Читать книгу Das Mädchen aus der Totenstadt - Gerhard Haase-Hindenberg - Страница 5

Sie war die Luft, die ich geatmet habe…

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Fast nichts von dem was Mona bei früheren Zugfahrten genossen, worauf sie sich tagelang zuvor schon gefreut hatte, nahm sie diesmal zur Kenntnis. Nicht den Fahrtwind, der ihr durchs offene Waggonfenster ins Gesicht blies und nicht die Zuckerrohrfelder, die wie schmale grüne Gürtel zwischen den Ufern des Nil und der unendlichen Weite der Wüste draußen vorüber zogen. Selbst das schaurig-schöne Erschrecken, wenn ein entgegenkommender Zug mit lautem Getöse neben ihr vorbeirauschte, konnte ihr diesmal keine Freude bereiten. Mona nahm all das um sie herum kaum wahr, weil sie Angst hatte. Angst vor dem Ankommen. Denn sie wusste, dass auf dem Bahnsteig in Quena eine bedrohliche Leere auf sie warten würde. Diesmal wird sie nicht von ihrer Großmutter in die kräftigen Arme geschlossen werden. Es wird auch kein fröhliches Geplauder geben während der Busfahrt von der Hauptstadt des Gouvernorats in die Kreisstadt Naga Hammadi und kein albernes Gekichere auf der Eselskarre einer ihrer Onkeln von dort in das Dorf Kafr Abou Tesht. Die alte Frau wird sie diesmal nicht mit gutmütigen, honigfarbenen Augen anblicken und sagen: „Ich danke Allah, dass er mir eine so schöne Enkelin geschenkt hat.“ Nie wieder wird es all das geben, das wusste Mona. Aber sie wusste nicht, wie sie auf diese ungewohnte Leere reagieren würde und deshalb hatte sie Angst.

Obwohl meine geliebte Teta schon alt war, habe ich nie daran gedacht, dass sie einmal nicht mehr da sein würde. Nur die ersten vierzig Tage meines Lebens habe ich in ihrem Haus gelebt, aber trotzdem fühlte ich mich als Teil ihrer Seele, sie war die Luft, die ich geatmet habe, ich habe nur ihretwegen gelebt. Jedes Jahr kam sie nach Kairo und wohnte dann bei meiner Tante Samira oder bei meinem Onkel Tayaa. Fünf Mal habe ich sie in ihrem Dorf besucht. Aber jedes Mal, wenn ich sie traf, war es als wären wir nie getrennt gewesen. Unsere Seelen waren vereint, auch wenn wir nicht zusammen waren. Bei ihr habe ich Geborgenheit gefunden. Meine Teta konnte sogar meine Gedanken lesen und sie hat mich verstanden. Weshalb verstand mich nur in meiner Familie sonst keiner? Eine Woche nach ihrem Tod ist sie mir im Traum erschienen und sie hat zu mir gesagt: „Weine nicht mehr wegen mir!“ Und da wusste ich, es geht ihr gut und ich wurde ruhiger. Aber noch immer fehlen mir das warme Herz meiner Teta und ihre innige Umarmung, weil ich das von meiner Mutter nie bekommen habe. In meinem ganzen Leben habe ich von meiner Mutter nie eine solch warmherzige und innige Umarmung bekommen, wie von meiner Teta. Deshalb sei hier ihr Name genannt, den ich für immer in meinem Herzen tragen werde – Saadeya Om Hamdi (Saadeya, die Mutter des Hamdi).

Niemand aus Monas Familie war an jenem Morgen zu ihr in die Handelsschule gekommen, um sie zu verständigen, dass die Großmutter in der Wohnung ihres Sohnes Tayaa, dem Bruder von Monas Vater, Blut erbrochen hatte. Später wird man Mona erzählen, dass sich ihre Teta geweigert habe, in Kairo in ein Krankenhaus zu gehen. Die gläubige alte Frau wollte ihr Schicksal in die Hände Allahs legen und da sie davon überzeugt war, dass ihr Gott sie bald zu sich rufen würde, begab sie sich umgehend auf den Heimweg. Sie wollte in ihrem Haus in Kafr Abou Tesht sterben, dort wo auch ihr Mann gestorben war und dessen Eltern. Zwei Tage später rief ihr Sohn Abdel Fattah bei seinen Geschwistern in Kairo an und teilte ihnen den Tod der Mutter mit. Mona wollte nicht glauben, dass ihre Teta zum Sterben in die Heimat gefahren war, ohne sich von ihr zu verabschieden. Noch schlimmer aber war für sie, dass ihr nicht gestattet wurde, sich ihrerseits von der geliebten Großmutter zu verabschieden. Deren Kinder und Schwiegerkinder machten sich umgehend auf den Weg nach Oberägypten und Mona musste in Imam Al-Shafi’i bleiben.

