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Der Rückzieher

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Neil und Andi lassen sich mit dem Boot auf die Insel zurückfahren. Jon muss sofort zum Flughafen. Er wird in New York erwartet. Bevor er nach Buenos Aires weiterfliegen kann, stehen Verhandlungen mit dem Sponsor auf dem Programm.

Im Hotel kommen sie gerade rechtzeitig, um mit den Mädchen das letzte gemeinsame Abendessen zu geniessen. David und die Mädchen reisen morgen Samstag weiter. Sie müssen in der argentinischen Pampa noch einen Auftrag mit Werbefotos für Jeans erledigen. Andi und seine Freunde verzichten auf die Reise in die argentinische Provinz. Man wird sich aber in Buenos Aires wieder treffen.

Es gibt ein lustiger Abend und eine noch heissere Nacht. Im Zimmer von Dixi feiert man gemeinsam das grosse Glück von Andi. Es ist wirklich eine wilde Party, welche bis weit nach Mitternacht dauert. Gegen vier Uhr schläft er mit Jodi und Dixi im Arm ein. Die Beiden sind schon vorher eingenickt.

Brutal werden sie vom Portier um neun Uhr geweckt. Die Mädchen müssen bis Mittag ihre Zimmer räumen. Um Zeit zu sparen wird gemeinsam geduscht.

Bob und Andi kümmern sich darum, dass das Gepäck ins Boot verladen wird. Sie begleiten die Models noch bis zu einem Taxistand. Dort trennen sich ihre Wege. Während die vier Models zum Flughafen fahren, lassen sich Andi und seine Freunde zu einem Hotel in Strandnähe fahren. Sie wollen schliesslich noch etwas von Rio sehen. Die nächsten zwei Tage besuchen sie alle Sehenswürdigkeiten in und um Rio. Vom Zuckerhut bis zum grossen Fussballstadion wird alles besichtigt, das in einem Reiseführer Erwähnung findet. Nach dieser Tortur, Rio im Schnellverfahren, fliegen sie noch am Sonntagabend weiter nach Buenos Aires. Erst spät in der Nacht erreichen sie das Hotel. Die Models werden erst am Montag erwartet.

«Was gibt's?», fragt Andi den Kellner beim Frühstück, der mit einer Tafel, auf der sein Namen steht, um die Tische eilt.

«Telefon in Zelle drei, Senior Krüger.»

«Ja - Krüger?», meldet er sich und wartet gespannt, welches der Mädchen ein Problem hat, für welches sie seine Unterstützung braucht.

«Mick Moor, entschuldigen Sie die Störung».

«Schon gut. - Was ist los?»

«Ich habe sie bereits gestern überall gesucht, konnte jedoch ihren Aufenthaltsort nicht ausfindig machen. Ich hatte mit Jon telefoniert. Ich wollte einige Dinge für die nächsten Grand Prix mit ihm besprechen. Wissen Sie was er mir gesagt hat?»

«Keine Ahnung?»

«Das geht mich nichts mehr an, der neue Besitzer des Jon Franklin Racing Teams ist Herr Andi Krüger. Er besitzt jetzt die Aktienmehrheit, ich habe damit nichts mehr zu tun. Was sagen sie dazu?»

«......... ja, was soll ich dazu sagen?», Andi weiss nicht, ob er sich ärgern soll, oder ob es sich nur um einen Scherz handelt, «ich habe beim Kartenspiel einige Aktien gewonnen. Aber dass ich dadurch Besitzer des Teams geworden bin, das ist für mich neu.»

«Es sieht ganz so aus. Auf jeden Fall kümmert sich Jon um nichts mehr. Er hat mir auch erklärt, dass Bausch und Lomb wegen Erfolglosigkeit als Sponsor zurückgetreten ist. Die Formel-1 erreicht in Amerika einfach nicht die gewünschten Einschaltquoten.»

«Von wo rufen Sie eigentlich an?»

«Ich bin bis Mittwoch in Montevideo abgestiegen.»

Er gibt Mick Moor noch die Faxnummer des Hotels durch und beendet vorerst das Gespräch: «Ich melde mich wieder, ich muss das alles zuerst Verdauen.»

«Was ist mit dir los?», fragt Neil, als er zurück an den Tisch kommt.

«Ach nichts Besonderes! - Ich bin nur soeben alleiniger Besitzer eines Formel-1-Teams geworden. Leider ist es eines, welches keinen Hauptsponsor mehr hat.»

