Читать книгу IN DER HITZE DES TAGES - Gerd Thieme - Страница 6
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ОглавлениеNach dem Chaos der letzten Nacht ist Ruhe im Schanzenviertel eingekehrt. Der Kontrast zwischen Tag und Nacht könnte nicht größer sein. Die Restaurants, die Tante-Emma-Läden und die Straßen-Cafés mit ihrem bunten Publikum vermitteln tagsüber eine Atmosphäre von Leben-und-Leben-Lassen. Aus dem ehemaligen Arbeiter-viertel entstand die „Schanze“ und durch den Neubau luxuriöser Eigentumswohnungen ein Szene-viertel, sehr zum Ärger der alten und der neuen Bewohner.
Nachts aber herrscht hin und wieder der Terror. Zankapfel ist die „Rote Flora“, ein ehemaliges, jetzt heruntergekommenes Theater, von alternativen Bewohnern besetzt und zu einem Kulturzentrum erklärt. Der kleinste Anlass – ein Demonstrant sei „irgendwo“ verletzt worden – führt zu einer Eskalation zwischen der Polizei und den Anwohnern der „Roten Flora“, die, von durch das Internet informierten militanten Berufschaoten, unterstützt werden.
Die Sonne versucht mit Gewalt durch die Ritzen des Vorhangs einzudringen. Kurze grelle Lichtblitze fallen auf Boxhandschuhe, Hometrainer, Punchingball, Hanteln und Trophäen, der restliche Teil der Junggesellenbude ist in schummeriges Licht getaucht. Ulf und Marion liegen im Bett, es ist die Zeit danach. Ihre Körper glänzen vom Schweiß der letzten Stunde. Es ist drückend heiß.
„Wenn der Bursche nicht endlich seine Finger von dir lässt, kann er was erleben“, sagt Ulf und man glaubt ihm aufs Wort.
Schnippisch erwidert Marion: „Wir sind nicht verheiratet und ich bin nicht dein Eigentum.“
„Zurzeit gehörst du auf jeden Fall mir mehr als ihm.“
„Deine Machotour lasse ich mir nicht mehr gefallen.“ Sie steht auf, obwohl Ulf versucht, sie zurückhalten.
„Lass mich, für heute wars das mal wieder. Die letzte Stunde können wir uns schenken. Ich geh dann mal.“