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Der GP von Brasilien

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Am nächsten Tag sind Andi und seine Studienfreunde wieder Gäste an der Box des Jon Franklin Racing Teams. Es wird intensiv gearbeitet, denn heute ist der letzte Tag, um die Boliden in einen rennfertigen Zustand zu versetzen. Morgen beginnt das freie Training und am Samstag gilt es ernst. Andi und Jeff sind auch heute ein Team und arbeiten intensiv an der neuen Auspuffanlage. Bob und Neil kümmern sich um die Models, welche eine intensive Betreuung brauchen, um bei guter Laune zu bleiben. Ab und zu ein Küsschen und schon strahlen sie aufs Neue um die Wette.

Am späteren Nachmittag trifft Jon persönlich an der Box ein. Er hat seine beiden Piloten am Flughafen abgeholt und ins Hotel gefahren. Andi und seine Freunde werden sie vielleicht heute Abend beim Nachtessen kennen lernen. Jetzt muss Andi eine Pause einschalten und sich ebenfalls vor der Box mit den Models unterhalten, denn in der Box findet die Teambesprechung statt. Das Vertrauen von Jon geht noch nicht soweit, dass er an der Sitzung teilnehmen darf. David nützt die Situation aus und Andi posiert als ölverschmierter Mechaniker für verschiedene Fotos. Die Sequenzen sind teilweise so heiss, dass Bob ganz grosse Augen macht und gerne mit Andi tauschen würde.

«Gibt es noch eine Revanche für gestern?», fragt Jon, als er nach der Sitzung auf die Boxenstrasse heraustritt.

«Da kann ich nicht nein sagen», erklärt Andi, «das ist Ehrensache. Also wo spielen wir?»

«Am ruhigsten ist es im Hotel. Wir könnten auf meinem Balkon, mit guter Sicht auf den Pool, noch ein paar Runden spielen. Ich nehme dich in meinem Auto mit.»

Da auch David mit seinen Fotos fertig ist, fährt man gemeinsam zum Hotel zurück. Nach einer Dusche, besucht Andi Jon in seinem Zimmer, während Bob und Neil sich mit den Models vergnügen. David ist für einmal allein in die Stadt gefahren, vermutlich sucht er sich einen hübschen Strichjungen.

Die Pokerpartie wird wieder mit sehr hohen Einsätzen weitergespielt. Jon ist relativ erfolgreich.

«Oh, entschuldige, wir müssen unterbrechen», unterbricht Jon die Party, «ich muss mit meinen Fahrern die Taktik für das Rennwochenende besprechen.»

Die Abrechnung sieht für Andi nicht gut aus. Er muss seine Kreditkarte mit gut tausend Dollar belasten. Aber was soll’s, er hat einen einmaligen Nachmittag an den Boxen verbracht. Er wird sicher noch einige Zeit daran zurückdenken und bei jedem Grand Prix den er am Fernseher verfolgt, werden im die Erlebnisse in Erinnerung gerufen und er kann seinen Freunden erzählen, wie es damals war. Sicher ein Erlebnis, das die tausend Dollar wert ist. Ausserdem ist er fest entschlossen, das Geld zurückzugewinnen.

Das Nachtessen nehmen sie wieder mit den vier Models ein. Jon kommt nur kurz an seinen Tisch und stellt ihnen die beiden Fahrer vor. Sonst hat er keine Zeit, die Reporter belagern ihn. Sie stellen einige Fragen und erwarten Antworten. Auch mit seinen Fahrern ist noch nicht alles geklärt. Erst später am Abend kommt Jeff noch zu ihnen an den Tisch.

«Morgen darfst du dich nur in der Boxenstrasse aufhalten. Die Boxe ist für dich geschlossen, die Fahrer sind sehr misstrauisch und dulden keine fremden Leute im Bereich der Autos. Sie haben einfach Angst vor Sabotage und das verstehe ich, ohne Vertrauen zu ihrem Auto müssen sie gar nicht auf die Streck, dann hat es keinen Sinn sich abzumühen. Aber trotzdem, es hat mit dir Spass gemacht. Mit eurem Ausweis könnt ihr euch vor der Box und bei der Zeitmessung frei bewegen. Also wir werden uns morgen sicher noch sehen.»