«Gratuliere!», meint ein verunsicherter Bob.

«Du meinst, Jon hat sich abgesetzt?», fragt ein ungläubiger Neil.

«Es sieht ganz so aus.»

Danach erzählt er seinen Freunden alles, was ihm Mick erzählt hat. Am Tisch herrscht betretene Ruhe, jeder denkt nach, was das für Konsequenzen haben könnte? Aber so recht schlau wird keiner. Die Drei ziehen sich in Andis Zimmer zur Beratung zurück.

Noch bevor sie mit der Besprechung beginnen können, klopft an die Zimmertür.

«Ein Fax für Senior Krüger», meldet ein Hotelpage.

Andi nimmt das Schreiben in Empfang. Es ist ein Schreiben von Jon. Gespannt liest er es vor:

Hallo Andi!

Entschuldige bitte, dass ich mich aus dem Team zurückziehen muss. Leider sind die Einschaltquoten in Amerika für die Formel 1 so gering, dass der Sponsor das Interesse verloren hat. Ich muss so schnell wie möglich ein Team für die Indy Car Serie auf die Beine stellen. Ich kann mich nicht um zwei Teams kümmern, also habe ich an dich gedacht.

Auf einer Bank in New York habe ich die restlichen Aktien deponiert. Es sind noch vierzig Prozent. Die sind mein Abschiedsgeschenk an Bob Wilson und Neil Jounot. Jeder erhält zwanzig Prozent. Die restlichen sechzig Prozent sind bereits in deinem Besitz.

Um euch den Einstig zu erleichtern, habe ich Bausch und Lomb dazu überredet, die Spesen für die beiden nächsten Rennen zu übernehmen, das entsprechende Papier liegt unterzeichnet in den Beilagen. Bitte beachte, es handelt sich nicht um einen Fixbetrag, sondern um Garantien, die Spesenrechnungen zu übernehmen. Ihr seid also gezwungen zu fahren.

Wenn Ihr das Team auflöst, bezahlt der Sponsor nichts. Falls ihr das Team verkauft, so werdet Ihr nur einen bescheidenen Gewinn erwirtschaften, denn einen Käufer zu finden, welcher einen reellen Preis zahlt, wird nicht einfach sein. Ich habe es drei Wochen lang versucht und jetzt habe ich genug. Vielleicht habt ihr als Europäer mehr Glück.

Also, wenn ich noch einen Rat geben darf, ich würde weiter fahren und versuchen einige Erfolge zu erringen. Als Newcomer werdet ihr nicht so hoch gemessen, wie es bei mir der Fall war. Ich bin sicher, Ihr könnt es schaffen. Wenn ihr noch zusätzliche Sponsoren organisieren könnt, steht genügend Fläche auf den Autos zur Verfügung, Bausch und Lomb wird keine Schwierigkeiten machen, wenn ein weiterer Schriftzug auf dem Auto erscheint, sogar wenn er etwas grösser ausfällt als sein Schriftzug, hat er nichts dagegen, die Formel 1 ist für ihn unwichtig geworden. Den Vertrag für die nächsten zwei Rennen schicke ich per Kurierdienst nach Buenos Aires.

Viel Glück

Jon.

Die drei schauen sich nur lange an und wissen nicht, was sie sagen sollen. Sie besitzen jetzt zu dritt ein Formel-1-Team. Wer hätte vor zwei Wochen, als zur Reise aufbrachen, gedacht. Sie sind Fans der Formel Eins, aber von dem was jetzt auf sie zukommt, haben sie keine Ahnung.

«Der setzt uns das Messer an den Hals», stellt Andi fest, «ich begrüsse euch also als meine Partner.»

«Nette Geschenke verteilt der Ami!», stellt Neil fest.

«Was habe ich den damit zu tun?», fragt Bob.

«Nun, es wird sich schon etwas finden. Mit deiner Figur wirst du die hübschen Mädchen zu unserer Box locken. Das bringt eine gute Presse. Ausserdem kannst du abends die Boxen wischen, oder traust du dir das nicht zu?»

«Meinetwegen, ich habe noch keinen Job. Aber für die Spesen musst du aufkommen und sie werden nicht knapp sein, das verspreche ich dir. Irgendwie werde ich mich schon nützlich machen können.»

«Also ich bin auch dabei», erklärt Neil feierlich, «was wollt ihr ohne Anwalt in diesem Geschäft machen. Da seid ihr verloren. Also Chef, wie geht es weiter, oder willst du uns auszahlen? Aber als Erstes möchte ich mit der Bank in New York telefonieren, ob diese Papiere wirklich im Safe liegen. Wie ist die Nummer, ich rufe gleich an.»

