Читать книгу Das Team - Geri Schnell - Страница 5

Brasilien

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Andi schaut sich suchend im Flughafen um. Noch kann er keinen seiner beiden Freunde am Treffpunkt erkennen. Nun, er ist auch noch eine Viertelstunde zu früh, aber er hasst es, zu knapp anzureisen. Wie werden seine Freunde aussehen? Immerhin sind es bereits sechs Jahre her, seit sie sich das letzte Mal gesehen haben. In der letzten Nacht im Internat in der Nähe von Lausanne, hatten sie, ob der grossen Freude über das bestandene Abitur, diese Reise vereinbart. Wenn jeder sein Studium erfolgreich abgeschlossen hat, wollen sie gemeinsam eine grosse Reise machen, das hatten sie sich damals geschworen.

Nun ist es also soweit, jeder hat sein Studium erfolgreich beendet. Er selber ist schon etwas weiter. Er hat seine Dissertation schon lange eingereicht und hatte letzte Woche zum Doktor der Physik promoviert. Dies veranlasste seinen Vater, ihn mit einer vollen Kreditkarte auszurüsten, etwas, das er bis jetzt nie für notwendig hielt. Schliesslich hat der sehr konservative Ansichten, auch ein Multimillionär muss mit seinem Sohn streng sein und ihm den sparsamen Umgang mit Geld beibringen. Er hatte es ja auch nicht leicht.

Er weiss nicht warum, aber irgendwie hat Andi das Gefühl, dass diese Reise sein Leben verändern wird.

«Hallo Neil! hier bin ich», ruft er, als er Neil seinen Gepäckwagen aus dem Lift schieben sieht. Erfreut winkt Neil zurück und zeigt an, dass er ihn gesehen hat.

«Hallo Andi», antwortet er erfreut und umarmt seinen Freund so stürmisch, dass einige Leute verwundert die Köpfe schütteln, «wie geht es dem Herr Doktor?»

«Ich habe den Urlaub bitter nötig, aber sonst geht es mir ausgezeichnet. Wo bleibt nur Bob, hat er etwa sein Examen doch nicht geschafft und musste zuhause bleiben?»

«Ach, du kennst ihn doch, immer auf die letzte Minute.»

Es gibt viel zu erzählen. Neil hat nach dem Abitur ein Jurastudium aufgenommen und ebenfalls alle Prüfungen bestanden. Auch seine Dissertation über internationales Recht hatte er bereits eingereicht. Im Gegensatz zu Andi, hat er noch keinen Bescheid, ob die Professoren seine Arbeit für doktorwürdig halten. Sein Vater hat ihm nur einen bescheidenen Betrag geschenkt, aber in den Semesterferien hat er immer gearbeitet, so dass er sich den Urlaub mit seinen Freunden ebenfalls leisten kann. Er wird am Ferienende völlig abgebrannt sein, aber was man in der letzten Nacht im Internat vereinbart, das muss man einhalten. So etwas verpflichtet.

«Die Passagiere nach Rio bitte dringend zum Gate 12!»

«He, das ist unser Flug», meint Neil, «wo nur Bob bleibt?»

Der Aufruf wird bereits das dritte Mal wiederholt und so langsam werden sie ungeduldig. Das ist wieder typisch für Bob, immer auf die letzte Minute. Sie schauen sich bereits fragend an: «sollen sie ohne Bob einchecken?»

Da, endlich kommt er mit seinem Wagen aus dem Lift. Neil winkt ihm zu und Andi schiebt bereits seinen Gepäckwagen zum Schalter, jetzt muss es schnell gehen, denn der Aufruf zum Flug nach Rio wird immer fordernder. Andi kann Bob erst im Flugzeug richtig begrüssen, zu sehr müssen sie sich am Schluss beeilen, doch nun rollt die Maschine zum Start.

