Читать книгу Sehnsucht nach El Dorado - Gerda Althoff - Страница 4
Kapitel 2
ОглавлениеGegen die entsprechende Menge „Kleingeld“ war in Venezuela fast alles möglich. Bei meiner letzten Tour hatte ich es geschafft, einen Fernbus über El Dorado umzuleiten. El Dorado liegt circa vier Kilometer abseits der Hauptstraße und der Bus fuhr normalerweise daran vorbei. Da es aber schon spät am Abend war, hatte ich keine Lust mit dem ganzen Gepäck so weit zu laufen. Außerdem war es bestimmt ziemlich gefährlich. Einen Versuch ist es wert, dachte ich mir und fragte den Fahrer, ob er ausnahmsweise in den Ort fahren könnte. Die Busfahrer in Venezuela verdienen nicht gerade viel und wenn man clever war und nicht zu geizig, konnte man das zu seinem Vorteil nutzen. Bis zum Abzweig nach dieser kleinen Goldgräberstadt waren es nur noch wenige Kilometer, das bedeutete, dass mir nicht mehr viel Zeit für lange Verhandlungen blieb. Ich bot ihm tausend Bolivar, was damals ungefähr drei Euro entsprach. Er überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. Tausendfünfhundert, sagte er und sah mich dabei erwartungsvoll an. Mir war es in dem Moment egal und ich wollte nicht um ein paar Bolivar feilschen. Ich hatte einfach nur das Bedürfnis ins Hotel zu kommen, um zu schlafen und deshalb nickte ich zustimmend. Es war ein langer Tag gewesen, stundenlange Busfahrt durch die Einöde der Gran Sabana, die hin und wieder von einem Wasserfall unterbrochen wurde und den ganzen Tag noch nichts gegessen. Klar hatten wir mal Pause gemacht, aber was da an Essbarem angeboten wurde, war definitiv nichts für meinen verwöhnten, europäischen Magen.
Wie abgemacht, verließ der Busfahrer die Hauptstraße und fuhr den Abzweig entlang, direkt nach El Dorado. Im Dunkeln erschien mir die schmale Straße, die in diesen kleinen Ort mit dem legendären Namen führte, richtig unheimlich und ich war heilfroh, dass ich nicht laufen musste. Der Bus hielt mitten auf dem kleinen, staubigen Platz im Ortszentrum. Ich stieg aus und bedankte mich beim Fahrer, worauf er mit einem knappen: „ De nada.“ antwortete.
Außer mir stiegen noch fünf weitere Leute aus und diejenigen, die meinen Deal mit dem Busfahrer nicht mitbekommen hatten, sahen jetzt sehr verwundert aus. Sie verstanden nicht, wieso der Bus, der normalerweise immer an El Dorado vorbei fuhr, jetzt hier hielt. Gleichzeitig waren sie aber froh, den Weg von der Hauptstraße bis in den Ort nicht laufen zu müssen.
„Gern geschehen“, sagte ich in Gedanken zu mir.
In unmittelbarer Nähe der Haltestelle befanden sich zwei Hotels, die dem Ort entsprechend sehr einfach ausgestattet waren. Ich entschied mich für das Hotel San Antonio, das billigere von den beiden, wie sich später herausstellte, ein Fehler war. Kein fließendes Wasser, an der Decke baumelte eine verdreckte Glühbirne und an der Wand hing ein ebenso verdreckter, kleiner Ventilator. Die Laken waren auch alles andere als frisch. Ich fand das halb so tragisch, es war eh nur für eine Nacht. Da ich Morgen früh sowieso weiter nach Norden wollte, spielte es keine große Rolle und außerdem war es schließlich eine Abenteuerreise und kein Luxus-Pauschalurlaub. Über das Kopfkissen legte ich eines meiner Handtücher, zog mich nicht aus, sondern legte mich so wie ich war aufs Bett. Es war ein langer, anstrengender Tag gewesen und so schlief ich schnell ein.
Aber jetzt erst einmal wieder zurück nach Deutschland, wo ich mitten in den Vorbereitungen für meine erste selbst organisierte Tour steckte, ich meine natürlich für andere Leute. Allein war ich schließlich schon öfter losgezogen. Ticket kaufen, Rucksack auf und los, hieß meine Devise.