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Argentinisches Abenteuer

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Am Donnerstagmorgen geht es an die Boxen. Die Lastwagen mit dem Material sind eingetroffen. Im riesigen Durcheinander, suchen die schweren Lkws ihre Parkplätze. Mark Nelson, der Rennleiter dirigiert seine Leute. Die Mechaniker entladen die Lkws. Ein riesiges Chaos herrscht. Wild wird diskutiert und durcheinander geschrien. Andi beobachtet die Szene und macht wieder Notizen. Bob kümmert sich um das Reporterteam und die Models, welche sich von David in diesem Durcheinander ablichten lassen. Neil ist in der Stadt unterwegs, um die neuen Schriftzüge für die sieben Sponsoren zu beschaffen. Keine leichte Aufgabe, denn zwei der Sponsoren verfügen nicht über Aufkleber in der richtigen Grösse.

Es dauert den ganzen Nachmittag, bis aus dem Chaos der Kisten, langsam eine funktionierende Werkstatt entsteht. Jetzt werden auch die drei Boliden ausgeladen und in die Boxen geschoben.

Gegen dreizehn Uhr bevölkert sich der Platz vor der Boxeneinfahrt. Bereits sehr aktiv sind die Leute vom grössten argentinischen Privatfernsehen, welches ebenfalls zum Zeitungskonzern gehört. Das Ersatzauto wird vor die Boxen gefahren und die Models posieren für David. Die engen Minis und leicht durchsichtigen Blusen oder T-Shirts betonen mehr die Figuren der Models, als dass sie sie verhüllen. Bob hat eine Stereoanlage installiert und spielt heisse rockige Musik. Es dauert nicht lange und alle Leute, welche sich an irgendeiner Boxe langweilen, weil sie nichts zu tun haben, versammeln sich vor der Box des Jon Franklin Racing Teams. Bald wimmelt es nur so von Prominenz, wobei vor allem das weibliche Geschlecht versucht, sich in Szene zu setzen. Schauspielerinnen, Models und Gattinnen von Rennfahrer hängen vor der Box des Franklin Teams herum, was wiederum viele Reporter anzieht, welche die Prominenz auf dem Bild festhalten wollen. Andi versteckt sich hinter der geschlossenen Boxentüre vor den Reportern, welche nur allzu gern ein gutes Foto von ihm schiessen würden.

David hat schon lange aufgehört zu arbeiten, denn eine solche Hektik ist nichts für ihn. Auch die vier Models sind über die Konkurrenz nicht besonders glücklich. Die anfängliche Unsicherheit löst sich allerdings schnell. Für die Girls ist es ebenfalls eine gute Reklame, wenn sie auf den gleichen Fotos, wie die Prominenz zu sehen sind. Es ist ihnen nämlich auch aufgefallen, dass sie neben den Stars keine schlechte Figur machen.

Hinter der geschlossenen Tür arbeiten die Mechaniker unter der Leitung von Mark Nelson intensiv an den Boliden. Nur bei kurzen Pausen dürfen sie sich auch unter die Promis mischen und dort ihren verdienten Snack einnehmen. Bob hat inzwischen, gesponsert vom Curacao, ein leckeres Buffet aufgefahren, was noch zusätzlich Leute anlockt. Andi beobachtet im Boxeninneren die Arbeit der Mechaniker. Gelegentlich macht er sich Notizen, sagt aber nichts. Der Chef in der Box ist Mark, unterstützt von Jeff und daran will Andi vorerst nichts ändern.

Zwischendurch macht das Reporterteam der Zeitung, gemeinsam mit dem Fernsehteam ein Exklusivinterview mit Andi. Locker gibt er der hübschen Reporterin, welche die Fragen stellt Antwort. Was die alles wissen will, nichts wird ausgelassen. Vom Geburtsort in Monaco, über seinen Vater bis zu den intimsten Fragen wie, wann er das erste Mal Sex hatte, alles wollen sie wissen.

Gegen fünf Uhr wird es vor der Boxe ruhiger. Die Prominenz verzieht sich ins Hotel. Bis zum Abendessen muss man sich neu eingekleidet, erneut den Fotografen präsentieren. Bob und Neil übernehmen die Betreuung der Promis auf der Fahrt ins Hotel. Andi bleibt bei den Mechanikern. Von den Resten des Buffets, gibt es ein ausgezeichnetes Nachtessen für die Mechaniker. Danach wird weitergearbeitet und Andi schliesst um Mitternacht als Letzter die Boxen ab.

