Читать книгу Zum Glück gibt es Aktien! - Gerd Haufe - Страница 10

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5. Aktien – ja klar!

Warum das mühsam Ersparte mit Magerzinsen oder gar negativen Zinsen (Verwahrentgelt) anlegen? Die Geldentwertung höhlt mit der Zeit die Rücklagen aus, falls sie nicht vermehrt werden. Auch wenn die offizielle Inflation gering ist, durch die Notenbankpolitik der Geldvermehrung wird nominelles Geldvermögen entwertet. Nur echte Werte wie Immobilien, Gold oder andere Sachwerte können davor schützen. Unternehmen, die Jahr für Jahr Gewinne erwirtschaften, die werthaltiges Vermögen wie Gebäude, Fabrikationsanlagen oder Lizenzen besitzen, eine eingespielte Organisation mit Experten und motivierten Mitarbeitern aufgebaut haben, sind als Beteiligungspapiere im weiteren Sinne Sachwerte. Es lohnt sich, die Aktivseite einer Bilanz eingehender zu betrachten. Alles, was da steht, abzüglich der Schulden auf der Passivseite, gehört bei Aktiengesellschaften den Aktionären.

In den letzten Jahrzehnten konnte für Aktienanlagen eine sehr gute Performance beobachtet werden. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) hat für deutsche Aktien ausgerechnet, wie sich die Rendite durchschnittlich in verschiedenen Zeiträumen der Vergangenheit entwickelte:


Quelle: Deutsches Aktieninstitut e.V.(www.dai.de); Stand Dezember 202013; eigene Darstellung.

Nehmen wir zum Beispiel den Anlagezeitraum von 15 Jahren, dann ergab sich zum Jahresende 2020 eine jährliche durchschnittliche Rendite von 8,9 %, und selbst im schlechtesten 15-Jahreszeitraum betrug die jährliche Rendite 2,3 %, was zudem so gedeutet werden kann, dass bei einer Anlagedauer von über 15 Jahren das Risiko, einen Verlust zu erleiden, nicht mehr vorhanden war.

Es gibt auch kritische Stimmen zu den Auswertungen des DAI. Zunächst geben die vergangenheitsorientierten Zahlen keine Garantie, dass sich die dargestellten Renditen in der Zukunft wiederholen. Es ist aber plausibel anzunehmen, dass Unternehmen, die Gewinne erwirtschafteten, dies auch zukünftig tun können und damit Werte schaffen, von denen deren Eigentümer (= Aktionäre) durch Dividenden und Kursgewinne profitieren werden.

Weiter wird kritisiert, dass die Aktienrenditen vom DAI ohne Berücksichtigung von Inflation, Kosten und Steuern berechnet wurden14. Trotzdem sind die Zahlen meines Erachtens aussagekräftig und belastbar, da diese drei Faktoren ebenso auf andere Kapitalanlagen wirken, daher kein spezifisches Problem der Aktienanlage darstellen.

Es ergäbe sich ein anderes Bild, wenn wir den Betrachtungszeitraum über die Nachkriegszeit hinaus erweiterten. Das 20. Jahrhundert hat mit zwei Weltkriegen und Hyperinflationszeiten Phasen gehabt, in denen Aktienanlagen sehr lange Zeit brauchten, um Verluste aufzuholen. Sollten solche schrecklichen Zeiten in Zukunft noch einmal wiederkehren, ist es wahrscheinlich, dass das Verlustrisiko bei Aktien deutlich steigt15. Es ist anzunehmen, dass im Zuge solcher Krisen viele andere Anlageformen ebenfalls leiden werden. Neben Krieg und Inflation können ferner Naturkatastrophen, Terror- oder Cyberanschläge zu Verwerfungen in der Wirtschaft führen, bis hin zu Bank- und Staatspleiten, sodass eine Vielzahl oder alle Anlageformen wesentlich an Wert verlören. Aus heutiger Sicht abzuschätzen, welche Kapitalanlageart in einem extremen Krisenumfeld relativ am wenigsten verlieren würde, ist reine Spekulation.