Nachdem sich der Essraum langsam leert, zieht man sich ins Zimmer von Dixi zurück. Auf dem grossen Balkon ist genügend Platz, auch wenn es etwas eng wird. Da David nicht mit von der Party ist, gibt es keine Probleme. Wer mit wem, was vorführt, wird bei einem Kartenspiel ausgeknobelt. Das jeweilige Paar muss eine gewagte Show abziehen, schon nach den ersten Runden wird die Stimmung so angeheizt, dass die Spiele immer heisser werden. Auf den Nachbarbalkonen haben sich sogar einige Zuschauer eingefunden, was den Reiz noch zusätzlich erhöht.

Am nächsten Morgen müssen sie früh aufstehen. Es dauert einige Zeit um an die Rennstrecke zu gelangen, man will schliesslich das Training nicht verpassen. Auch wenn es nicht um Startpositionen geht, so hofft doch jeder, dass der neue Auspuff den Abstand zur Konkurrenz verringert. Die Stimmung ist optimistisch. Die Fahrer fühlen sich in Superform und die Messwerte beim letzten Motorentest waren Erfolg versprechend. Natürlich konzentrieren sich die Ingenieure und Mechaniker hauptsächlich auf Mick, dem Nummer eins Fahrer aber Ted kann sich nicht beklagen. Wichtig für Jon ist, dass Mick in den USA gut ankommt, das ist er dem Hauptsponsor Bausch & Lomb schuldig.

Auch wenn Andi sich nicht mehr in der Box aufhalten darf, kann er von der Boxenstrasse aus die Hektik und Spannung spüren, welche auf dem Team lastet. Die Atmosphäre ist höchst aufregend. Mit dem Motoreningenieur Jeff Roots versteht er sich ausgezeichnet. In jeder Rauchpause die Jeff einschaltet, fachsimpeln die zwei vor der Box. Andi versteht als Physiker viel von Aerodynamik und hochtourigen Maschinen, so dass Gespräche auf höchstem Niveau geführt werden. Wenn Jeff arbeitet, schaut Andi den Models beim Shooting zu, oder macht sich mit Botengängen nützlich.

Das Training läuft jetzt schon fünfzehn Minuten. Die ersten Runden haben Mick und Ted ohne grosses Risiko hinter sich gebracht. Ted will soeben eine schnelle Runde starten, als Larini im Sauber rausfliegt. Die gelben Flaggen stoppen ihn. Das Training wird unterbrochen ohne dass einer der beiden Fahrer eine gute Runde erwischt hat.

Endlich geht das Training weiter. In der Pause konnten noch einige Korrekturen an der Abstimmung vorgenommen werden. Der Motor startet gut und läuft rund. Ted verlässt die Boxen und drei Leute rennen vor zur Boxenmauer, die andern schauen auf den Zeitcomputer oder auf den Fernsehmonitor im Zuschauerbereich zu. Im Bild taucht Ted nicht auf, so ist die Spannung gross bis er endlich bei den Zwischenzeiten auftaucht.

Andi ist froh um die Ohrmuschel, denn der Lärm der Boliden auf der Zielgerade ist enorm. Endlich taucht Ted auf und geht auf die nächste Zeitrunde. Jetzt gilt die Aufmerksamkeit den Zwischenzeiten. Andi hat eine neue Aufgabe erhalten, er hütet die Schachtel mit den Zahlen für die Boxentafel.