Bob hat sich am meisten verändert. Das sind mindestens zwanzig Kilo, die er zugenommen hat, was ihn aber gar nicht zu stören scheint, er ist bester Laune. Die Tatsache, dass er die Prüfungen als Maschinenbau-Ingenieur bestanden hat, ist für ihn doch eine grosse Erleichterung, er hasst den Prüfungsstress. Nun kann auch für ihn das Leben beginnen. Sein Vater hat ihn ebenfalls mit einer Kreditkarte ausgerüstet, wenn auch bei ihm die Limite tiefer angesetzt ist. Die Drei haben sich viel zu erzählen und oft müssen sie so laut lachen, dass die Leute im Flugzeug sich verwundert nach ihnen umdrehen. Erst, als sie die Stewardess charmant daran erinnert, dass die anderen Leute gerne schlafen möchten, wurden sie ruhiger. Andi betrachtet noch eine Weile den wunderbar am Nachthimmel strahlenden Kometen Hale-Bopp, dann kippt auch er seinen Sessel nach hinten und beginnt zu schlafen.

Andi liegt am Pool unter dem Sonnenschirm. Neben ihm Neil, der sich ebenfalls vom Flug erholt.

Andi fühlt sich noch sehr müde und hat sich noch nicht an die Zeitumstellung gewöhnt. Er hat nicht die Absicht, sich in Sao Paulo zu stressen. Er denkt an seine Jugend. Viel Zeit für die Erziehung von Andi hatte sein Vater nie gehabt. Es brauchte viel Einsatz, bis aus dem mittelgrossen Industrieunternehmen, welches ihm sein Grossvater überliess, das Grossunternehmen Krüger Industrie wurde. Er war steht’s darauf bedacht, dass Andi sich seiner Ausbildung widmete, was dieser dann auch tat, denn er wusste genau, das ist die einzige Möglichkeit, seinen Vater zu beeindrucken. Die guten Zeugnisse waren dann auch die einzige Gelegenheit, bei welchen sein Vater grosszügig war und sich wie ein Millionär benahm. Ohne die guten Noten hätte Andi es sicher nicht zu seinem schicken Sportwagen gebracht und auch den Pilotenschein hätte er nie machen können. Aber wie gesagt, er war immer ein sehr guter Schüler.

Es war ein lustiger Abend, damals im Internat, als sie beschlossen nach dem Studienabschluss gemeinsam zu verreisen. Jetzt trifft es sich ausgezeichnet, denn in zwei Wochen findet hier der Formel 1 Grand Prix von Interlagos statt. Schon im Internat waren sie begeisterte Motorsportfans, hatten aber nie die Zeit, einen Grand Prix live zu erleben. Jetzt sind sie im gleichen Hotel abgestiegen, in welchem die meisten Fahrer wohnen. Es ist sündhaft teuer und es brauchte schon die guten Beziehungen seines Vaters, welcher mit Brasilien grosse Geschäfte tätigt, dass sie überhaupt für diese Zeit ein Zimmer buchen konnten. Aber nun sind sie hier und sie müssen sagen, das Hotel ist den Preis wert, es fehlt wirklich an nichts. Natürlich ist es jetzt noch einigermassen ruhig, der Formel-1-Tross wird erst in einer Woche erwartet.

«Weisst du, wo sich Bob herumtreibt?» fragt er Neil, welcher sich eben von seinem Liegestuhl aufrichtet und die Leute am Pool mustert, das heisst natürlich nur die weiblichen.

«Keine Ahnung, sicher treibt er sich an einer Bar rum. Ich weiss gar nicht, woher unser kleines Dickerchen die Kondition nimmt.»

«Soll er sich doch herumtreiben, ich gehe jetzt schwimmen, ich brauche dringend eine Abkühlung.»

«Also los, wer hat zuerst eine Länge geschwommen? - Fertig los!», ruft Neil.

Wie zwei kleine Jungs rennen sie zum Pool und hechten ins kühle Wasser. Die Leute wundern sich, die Zwei machen tatsächlich ein Wettschwimmen, so etwas hat es hier im ruhigen Hotelpool noch nie gegeben.

Gelangweilt schauen ein paar Leute zu, die andern schütteln vor so viel überschüssiger Energie, nur die Köpfe. Dass Andi als Sieger hervorgeht, ist eigentlich schon vorher klar. Neil hatte darauf spekuliert, dass Andi faul liegen bleibt, aber er hat sich geirrt, den kleinen Startvorsprung hat Andi schnell wettgemacht. Kein Wunder, bei seinem durchtrainierten Körper.

«Das kostet dich aber eine Runde an der Bar,» erklärt Neil, als er ausser Atem ebenfalls das Ende des Pools erreicht.