Gehen wir gedanklich zurück zu einem Szenario ohne extreme Krisen. Es ist zu befürchten, dass die zukünftigen Renditen am Aktienmarkt niedriger sein werden als in der Vergangenheit. Den Grund sehe ich im Wesentlichen darin, dass die Renditeerwartungen bei Zinsanlagen wie Anleihen und Bankeinlagen drastisch abgenommen haben. Die verschiedenen Anlageformen stehen im Wettbewerb zueinander, sodass niedrigere Renditen am Zinsmarkt Auswirkungen auf den Aktienmarkt und den Immobilienmarkt haben. Bildlich formuliert rutscht die ganze Renditekurve über alle Risikostufen hinweg nach unten. Aber die Aktienrenditen sollten langfristig höher als die Renditen von Anleihen sein16.

Fazit: Aktien waren, sind und bleiben eine interessante Anlageform, was insbesondere dann gilt, wenn es gelingt, die Risiken der Aktienanlage zu verringern (siehe Kapital 8b).

Es ist wie mit dem Auto- oder Fahrradfahren: Auch bei der individuellen Mobilität kommen die Vorteile besonders dann zur Geltung, wenn es gelingt, die höheren Unfallrisiken durch Schutzmaßnahmen und eine sichere Fahrweise zu vermeiden.

Ohne Arbeit leben?

Felix saß am Küchentisch und kaute lustlos auf einer kalten Pizza vom Vortag herum, als Oma Silvia hereinkam. »Mama und Papa sind nie zu Hause!«, beschwerte sich der Junge und legte das angebissene Stück auf die Resopalplatte.

»Aber dafür bin ich doch bei dir, während Mama in ihrer Arztpraxis arbeitet und Papa Geld verdient«, versuchte Oma Silvia, ihn zu trösten.

Felix kippelte mit dem Stuhl. »Mir ist stinklangweilig!«

»Sind denn deine Hausaufgaben erledigt?«, wollte Oma Silvia wissen.

»Musst du eigentlich nicht arbeiten, Oma?« Indem er nach vorne schwang, bekamen alle vier Stuhlbeine wieder Bodenkontakt und er selbst so viel Schwung, dass seine linke Hand zum Pizzarest glitt, um ihn mit den Fingern direkt in das Maul von Benno zu schnippen. Der Labrador hatte den Geruch schon seit Stunden auf dem Radar und schmatzte jetzt zufrieden.

»Doch, immer wenn ich mit dir für die Schule lerne«, meinte Oma Silvia augenzwinkernd.

»Oma, jetzt lenk nicht vom Thema ab. Ich kann mich nicht erinnern, dass du je richtig gearbeitet hast.«

»Doch, Schatz, früher, als ich jung war, bin ich während des Studiums als Stewardess um die Welt geflogen. Als dann deine Mutter geboren wurde, bin ich zu Hause geblieben.«

»Und woher hast du Geld fürs Essen und Smartphones gehabt?«

»Ach, Felix, dein Opa war Flugkapitän und hat gut verdient. Vor allem aber habe ich mein Geld in Aktien angelegt, auch die Lebensversicherungssumme, als dein Opa starb.«

»Kann man von Aktien denn leben?« Felix schaute seine Oma erwartungsvoll an.

»Ja klar geht das, wenn man früh genug anfängt und das Geld in Ruhe arbeiten lässt.«

»Denkst du noch oft an Opa?« Obwohl Felix seinen Opa nie kennengelernt hatte, fühlte er, dass seine Oma ihn vermisste.

»Ja, mein Kind. Irgendwann werden wir uns wiedersehen. Aber erst mal bin ich froh, dass es dich gibt.«

13 Link: https://www.dai.de/rendite-dreiecke/#/rendite-dreiecke/dokumenttitel/50-jahre-aktien-renditen-das-dax-rendite-dreieck-des-deutschen-aktieninstituts-stand-dezember-2019; abgerufen am 12.06.2021.

14 Siehe dazu Kirchner, Christian: Die Möhre vor den Rüben der Aktionäre: Der Dax, 23. November 2018 in seinem Blog menschen.zahlen.sensationen; Link: https://menschenzahlensensationen.wordpress.com/2018/11/23/die-moehre-vor-den-rueben-der-aktionaere-der-dax/; abgerufen am 12.06.2021.

15 Siehe Kirchner, Christian, ebenda.

16 Aktienrenditen haben sog. Risikoprämien, siehe dazu Stehle, Richard: Die Risikoprämie von Aktien in den letzten 118 Jahren; Link: https://www.eberbacherkreis.de/downloads/; abgerufen am 12.06.2021.

Zum Glück gibt es Aktien!

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