Читать книгу Die Depeschen der Dreierbande - Gerd Schuster - Страница 11

Depesche 3
Die Stöhnerin

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Etwas reißt mich aus Traum und Schlaf. Es war ein Geräusch – aber welches? Es ist momentan grabesstill im Schlafzimmer. Habe ich nur geträumt? Nein, da ist es wieder – ein langgezogenes, brünstiges Stöhnen, das in einem weiblichen Wimmern endet und sich sofort wiederholt. Sind die Nachbarn im Vermehrungsrausch? Mir fällt die mysteriöse Unbekannte ein, die vor Jahren das ganze hellhörige Haus akustisch an ihren Höhepunkten teilhaben ließ, die sich aneinanderreihten wie die Alpengipfel in den Dolomiten. Wie kam es nur, fragten sich die unfreiwilligen Lauscher, dass die orgiastische Darbietung von überallher zu tönen schien, von oben und unten, rechts und links zugleich, und einem im Erdgeschoss genauso die Tränen in die Augen trieb wie unterm Dach?

Hat das Lustgewinsel aufgehört? Nein, nach einer kleinen Pause geht es weiter. Aber es hat sich verändert: Das Wimmern ist einem Schnorcheln und Schnaufen gewichen, einem Schniefen und – ja was? – Schnarchen!

Schnarchen??? Ich wache endgültig auf. Natürlich Schnarchen, was denn sonst? Unterm Bett liegt unsere vollschlanke Oberkatze Sita und röchelt, fiept, seufzt, pustet und prustet im Tiefschlaf. Ab und zu weint und winselt sie auch, wenn sie schlecht träumt, oder sie sägt, wie ein betrunkener Matrose.

Erleichtert drehe ich mich so, dass ich, an der Matratze horchend, in den vollen Genuss von Sitas Solo komme. Es gibt keine bessere Einschlafdroge.


Die Depeschen der Dreierbande

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