«Du hast Glück, heute bin ich in Spendierlaune. Mit Juristen soll man sich gut stellen, man weiss ja nie, ob sie einem nicht plötzlich als Steuerprüfer wieder begegnen.»

Sie schnappen sich im Vorbeigehen noch ihre Bademäntel und machen sich auf die Suche nach der Bar. Wie nicht anders zu erwarten, sitzt Bob lässig auf einem Barhocker, umgeben von Bikinischönheiten und er scheint die Damen bestens zu unterhalten.

«Hallo ihr Faulpelze», ruft er ihnen zu, «seid ihr auch endlich aufgewacht? Kommt ich stelle euch meine Freundinnen vor.»

«Das gibt’s doch nicht», stellt Neil fest, «wie macht das der Dicke nur?»

«Mit einer Kreditkarte ist das doch kein Problem, oder?»

«Du hast gut reden, ich habe nicht so gute Sponsoren wie ihr, diesen Palast kann ich mir eigentlich gar nicht leisten.»

«Nun jammere doch nicht so, denke doch nur an die fetten Börsengewinne, die du im letzten Jahr gemacht hast, ausserdem konntest du mit deinen Ferienjobs gut dazu verdienen. Wen wir schon in diesem teuren Hotel abgestiegen sind, wollen wir uns auch standesgemäss verhalten, sonst ziehen wir besser in eine Jugendherberge.»

«Gut, vergessen wir's, von meiner Studentenzeit bin ich immer noch gewohnt zu sparen, aber in diesen Ferien versuch ich's zu vergessen. Schliesslich macht man nicht jeden Tag seinen Studienabschluss.»

Inzwischen haben sie die Bar erreicht und Bob stellt ihnen die vier Schönheiten vor.

«Darf ich vorstellen, - Dixi, Jodi, Laila und Raffaela!»

Es sind tatsächlich sehr hübsche Mädchen. Wie Bob stolz erklärt, sind es Fotomodelle, welche für Aufnahmen mit Grand Prix Boliden nach Brasilien gereist sind. Auch in Argentinien werden die vier mit von der Partie sein. Da sie vom Winter in Europa noch etwas blass sind, wurden sie ein paar Tage früher eingeflogen, damit sie noch etwas Farbe bekommen. Wenigstens trifft dieser Grund auf drei zu, die vierte hat als Mulattin ihre schöne Hautfarbe schon in die Wiege gelegt bekommen.

«Was trinken die Damen?», fragt Andi, «ich muss eine Runde spendieren.»

«Wir dürfen leider nur Mineralwasser trinken. Die Figur- du verstehst?», erklärt die braunhaarige Jodi.

«Da kann man nichts machen, so wird es halt etwas günstiger.»

«In einer halben Stunde müssen wir wieder an die Sonne, die Streifen müssen noch verschwinden, aber von der Mittagshitze sind wir dispensiert, da hat sogar unser süsse David erbarmen», kichert die blonde Dixi, welche wirklich noch etwas mehr Farbe brauchen kann, für ein Model ist sie sehr blass.

«Ich werde sie mit viel Gefühl einreiben», verspricht Bob, «so zarte Haut darf man nicht verbrennen lassen.»

«Und was ist mit mir?», wehrt sich Andi, «schliesslich habe ich den Drink bezahlt.»

«Siehst du nicht, dass sich die Damen nicht kaufen lassen», erklärt Bob, «das habe sie wirklich nicht nötig. Aber lassen wir das Glück entscheiden. Kopf oder Zahl?»

«Zahl!»

«Du hast gewonnen, bei deinem Glück solltest du schon lange verheiratet sein. So ist das Leben, einfach ungerecht.»

«Nicht traurig sein», flötet die schwarzhaarige Laila, «ich bin auch noch da und wenn du es so sanft machst, wie du versprichst, lass ich mich einreiben, auch wenn ich es nicht mehr nötig habe.»

Nun bestreitet Bob wieder das Unterhaltungsprogramm, er ist ein guter Witzerzähler, auch wenn er manchmal einige Sprachschwierigkeiten hat, denn in Englisch wirkt nicht jeder Witz gleich wie in Deutsch. Die vier Schönen sind aber nicht sehr anspruchsvoll, sie sind zufrieden, dass es jüngere Männer sind, welche sich um sie kümmern, sonst haben sie es meistens mit älteren Semestern zu tun. Welche jungen Leute können sich schon solche Hotels leisten.