Die Zeiten sind nicht überragend, aber für Ted ist es das, was man von ihm erwarten kann. Die erste Runde beendet er als achtzehnter. Auch die zweite Zwischenzeit zeigt plus eine Sekunden und ein paar Hundertstel. Er hat sich geringfügig verbessert, ist aber inzwischen auf Platz zwanzig abgerutscht. Die Miene von Jon verfinstert sich und versteinert sich sogar, als er die nächste Zwischenzeit sieht. Drei Zehntel schlechter, das Auto liegt nicht mehr gut, irgendetwas stimmt nicht, vermutlich sind die Reifen abgeflacht und er kämpft mit Vibrationen.

Jetzt ist auch Mick auf einer schnellen Runde. Die Zwischenzeit liegt eine halbe Sekunde unter der Zeit von Ted. Ein Lächeln huscht über das Gesicht von Jon. Mick wird noch etwas schneller, aber es reicht nur zu Platz vierzehn. Auch Mick schafft es nicht, das Fernsehen auf sich aufmerksam zu machen. Trotzdem, die Zeit ist viel versprechend.

Das Training geht langsam dem Ende entgegen, die letzten acht Minuten laufen. Beide Fahrer sind draussen. Auch die Reifenwahl für das Wochenende ist getroffen. Jetzt geht es noch darum, sich einen guten Platz im Tagesklassement zu erkämpfen und die Abstimmung mit fast leeren Tanks zu finden. Die erste Zwischenzeit von Mick ist sehr gut, nochmals vier Zehntel schneller, das ist doch etwas. Doch dann verwirft Jon die Hände, Mick muss voll auf die Bremse stehen, hat ihm doch ein Mac Laren-Mercedes das Loch zugemacht. Die Runde ist futsch. Nach dem Zwischenfall hält sich Mick zurück, denn er weiss, dass die Runde im Eimer ist, also setzt er alles auf die Nächste. Wenigstens hat der Kerl das Hirn nicht verloren und macht es richtig.

Optimistisch donnert er wieder mit Vollgas über die Zielgerade, die erste Zwischenzeit ist noch einmal drei Zehntel schneller, das sieht verdammt gut aus. Gespannt schaut Andi die Zielgerade hoch, da endlich kommt Mick, aber wie, sein Wagen ist weit weg von der Ideallinie und liegt beinahe quer zur Fahrtrichtung. Wenigstens kann er ihn abfangen, aber auch diese Zeit ist futsch.

Etwas besser macht es Ted. Er ist zwei Zehntel schneller als Mick. Immerhin Rang sechzehn. Die Qualifikation ist, wenn es so läuft morgen nicht gefährdet. Der Wagen von Mick läuft nicht mehr gut, er kann sich nicht mehr steigern.

Aus, das Training ist gelaufen, das Ergebnis ist ernüchternd. Am Ende des Trainings sind es die Plätze sechzehn und zwanzig. Für einen Amerikaner ist das zu wenig. In Amerika muss man gewinnen, wenn man Schlagzeilen ernten will und die braucht das Team.

Mit hängendem Kopf verlässt Jon die Box. Der Saisonstart verläuft ernüchternd. Er hat so grosse Erwartungen in seinen Chevrolet-Motor und seine neuen Fahrer gesteckt. Auch der neue Konstrukteur ist ein erfahrener Mann. Natürlich musste er ihm einige Tests aus finanziellen Gründen absagen, aber das müssen andere Teams auch. Er winkt noch Mark den Chefingenieur zu sich.

«Du weisst was zu tun ist, morgen, wenn es um die Startplätze geht, brauchen wir ein besseres Ergebnis!»

Jetzt winkt er Andi, er soll ihn ins Hotel begleiten, «Andi komm, hier sind wir nur im Weg. Ich lade dich im Hotel zu einem Drink ein.»

Andi und seine Freunde begeben sich mit Jon zu seinem Mercedes. Das Training wird mit keinem Wort mehr erwähnt. Unter den schattigen Bäumen am Pool werden die Karten gemischt. Jon hat das Spielfieber gepackt. Schnell hat Andi den Verlust von gestern wieder wettgemacht. Jon spielt in seinem Frust viel zu riskant.