Ich habe darum gebettelt, dass man mich mitnimmt, ich habe geweint und meine Eltern angefleht, aber es nützte nichts. Jeder nannte einen anderen Grund, weshalb ich zu Hause bleiben soll. Die Beerdigung würde längst vorbei sein, wenn sie in Kafr Abou Tesht ankämen, erklärte mein Vater. Und an der Kondolenzsitzung in einem Zelt vor dem Haus der Teta würden ohnehin nur die männlichen Familienmitglieder teilnehmen. Meine Mutter sagte, dass ich meine Geschwister beaufsichtigen müsse. Und als ich Emad fragte, ob er nicht zwei Tage zu Hause bleiben könne, schrie sie mich an, das sei keine Aufgabe für einen Mann. Dann hat mich meine Tante Samira zur Seite genommen und gesagt, meine Eltern würden sich Sorgen machen, dass ich die Trauerfeierlichkeiten nicht durchstehen könnte. Weil ich ja schon nach der Bestattung des jungen Mannes zusammengebrochen sei, der bei uns auf dem Grabhof liegt und den hätte ich nicht mal gekannt. Dabei hatte der Doktor im Tabarak-Kinderkrankenhaus damals gesagt, dass mein Kreislauf nur schlapp gemacht habe, weil ich an diesem heißen Tag nicht genug getrunken hätte. Aber ich habe meiner Tante geglaubt, dass sich meine Eltern um mich Sorgen machten, denn das war ein schönes Gefühl. Es war fast wieder so wie an jenem Nachmittag, als ich plötzlich umfiel und mein Vater mich auf seine Arme nahm und ganz verzweifelt war, in Sorge um seine Mona. Nie zuvor habe ich meinen Vater so erlebt. Er war mit mir in ein Krankenhaus hinüber nach Tonsy gelaufen, aber dort hatten sie uns abgewiesen. Und dann hatte ihn ein Torabi, der ein Auto hat, auf eine Inschrift an einer Wand aufmerksam gemacht. Jemand hatte dort mit großen Buchstaben hingeschrieben, dass das Tabarak-Kinderkrankenhaus vierundzwanzig Stunden geöffnet sei. Jeden Tag war mein Vater an dieser Inschrift vorbeigelaufen, aber da er ja nicht lesen kann, wusste er auch nicht was da steht. Dann hat uns der Torabi zu diesem Krankenhaus hingefahren und mein Vater wich auch dort nicht von meiner Seite. Ich konnte kaum glauben, dass dies der gleiche Vater war, der mich früher oft wegen Kleinigkeiten verprügelte, der mit dem Besenstil auf mich eingeschlagen hatte. Plötzlich hatte er Angst um mich und ich habe gespürt, dass er mich liebt. Und nun sagte mir Tante Samira, dass er und meine Mutter wieder in Sorge um mich waren. Trotzdem habe ich die ganzen nächsten Tage geweint, denn ich habe mich sehr sehr einsam gefühlt. Obgleich meine Geschwister zu Hause geblieben waren. Mit Ausnahme von Karim, der ja noch ein Baby war und von meiner Mutter gestillt werden musste. Ich habe mich sogar an Allah gewandt und darum gebeten, dass er mich auch abberuft, damit ich bei meiner Teta sein kann. Aber es gab auch einen kleinen Trost. Meine Tante Samira hatte mir versprochen, dass wir zusammen nach Kafr Abou Tesht fahren würden, sobald etwas Zeit vergangen sei. Dann könnte ich ganz allein am Grab meiner Teta stehen und ihr alles sagen, was ich wollte. Dieses Versprechen hat sie auch wahr gemacht und so saßen wir dann einige Wochen später in diesem Zug nach Quena und ich hatte Angst dort anzukommen, wo nun niemand mehr auf mich warten würde.

Mona traute ihren Augen nicht. Was hatten ihre Onkeln Abdel Fattah und Ahmed aus dem Haus ihrer Großmutter gemacht? Auf das einstöckige aus Lehm gebaute Bauernhaus haben sie eine Etage oben darauf gesetzt. Ansonsten sah auf dem Hof alles aus wie immer. In dessen Mitte stand noch der große Ofen, in dem das Brot gebacken wurde, gleich neben dem Gaskocher, auf welchem Monas Großmutter für ihre Lieblingsenkelin immer Tameya (Bohnenfalafel) in heißem Öl gebraten hatte. Als Mona die Handpumpe des Brunnens betätigte, war der selbe quietschende Ton zu hören, wie früher, als hier noch ihre Oma das Wasser in Eimer und Krüge füllte. Das aufgestockte Haus aber sah scheußlich aus, fand Mona. Aber gesagt hat sie es nicht. Sie hat überhaupt nicht viel gesprochen an jenen Tagen in Kafr Abou Tesht, selbst dann nicht, als ihre Tante Samira sie an das Grab der Großmutter brachte und dort allein ließ. Es war ein Grab, wie es einfache Leute haben, nur mit einer Steinplatte und einer Stele. Grabhöfe wie in Imam Al-Shafi’i gab es hier ohnehin nicht, aber kleinere Mausoleen hatte Mona einmal in Naga Hammadi, der nächst größeren Stadt, vom Bus aus entdeckt. In aller Regel aber werden die oberägyptischen Zuckerrohr-Bauern und die Landarbeiter in einfachen Gräbern verscharrt und vor einem solchen stand Mona und schwieg.

