden konnte, kehrte Kawashima in die Mandschurei zurück, wo sie sich durch die Gründung einer eigenen Reiterabteilung an der Niederschlagung des chinesischen Widerstandes gegen das mit den Japanern sympathisierende Regime beteiligte. In der Presse wurde sie deshalb zeitweilig als 'Jeanne d'Arc des Ostens' tituliert. (3)

In den 1930er Jahren bot sie ihre Einheit auch dem Feldherrn Zhang Xueliang an; die Befehlshaber der japanischen Kwantung-Armee verhinderten jedoch den Einsatz.

Kawashima nutzte ihre Beliebtheit auch für Auftritte in Radiosendungen; schließlich kam es sogar zur Veröffentlichung einer Schallplatte und Zeitungen brachten (größtenteils erfundene) Geschichten aus der Zeit ihrer Agententätigkeit. Bei einer derartigen Popularität war eine weitere Spionagetätigkeit natürlich ausgeschlossen; dazu kam, dass Kawashima sich immer kritischer gegenüber der aggressiven imperialistischen Politik Japans äußerte (4), weshalb das Land an ihrer Mithilfe nicht mehr interessiert war.

Die Spionin, welche zwischen zwei Welten schwankte und lebte, muss um diese Zeit unendlich traurig gewesen sein. Überliefert ist ein Zitat, das dies verdeutlicht. "Ich habe ein Zuhause, kann aber dorthin nicht zurück", hat sie einmal geäußert. "Und ich habe Tränen, darf aber nicht über sie sprechen..." (5)

Als der Staat Mandschukuo im Rahmen einer sowjetischen Offensive (6) im Sommer 1945 wieder aufgelöst wurde, versteckte sich Yoshiko Kawashima in Shanghai. Agenten des Geheimdienstes der Kuomintang gelang es jedoch, sie dort aufzuspüren und so wurde sie am 11. November 1945 verhaftet.

Nach einem Prozess, der von 1946 bis 1948 dauerte, wurde sie wegen Hochverrates zum Tode durch Erschießung verurteilt und am 25. März 1948 hingerichtet. Yoshiko Kawashima wurde in Matsumoto, das zur Präfektur Nagano gehört, begraben.

Jin Moyu, ihre jüngste Schwester, welche zeitlebens im Schatten der 'Mandschuprinzessin' gestanden hatte, starb am 26. Mai 2014 im Alter von 95 Jahren. Sie hatte in den letzten Lebensjahren gemeinsam mit ihrem Mann eine Sprachschule für Japanisch in der chinesischen Provinz Hebei betrieben.

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1) Yamamuro, Shinchi: „Manchuria Under Japanese Domination.“ Philadelphia/USA 2006 (S. 98 ff).

2) Deacon, Richard: „Kempei Tei. A History of the Japanese Secret Service.“ New York 1983 (S. 150 ff).

3) Deacon, a.a.O., S. 150.

4) Diese Politik führte im Sommer 1937 zum Ausbruch des Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieges.

5) Lindley, Maureen: The private papers of Eastern Jewel. London 2008.

6) Es handelte sich um die 'Operation Auguststurm'.

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