Bereits im Abendmagazin des Privatfernsehkanals wird ein halbstündiger Bericht aus der Box des JFRT gesendet. Dabei kommen auch die einheimischen Sponsoren gut zur Geltung. Es gelingt den Reportern tatsächlich, das Team als beinahe argentinisches Team vorzustellen. In der Morgenausgabe der Tageszeitung wird dieser Eindruck noch verstärkt. Die Begeisterung der Argentinier für die Formel-1 ist den Leuten seit Manuel Fangio in die Wiege gelegt worden. Jetzt wird ihnen noch vorgegaukelt, dass das JFRT praktisch ein argentinisches Team ist, was natürlich mit grosser Begeisterung zur Kenntnis genommen wird. Vom Interview mit Andi wird erst ein kurzer Ausschnitt gesendet und auf eine Sondersendung von morgen Mittag verwiesen.

Eine weitere grosse Show wird abgezogen, als die beiden Piloten am Flughafen eintreffen. Wie grosse Stars werden sie empfangen. Auch die Models werden ins rechte Licht gerückt, so dass das Interesse am Team und den Fahrern noch mehr gesteigert werden kann. Top gesteilt stechen diesmal die Models die beiden Freundinnen der Fahrer aus.

Am Morgen frühstücken Andi, Bob und Neil gemeinsam mit den beiden Piloten Mick und Ted, abgeschirmt vor der Presse in der Präsidentensuite. Ebenfalls dabei sind die Ingenieuren Jeff und Mark. Beim Kaffee wird die Taktik für das Grand Prix Wochenende zurechtgelegt. Die Piloten werden über ihre Verpflichtungen gegenüber den lokalen Sponsoren aufgeklärt.

«Noch wissen wir sehr wenig vom Team. Wir brauchen etwas Zeit, bis wir die wahren Probleme erkennen können. Es wird sicher nicht möglich sein, hier in Argentinien gross aufzutrumpfen. Ich bitte euch deshalb um Zurückhaltung, vor allem in den freien Trainings. Wir können keine Unfälle brauchen, denn das hätte auf die momentane Finanzlage des Teams verhängnisvolle Folgen. Ich muss sie deshalb bitten, sich ein wenig zurückzuhalten.»

«Wie geht es denn nun mit dem Team weiter?», fragt Mick.

«Wir werden versuchen, das Team weiter zu führen. Aber das geht natürlich nur, wenn wir einen neuen Hauptsponsor finden», antwortet Andi.

«Wie sieht es mit unseren Verträgen aus?», fragt Ted.

«Im Prinzip sehe ich keinen Grund, die Verträge nicht zu erfüllen, aber es wird natürlich so sein, dass ein neuer Sponsor mit den Fahrern einverstanden sein muss. Mit guter Presse, wird es sicher einfacher, den Sponsor zu überzeugen, dass sie die richtigen Fahrer fürs Team sind.»

«Ich konnte die Verträge noch nicht genau überprüfen», meldet sich jetzt Neil zu Wort, «es ist natürlich so, dass wir die Verträge nicht unterzeichnet haben. So gesehen, sind wir nicht unbedingt verpflichtet, sie zu erfüllen.»

«Mit andern Worten», meint Mick, «fahren wir um unsre Verträge.»

«Nein, das stimmt so nicht», meint Neil, «wir alle zusammen fahren um einen neuen Sponsor an Land zu ziehen. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Ohne Sponsor geht nichts und da müssen wir zusammenhalten und kämpfen.»

«Das kann ich nur unterstreichen», ergänzt Andi, «wir müssen ein Team werden, welches sich in der Presse gut verkauft. Natürlich würden gute Resultate der Sache nützen, ich glaube der Start ist uns ganz gut gelungen. Die Pressepräsenz ist vorhanden, sie werden uns schon für zwei Rennen Kredit einräumen.»

«Alles klar!», meint Mick, «ihr seid wenigstens ehrlich, eine Seltenheit in diesem Geschäft. Wir werden uns Mühe geben, die Kisten heil über den Kurs zu bringen.»

«Bitte nennen sie unsere Rennwagen nicht Kisten, eine positive Einstellung ist das Wichtigste. Wir können nicht viel tun, aber wenigstens die Dinge, welche nichts kosten, sollten wir ausnützen und das ist eine gute Moral.»