Ich musste meiner Teta nichts sagen, weil ich spürte, dass sie da war. Denn es kam ein leichter Wind auf und hat meine Haare flattern lassen. Nur für wenige Augenblicke, mitten an einem heißen Tag in der Nähe der Wüste. Das war die Umarmung auf die ich gewartet habe. Endlich konnte ich von meiner geliebten Teta Abschied nehmen. Unsere Seelen waren vereint, wie sie es zu ihren Lebzeiten gewesen waren. Ich war meiner Tante Samira so unendlich dankbar, dass sie mit mir nach Kafr Abou Tesht gefahren war. Als ich die Augen schloss, hörte ich schon im nächsten Moment die sanfte Stimme der Großmutter: „Meine kleine Mona, ich werde immer bei dir sein. Was auch geschieht, deine Teta ist an deiner Seite und bittet Allah, dich zu beschützen.“ Ich wurde ganz ruhig und plötzlich war auch der Geruch da, wie ich ihn nur von meiner Teta kannte und das Gefühl von diesem weichen Baumwolltuch aus dem ihre schwarzen Gewänder waren. Ich weiß nicht, wie lange ich mit geschlossenen Augen an diesem Grab gestanden habe, als ich durch einen Schrei in das Leben zurückgeholt wurde. Es war der Schrei einer Frau und ich musste lachen, denn ich wusste sofort, woher das gekommen war und auch warum diese Frau geschrieen hat.

Neben dem Grab eines einstmals im Dorf lebenden und bis heute verehrten Sheikhs gibt es einen sehr tiefen Brunnen. Niemand in Kafr Abou Tesht kann mehr sagen, was es zuerst gab, das Grab oder den Brunnen. Die Nachfahren des verehrten Sheikhs, die bereits in dritter Generation mit dem „heiligen Brunnen“ Geld verdienen, bestehen darauf, dass der Sheikh selbst diese wundersame Wasserstelle entdeckt habe. Eine Wunderheilung aber setzt bei denen die durch ein Wunder geheilt werden wollen, zunächst mal den Glauben an Geister voraus. Von solchen nämlich soll der Brunnen sie befreien. In den oberägyptischen Landgemeinden geht man vielerorts davon aus, dass mit einem Erschrecken – worüber auch immer – Geister aus der Unterwelt oder zumindest böse Energien in den Körper fahren würden. Um diese wieder los zu werden, begibt man sich in Kafr Abou Tesht und Umgebung zu jenem Brunnen. Aber auch junge Frauen die bislang kinderlos blieben, kommen hierher oder Kranke, die sich von einem Besuch wundersame Genesung versprechen.

Der Brunnenmeister, einer jener Nachfahren des verehrten hier ruhenden Sheikhs, bittet die heilsuchenden Personen – nach Entrichtung eines Obolus – in einen Bretterverschlag direkt neben der Wasserstelle, wo diese sich vollständig entkleiden. Dann schöpft er aus dem tiefen Brunnen eiskaltes Wasser und lässt es durch ein Rohr von oben in den Verschlag laufen, wo es auf den nackten Körper des Insassen trifft. In aller Regel gelingt es beim ersten Versuch, die Probanden zu einem lauten Schrei zu veranlassen und sie so von Geistern und bösen Energien zu befreien. Nur selten bestand jemand jenseits des Bretterverschlags auf eine Wiederholung der Prozedur. Mehr als einmal hatte Mona ihre Großmutter und gelegentlich auch deren Schwiegertöchter zu diesem Brunnen begleitet. Als sie aber in der Schule von diesem Wunder berichtete, erlebte Mona nicht nur die staunende Bewunderung der Mitschüler, sondern auch den heftigen Widerspruch von Herrn Sabri. Natürlich bestritt auch der strenggläubige Pädagoge nicht die Existenz jenseitiger Wesen, die im Koran „Dschinn“ genannt würden. Natürlich sei ihm auch bekannt, dass in der Sure ‚Al-Higr’ (benannt nach einem Tal), welche die Schöpfungsgeschichte beinhalte, die muslimischen Gläubigen davon erfahren, wie diese Wesen in die Welt kamen: „Und die Dschinn erschufen Wir zuvor aus dem Feuer der sengenden Glut.“ Mit „zuvor“ ist hier gemeint, dass diese Wesen – sowohl Engel, als auch Dämonen – noch vor Adam, dem ersten Menschen, erschaffen worden waren. Die zweiundsiebzigste Sure beschäftigt sich sogar ausschließlich mit den „Dschinn“, weshalb die Sure auch so heißt. Mit hochgezogenen Augenbrauen, als ob er seine Schüler in ein göttliches Geheimnis einweihen würde, hatte Herr Sabri daraus vorgelesen: „Und Wir hatten angenommen, dass weder Menschen noch Dschinn je eine Lüge über Allah sprechen würden, und dass freilich einige Leute von den Menschen bei einigen Leuten der Dschinn Schutz zu suchen pflegten, so dass sie letztere in ihrer Schlechtigkeit bestärkten.“ Aber niemand von Monas Mitschülern mit denen sie hinterher darüber sprach, hatte verstanden, was Herr Sabri damit sagen wollte. Einige Tage später war der Lehrer noch einmal auf jenen Wunderbrunnen im Dorf von Monas Großmutter zurückgekommen. Offenbar hatte ihm das Thema keine Ruhe gelassen. Zunächst rezitierte er abermals aus der Sure „Die Dschinn“: „Wahrlich, keiner kann mich vor Allah beschützen, noch kann ich eine Zuflucht außer bei Ihm finden.“