Nach zehn Minuten kommt Neil aus dem Büro des Hoteldirektors zurück, welcher ihm den Raum für das heikle Gespräch zur Verfügung gestellt hat. Neil ist nach dem Anruf immer noch verwirrt.

«Alles scheint in Ordnung zu sein», meldet Neil, «die Papiere sind im Safe.»

«Also Partner», meint Andi, der als Erster die Fassung wiedergefunden hat, «packen wir's an? Es gibt viel zu tun, nur weiss ich noch nicht was.»

Mit einem Handschlag besiegeln die Drei ihre Partnerschaft. Die Freunde aus dem Schweizer Internat, besitzen jetzt ein Rennteam, wenn das die Professoren von damals vernehmen, die werden Augen machen. Augenblicklich sind die Ferien für die Drei vorbei. Wo soll man anfangen?

Neil und Andi ziehen sich in das Zimmer von Andi zurück und studieren den Fax von Mick, welcher inzwischen eingetroffen ist.

«Das Wichtigste ist, sofort zu verhindern, dass jemand unberechtigt Geld abzweigen kann. Sie lassen sich mit den Banken verbinden, welche auf dem Fax erwähnt sind. Mit einigen Schwierigkeiten gelingt es, die Konten zu sperren und die neuen Besitzverhältnisse bekannt zu geben. Ausserdem lassen sie sich von jeder Bank den Zahlungsverkehr der letzten Monate durchfaxen. Man erhofft sich daraus Klarheit über Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter zu erhalten. Noch weiss Andi nicht, wie das Werk zur Aktiengesellschaft gehören, sind sie hundertprozentig im Besitz des Teams oder ist das Team nur beteiligt? Es wird schwierig werden, diese Informationen in Argentinien zu beschaffen. So schön es in Argentinien ist, sie kommen nicht voran, jeder Anruf braucht sehr lange bis er zustande kommt.

«Ich versuche noch meinen Vater zu erreichen, vielleicht kann er uns behilflich sein. Der wird Augen machen, wenn er das hört.»

Es dauert lange bis die Verbindung zustande kommt und noch länger, bis Herr Krüger abnimmt.

«Krüger! - Was gibt es mitten in der Nacht?»

«Entschuldige Paps, - ich habe gar nicht daran gedacht, dass du bereits im Bett liegst. Es gibt Neuigkeiten.»

«Ich hoffe dir ist nichts passiert? Willst du heiraten? Oder du hast sonst einen guten Grund, mich um drei Uhr nachts aus dem Schlaf zu holen?»

«Ich weiss nicht, ob es Grund genug ist, aber ich habe ein Formel-1-Team gekauft, respektive gewonnen.»

«Was hast du? - Bist du betrunken?»

«Nein ich habe die Aktien vom Jon Franklin Racing Team beim Kartenspiel gewonnen. Jetzt hat sich der Besitzer zurückgezogen und anscheinend ist auch der Sponsor ausgestiegen.»

«Du glaubst doch nicht etwa, du hast ein gutes Geschäft gemacht?»

«Ich bin mir nicht sicher, aber ich will versuchen, das Beste herauszuholen. Entweder verkaufe ich das Team oder ich mache selber weiter, natürlich nur, wenn ich einen Sponsor finde.»

«Nun, wenigstens ist nichts Schlimmeres passiert, du bist alt genug zu wissen was du tust, aber bitte erwarte nicht, dass ich viel Geld in das Team stecke. Da musst du selber durch. Schaden wird es dir nicht, wenn du etwas arbeitest, es spielt eigentlich keine Rolle was du machst. Die Spesen für Reisen und Hotel kannst du weiter mit meiner Kreditkarte bezahlen, aber die Ausgaben, welche das Team direkt betreffen, musst du selber bestreiten.»

«Danke, ich finde es gut, dass du nicht ausflippst, aber ich bin da wirklich ganz dumm hereingeraten. Bis jetzt hat es mich noch nichts gekostet. Das Schlimmste wäre, wenn die Aktien keinen Wert mehr hätten, aber ich habe ja nichts dafür bezahlt und für einen Konkurs können sie mich nicht haftbar machen! - Das meint wenigsten Neil.»

«Das stimmt, solange es eine Aktiengesellschaft ist, kann dir nichts passieren, sofern du keine Urkunden frisieren musst.»

