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1.3.5 Positive Veränderungsprozesse

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Nach dieser Ursachenforschung und der Beschreibung der Auswirkungen schließt sich logischerweise die Frage an: Welche Veränderungsprozesse sind innerhalb der Unternehmen möglich und was sollten bzw. müssen Mitarbeiter im privaten Bereich tun, damit die eigene Beschäftigung nicht auf Dauer gefährdet ist?

Vorweg kann ich schon behaupten: Die von mir gemachten Vorschläge sind im Prinzip einfach durchzuführen und kosten fast nichts.

Mit dem Unternehmensgrundsatz: „Ich gehe mit meinen Kollegen und Mitarbeitern so um, wie ich mir wünsche, dass andere mit mir umgehen“ – und dies ernst genommen und praktiziert – wäre ein Großteil aller Probleme gelöst. Dieses Verhalten finde ich normal!

Den kategorischen Imperativ: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde!“, diesen Grundsatz, diese verbindliche Leitlinie habe ich bisher in keiner Unternehmensbroschüre gefunden.

Da stellt sich die Frage – auch darauf gilt es eine Antwort zu finden: Warum verhalten sich die Unternehmensverantwortlichen dann nicht vernünftig? Weshalb verstoßen sie gegen das Ökonomische Prinzip, welches sich auch Ratio- oder Vernunftprinzip nennt und dem alles wirtschaftliche Handeln unterliegt? Wieso ist man so unvernünftig und verzichtet gar auf menschliche Ressourcen, die man besitzt und die bereits bezahlt sind?

Frage eines Teilnehmers: Es stimmt. Auch ich habe solche Manager in meinem bisherigen Berufsleben erlebt. Können Sie erklären, warum das so ist?

Antwort: Diese Frage zu beantworten ist nicht einfach. Ich vermute, es liegt an den eigenen Ressourcen und den Aufgaben, die der Führungskraft zufallen. Manchmal passt es zusammen, oft aber auch nicht. Manche sind gute Einzelkämpfer und versagen in der Teamarbeit. Andere können nicht mit Stress umgehen und lassen den Stein durchplumpsen. Einige Untergebene empfinden den Chef als Scheusal, andere erleben ihn als eigentlich netten Kerl.

Der Hauptgrund dürfte aber wohl sein, dass man sich keine Gedanken darüber macht, was das eigene Verhalten bewirkt. Man sieht den Splitter im Auge des anderen und nicht den eigenen Balken.

Noch eine kleine Anmerkung. Ich werde in meinem Vortrag sehr viel zitieren. Der Grund ist, dass das, was andere schon zu dem Thema gesagt haben, ausführlich, treffend und verständlich ist. Ich könnte es nicht besser formulieren. Da ich immer die Quellen angebe, hoffe ich, dass Sie und auch die Autoren einverstanden sind.

Der Mensch ist doch ein vernunftbegabtes Wesen, oder nicht? Praktizieren das Vernunftprinzip wenigstens die Mitarbeiter und ist deren Lebensstil zumindest klug und weise? – Leider nicht!

Es gibt „4 Stellschrauben“ für ein gesundes Leben:

• Gesunde Ernährung

• Bewegung

• Geistige Fitness

• Soziale Beziehungen

Nach meinen Erfahrungen liegt bei mindestens der Hälfte aller Mitarbeiter in den Unternehmen der größte Teil dieser Stellschrauben im roten Bereich. Der unternehmerischen Fürsorgepflicht steht die Selbstverantwortung der Menschen für ihre Gesundheit gegenüber.

Wir werden noch ausführlich darüber zu sprechen haben, welche Bedeutung diese Stellschrauben für die berufliche Tätigkeit und die Beschäftigungsfähigkeit haben und wie sie sich im Allgemeinen bei den deutschen Arbeitnehmern darstellen. Vorweg sei schon gesagt: Es ist teilweise ähnlich verrückt wie in den Unternehmen.