Und dann präzisierte Herr Sabri:

„Auch nicht bei einem so genannten Wunderbrunnen. Vertraut auf Allah, des Allerbarmers und Barmherzigen und ihr werdet gefeit sein vor den bösen Geistern.“

Das wollte Mona nicht auf sich und ihrer Großmutter sitzen lassen. Sie mochte Herrn Sabri wirklich gern, aber hier war Widerspruch geboten.

„Es gibt diesen Wunderbrunnen wirklich“, hatte die damals Elfjährige interveniert. „Schon ganz lange. Meine Teta sagt, dass sogar ihre Mama dort hingegangen ist, wenn sie …“

Herr Sabri unterbrach die sonst so ruhige Schülerin und bemerkte mit einem freundlichen Lächeln:

„Solche heiligen Brunnen gehen zurück auf die griechisch-römische Epoche unserer Geschichte und haben nichts mit unserer Religion zu tun.“

Damit hatte er nun endgültig ratlose Mienen auf die Gesichter von zweiundsechzig Grabhofkindern in einer sechsten Grundschulklasse in Imam Al-Shafi’i gezaubert. Als er dann aber begann, blumenreich von der Eroberung Ägyptens durch den Makadonier Alexander dem Großen zu erzählen, hingen die Schüler und Schülerinnen an seinen Lippen. Die achtundzwanzig, die an diesem Tag auf den vorhandenen Stühlen saßen ebenso, wie die vierunddreißig anderen, welche auf Fußboden und Fensterbänken Platz genommen hatten. Sie erfuhren, dass die Stadt Alexandria von dessen Nachfolger Ptolemäus I. gegründet wurde, und dass die Stadt deshalb so heiße wie sie heißt, weil jener Alexander dort begraben sei. Herr Sabri erzählte von Ptolemäus II, der den berühmten Leuchtturm von Alexandria bauen ließ und von dem Geschwisterkrieg zwischen Ptolemäus XIII. und der kämpferischen Kleopatra zweihundert Jahre später. Das wäre zu der gleichen Zeit gewesen, setzte Herr Sabri seine Ausführungen fort, als es auch im mächtigen Rom zu einem Machtkampf zwischen Caesar und Pompeius gekommen sei. Schließlich wäre letzterer nach Ägypten geflüchtet und von Ptolemäus hingerichtet worden, während Cäsar ein triumphaler Empfang bereitet worden sei. Übrigens nicht nur vom Volk, sondern auch von Kleopatra, die sich schlagartig in ihn verliebt habe. Deren eifersüchtiger, wie unkluger Bruder aber hätte Truppen gegen die Römer losgeschickt, sei von diesen jedoch vernichtend geschlagen worden. Dummerweise sei bei diesen Kämpfen in Alexandria die seinerzeit größte Bibliothek der Welt in Flammen aufgegangen. Und dann erklärte er seinen staunenden Schülern noch, was das ist – eine Bibliothek.

Mona war beeindruckt gewesen, von dem was Herr Sabri erzählte. Vor allem, wie er es erzählte, nämlich irgendwie spannend. Deshalb ärgerte sie sich, dass bei ihr kaum etwas hängen geblieben war. Als sie die Geschichte zu Hause erzählen wollte, hatte sie bereits große Gedächtnislücken, weshalb es ihr bei der eigenen Familie nicht gelang, jene gespannte Aufmerksamkeit zu erzeugen, wie Herrn Sabri bei seinen Schülern. Schon bald erinnerte sie sich nur noch daran, dass solche heiligen Brunnen wie der in Kafr Abou Tesht noch aus der Zeit stammen, bevor Mohammed die Prophezeiungen Allahs vernommen hatte. Deshalb dürfe der Glaube an deren angebliche Wunderkraft unter Muslimen keine Verbreitung finden. Und weil Herr Sabri der klügste Mensch war, der Mona bis dahin begegnet war, widersprach sie ihm nicht. Die geliebte Großmutter aber beließ sie in dem alten Wunderglauben. Irgendwie hatten für sie beide Recht. Nun aber konnte sie sich ein kleines Lachen nicht verkneifen. Als sie nämlich beobachtete, wie eine junge Frau jenen Bretterverschlag neben dem Brunnen mit einem glücklichen Gesichtsausdruck verließ.