Eine halbe Stunde später geht die ganze Gruppe zu den Liegestühlen am Rand des Pools. Nun ist es Zeit, dass die Vier sich ihrer Bikinis entledigen, jeder übernimmt bei einem Mädchen das Einreiben. Raffaela kommt da natürlich zu kurz, denn sie braucht bei ihrer Hautfarbe wirklich keine Sonnencreme. Andi geniest es, die blonde Dixi zu massieren. Sie hat keinerlei Hemmungen. Auch als er sich etwas gar lange mit ihrem Busen beschäftigt, reagiert sie nicht abweisend, im Gegenteil, es scheint ihr zu gefallen. Als die umliegenden älteren Männer langsam Stielaugen bekommen, muss er die Massage beenden, was auch für ihn besser ist, denn so langsam wird es in der knappen Badehose sehr eng.

Plötzlich wird Andi aus seinen Träumen aufgeschreckt. Ein schlanker, extrem nervöser Mann besucht die Mädchen und gestikulierte wild. Andi muss sich zuerst an das komische Englisch des Sonderlings gewöhnen. Schliesslich begreift er, es ist der Chef der Models, der Fotokünstler.

«Unglaublich, einfach kein Platz im Flugzeug, alles ausgebucht», einem Nervenzusammenbruch nahe jammert der süsse Junge vor sich hin, «dabei muss ich unbedingt Aufnahmen mit den Iguazu-Fällen im Hintergrund machen, so steht es im Vertrag.»

«Das können sie unserm süssen David nicht antun», flötet Raffaela und will ihn tröstend an ihren nackten Busen drücken.

«Ach - lass das!», wehrt er angewidert ab, «du weisst, dass ich das nicht mag! - Ich stehe einfach nicht auf Mädchen.»

Inzwischen bemerkt er, dass die Mädchen nicht allein am Pool liegen. Interessiert mustert er ihre neuen Freunde. Sofort bemerkt er den feinen Körper von Neil und wird augenblicklich noch nervöser.

«Würdet ihr mich mit dem netten Herrn bekannt machen?», fragt er begeistert, «es ist nett von euch, dass ihr auch an mich denkt.»

Neil wird ganz rot im Gesicht, er ist sich so charmante Liebeserklärungen nicht gewöhnt. Er reicht David zwar die Hand zum Gruss, schliesslich darf man nicht unhöflich sein, zieht sie aber sofort scheu zurück, was bei David nur noch mehr den Eroberungsinstinkt weckt, aber er scheint begriffen zu haben, dass er nicht mit der Tür ins Haus fallen darf.

«Also, wo liegt jetzt ihr Problem?», fragt Bob neugierig.

«Wir müssen heute die ganze Nacht im Bus nach Iguazu fahren, das ist die einzige Möglichkeit, sonst schaffen wir es nicht, die Aufnahmen zu machen», erklärt er immer noch sehr hektisch, «ich weiss, in diesem stinkenden Bus, bei diesen ordinären Leuten. Ich weiss nicht, ob ich das aushalte.»

«Der ist ja wirklich schwul bis in die Zehenspitzen», denkt Andi für sich, «dabei hat er immer so hübsche Mädchen um sich.»

«Das überlebst du doch nicht», beruhigt ihn Dixi und streicht ihm sanft über den Po, «aber wir sind ja bei dir, es kann nichts passieren.»

«Aber eine Scheissorganisation ist das schon!», stellt Jodi fest, «ich habe auch keinen Bock darauf, die ganze Nacht im Bus zu verbringen. Am Morgen sehen wir dann aus wie durch den Wolf gezogen! Wie soll man da noch gut aussehen?»

«Wartet noch einen Moment bevor ihr die Bustickets bestellt», erklärt Andi, «ich muss schnell einen Anruf tätigen, vielleicht gibt es doch noch eine Alternative.»