«Hast du Möglichkeiten morgen einige Informationen über das Team zu organisieren? Von Argentinien aus dauert es viel zu lange, bis man an die richtigen Leute gelangt und ausserdem hast du die besseren Verbindungen.»

«Ich will mich informieren, wie ich dir helfen kann, schicke einen Fax mit den wichtigsten Angaben in mein Büro, ich werde unsere Finanzfachleute damit beauftragen die wichtigsten Informationen zu beschaffen.»

Erleichtert legt Andi den Hörer beiseite. Er ist froh, dass es sein Vater relativ ruhig aufgenommen hat. Gut, vermutlich war er gar noch nicht richtig wach und wird es erst Morgen begreifen, was er ihm mitgeteilt hat.

Beim gemeinsamen Nachtessen wird noch eifrig diskutiert, wie soll es weiter gehen? Aber konkret schaut nichts heraus, man beschliesst, früh ins Bett zu gehen. Alles Weitere wird sich ergeben.

Das gesamte Team versammelt sich am Nachmittag um vier Uhr in einem Konferenzraum im Hotel Hilton in Buenos Aires. Andi ist sehr nervös, als er die Sitzung eröffnet.

«Die meisten von euch kennen mich bereits, ich bin Andi Krüger und Jon hat mir die Leitung des Teams übertragen. Ihr seid sicher genauso überrascht wie ich es gestern war, aber wir wollen gemeinsam versuchen, dass wir das Team über die Runden bringen. Als Mitbesitzer und neue Mitarbeiter im Team darf ich ihnen Bob Wilson, studierter Maschinenbau-Ingenieur und Neil Jounot, unser Jurist vorstellen. Ich hoffe, dass ihr die neue Führung auf allen Ebenen unterstützt. Erwarten sie bitte nicht, dass wir das Team auf den Kopf stellen. Mark Nelson wird den Grand Prix von Argentinien so organisieren, wie wenn Jon krank wäre. Wir werden euch so gut es geht unterstützen, bleiben aber im Hintergrund. Wir schauen uns die Arbeitsweise des Teams an und werden versuchen, Verbesserungen beim nächsten Rennen zu realisieren. Ich bin überzeugt, dass wir nicht viel ändern müssen, den ihr seid alles echte Profis.

Natürlich hat uns Jon auch einige Probleme vererbt, welche nicht in eurem Wirkungsbereich liegen, nämlich die Beschaffung von Finanzen. Die Spesen für die nächsten zwei Rennen sind zugesichert, aber wie sieht es mit technischen Weiterentwicklungen aus? Es ist unerlässlich, dass wir neue Geldgeber für das Team finden. Bis ein neuer Sponsor gefunden ist, werden wir auch den alten Namen beibehalten. Ich bedanke mich für ihre Mitarbeit in diesen schweren Zeiten und hoffe auf ein erfolgreiches Wochenende, wir können es brauchen. Noch etwas, die Presse erfährt es von mir und sonst von niemandem, ist das klar? Wer etwas durchsickern lässt fliegt fristlos raus.»

Mit einem verhaltenen Applaus werden die Worte von Andi verdankt. Noch ist das Eis nicht gebrochen, die Leute sind misstrauisch und fürchten um ihren Job. Diese Angst kann und will Andi ihnen nicht nehmen, sie sollen sich ruhig selber unter Druck setzen, nur so sieht man, welche Leute ins Team passen und welche nicht.

«Ich bitte Rennleiter Mark Nelson, die Sitzung weiterzuführen und das Wochenende in Buenos Aires zu organisieren.»

Andi zieht sich zurück und überlässt Mark das Rednerpult. Er setzt sich am hinteren Ende des Tisches und schreibt sich viele Bemerkungen auf, was zu organisieren ist, wie es gemacht wird, was seiner Meinung nach überprüft werden muss. Am Ende der Besprechung hat er mehrere Seiten Notizen aufgeschrieben.

«Wir treffen uns in einer halben Stunde in meinem Zimmer», meint Andi zu seinen beiden Teilhabern, «ich möchte wissen, was ihr von dieser Besprechung haltet.»

Auch Neil hat viele Notizen aufgeschrieben, das Blatt von Bob ist beinahe leer.

«Was glaubst du, wie arbeitet das Team?», fragt Andi Neil.

«Ich würde sie einmal machen lassen, es hat wirklich keinen Wert, wenn wir als Neulinge uns einmischen. Wir müssen alles genau beobachten.»