Auf der Rückfahrt nach Kairo genoss Mona endlich wieder den Fahrtwind, der ihr durchs offene Waggonfenster ins Gesicht blies und auch den Blick auf den draußen vorbeiziehenden grünen Gürtel der Zuckerrohrfelder. Ganz besonders liebte sie es, auf das „Meer“ hinüber zu sehen, wie man in ihrem Viertel den Nil nennt. Und wenn ein entgegenkommender Zug mit lautem Getöse vorbeirauschte, klammerte sich Mona kreischend an ihre Tante Samira. Es störte sie nicht, dass sie an ganz vielen Dörfern hielten und manchmal sogar an einer Bahnstation irgendwo am Rande der Wüste.

Je näher sie Kairo kamen, umso mehr wechselten die Passagiere von eher bäuerlichen Figuren zu typischen Großstädtern. Entsprechend unterschiedlich war auch deren Verhalten. Die Beobachtung jedenfalls, welche Mona kurz hinter Bani Suwayf machte, wäre hundertfünfzig Kilometer weiter südlich kaum vorstellbar gewesen. Ein junges Paar war eingestiegen und hatte auf der anderen Seite des Waggons Platz genommen. Die beiden schienen nichts um sich herum wahrzunehmen. Kaum hatten sie sich gesetzt, griff der junge Mann nach den Händen seiner Begleiterin und ihre Blicke versanken in den Augen des anderen. Irritiert sah sich Mona nach den Angehörigen der beiden jungen Leute um, konnte aber niemanden entdecken. War es wirklich vorstellbar, dass sie ohne Begleitung auf Reisen gegangen waren? Aber sie waren sicher nicht verheiratet, denn sie trugen keinen Ring. Diese junge Frau musste doch eigentlich wissen, dass es sich nicht schickt, sich in der Öffentlichkeit von einem Mann die Hand halten zu lassen. Mona sah zu ihrer Tante Samira, stellte aber fest, dass sie eingeschlafen war. Schnell blickte sie zum Fenster hinaus, um so zu tun, als hätte sie die Ungeheuerlichkeit der jungen Leute dort drüben gar nicht bemerkt. Schon bald aber begann ihr das andere Mädchen Leid zu tun. Offensichtlich war sie auf diesen Mann dort drüben hereingefallen, dessen Absichten eigentlich unverkennbar waren. Mona musste an Wael denken, jenen jungen Mann, dessen Schwester im Haus von Tante Samira wohnte. Er hatte um ihre Hand angehalten und mit dem Vater sogar schon die Al-Fatiha gesprochen.

Jeder Muslime kennt die Al-Fatiha, welches die erste Sure des Korans ist und auch die erste, die in der Schule gelehrt wird. Sie ist Bestandteil der täglichen Gebete und in einfachen, klar verständlichen Worten geschrieben: „Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten, dem Allerbarmer, dem Barmherzigen, dem Herrscher am Tage des Gerichts! Dir allein dienen wir, und Dich allein bitten wir um Hilfe. Führe uns den geraden Weg, den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht den Weg derer, die Deinen Zorn erregt haben, und nicht den Weg der Irregehenden.“

Der Islam schreibt zwar im Falle einer Verlobung keineswegs die Rezitation der Al-Fatiha vor, dennoch aber ist dies in Ägypten und manch anderen islamischen Ländern längst Tradition. Durch das gemeinsame Sprechen der ersten Sure sollen die Abmachungen, die zwischen der Familie des künftigen Bräutigams und dem Vater der Braut zuvor ausgehandelt wurden, quasi vor Allah – dem Allerbarmer, des Barmherzigen – besiegelt werden. Nicht mehr und nicht weniger. Denn eine Verlobung ist im Islam kein Eheversprechen, sondern lediglich eine Absichtserklärung, weshalb sie auch leicht wieder zu lösen ist, ohne dass einer der Verlobten in Schande gerät. Eine Erfahrung, die Mona im Laufe der nächsten Jahre öfter machen wird, als es ihr gefällt. Die Verlobungszeit gilt als eine Zeit des Kennenlernens, aber ganz offensichtlich verstand die siebzehnjährige Mona darunter etwas gänzlich anderes, als der zwei Jahre ältere Wael.