Andi verschwindet an der Rezeption und diskutiert mit dem Hoteldirektor. Der verwirft zuerst die Hände, dann nimmt er doch den Hörer und wählt eine Nummer. Wild gestikulierend wird diskutiert, dann schüttelt er den Kopf und legt auf. Wählt aber bereits eine weitere Nummer. Wieder dasselbe Spiel. Nacht dem fünften Anruf hellt sich seine Miene auf und er gibt Andi stolz den Hörer. Nun diskutiert Andi in englische Sprache. Es braucht einiges, bis sich die Miene von Andi aufhellt. Er hat es geschafft. Stolz kehrt er zu den Liegestühlen zurück.

«Alles in Ordnung, wir fliegen morgen mit einer gemieteten Cessna nach Iguazu. Ich brauche sowieso noch einige Flugstunden. Ihr zahlt mir einfach den Preis für die normalen Tickets, den Rest übernimmt meine Kreditkarte.»

Die Mitteilung von Andi wird in der Gruppe am Pool mit Begeisterung aufgenommen. Bob gibt eine Runde aus und David gibt Neil einen Kuss, dass dieser ganz entsetzt zurückweicht.

Andi ist froh, dass er wieder einmal ein paar Stunden fliegen kann. Sein Vater hatte ihm damals, als er das Abitur abschloss, nebst dem Führerschein auch das Flugschein machen lassen. Später hatte er dann jedes Jahr Probleme, die erforderlichen Flugstunden zu absolvieren. In den Sommerferien flog er seinen Vater meistens fünf Wochen lang von einer geschäftlichen Besprechung zur nächsten. Später machte er auch noch der Flugschein für Blindflug und für zweimotorige Maschinen, denn eine solche musste er für morgen mieten, damit alle acht Personen Platz finden.

Am Pool wird die Stimmung immer gelöster, jeder freut sich auf den morgigen Tag. Die Iguazu-Fälle stehen eh auf ihrem Programm. Ob man ein paar Tage früher hinfliegt, spielt keine grosse Rolle.

Der Kellner richtet es so ein, dass die Acht einem gemeinsamen Tisch fürs Nachtessen bekommen. Man scherzt und lacht zusammen. Die Mädchen haben viele lustige Episoden aus ihrer Modellkarriere zu erzählen, so dass der Abend sehr unterhaltsam verläuft. Andi muss sich schon früh zurückziehen, denn wenn er morgen fliegen will, so muss er ausreichend geschlafen haben. Ein Flug mit einer unbekannten Maschine, in einem Land, in dem er noch nie geflogen ist, wird von ihm alles abverlangen.

Auf sechs Uhr ist bereits das Taxi bestellt. Gefrühstückt wird erst am Flugplatz. Während Neil mit den andern in der kleinen Baracke versucht ein Frühstück aufzutreiben, sieht sich Andi und Bob schon die Maschine an. Ihr Zustand ist sehr gut, er ist zufrieden. Bob übernimmt das Verstauen der Gepäckstücke und Andi überprüft die technischen Daten und lässt bereits die Motoren warmlaufen. Dabei achtet er aufmerksam auf jedes Geräusch. Alles ist in Ortung, er hat ein gutes Gefühl.

Eine halbe Stunde später rollen sie zur etwas holperigen Startbahn. Es ist eng im Flugzeug, aber als Alternative zum Bus nimmt das jeder in Kauf. Das Flugzeug liegt gut in der Luft und Andi hat keine Probleme. Auch die Navigationsinstrumente sind auf dem neusten Stand, so dass sie schon bald die Iguazu-Fälle als weissen Punkt am Horizont auftauchen sehen. Durch den Kontrollturm von Iguazu lässt sich Andi die Erlaubnis geben, dass er ein paar Runden über die Fälle drehen darf, ohne dass er auf die Staatsgrenzen Rücksichtnehmen muss.

Das Naturschauspiel ist wirklich einmalig und beeindruckt alle im Flugzeug. Auf einer Breite von mehreren hundert Metern gibt es eine Vielzahl von kleinen Fällen. Aber der Wasserfall im Zentrum ist das Gewaltigste welches Andi je gesehen hat. Die ungebändigte Energie, mit welcher das Wasser in die Tiefe stürzt, ist sehr beeindruckend.

Nach einer problemlosen Landung fahren sie mit dem Taxi ins Hotel, in welchem für die Models Doppelzimmer reserviert wurden. Bob, Neil und Andi werden sicher in einem Zimmer unterkommen.