«Das meine ich auch. Machen lassen und aus Fehler lernen. Den gleichen Fehler bitte nur einmal machen. Das soll unser Motto sein», beteiligt sich jetzt auch Bob an der Diskussion.

«Damit ist das Rennwochenende auf den Schienen, jetzt können wir uns um die mittelfristigen Finanzen kümmern», stellt Neil fest, «wir müssen versuchen einen lokalen Sponsor für das Rennen zu finden, damit wir etwas Reserven schaffen können. Einige Weiterentwicklungen sollten wir schon noch machen können. Ich weiss noch nicht welche, aber Stillstand bedeutet in diesem Geschäft Rückschritt.»

«Also los, auf was warten wir noch?», meint Andi, «morgen klappern wir einige Büros in der Hauptstadt ab. Könntest du schon einen provisorischen Vertrag aufsetzen? Wie lange würde das dauern?»

«Ich denke bis Morgen bin ich bereit. Andi versuche du schon einige Termine für Morgen zu vereinbaren.»

«Alles klar, ich organisiere ein Mietauto und halte euch die Models vom Leib, die sind soeben eingetroffen. Ihr habt sicher keine Zeit für Partys», erklärt der praktisch veranlagte Bob und verlässt bereits das Zimmer.

Andi studiert das Telefonbuch von Buenos Aires. Nach einer halben Stunde hat er immerhin vier Termine vereinbaren können.

Morgen um acht Uhr kann es losgehen. Die erste Verhandlung als Besitzer eines Formel-1-Teams steht bevor. Andi wartet schon unten in der Rezeption. Ausnahmsweise ist Bob schon da, während Neil noch nicht so weit ist.

«Ich habe Dixi noch eingeladen, sie wird uns als Sekretärin begleiten. Du wirst es nicht glauben, aber sie kann sogar Steno und versteht spanisch», erklärt ihm Bob.

«Du hast manchmal brauchbare Ideen», stellt Andi fest.

Die Aufzugstüre geht auf und alle Männeraugen richten sich auf Dixi, welche soeben die Halle betritt. Sie sieht umwerfend aus. Kein Mann wird es fertig bringen, Dixi vorzeitig zu verlassen, der Anblick ist einfach zu aufregend. Sie ist die Garantie dafür, dass sie sicher nicht sofort abgewiesen werden. Mit dem nächsten Aufzug erscheint auch Neil seine Aktenmappe unter dem Arm geklemmt. Alle sind bereit aufzubrechen, aber Andi ist noch im Kiosk verschwunden. Dort sucht er nach Formel-1-Modellen. Der Ladenbesitzer ist zum Glück voll auf die Formel-1 eingestellt und hofft am Grand Prix tüchtig mitzuverdienen. Es sind tatsächlich alle Modelle vorhanden, nur der Ferrari ist ausverkauft. Der Verkäufer versteht die Welt nicht mehr, als er gleich acht Modelle vom Jon Franklin Racing Team verkaufen kann. Jetzt kann es losgehen. Sie sind gut gerüstet.

Optimistisch geht es zur grössten Tageszeitung von Buenos Aires. Etwas unsicher verlangen sie nach dem Chefredaktor.

«Buenos Dias!», meldet sich ein schick gekleideter Herr, «der Chefredaktor hat leider keine Zeit. Ich soll mit ihnen die Vorverhandlungen führen.»

Seine kühle reservierte Art legt er sofort ab, als er Dixi das erste Mal in die Augen geschaut hat. Jetzt ist auch er sehr nervös.

«Wir suchen für das Jon Franklin Racing Team einen Co-Sponsor für den Grand Prix von Buenos Aires und haben da an sie gedacht. Sie sind die bedeutendste Tageszeitung von Argentinien, da müssen sie doch am Grand Prix Interesse haben. Als Co-Sponsor hätten sie natürlich auch das Recht auf eine Exklusivreportage über unser Team. Sind sie interessiert?»

Etwas verlegen schaut er auf Dixi, natürlich ist er interessiert mit ihr noch weiter zu plaudern, aber eigentlich hat er den Auftrag vom Chefredaktor, sie abzuwimmeln. Es ist aber nicht nur Dixi die ihn verwirrt, so langsam spürt er, dass da eine Story in der Luft liegt. Was haben die jungen Leute mit dem JFRT zu tun? Er ist schon lange Journalist und hat eine gute Nase für interessante Storys.