Ich hatte ihn manchmal gesehen, wenn ich Tante Samira besuchte. Mir war schon aufgefallen, dass er mich beobachtete, wenn ich die Treppe hochging. Das war mir aber egal, weil er mir zwar nicht besonders gefiel, ich aber auch nichts gegen ihn hatte. Gegrüßt habe ich allerdings nur seine Schwester, die genauso hieß wie die Tochter von Tante Samira – Shaimaa. In unserem Viertel heißen viele Mädchen und Frauen Shaimaa. Wahrscheinlich nennen die Leute ihre Töchter so, weil dies der Name der Tochter von der Amme unseres Propheten Mohammed ist. Deshalb hat auch Tante Samira ihre Tochter so genannt, weil es heißt, dass die Stillschwester des Propheten einen besonders edlen Charakter gehabt haben soll. Und für die Tochter von Tante Samira trifft das auf jeden Fall auch zu. Eines Tages war die Mutter von dieser Shaimaa und von Wael zu meiner Tante Samira gegangen und hat ihr erklärt, dass ihr Sohn um meine Hand anhalten will. Meine Tante hat ihr gleich gesagt, dass wir auf einem Grabhof wohnen. Er kam trotzdem zu meinem Vater und er hatte sogar seine Mutter, seine Schwester und deren Mann dabei. Sie haben lange draußen im Hof gesessen und verhandelt und dann habe ich gehört, dass die Al-Fatiha gesprochen wurde. Da wusste ich, dass Wael nun mein Bräutigam war. Niemand hatte mich gefragt, ob er mir gefällt oder ob ich ihn liebe. Aber es war ja auch erst die Verlobung. Am nächsten Tag kam er mit den Verlobungsringen und mit noch einem goldenen Ring mit einem Stein, der mir sehr gut gefiel. Für meine Familie brachte er einen großen Korb voller Obst mit. Nach einigen Wochen saßen Wael und ich draußen im Hof und seine Mutter mit ihrer Tochter und dem Schwiegersohn, sowie meinen Eltern drinnen. Als hätte Wael nur darauf gewartet, dass wir beide allein sind, fing er damit an, dass er mit mir ausgehen wolle, um mich besser kennen zu lernen. Ich fragte ihn wozu? Wir können uns doch auch bei mir zu Hause kennen lernen. Schließlich hätten wir die Ringe getauscht und somit stehe das Haus jederzeit für ihn offen. Damit aber wollte sich Wael nicht begnügen. Er schlug vor mit mir Spaziergänge zu machen, ohne meine Eltern oder seine Mutter. Obgleich ich ja sonst eher ein ängstlicher Mensch bin, war ich es in diesem Augenblick überhaupt nicht. Ich sagte ihm, dass ich genau wüsste, was er vorhabe. Er wolle meine Hand halten und romantische Gefühle ausdrücken. Wael widersprach gar nicht. Da erklärte ich ihm klipp und klar, dass so etwas bei mir nicht läuft. Das könne er machen, wenn ich seine Frau bin. Da ist er aufgesprungen und hat gesagt, es müsse möglich sein, seiner Verlobten vorzuschlagen, miteinander spazieren zu gehen. Er wolle nicht immer nur zu Hause herumsitzen. Aber da hatte ich ihn längst durchschaut und das habe ich ihm gesagt. Ich hätte ihn durchschaut, erklärte ich ihm, er wolle mich nur testen und wenn ich darauf einginge, dann würde er mir vorwerfen, dass ich mir auch von anderen Männern die Hand halten lasse. Danach gab ein Wort das andere und weil ich plötzlich nicht mehr mit ihm verlobt sein wollte, habe ich den Ring abgezogen und vor ihm auf den kleinen Tisch gelegt. Dann ist Wael wütend aus dem Hof gerannt ohne den Ring mitzunehmen. Von unserem Streit angelockt, kamen nun die anderen heraus und fragten, was denn los sei. Als ich erzählte, weshalb ich die Verlobung gelöst habe, gab mir mein Vater sofort Recht. Waels Schwester versuchte anfangs noch einzulenken und sagte, sie wolle noch mal mit ihrem Bruder sprechen, aber ich wollte nicht mehr. Ich bestand darauf, ihnen sofort alle Geschenke zurückzugeben. Zumindest die beiden Ringe, denn mit dem Obstkorb ging das ja nun nicht mehr. Waels Mutter aber wollte mir den Ring mit dem schönen Stein schenken, schließlich hätte ich ja Ausgaben gehabt. Aber ich sagte ihr, dass diese Ausgaben für meine Aussteuer gewesen seien und die würde mir ja bleiben. Als sie gegangen waren, habe ich mich nicht traurig gefühlt. Ich war sogar erleichtert. An all das musste ich denken, als ich dieses junge Paar in dem Eisenbahnwaggon zwischen Bani Suwayf und Kairo beobachtete.