Der Tag in Iguazu verläuft sehr anstrengend. David ist wirklich ein grosser Künstler, der nichts dem Zufall überlässt. Wie er seine Damen ins rechte Licht rückt, respektive vor den schönsten Hintergrund stellen kann, ist beeindruckend.

Nach dem gemeinsamen Nachtessen zieht man sich ins Zimmer von Dixi zurück. Dieses hat, ausser einem grossen Bett, noch zusätzlich eine Polstergruppe. Auch wenn das Zimmer grosszügig gebaut ist, wird es für acht Personen eng, so dass Körperkontakt nicht verhindert werden kann.

Mit der Aufteilung der vier Paare gibt es grössere Schwierigkeiten, den David ist immer noch sehr intensiv hinter Neil her und verhindert eifersüchtig, dass der sich einem der Mädchen nähern kann. So müssen Andi und Bob sich meistens mit zwei Hübschen befassen.

Nach einiger Zeit hat man sich aber der Situation angepasst. Andi und Bob geniessen es, zwischen Laila und Raffaela, beziehungsweise, zwischen Laila und Jodi zu sitzen. Neil liegt neben Raffaela und Dino, was Neil wenigstens die Möglichkeit gibt, etwas mit Raffaela zu flirten, während er die Bemühungen von David mit Humor abzuweisen versucht.

Dixi ist die erste der Mädchen, welches bei Bob mit einem kühnen Kontrollgriff feststellen will, ob sie eine gewisse Wirkung erzielen kann. Das Ergebnis ist für sie so befriedigend, dass ihre Hand an der besagten Stelle bleibt und sich weiter bemüht, dass sich der Effekt noch verstärkt.

Diese Bemühungen bleiben auch den anderen Mädchen nicht verborgen und auch Andis Hände sind jetzt beschäftigt. David schaut dem Treiben neben ihm interessiert zu und bekommt grosse Augen, als Laila sich nicht scheut, das Ding von Bob ins Freie befördert. Nun hat auch Raffaela Erbarmen mit Neil und streichelt seinen, wenn auch nur durch die Hose. Inzwischen spielt Andi mit dem Busen von Dixi. Das Begrabschen geht gegenseitig munter weiter und da sich jetzt niemand zurückhält, wird die Stimmung immer erotischer.

Auch am nächsten Tag besucht man nochmal die Fälle. David schiesst hunderte von Fotos und freut sich schon auf das zu erwartende Honorar. Dass er gestern seit langem wieder einmal eine Frau befriedigt hat, scheint ihn nicht zu stören, alle hatten ihren Teil beigetragen, dass es eine wilde Nacht wurde.

Am Nachmittag macht Andi den Vorschlag, statt nach Interlagos zurückzufliegen, noch einen Abstecher nach Brasilia einzuschieben. David ist hell begeistert, die Zeit bis die Grand Prix Stars im Hotel auftauchen auf diese Art zu nutzen. Die schönen Körper, vor den modernen Bauten, ein grossartiges Motiv. Irgendwie schaffen sie es, noch ein Hotel zu buchen und am späteren Nachmittag wird gestartet. Abends im Hotel sind alle so müde, dass man sich allein in die Zimmer zurückzieht, der gestrige Abend reicht noch.

Andi fliegt die Gruppe noch drei weitere Tage durch Brasilien. Die Miete für das Flugzeug ist relativ günstig und David verspricht ihm, ein Teil der Kosten auf seine Spesenrechnung zu verbuchen. So gelangen sie auch nach Manaus, eine Nacht verbringen sie in einem Baumhotel im Dschungel, inmitten von Papageien und anderen exotische Tieren und Pflanzen. Nach einem langen Rückflug, erreichen sie todmüde Sao Paulo. Jeder zieht sich sofort in sein Zimmer zurück, um auszuschlafen. Besonders die Mädchen haben jetzt Ruhe nötig, sie müssen am Nachmittag für die ersten Fotos bereit sein und da machen sich verschlafene Augen sehr schlecht.

Am Morgen fallen Andi am Frühstückstisch einige bekannte Gesichter auf. Noch sind es nicht die grossen Stars. Teamchefs und Fahrer sind noch keine hier. Aber einige Reporter und Konstrukteure sind bereits eingetroffen. Jodi, das erste Mädchen, welches sich beim Frühstück zeigt, muss sich von einem Tisch zum Nächsten begeben und Begrüssungsküsschen verteilen. Sie scheint in dieser Szene bekannt zu sein. Andi ist überrascht, dass sie am Ende der Begrüssungstour an seinem Tisch Platz nimmt, was bei den Leuten der Szene doch einiges Erstaunen auslöst. Wer ist dieser gutaussehende junge Mann?