«Was habt ihr mit dem Team zu tun?»

«Das verraten wir Ihnen, wenn wir einen Vertrag abgeschlossen haben. Nur soviel, es wird eine grosse Geschichte, das versprechen wir ihnen.»

«Ich muss schnell telefonieren», meint er höflich und verlässt das Sitzungszimmer.

Nach fünf Minuten kommt der Redaktor zurück und setzt sich optimistisch und bedeutend ruhiger an den Verhandlungstisch. Offenbar hat er Unterstützung von oben erhalten.

«Sie möchten, dass wir auf ihrem Boliden Werbeflächen belegen. Gut, ihr Team ist nicht sehr erfolgreich, aber was soll's, wir müssten es eben etwas interessanter machen. Wir haben da unsere Möglichkeiten. Wenn der Preis stimmt, sind wir dabei.»

«Wir haben eine Preisliste. Ab fünfzigtausend Dollar ist man dabei. Die grosse Fläche auf der Seite neben dem Cockpit kostet hundertfünfzigtausend Dollar. Das Exklusivinterview kostet 100'000 Dollar und eine Beteiligung an den Erträgen beim Verkauf an andere Journalisten von 50 Prozent der Einnahmen.»

«Also fünfzigtausend Dollar darf ich auf alle Fälle einsetzen, das hat der Chef bereits bewilligt. Für die grosse Fläche brauche ich seine Zustimmung, aber zuerst möchte ich noch wissen, welche Exklusivstory sie anzubieten haben.»

«Das ist ganz einfach, ich und meine beiden Partner sind die neuen Besitzer des JFRT. Jon Franklin hat sich zurückgezogen und will in der Indy-Car Serie ein neues Team aufbauen. Die Aktien hat er uns geschenkt. Allerdings nimmt er den Hauptsponsor mit.»

«Das ist allerdings eine grosse Story, ich muss sofort den Chef anrufen», erklärt er und verlässt noch einmal den Raum, «ich denke wir sind im Geschäft.»

Kurze Zeit später erscheint der Chef persönlich im Sitzungszimmer. Es wird nicht über die teuerste Fläche verhandelt, aber an der Fläche auf dem Frontflügel, für achtzigtausend Dollar ist der Mann interessiert. Dafür verspricht der Chefredaktor, dass in seiner Zeitung das JFRT als argentinisches Team behandelt wird und er wird persönlich für einigen Rummel sorgen. Dass ausser einer Werbefläche auch ein Reporterteam der Zeitung, für die ganze Grand Prix Zeit als Gast an den Boxen eingeladen wird, ist von gegenseitigem Interesse. Auch der Chefredaktor ist vom Busen von Dixi begeistert. Ausserdem steigert sich sein Interesse noch mehr, als er erfährt, dass an den Boxen auch Bilder für einen Männerkalender mit Dixi und den drei anderen Models geplant sind. Natürlich darf auch das Reporterteam der Zeitung mitknipsen. Der Chefredaktor ist sehr interessiert, feilscht aber mit dem Preis. Neil und Andi ziehen sich kurz in den Gang zu einer kurzen Beratung zurück, dann sind sie mit einem Rabatt von zehn Prozent einverstanden, denn die Präsenz der einheimischen Presse garantiert Schlagzeilen in der Zeitung. Die Reporter bekommen eine Beziehung zum Team. Sicher gibt es einige Nahaufnahmen in der Tageszeitung und besondere Berichte, was für die regionalen Sponsoren sehr wichtig ist. Als Neil den unterschriebenen Vertrag verstaut, sind neunzigtausend Dollar in der Kasse des Teams.

Für das Exklusivinterview muss die Zeitung sich mit einer europäischen Zeitung verbünden, für die Argentinier ist das Risiko zu gross, doch auch dieses Geld ist in der Kasse, wenn auch nicht für hundert, so doch für siebzigtausend Dollar plus die zwanzigprozentige Beteiligung an den Vermarktungsrechten. So langsam macht die Sache Spass.

Die Details für das Exklusivinterview sind schnell erledigt. Für den ersten Tag reicht eine relativ kurze Meldung. Weiter Meldungen gibt es beim morgigen Training. Da werden sich die Reporter der anderen Zeitungen die Nase plattdrücken, ein neuer Teamchef und niemand weiss etwas über ihn. Sie werden die Lokalzeitung kaufen müssen, um etwas zu erfahren. Es wird vereinbart, dass die Exklusivität nur zwei Tage gilt, nachher muss man auch die ausländischen Reporter zufrieden stellen. Nach dem ersten Erfolg, macht sich das Quartett optimistisch auf den Weg zum nächsten Termin.