«So, für heute müssen wir aufhören», meint Jon und stellt Andi einen Check aus, «das Nachtessen muss ich mit dem Team einnehmen, es gibt noch einiges zu besprechen. Wir sehen uns Morgen an der Box.»

Am nächsten Tag warten alle gespannt auf den Beginn des Trainings. Die beiden Boliden sind gut vorbereitet und sollten gut laufen. Mick hat noch einen besonders starken Motor erhalten, so dass man mit einer deutlichen Verbesserung der gestrigen Zeiten rechnet.

Inzwischen ist Andi auch bei den Fahrern soweit akzeptiert, dass er sich im Innern der Boxe aufhalten darf, nur den Boliden muss er fernbleiben, da dürfen nur die Mechaniker ran. Er hilft wieder Jeff und reicht ihm die verschiedenen Werkzeuge. Nur wenn einer der beiden Fahrer auf der Strecke ist unterbricht er wie die andern, seine Arbeit und beobachtet den Zeitcomputer.

Ted fährt sofort nach Beginn der Qualifikation los. Bereits sind acht Wagen auf der Strecke. Es geht gleich richtig los. Das ist die Folge des geänderten Reglements. Die kleineren Teams haben nicht mehr die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Mick schafft es nicht, dass die Kamera auf ihn aufmerksam wird. Die verfolgt Panis, der auch die erste Bestzeit aufstellt. Mick erreicht eine tiefe 1:19er Zeit. Für kurze Zeit reicht das zu Platz drei. Er wird jedoch schnell nach hinten durchgereicht.

Als Ted rausgeht, ist Mick bereits auf Platz sieben abgerutscht. Die erste Zwischenzeit ist viel versprechend. Aber bei der zweiten Zeit liegt er deutlich zurück, im Kurvengeschlängel, hat es ihn leicht quergestellt und so kommt er mit zu wenig Schwung in die aufsteigende Zielkurve. Seine Zeit liegt deutlich über 1:19. Damit ist hier nichts auszurichten. Jeff versucht am Computer noch zusätzliche Leistung zu finden. Mark spricht mit den Fahrern über die Abstimmung des Wagens. Optimistisch werden die beiden Autos für den nächsten Versuch vorbereitet. Am Auto von Mick wird die Aufhängung verstellt und Ted erhält einen flacheren Heckflügel, denn in der Kurve liegt sein Auto gut, nur auf der Geraden ist er zu langsam.

Als sie zum nächsten Versuch rausfahren, sind die Beiden bereits auf die ernüchternden Plätze zweiundzwanzig und dreiundzwanzig abgerutscht. Wenigstens ist noch etwas Luft zur 7% Marke, aber man weiss nie was noch passiert, sie stehen unter Hochdruck. Es ist einfach nicht das, was im Auto steckt und das wissen beide Piloten.

Beide Fahrer sind gut unterwegs, ihre erste Zwischenzeit verbessern beide. Doch dann steht Larini quer in der Fahrbahn und die gelben Flaggen sind draussen, da ist nichts mehr zu machen. Das Training wird unterbrochen.

In der Mitte der Trainingssitzung geht Mick raus. Endlich kommt er das erste Mal bei Start und Ziel vorbei, 296 Km/h. Die Höchstgeschwindigkeit ist nicht schlecht, so schnell war er noch nie. Gespannt wartet man auf die Zwischenzeit. Nur drei Zehntelsekunden hinter der Bestzeit des Williams. Jons Gesicht hellt sich sichtlich auf. Die zweite Zwischenzeit, bereits neun Zehntel verloren, der Optimismus sinkt, das hätte er schneller hinkriegen können. Auch die Zielkurve gelingt nicht optimal und er verliert nochmals Zeit. Zu viel, damit kann er sich nur geringfügig verbessern, liegt jetzt wenigstens vor Ted, auf Platz zwanzig. Jon ist enttäuscht, das sieht man ihm an, er hat mehr erwartet.

Noch bevor Mick reinkommt, fährt Ted los. Auch er kommt mit 296 Km/h auf die Zielgerade. Die erste Zwischenzeit, für ihn hervorragend, nur zwei Hundertstel hinter Mick. Den Mittelteil erwischt er besser als Mick und auch die Zielkurve gelingt ihm gut. An der Box schauen alle gespannt auf die Zeit, endlich braust Ted durch die Zielgerade. Leichter Jubel ist festzustellen, immerhin achtundzwanzig Hundertstel schneller als Mick. Da müsste doch für diesen noch einiges drin liegen. Jetzt liegt Ted auf Platz neunzehn, leider nicht berauschend.

Die Stimmung an der Box ist gespannt. Mick ist sauer und schimpft mit seinen Mechanikern: «Der Wagen untersteuert viel zu stark und ich bekomme keinen Grip.»

Mark Nelson diskutiert mit seinen Mechanikern. Schliesslich gibt er Anweisungen. Jeder weiss jetzt was er zu tun hat. Andi kann nicht verstehen, was genau verstellt wird. Im Gesichtsausdruck von Mick ist deutlich die Wut zu lesen, welche ihm die drohende Trainingsniederlage bereitet. Er, der Star, muss sich von einem unbekannten Neuling schlagen lassen. Das kann er sich nicht erlauben, beim nächsten Versuch muss er alles riskieren.

Voll motiviert fährt er wieder raus. Mit 298 Km/h donnert er durch die Zielgerade und die Zeit beginnt zu laufen. Jons Mine hellt sich auf. Die erste Zwischenzeit ist sehr gut. Nur zwei Zehntel hinter Villeneuve. Das Senna S ist ihm sehr gut gelungen.

Mach weiter so, ruft Jon in den Lärm an der Box.

Alles schaut gebannt auf die nächste Zwischenzeit. Aber sie kommt nicht, Mick sitzt mit gebrochener Hinterachse neben der Piste. Die Stimmung fällt augenblicklich unter den Nullpunkt. Auch Ted verhaut seine letzte schnelle Runde, bringt aber wenigstens den Wagen heil nach Hause.

«Komm Andi, wir gehen ins Hotel. Ich kann das nicht mit ansehen. Es ist besser, wenn ich Mick nicht begegne, wenn er zurückkommt.»

«Wenigstens sind beide Fahrer qualifiziert und Mick ist nicht verletzt», meint Andi tröstend, aber bei Jon kommt diese Feststellung nicht gut an.

«Ja, auf den Plätzen neunzehn und zweiundzwanzig, das ist doch nichts, das interessiert in Amerika niemand. In der Direktübertragung war jeder höchstens zwanzig Sekunden im Bild, was glaubst du, was die Sponsoren davon halten? Ich kann es dir sagen, gar nichts, dafür zahlen sie nicht Millionen von Dollars!»

Schnell verschwindet er mit Andi im Mercedes und reiht sich ins Verkehrschaos von Sao Paulo ein. Es dauert zwei Stunden bis sie das Hotel erreichen.

Im Hotel beginnen die Zwei wieder mit Pokern. Diesmal verliert Andi einige Dollars. Irgendwie hat er Mitleid mit Jon und das wirkt sich auf seine Spielweise aus. Er spielt einfach mit zu viel Risiko. Andi hat seine beiden Freunde in den letzten Tagen etwas vernachlässigt. Diese haben mit den vier Fotomodellen genug zu tun. Bob hat damit kein Problem, er kümmert sich lieber um die Damen, als dass er mit Jon Karten spielt. Die Damen brauchen Trost, denn auch sie sind enttäuscht, die beiden Fahrer haben ihre neuen Freundinnen mitgebracht. Diese sind dazu noch sehr sexy und stehlen ihnen bei den Fotografen die Show.

Neil, Bob und die Mädchen werden morgen den Grand Prix von der Tribüne aus verfolgen. An den Boxen will man nicht mehr Leute haben, als unbedingt nötig sind. Andi ist an den Boxen erwünscht, den Jon braucht ihn zum Beruhigen seiner Nerven auch Jeff diskutiert gerne mit ihm.

Am Morgen ist der Himmel über Sao Paulo bewölkt und das Thermometer erreicht nur knapp 20°C. Das Aufwärmtraining gibt dem Team wieder etwas Selbstvertrauen. Das Auto liegt mit vollen Tanks gut und die Platzierungen sind besser als beim Qualifikationstraining. Die Mechaniker geben sich alle erdenkliche Mühe, dass jedes Detail stimmt. Beide Fahrer sind mit der Abstimmung ihrer Boliden zufrieden.

Nun beginnt der eigentliche Count Down für den Grand Prix von Brasilien. Auf der Startgerade wimmelt es von Leuten. Andi kann sich mit einigen Botengängen nützlich machen. Mal holt er eine Radmutter, mal muss er eine vorgewärmte Raddecke holen. Ein Mechaniker hat doch tatsächlich nicht alle Werkzeuge in seinem Werkzeugkasten, eine Tatsache, welche Jon beinahe ausflippen lässt. Aber Andi hüpft noch einmal über die Boxenmauer und bringt die fehlenden Schraubenschlüssel. Als die Motoren angeworfen werden, steigt die Spannung bei Andi, das ist wirklich ein Erlebnis der besonderen Art. Er auf der Grand Prix Strecke als Helfer mit dabei. So etwas hat er sich nicht träumen lassen.

Nach der Fünfminutentafel muss Andi den Startplatz räumen und er verdrückt sich in der Box. Eigentlich wollte er den Grand Prix von einem schönen Tribünenplatz aus verfolgen, aus der Box wird er sehr wenig von der Strecke mitbekommen, aber die Atmosphäre ist natürlich ganz was anderes, als an der Strecke. Andi möchte auf keinen Fall tauschen, auch wenn er praktisch das ganze Rennen an einem kleinen Fernseher verfolgen muss.

Die Nerven des Teams sind zum Zerreissen gespannt, als das Feld, auf die Aufwärmrunde los donnert. Auch die beiden Franklins kommen weg, keine Selbstverständlichkeit bei den Problemen mit dem Motor. Das Aggregat von Ted stotterte zuerst bedenklich, eh es sich doch noch starten lies.

Gespannt schaut man auf den kleinen Monitor. Die Kamera bleibt auf der Spitzengruppe. Wie Mick und Ted die Aufwärmrunde überstanden haben, wird man erst sehen, wenn die beiden auf ihren Startplätzen stehen.

Erleichterung im Team, als sie aus der Kurve auftauchen, wenigstens sind sie beim Start dabei. Villeneuve und Schumacher im Ferrari stehen bereits auf ihren Plätzen. Einer nach dem andern nimmt seinen Platz ein. Noch rollt der hintere Teil des Feldes. Endlich, alle Boliden stehen heulend am Start. Die roten Ampeln schalten ein, eins, zwei, drei, vier, fünf - und Grün. Die Boliden heulen gequält auf und das Feld verschwindet im Rauch, der 2. Grand Prix des Jahres 1997 läuft. Barrichello kommt nicht weg und bleibt stehen. Die hinteren Fahrer weichen mit halsbrecherischen Manövern aus. Das Herz von Andi schlägt schneller, als ob er einen Hundertmeterlauf hinter sich hätte. Ein Wunder, alle können ausweichen. Die Kamera bleibt auf der Spitze. Berger und Villeneuve berühren sich leicht und Villeneuve muss auf die Wiese ausweichen. Weiter hinten steigt der Wagen von Hill auf, mehrere Wagen stellen sich quer, ein wildes Durcheinander. Andi kann nicht erkennen wie Mick und Ted das Drama überstehen.

Streckenposten versuchen verzweifelt Barrichellos Wagen wegzuschieben. Ihr brasilianisches Herz rät ihnen: Nicht zu stark schieben! Schon winkt einer mit den Händen. Die Rennleitung hat erbarmen. Die rote Flagge kommt raus, - Abbruch und Neustart.

Noch weiss niemand was mit Mick und Ted los ist. Wagen um Wagen fährt jetzt in die Boxenstrasse. Endlich, wenigstens Ted ist da, wenn auch mit einem verbogenen Frontflügel. Im Fernsehen kann man bei einem Reifenstapel den Wagen von Mick erkennen. Ein Hinterrad fehlt.

«Sofort den Ersatzwagen bereitmachen!», ruft Jon auch Jeff und Mark schreien wild durcheinander. Andi verzieht sich in eine Ecke um ja nicht im Weg zu sein, denn jetzt ist das totale Chaos ausgebrochen. Teds Wagen muss repariert und durchgecheckt werden. Der Ersatzwagen, muss voll getankt und neu bereift werden. Jeder irrt anscheinend ziellos umher und doch, so langsam hellt sich die Miene von Jon auf. An Teds Wagen ist nichts passiert und der Ersatzwagen ist bereits auf Mick eingestellt. Da haben es andere Teams schwerer, die müssen noch das Setup ändern. Endlich trifft auch Mick an der Box ein und flucht über Irvine, doch niemand hört ihm zu, alle sind beschäftigt. Beide Fahrer fahren, als die Strecke geöffnet wird, raus auf ihre Startpositionen.

Mit rund einer halben Stunde Verspätung wird erneut gestartet. Diesmal bleibt Katayama stehen, aber sein Wagen kann weggeschoben werden. Schumacher übernimmt im Ferrari die Spitze und wird von Villeneuve gejagt. Wo sich Mick und Ted einreihen kann man nicht erkennen, die Kamera bleibt auf der Spitzengruppe.

Den Teams bleibt nichts anderes übrig, als zu warten, bis die Boliden wieder auf der Zielgerade auftauchen. Der Lärm nimmt zu, die Ersten donnern vorbei. Andi ist froh um die Gehörschütze. Ted taucht an achtzehnter Stelle auf, Mick knapp dahinter auf Rang neunzehn, nur ein Tyrrell ist noch langsamer und Katayama steht noch in der Box. Wenigstens die erste Runde ist geschafft.

Villeneuve liegt in Führung, Schumacher fällt langsam zurück, Berger sitzt ihm im Nacken. Ted und Mick können mithalten, bleiben jedoch auf ihren Positionen. Erst in der 16. und 17. Runde können sie dank den Ausfällen von Diniz und Barrichello je einen Platz gutmachen. Noch vor dem ersten Boxenstopp kann Mick Ted in einem halsbrecherischen Manöver überholen. Jetzt macht er sich an die Verfolgung von Nakano und Salo. Der Boxenstopp läuft normal ab, Ted klagt über Vibrationen und Untersteuern. Mick ist sehr aufgestellt, dass er Ted überholen konnte motiviert ihn, die Hierarchie ist wiederhergestellt. Mick kämpft ausgezeichnet und überholt Salo und während Nakano seinen Boxenstopp macht, überholt er auch ihn. Jetzt liegt er auf Platz fünfzehn. In Reichweite fährt der Neuling Trulli mit seinem Minardi. Mick kommt ihm immer näher.

Doch in Runde 48 ist Mick überfällig. Was ist geschehen? Banges Warten an der Box. Jon ist stinksauer und beobachtet gespannt den Monitor.

«Wenn sie schon ausfallen, sollte der Ausfall wenigstens so spektakulär sein, dass sie von den Kameras erfasst werden, aber so, von niemandem bemerkt, das ist doch zum Heulen», schreit Jon Andi ins Ohr, als es etwas ruhiger geworden ist. Die Antwort von Andi geht wieder im Lärm unter, eine grössere Gruppe braust vorbei. Ted kommt in seiner um den Platz von Mick verbesserten Position vorbei, aber er bleibt blass. Als die Kamera der Spitze folgt, erkennt man hinter einem Reifenstapel eine Rauchwolke. Am Heckflügel kann man erkennen, dass es Micks Wagen ist. Ein Motorschaden.

Der letzte Boxenstopp von Ted wird vorbereitet. Andi schaut dem Boxenstopp aus einiger Entfernung zu. Er hat keine Aufgabe, er muss nur darauf achten, dass er niemand behindert. Ted macht seine Sache gut, mit grossem Tempo kommt er rein, stoppt aber genau an der richtigen Stelle. Der Stutzen wird angesetzt, das Benzin läuft. Für den Reifenwechsel bleibt genügend Zeit. Immer wieder heult der Motor auf, er darf nicht zu viel Drehzahl verlieren. Jon steht mit der Stoppuhr daneben und beobachtet den Boxenstopp. Elf Sekunden, so lange braucht man, für das Nachtanken, unter zehn Sekunden bringt man diese Menge gar nicht rein, er ist zufrieden.

Ted geht an sechzehnter Stelle wieder ins Rennen. Kein berauschendes Ergebnis. Doch jetzt wird er von den Kameras gross erfasst. Der Williams von Villeneuve naht, der erste Rundenverlust ist fällig. Die Bildschirmpräsenz ist aber nur von kurzer Dauer, zu schnell fliegt der Williams vorbei. Mit zunehmender Renndauer kann sich Ted wieder näher an Nakano schieben. Inzwischen ist Schumi II ausgefallen und Irvine musste lange an die Box und wurde von Ted überholt.

Drei Runden vor Schluss muss auch Hill mit brennendem Motor an die Box. Noch einmal einen Platz gewonnen, aber was bringt das? Dafür muss Ted noch mit Verstappen um den fünfzehnten Platz kämpfen. Von hinten kommt Villeneuve immer näher, es reicht noch für eine zweite Überrundung, also noch einmal ein paar Sekunden auf dem Bildschirm. Der Williams liegt nicht mehr gut auf der Strasse und so dauert es bis in die letzte Runde, erst auf der zweitletzten Zielgerade kommt Jaques vorbei. Berger sitzt ihm auf dem Heckflügel, er muss vorbei. Ted schafft es, Verstappen hinter sich zu lassen. Als erster Fahrer nach Villeneuve überfährt er die Ziellinie, leider mit zwei Runden Rückstand.

Das Gesicht von Jon versteinert sich, eine furchtbare Enttäuschung, dieser Grand Prix von Brasilien. Ausser Spesen nichts gewesen. Jetzt will er ein paar Tage nichts mehr von der Formel 1 hören. Das Team macht fünf Tage Ferien. Morgen ziehen sie in ein Feriencamp in die Nähe von Rio um. Dort macht das gesamte Team Urlaub.

Seine Freunde kommen mit den Models von der Tribüne an die Boxe. Auch sie sind enttäuscht, doch die Stimmung lassen sie sich nicht verderben. Bobs linke Hand spielt mit dem Busen von Jodi und mit der rechten an jenem von Laila. Nick scheint sich in Raffaela verliebt zu haben und küsst sie leidenschaftlich. Andi setzt sich wohl oder übel zu Dixi, die gefällt ihm sowieso am besten. Sie ist hocherfreut, dass sie sich nicht mehr um David kümmern muss und endlich ein Mann neben ihr sitzt, welcher ihre gute Figur zu würdigen weiss. Bis sie schliesslich mit dem Mercedes von Jon das Hotel erreichen brauchen sie glatte vier Stunden.

Andi kennt inzwischen den Körper von Dixi bis ins kleinste Detail. Die Scheiben des Mercedes sind verdunkelt, so dass niemand ins Innere des Wagens sehen kann. Schliesslich muss man sich irgendwie die Zeit im Stau vertreiben und da David das Fahren übernommen hat, haben die drei Freunde Hände und Kopf frei für die vier liebeshungrigen Schönheiten.

Das Team

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