Das gleiche Spiel wiederholte sich, als die anderen Mädchen erscheinen und die Leute schauen immer eifersüchtiger zu Andi. Ihre Neugierde wird nur unwesentlich geringer, als endlich Bob und Neil auftauchen. Die Zwei hatten einen langen Schlaf bitter nötig, sie wurden die letzten Tage sehr gefordert.

Am Nachmittag geht es erstmals zur Rennstrecke. Noch zwei Tage bis zum Beginn des Trainings. Der Presseausweis von David öffnet ihnen die Tore zur Boxenstrasse. David revanchiert sich auf diese Weise bei Andi für die abenteuerliche Fotoserie, welche er ohne seine Hilfe nie hätte realisieren können. Bei den grossen Teams dürfen sie die Boxen nicht besuchen, die bleiben geschlossen. Die kleineren Teams sind aber für jede Publizität dankbar.

Beim Jon Franklin Racing Team, sind sie gerngesehene Gäste. Jedes Foto von den Boliden in Zeitungen und Magazinen wird begrüsst, denn mit seinen Resultaten gelangt das Team nicht in die Schlagzeilen. Die Models posieren auf und in den Boliden, in farbigen Kleidern oder auch mal ohne. Zuerst schaut Andi der Knipserei von David zu. Später zieht er sich in das Boxeninnere zurück und schaut den Mechanikern bei ihrer Arbeit zu. Für die Fotos steht der Ersatzwagen zur Verfügung, in der Werkstatt wird intensiv am Rennauto gearbeitet. Alles ist sehr hektisch, aber niemand stört sich daran, dass Andi zuschaut.

«Wo ist der Elferschlüssel?», fragt ein Mechaniker, tief über den Motor gebeugt. Andi sieht einen Schlüsselsatz auf der Werkbank liegen und sucht den Elfer raus und reicht ihn dem Mechaniker.

«Danke, halte mal den da», erklärt der Mechaniker und bemerkt gar nicht, dass Andi eine fremde Hilfskraft ist. Nach zehn Minuten arbeiten die Beiden zusammen, als ob sie schon jahrelang miteinander gearbeitet hätten. So geht es die längste Zeit und der Mechaniker kommt mit seiner Arbeit gut voran.

«So, und jetzt den Auspufftopf Nummer drei!»

«Keine Ahnung wo ich den finden kann», erklärt Andi.

«Was bist den du für ein Anfänger?», erkundigt sich der Mechaniker und taucht aus dem Motorraum auf, «oh, Entschuldigung! Sie können das natürlich nicht wissen, aber trotzdem besten Dank! Ich habe nicht bemerkt, dass sie nicht vom Fach sind. Kommen sie mit.»

Zusammen gehen sie zu den Materialkisten. Der Mechaniker nimmt eine Liste zur Hand und schaut nach.

«Der muss in Kiste fünf unten links sein. Schauen wir nach», nach kurzem Umladen von einigen andern Auspuffteilen, findet er das gesuchte Teil, «komm mit, ich gebe dir ein Kombi.»

Kurze Zeit später steht Andi im Kombi, stolz wie ein Chefmechaniker neben dem Boliden und spielt Handlanger. Jetzt erklärt ihm der Mechaniker alles so genau wie möglich. Bald merkt er, dass Andi kein Laie ist, von Autos hat er zwar keine grosse Ahnung, aber von Technik allgemein versteht er sehr viel. Als Doktor der Physik ist das natürlich kein Wunder, aber das weiss der Mechaniker ja nicht. Zum quatschen haben sie wirklich keine Zeit, den der Motor will einfach nicht sauber laufen, dauernd stellt er wieder ab. Verzweifelt sucht man im Computer nach dem Fehler. Mal probiert man dies, mal jenes, aber der Erfolg will sich nicht einstellen. Bob und Neil schauen dem neuen Hilfsmechaniker belustigt zu. Auch sie haben eine wichtige Aufgabe, sie halten die Models in guter Laune und es stört sie überhaupt nicht, dass sie die Arbeit allein verrichten müssen. Ein Küsschen da, ein wenig streicheln dort. Das ist genau das, wie sie sich Brasilien vorgestellt haben.