Es war schon später Nachmittag, als in der Ferne die vom Sonnenlicht in sattes Gold gefärbte Skyline von Kairo auftauchte. Kaum eine Viertelstunde würde Mona nun bleiben, um diese ihr fremde Welt vom Fenster ihres Waggons aus zu betrachten wie einen Hollywoodfilm im Fernsehen. Dann wird der Zug in die düstere und laute Bahnhofshalle der Ramses-Station einfahren. Gleich darauf wird wieder dieser Kampf losgehen, um einen Sitzplatz im Bus Nr. 50, der sie und Tante Samira auf direktem Wege aus den von Menschen überfüllten Straßenschluchten in die ruhige beschauliche Gräberstadt von Imam Al-Shafi’i bringen wird. Das alles kannte Mona von den früheren Reisen.

Nicht ohne Grund hatte sie sich nach dem Einstieg in Quena auf die rechte Seite des Waggons gesetzt. Zum einen hatte sie von hier aus fast während der gesamten Strecke einen herrlichen Blick auf das „Meer“, den Nil also. Zum anderen aber würde sie von dieser Seite aus jenen Teil der Riesenstadt Kairo sehen, der sich so vollkommen unterschied von dem Viertel in dem sie lebte. Dann nämlich wenn der Zug das gewaltige Stahlgerüst der Eisenbahnbrücke überquert, welches den Stadtteil Imbaba auf der Giza-Seite mit Shubra in Kairo verbindet. Denn nur der Blick nach Süden garantiert die Sicht auf jene beeindruckende Skyline der ägyptischen Hauptstadt.

Mona sah zu den imposanten Gebäuden hinüber, von denen sie nicht wusste, dass es sich dabei um die Shopping-Mall der Cairo Plaza Towers, die Fernsehstudios und das Hochhaus des Ramses-Hilton handelte. Mona blickte hinunter auf die beiden Nil-Arme in deren Mitte die Insel „El Zamalek“ mit einigen der vornehmsten Wohnadressen der Stadt lag. Sie hatte keine Vorstellung von diesem gänzlich anderen Teil der ägyptischen Gesellschaft, der dort nur wenige hundert Meter von ihr entfernt Realität war – auf der schattigen Pool-Terrasse des Marriott, in der weitläufigen Anlage des exklusiven Gezira-Sportclubs und in den Gängen und Hallen des neuen Kairoer Opernhauses. Aber sie war auch eher an den Nilschiffen interessiert. Nicht so sehr an den am Zamalek-Ufer vertauten Restaurant-Schiffen und auch nicht an den bunt beleuchteten Ausflugsdampfern der Touristen. Sie hatte gehört, dass es dort unten einfache Fahrgastschiffe geben soll, die für eine Stunde oder länger auf dem Nil kreuzen. Auf deren Unterdeck könne man in einer Diskothek zu arabischer Popmusik tanzen. Mitschülerinnen aus begüterten Elternhäusern, die mit ihr die Handelsschule besuchten, haben einander davon erzählt. Normalerweise hielt sich Mona von diesen Mädchen fern, aber das, was sie da erzählten, hatte sie neugierig gemacht. Als sie nun vom Zug aus auf diese Schiffe hinunterblickte, hätte sie gar nicht sagen können, worauf sie eigentlich neugieriger war – auf das Gefühl von Freiheit, welches sich sicher einstellt, wenn man rundherum von Wasser umgeben ist oder auf die Diskothek im Unterdeck. Beides würden für sie neue Erfahrungen sein. Denn als sie damals davon hörte, hat sie sofort die Idee entwickelt, in wenigen Wochen zu ihrem achtzehnten Geburtstag ihre beiden Freundinnen Safaa und Rania dorthin einzuladen. Zuvor aber musste sie in Erfahrung bringen, wie viel solch eine Fahrt kostet. Die anderen Mädchen hatten davon gesprochen, dass dies ein „ausgesprochen billiges Vergnügen“ sei. Aber Mona wusste gar nicht, was darunter zu verstehen war.

Eigentlich habe ich noch nie in meinem Leben etwas als billig empfunden. Meine Familie ist eine sehr arme Familie. Das ist mir erst auf der Handelsschule klar geworden, weil es dort Mitschülerinnen gab, die von ihren Familien jeden Monat mehr Taschengeld bekamen, als mein Vater verdiente. Und er musste davon seine Frau und viele Kinder ernähren. Ich habe mich oft gefragt, warum Allah ausgerechnet den armen Familien so viele Kinder schenkt und denen, die mehr Geld haben, höchstens zwei oder drei. Billig war nichts in meinem Leben, kein Kaugummi und auch keine Kugel Eis beim alljährlichen Fest für den Imam Al-Shafi’i rund um die Moschee. Ich bekam höchstens etwas umsonst. Von meiner Tante Samira, die immer wenn sie für ihre Tochter Shaimaa etwas kaufte, automatisch für mich dasselbe kaufte, weil Shaimaa und ich im selben Jahr geboren wurden. Deshalb war ich schon immer etwas besser gekleidet als meine Schwestern und deshalb hatte ich Hefte und Schreibzeug um die Handelsschule besuchen zu können. Aber durfte ich Tante Samira davon erzählen, dass ich Safaa und Rania an meinem Geburtstag auf ein solches Schiff einladen will? Nein! Aber nicht wegen des Geldes, was dieses Vergnügen kostete, sondern deshalb, weil natürlich auch junge Männer dort tanzen würden. Selbst wenn man als Mädchen allein tanzt oder mit einer Freundin, so tanzen die Jungens ja gleich daneben. Das habe ich auf Hochzeitsfesten in unserem Viertel mehr als einmal beobachtet. Und manchmal haben die, die zufällig nebeneinander getanzt haben, später sogar geheiratet.