In der Direktion bei der argentinischen Fluggesellschaft Argentinien Airline werden sie von einer Sekretärin freundlich empfangen und in ein Sitzungszimmer geführt. Der Direktor sei noch an einer Sitzung. Sie wird den Sachbearbeiter für das Marketing rufen und ihn beauftragen, mit ihnen zu verhandeln.

Andi stellt sich und seine Freunde vor, dann erklärt er sein Anliegen. Für den Grand Prix von Argentinien gibt es noch freie Werbeflächen auf dem Auto und die wollen sie in einer Blitzaktion verkaufen. Für sechzigtausend Dollar gibt es bereits einen kleinen Aufkleber an der Innenseite des Heckflügels. Bis zu hunderttausend Dollar kosten die Werbeflächen über der Nummer und für zweihunderttausend gibt's die Seite neben dem Fahrercockpit. Durch die garantierte Pressepräsenz im Lokalblatt, hat man kurzfristig die Preise angehoben. Die Hauptfläche des Heckflügels wollen sie immer noch für den Hauptsponsor freihalten, denn der zahlt doch die grösste Summe zum Bestreiten des Grand Prix von Argentinien und er soll dafür seine Werbung bekommen.

Während Andi alles erklärt, zeigt Dixi am Modell wo die Werbeflächen liegt, welche eben zur Diskussion stehen. Dabei steht sie sehr nahe beim Sachbearbeiter und wenn sie sich vorbeugt, wird dieser sehr stark abgelenkt, denn durch den Ausschnitt erhält er freie Sicht auf den Busen von Dixi. So lässt er sich gerne ausführlich erklären, was für Werbeflächen zur Verfügung stehen. Nach einer halben Stunde erscheint der Direktor und wird von seinem Sachbearbeiter kurz orientiert. Auch er lässt sich von Dixi ausführlich die Werbeflächen am Model zeigen und vergisst dabei die andere wichtige Sitzung, diese Argentinier sind richtige Machos.

Geschickt präsentiert jetzt Dixi einen Vertragsentwurf. Neil setzt auf seinem Laptop jeweils die entsprechenden Zahlen und speziellen Vertragstexte ein und nach einer weiteren halben Stunde steht der zweite Werbevertrag der neuen Teamführung. Immerhin ein Vertrag über weitere neunzigtausend Dollar ist im trockenen. Ausserdem erhält das Team rund hunderttausend Flugkilometer geschenkt, welche im nächsten halben Jahr durch Mitglieder des Teams bezogen werden können.

Als sie abends um sechs Uhr ins Hotel zurückkehren, sind sie müde, aber glücklich. Immerhin 350’000 Dollar zusätzlich in der Teamkasse. Das ist doch ein gutes Ergebnis für einen Tag. Die Begeisterung der Argentinier für die Formel-1 und schönen Frauen hat sich bezahlt gemacht. Bis weit in die Nacht wird gefeiert. Die vier Models sind in Hochform und auch David lässt sich anstecken, er lässt sich das erste Mal seit Jahren von einer Frau verführen.

Als Andi am nächsten Morgen aus dem tiefen, traumlosen Schlaf erwacht, stellt er eine ungewohnte Unruhe auf dem Hotelgang fest. Für ein Luxushotel ist das aussergewöhnlich. Immerhin ist es erst sechs Uhr früh, wie Andi mit einem Blick auf seine Omega feststellt. Auch Dixi wundert sich, auch sie blickt verschlafen aus den Kissen.

«Was ist denn das für ein Lärm?», fragt sie, «ich bin ja erst eingeschlafen und bin noch todmüde, aber bei so einem Krach kann man ja nicht schlafen.»

«Auf dem Flur scheint es ein Gedränge zu geben, ich weiss auch nicht was los ist. Wir machen besser nicht auf und informieren uns an der Rezeption, was los ist», erklärt Andi und greift nach dem Hörer.

Es wird ein sehr lautes Gespräch. Andi diskutiert heftig mit dem Portier. Erst nach gut zehn Minuten legt er auf, «da draussen warten fast hundert Reporter darauf, dass wir rauskommen», erklärt er Dixi, die anhand des Gespräches schon lange begriffen hat, was los ist, sie hat sich bereits schminkt.