«Alles klar!», antwortet Ted, «ich sehe, es weht ein anderer Wind im Team. Ich werde fürs Team kämpfen.»

«Ja, aber nicht vergessen, den Boliden darf hier nichts passieren», beendet Andi das Gespräch, «um zehn Uhr beginnt das freie Training, ich wünsche euch beiden viel Glück. Neil wird sie herausfahren auf die Strecke. Ich schaue vorher schon bei den Mechanikern vorbei.»

Bob und Andi fahren sofort zur Rennstrecke und beobachten die letzten Vorbereitungen der Mechaniker. Alle drei Boliden sind bereit. Die Motoren sind gewechselt und müssen nur noch eingestellt werden. Jeff, lässt den ersten Motor laufen und hört auf das Motorengeräusch. Dazwischen klickt er mit der Maus eine Zahl auf dem Bildschirm an und verändert sie.

Um neun Uhr treffen auch die beiden Fahrer in der Box ein und erkundigen sich bei den Chefmechanikern nach dem Zustand der Boliden. Mick scheint mit dem Ergebnis der Nachfrage zufrieden zu sein, während Ted etwas enttäuscht ist. Jetzt begrüsst auch Andi die beiden Piloten.

«Ich möchte noch kurz die neuste Taktik für das heutige Training besprechen. Können wir das beim Umziehen erledigen?»

«Kein Problem, wir sind nicht prüde», meint Mick.

«Was ich gehört habe, ist die Rennstrecke sehr rutschig. Sie hat einige Bodenwellen und ist sehr gefährlich. Das Motto für heute lautet. Möglichst alle erlaubten Runden drehen. Ist das klar. Keine Ausritte, die können wir uns nicht leisten. Lernt die Strecke gut kennen und stimmt die Autos gut ab. Wir sorgen an der Boxe mit der Presse für einigen Rummel, lasst euch dadurch nicht beirren. Alles O.K.?»

«Wir sollen einfach wie Tourenwagenfahrer um den Kurs fahren?», fragt Mick, «das bringt doch nichts.»

«Wir müssen leider mit einem bescheidenen Budget über die Runde kommen und können uns keine zerstörten Autos leisten. Oder haben sie einen Sponsor, welcher für den Schaden aufkommt?»

«Nein, natürlich nicht.»

«Versuchen wir es einmal auf diese Art», meint Ted, «bis jetzt sind wir ja auch nicht von Erfolgen verwöhnt worden, ich werde versuchen, mit Reserve um den Kurs zu fahren. - Alles O.K. Boss!»

«Alles O.K. Boss!», bestätigt auch Mick und reicht Andi die Hand.

Eine Stunde vor Trainingsbeginn treffen die Reporter des Sponsors ein. Das Team besteht auch heute aus schreibenden Journalisten und dem Fernsehteam. Bob eröffnet wieder seine Disco und schon bald treffen die ersten Prominenten ein. Bob und Neil widmen sich den Presseleuten. Mit Beginn des ersten Trainings, enden die Exklusivrechte der argentinischen Zeitung. Auch die vier Models strahlen bereits um die Wette und sind mit Aufnahmen für den Kalender beschäftigt solange sich der Rummel noch in Grenzen hält.

Doch mit der Ruhe ist es schnell vorbei.

«Die Madonna kommt», verkündet ein Reporter ausser Atem, «ein Kollege machte heute Morgen ein Interview mit ihr. Sie ist für den Evita-Film auf Werbetour und da fragte sie ihn, ob er einen Besuch bei der Formel-1 organisieren könne. Er hat mich sofort angerufen und ich habe natürlich zugesagt. Sie kommt bereits in einer halben Stunde.»

Diese Meldung schlägt wie eine Bombe ein. Es ist klar, die Einladung gilt für die Boxen des Jon Franklin Racing Teams, das ist sie sich als Amerikanerin, welche vorgibt, wie eine Argentinierin zu denken, schuldig. Vor der Box gibt es einen Volksauflauf. Die Polizei wird aufgeboten, es müssen zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Die Leute ohne direkte Einladung der JFRT-Box werden gebeten, sich zu entfernen. Danach wird es ruhiger. Die Reporter beginnen das Team abzuschirmen. Madonna gehört allein ihnen. Bob sucht verzweifelt nach Madonna-CDs. Durch die strickte Begrenzung der Besucherzahl kann das Mechanikerteam einigermassen ruhig arbeiten. