Читать книгу Zum Glück gibt es Aktien! - Gerd Haufe - Страница 7
Оглавление2. Hilfe, Hilfe! Wohin mit dem Geld?
In letzter Zeit werde ich oft gefragt, wo und wie noch ertragreich Geld angelegt werden könne. Das anlagesuchende Kapital stammt beispielsweise aus folgenden Quellen:
• Eine Anleihe oder ein Sparbrief mit attraktiver Rendite wurde fällig,
• dem Verkauf einer Immobilie,
• eine Lebensversicherung wurde fällig,
• aus der Abfindung des ehemaligen Arbeitgebers,
• eine Erbschaft wurde ausbezahlt,
• ehemals hohe Tagesgeldzinsen schrumpften im Laufe der Zeit zu Magerzinsen, und inzwischen droht die Bank mit einem Verwahrentgelt.
Das Grundproblem ist aktuell sowohl für den Anleger als auch für eine beratende Bank oder Sparkasse, dass der Zinssatz am Geld- und Kapitalmarkt für viele Anlageformen negativ ist. Das bedeutet, dass ein Anleger für die sichere Anlage seines Geldes etwas bezahlen soll. Daran müssen sich viele Menschen erst gewöhnen, galt es doch zuvor als normal, dass der Sparer für seinen Konsumverzicht und die Hergabe des Spargeldes mit Zinsen belohnt wurde. Schließlich leiht der Sparer das Geld seiner Bank, teilweise für lange Zeit. Umgekehrt würde sicherlich niemand auf die Idee kommen, dass er Geld bekommen könnte, wenn er am Mietwagenschalter ein Auto ausleiht.
Will der Anleger dieser misslichen Situation entkommen und aktuell trotzdem einen positiven Zins erzielen, muss er ein Risiko eingehen. Allerdings darf man sich keine Wunder davon erwarten. Schauen Sie sich folgende Beispiele an (Stand 09.09.2021)2:
- Lange Laufzeit: Staatsanleihe Frankreich fällig in 30 Jahren, Rendite 0,36 %
- Währungsrisiko: Staatsanleihe USA in US-Dollar, 5 Jahre Laufzeit, Rendite 0,37 %
- Rückzahlungsrisiko: Anleihe der Lufthansa3, fällig 2024, Rendite 1,21 %
Sind diese Angebote wirklich attraktiv? Trotz der Risiken liegt die erzielbare Rendite teilweise deutlich unter der Geldentwertungsrate. Zusätzlich müssen Kaufgebühren berücksichtigt werden und später bei der Verwahrung im Depot je nach Bank auch Depotgebühren.
Vor diesem Hintergrund ist es zunächst wichtig, die Rahmenbedingungen zur Kenntnis zu nehmen und zu akzeptieren. Die Zeiten, in denen der Anleger auf einem Sparbuch oder Festgeldkonto 2 % oder 3 % oder mehr Zins erzielen konnte, sind definitiv vorbei. Wann diese Zeiten wiederkommen, ist offen. Darauf zu warten kann lange dauern, vielleicht zu lange, da in der Zwischenzeit die Inflation und die negativen Zinsen beziehungsweise das Verwahrentgelt das Anlagekapital teilweise entwerten.
Welche Alternativen gibt es?
Im ersten Schritt kann überlegt werden, eventuell vorhandene Schulden zu tilgen. Auf der einen Seite Geld anzulegen und auf der anderen Seite Darlehen zu bedienen bedeutet, die Geldanlage mit dem Kredit zu finanzieren. Das kann sinnvoll sein, wenn zum Beispiel das eigene Wohnhaus mithilfe eines Baukredites finanziert wurde und gleichzeitig ein sogenannter Notgroschen in Höhe von ein paar Monatsgehältern auf dem Girokonto liegt. Ansonsten ist das allenfalls sinnvoll, wenn die Anlage ohne nennenswertes Verlustrisiko mehr Ertrag abwerfen würde, als das Darlehen kostet. Das wäre jedoch eine sehr seltene Konstellation. Obwohl die Zinsen für sichere Anlagen derzeit (Sommer 2021) negativ sind, liegen die Kreditzinsen in der Regel im positiven Bereich. Wäre es anders, würden die Banken im Zinsgeschäft Verluste machen.
Im zweiten Schritt kann erwogen werden, in langlebige Güter oder eine Renovierung zu investieren. Das Motiv wäre, zukünftig Geld zu sparen oder die Lebensqualität zu erhöhen und nebenbei noch etwas für die Umwelt zu tun. Eine alte Waschmaschine kann durch ein umweltfreundlicheres Exemplar ersetzt werden oder ein alter „Stinker” wird verkauft, um ein emissionsarmes Auto zu erwerben. Oder wie wäre es für den Immobilienbesitzer mit einer neuen Heizung im Wohnhaus?
Im dritten Schritt können Sie sich endlich mit dem Thema Aktien befassen. Gemäß dem Motto: „Zum Glück gibt es Aktien!”
Ein warmer Wintermantel
»Oma!«, rief Felix, als er in die Küche stürmte und den Zeigefinger gleich in den Kuchenteig steckte. »Oma, du hast mir doch vom Geldanlegen erzählt! Was war eigentlich deine beste Anlage?«
»Hast du saubere Finger?«, fragte Oma Silvia stattdessen.
»Jaja. Mhm, lecker schmecker!« An den Tisch gelehnt schaute Felix die Großmutter mit seinen großen, braunen Augen an. Sie liebte diesen herzerweichenden Blick und fürchtete ihn gleichzeitig.
»Kannst du dich noch erinnern, wann du dir zuletzt die Hände gewaschen hast?«
»Klaro, gestern nach dem Mittagessen.«
»Lümmel! Raus hier, ab ins Bad!«
»Muss das sein? Du hast mir noch gar nicht die Frage beantwortet«, meckerte Felix.
»Wenn du mit sauberen Pfoten wiederkommst, erzähle ich dir eine kleine Geschichte.« In der Zwischenzeit brachte Silvia die Schüssel in Sicherheit und legte einen Apfel auf den Küchentisch.
»So, Oma, jetzt erzähl endlich!«, forderte Felix mit noch tropfenden Händen.
Oma Silvia schmunzelte und fing an: »Als Studentin hat mir mein Opa August mal kurz vor Weihnachten 500 Mark zugesteckt.«
»Und die hast du dann in „Akatien” angelegt?«, fragte er ungeduldig, denn auch einen derartigen Begriff hatte er von seiner Großmutter schon gehört.
Silvia musste lachen. »Das hab ich wirklich überlegt. Die PanAm-Aktien schienen damals günstig. Die hatten gerade Leute entlassen. Das ist zwar für die Mitarbeiter schrecklich, aber für die Aktien oft günstig.«
»Hast du das echt gemacht?«, fragte Felix und hob die Augenbrauen.
»Nein. Und zwar nicht wegen der entlassenen Mitarbeiter. Daran hätte ich sowieso nichts ändern können. Aber ich habe im Winter auf dem Weg zur Uni immer so gefroren. Da hab ich mir von dem Geld einen warmen Steppmantel geleistet. Rot und lang. Sehr chic!«
»Und das war eine gute Geldanlage?« Felix runzelte die Stirn.
»Ja, die beste überhaupt. Anschließend hatte ich keine Blasenentzündungen mehr und konnte trotz Frost und Schnee mit dem Rad fahren. Schatz, Gesundheit ist mehr wert als alles Geld der Welt«, dabei wuschelte Oma Silvia Felix durchs Haar.
2 Quelle: Kursteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 10.09.2021.
3 WKN: A2YNV6; Bonität BB; Quelle: www.boerse-stuttgart.de.