«Sie werden notfalls die Polizei rufen, wenn die Reporter nicht freiwillig abziehen. Immerhin haben wir einen Exklusivvertrag mit der Zeitung. Die besitzen die Exklusivrechte für die nächsten zwei Tage und das müssen sie respektieren», erklärt Andi weiter, obwohl Dixi sehr mit sich selber beschäftigt ist, «die sollen sich bei der Zeitung mit Fotos eindecken, von mir kriegen sie nichts und du musst dich nicht schminken, wir gehen nicht raus. Ab ins Bett mit dir, ich werde für Ruhe sorgen.»

Andi nimmt nochmals den Hörer ab und ruft Neil und Bob an, damit sie nicht etwa aus Versehen auf dem Hotelgang erscheinen. Sie werden im Zimmer Frühstücken müssen. Mit dem Privatleben ist es ab heute vorbei. Eine halbe Stunde später wird es auf dem Flur ruhiger und sie können nach dem Frühstück weiterschlafen. Auf dem Frühstückstablau finden sie auch die Morgenausgabe der Lokalzeitung. Auf der ersten Seite ist ein grosses Bild von Andi, darunter ein zweites, etwas kleineres Bild, zeigt ihn zusammen mit Neil, Bob und Dixi. Dazu in grossen Buchstaben die Meldung über den neuen Teamchef des Jon Franklin Racing Teams. Auf Seite drei gibt es die ersten Angaben zu der Person von Andi Krüger. Noch nicht viel, nur dass er der Sohn vom millionenschwere Industrieunternehmer Philip Krüger ist. Weiter wird auf seinen Doktor der Physik hingewiesen. «Revolutioniert der Wissenschaftler die Formel-1 wird gefragt.»

Gegen Mittag fühlt sich Andi ausgeschlafen, er will unbedingt etwas unternehmen, schliesslich hat er jetzt Verpflichtungen und kann nicht den ganzen Tag verschlafen. Ab elf Uhr verwandelt sich sein Zimmer in ein Büro, was Dixi sofort in die Flucht schlägt, sie schläft im Zimmer von Neil weiter. Dieser ist inzwischen zu einer Lagebesprechung ins Zimmer von Andi gekommen. Das Telefon ist dauernd belegt. Von seinem Vater hat er mehrere Faxe erhalten. Heute Nachmittag werden mit einer Kurierpost die wichtigen Dokumente eintreffen. Auf Sponsorensuche müssen sie heute nicht mehr gehen. Die letzte freie Fläche konnte am Telefon fast zum doppelten Preis verkauft werden.

Gegen zwölf Uhr ist sogar Bob aufgetaucht und schaut dem hektischen Treiben zu. Er langt am Buffet kräftig zu, während Neil und Andi wichtigeres zu tun haben. Die Verhandlungen mit den Banken sind sehr zeitraubend und kosten Nerven. Bis die begriffen haben, dass Jon nicht mehr Besitzer des Teams ist und in finanziellen Dingen nichts mehr zu sagen hat, braucht es viel Geduld. Gegen zwei Uhr sind die grösseren Konti gesperrt, ohne Unterschrift von Andi oder Neil können keine Transaktionen getätigt werden. Obwohl sie eigentlich sicher sind, dass Jon sie nicht betrügen will, ist es besser, die nötigsten Vorsichtsmassnahmen zu treffen.

«Bob!», erklärt Andi, «du machst dich jetzt auf die Suche nach den Aufklebern. Die meisten Sponsoren sollten sie jetzt fertig haben. Wenn jemand Probleme hat, so hilfst du ihm bei der Beschaffung, notfalls fragst du die Zeitungsleute um Rat, aber bis heute Abend will ich die Schriftzüge in der vereinbarten Grösse an der Rennstrecke haben. Alles klar?»

«Bin schon weg, du musst mir nur noch erklären, wie ich an den Reportern vorbeikomme. - Nein lass es! Ich schaffe das schon. Auf den Gängen besteht keine Gefahr hat der Portier gesagt. Wenn ihr raus will, ruft ihr bei Dixi an, ich erkläre ihr, wie sie es anstellen muss, dass ihr rauskommt.»

Wir müssen unbedingt zur Rennstrecke, dort treffen am späteren Nachmittag die Lastwagen ein», stellt Neil fest, «es würde sich gut machen, wenn der Boss die neue Situation seinen Mechanikern als erstes erklärt. Aber vermutlich ist es sowieso zu spät, die wissen es sicher schon aus der Zeitung.»

Das Team

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