Es gibt aber noch eine übergeordnete zentrale Steuerungseinheit: unsere innere Haltung. Wer seine Arbeit als Verhinderung der Freizeit betrachtet, wird in jedem Job Probleme haben.

Egal ob man es Eigendemotivation oder die sich selbst erfüllende Prophezeiung nennt, unsere inneren Bewertungsprozesse beurteilen und schätzen die Arbeit, den Chef, die Kollegen oder die Situationen in „gut“, „weniger gut“ oder „schlecht“ ein. Dabei ist klar, dass jeder Mitarbeiter eine andere Einschätzung hat. Während der eine den Vorgesetzten eigentlich für einen ganz patenten Kerl hält, ist dieser für den anderen ein Grund, die Kündigung einzureichen.

Das Problem ist nur: Wer seine Kollegen für Deppen hält, wird entsprechende Reaktionen dieser „Blöden“ erfahren. Wer seine Arbeit für langweilig und sinnlos hält, wird frustriert eine Spirale des Unbehagens initiieren – Ausgang ungewiss. Wer die Kunden für aufdringlich, dreist und für ausgesprochen dämlich hält, wird auch recht behalten. Denn wie man in Wald hineinruft, so schallt es zurück. Ändert sich unsere Sichtweise, ändert sich damit unsere Welt, auch unsere Arbeitswelt.

Schon vor zweitausend Jahren erkannte Marc Aurel: Ändere Deine Ansichten und Du hörst auf, dich zu beklagen! Betrachte einmal die Dinge von einer anderen Seite, als Du sie bisher sahst; denn das heißt, ein neues Leben beginnen.

Es ist wie bei einem Glas, welches bereits halb leer (pessimistisches Urteil) oder noch halb voll (optimistische Einschätzung) ist.

Vielleicht kennen Sie das Phänomen der selektiven Wahrnehmung. Diese Sichtweise lässt Mitarbeiter die guten Seiten ihrer Arbeit ignorieren – sie sind auf die negativen Aspekte fixiert. Untersuchungen ergaben: Wenn 90 Prozent aller Dinge gut laufen – das halten wir für selbstverständlich –, dann liegt unser Fokus auf den 10 Prozent der Dinge, die schlecht funktionieren, uns ärgern und Sorgen machen.

Die innere Einstellung, unser Bewusstsein, welches letztlich für unsere Realitäten verantwortlich ist, ist auch dafür verantwortlich, ob wir uns gesund ernähren, ausreichend Bewegung haben, ein unterstützendes Umfeld besitzen und geistig rege und aktiv sind.

Deshalb ist diese zentrale Steuerungseinheit für die Stellschrauben und für unsere Beschäftigungsfähigkeit so bedeutend. Unsere Sichtweisen und die vier Stellschrauben werden uns im Laufe meines Vortrages noch eine Weile beschäftigen.

So weit ein kurzer Überblick und eine erste Einführung zum Thema „Auswirkungen, Ursachen und Verhaltensprozesse“ zur Verbesserung der Psychosozialen Gesundheit.

Pausenarbeit

Machen wir eine kurze Pause. Danach werde ich Ihnen die beiden Workshops vorstellen. Einmal die PotenzialMethodik® zum Auffinden der Engpässe, die die „Mitarbeiter daran hindern, gut zu sein“, und den Workshop zur „Verbesserung des Lebensstils für die Mitarbeiter“.

In der Pause möchte ich Sie bitten, sich einmal Gedanken über die folgenden Fragen zu machen:

• Welchen Führungsstil halten Sie für normal?

• Welchen Lebensstil praktizieren Sie selbst und ist dieser – sagen wir mal – verbesserungswürdig?

• Wann hätte sich für Sie diese Veranstaltung gelohnt?

Danke für Ihre bisherige Aufmerksamkeit!