Um acht Uhr werden die Boxen geschlossen und man fährt zurück ins Hotel. Der Mechaniker hat den drei neuen Freunden, je einen Ausweis ausgestellt, welcher sie als Gäste des Jon Franklin Racing Team ausweisst, so dass sie sich auch morgen an den Boxen aufhalten können. Das ist mehr als sich Andi je erträumt hat, ein ganzes Grand Prix Wochenende hautnah in einer Box verbringen, das ist schon ein schönes Geschenk.

Nach dem Nachtessen trifft Andi den Mechaniker im Massanzug an der Bar. Er setzt sich zu ihm und nun können die Zwei sich endlich etwas besser kennen lernen. Der Mechaniker ist niemand anders, als der Chefingenieur Jeff Roots, welcher für den Motor zuständig ist. Da die meisten Mechaniker noch mit dem Einrichten der Box beschäftigt waren, hatte er sich selber in das Kombi gestürzt um den neuen Auspufftopf zu montieren. Das erste Rennen vor drei Wochen in Australien war eine Katastrophe. Die Konkurrenz war ihnen nur so um die Ohren gefahren. Die Qualifikation für das Rennen schafften sie nur ganz knapp. Im Rennen konnten sie nur hinterherfahren. Mit zwei und drei Runden Rückstand schaute dank den vielen Ausfällen mit den Rängen neun und zehn noch ein akzeptables Ergebnis heraus, doch das Schlimmste war, dass die Autos während dem ganzen Wochenende insgesamt keine zwei Minuten in der Direktübertragung zu sehen waren. Das ist für den Sponsor nicht interessant.

Der Motor erreicht einfach nicht die Werte, die er auf dem Prüfstand bringt. Die letzten drei Wochen hat er gerechnet und analysiert, an was es liegen könnte. Am Schluss der Analyse, war er überzeugt, dass es der Auspufftopf sein muss. Das Ergebnis von heute ist allerdings ernüchternd, ja sogar frustrierend.

«Moment, da kommt der Chef Jon Franklin, zurzeit der einzige Amerikaner im Formel-Eins-Zirkus. Ich werde dich vorstellen, aber ab sofort, kein Wort über Autos und Mädchen, er wurde soeben geschieden und über das Auto möchte ich heute nicht mehr sprechen, es ist schlimm genug, wenn er es morgen erfährt, dass die Kiste nicht läuft.»

«Abgemacht. Ich werde mir Mühe geben.»

«Hallo Jon», ruft es durch die Bar. Der Chef kommt auf sie zu und begrüsst sie.

«Hallo Dirk, schön dich zu sehen!»

«Darf ich vorstellen, - Andi Krüger, Doktor der Physik - Jon Franklin Besitzer des Jon Franklin Racing Teams!»

So lernt Andi den Chef persönlich kennen. Wie abgemacht wird den ganzen Abend nicht über Autos und Mädchen geredet. Andi schafft es trotzdem, von seiner Brasilienrundreise zu erzählen, ohne dass er auf die Models eingeht. Doch gegen Mitternacht wird der Gesprächsstoff langsam knapp, dazu kommt, dass sich Dirk zurückziehen muss, weil er morgen einen strengen Tag hat.

«Hast du Lust auf eine heisse Pokerpartie?», fragt Jon.

Andi nickt zustimmend, im Internat hatten sie halbe Nächte lang durchgespielt. In letzter Zeit hatte er dazu wenig Gelegenheit gehabt. Mit der Kreditkarte vom Papa macht es allerdings nicht so viel Spass wie damals im Internat. Um den Reiz zu steigern, steigen die Einsätze laufend und erreichen gegen zwei Uhr dreistellige Dollarwerte.

Als Andi total übermüdet in seinem Zimmer seine Finanzen überprüft, stellt er fest, dass er über dreitausend Dollar gewonnen hat. Genau genommen, ist es sein erstes selber verdientes Geld. Er hat ein schlechtes Gewissen, aber Jon steigert dauernd die Einsätze, er hat nur mitgehalten.

Das Team

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