Auf dem Bahnsteig der Ramses-Station wartete eine Überraschung, die aber, wie ihr das Lächeln von Tante Samira verriet, nur für sie eine Überraschung war. Plötzlich nämlich stand ihr Onkel Imam da, der Bruder ihrer Mutter, der ein eigenes altes Taxi hatte. Normalerweise verdiente er damit sein Geld. Nun aber fuhr er darin Nichte und Schwägerin nach Hause. Das war ein wahrer Luxus für Mona, die im Bus Nr. 50 häufig zwischen lauter großen, meist auch dicken und fast immer unangenehm riechenden Männern eingepfercht war. Zumindest bis zu dem Platz Midan Sayeda Aisha unterhalb der Autobrücke, wo die meisten von ihnen ausstiegen. Dann nämlich bog der Bus auf jene Straße ab, die quer durch die Gräberstadt bis zur Moschee Imam Al-Shafi’i führte. Nur wenige Meter vor dem Hof von Monas Familie, direkt am Postamt für die Grabhof-Bewohner, hielt der Bus. Diesmal aber konnte Mona in aller Ruhe betrachten, was es auf dem Weg dorthin alles zu entdecken gab. Ihr Onkel machte sie sogar auf dieses und jenes aufmerksam. Auf die Schlachthöfe unterhalb der alten Stadtmauer zum Beispiel. Und auf die Gerbereien daneben, wo auf riesigen Gestellen die Felle der Hammel, Ziegen und Rinder hingen. Oder auf die antike Wasserleitung in Form von Aquädukten, die aus der römischen Epoche stammen sollen. Seit dem Unterricht bei Herrn Sabri weiß Mona in etwa auch, um was es sich dabei handelt – um jene Zeit, in der sich Kleopatra in Cäsar verliebt hatte. Als sie dieses Wissen zum Besten gab, fingen Onkel Imam und Tante Samira laut zu lachen an.

Mona hätte noch stundenlang mit ihrem Onkel in dessen Taxi durch die Stadt fahren können, aber als er schließlich in die Totenstadt einbog, verspürte sie das angenehme Gefühl von Heimat. Sie war überrascht, dass sie sich auf ihre Mutter freute, die sie auch jetzt nicht in den Arm nehmen und auf ihren Vater, der diesmal keinen Grund für jenen strafenden Blick haben würde, der seit einiger Zeit an die Stelle der Prügelstrafe getreten war. Emad würde nicht zu Hause sein, Mona wird Sabrins schrille Stimme ertragen und in Hodas traurigen Augen eine gefühlsmäßige Übereinstimmung spüren. Aya wird sich ziemlich sicher mit Mahmoud streiten oder sie werden erfolglos versuchen, einander bei den Hausaufgaben zu helfen. Vielleicht wird Mona ihnen mal wieder sagen, das sei so, als ob ein Blinder einem Tauben die Umgebung beschreibt und dann über deren fragende Mienen lachen. Der kleine Karim ist wahrscheinlich wieder in einen der ebenerdigen Hühnerställe gekrabbelt, wie er es regelmäßig tut, seit er herausgefunden hat, dass deren eigentlichen Bewohner dort Eier legen, aus denen ihm Sabrin ein schmackhaftes Omelett machen kann.

Es war schon dämmerig, als Mona vor dem Grabhof aus dem Taxi ihres Onkels stieg. Und als sie durch die Tür trat, hat sie alles genau so oder so ähnlich vorgefunden, wie sie es sich zuvor ausgemalt hatte. Dann war sie auf direktem Wege in den hinteren Teil des Grabhofes gelaufen, dorthin wo der Kaktus neben der Marmortafel mit dem Namen des toten Jungen steht und hat mit den Fingern geprüft, ob die Pflanze während ihrer Abwesenheit gegossen worden war.

Der Grabhof auf dem Mona aufwuchs – mit ihren Eltern Nassra und Hamdi, sowie den beiden jüngsten Geschwistern

Das Mädchen aus der Totenstadt

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