Nach der Pause

Ein Teilnehmer: Also, um eine Ihrer Fragen zu beantworten: Ich wäre mit der heutigen Veranstaltung zufrieden, wenn Sie mich davon überzeugt haben, dass Ihr Angebot nicht nur in mein bisheriges Beratungskonzept passt, sondern dass vor allem die Unternehmen auch bereit sind, dafür Geld auszugeben. Denn meine Erfahrung ist: So leicht lassen die sich nicht überzeugen. Und gerade, wenn es ihnen nicht gut geht, dann wird vor allem an den Ausgaben für Beratungen gespart.

Ein anderer Teilnehmer: Mein Chef hat mich zu dieser Veranstaltung geschickt, weil bei uns – wir haben nur knapp hundert Mitarbeiter – der Krankenstand und die Fehlzeiten in den letzten Jahren stark gestiegen sind. Ich bin für die Personalabteilung zuständig und hatte Ihre Einladung gelesen.

Das mit der inneren Kündigung und dem Dienst nach Vorschrift lässt sich in der Regel nur ahnen, aber nicht beweisen. Aber egal wie: Ob wir wollen oder nicht, wir müssen da was ändern.

Um die Frage meines Vorredners zu beantworten, ob wir bereit wären, dafür Geld auszugeben: Nun, obwohl es uns im Moment auch nur mittelprächtig geht: Wenn das Angebot überzeugend ist und nicht nur Versprechungen gemacht werden, vor allem aber eindeutige finanzielle Vorteile für die Firma damit verbunden sind, warum nicht?

Eine Teilnehmerin: Wir haben in unserem Betrieb schon häufig versucht, mit den Mitarbeitern zu reden und ihnen klarzumachen, dass es so es nicht weitergeht. Doch wirklich was verändert hat sich nichts.

Ich wäre zufrieden, wenn Sie uns Vorschläge machen, das Übel wirklich an der Wurzel zu packen. Denn wir in der Geschäftsleitung haben das Gefühl, dass wir aneinander vorbeireden.

Antwort: Nach solchen Veranstaltungen ist es ja üblich, am Ende eine Feedbackrunde zu machen. Das wird auch heute geschehen. Allerdings möchte ich Sie bitten, dies schriftlich zu tun. Wenn Sie möchten, können Sie auf dem Feedbackbogen auch Ihren Namen notieren.

Geben Sie bitte an, ob Ihre Vorstellungen in Erfüllung gegangen sind, ob sich der Besuch für Sie gelohnt hat, aber vor allem würde mich interessieren, wo Sie etwas nicht verstanden, was Sie vermisst haben und welche Chancen Sie sehen, dass dieses Konzept erfolgreich sein könnte.

Und wie sieht es mit den beiden anderen Fragen aus? Führungsstil und eigener Lebensstil?

Ein Teilnehmer: Also, für mich war die Zeit zu kurz, um alle drei Fragen zu beantworten. Das, was die anderen Teilnehmer eben gesagt haben, sehe ich auch so. Was meinen Lebensstil angeht, na ja, das Übliche. Ich arbeite zu viel, achte zu wenig auf meine Ernährung und meine sportlichen Ambitionen halten sich ebenfalls in Grenzen. Insgesamt sicher verbesserungswürdig. Aber wie sagt man so schön: Der Weg in die Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert!

Antwort : Okay, lassen Sie uns die Themen nicht weiter vertiefen. Es sollte ja nur so eine Art Fingerübung sein, damit Sie ein wenig reflektieren können.

So, wie versprochen eine kurze Einleitung zu den beiden Workshops. Ich bin immer noch dabei, Ihnen aufzuzeigen, welche Inhalte mein Vortrag haben wird. Dabei gehe ich deduktiv vor, komme also vom Allgemeinen zum Speziellen. Erst möchte ich Ihnen einen Überblick verschaffen, Ihnen sozusagen diverse Schubladen empfehlen, in die Sie später Ihre Erkenntnisse und Vorhaben hineinlegen können.

Verzweifeln oder krank werden ist auch keine Lösung!

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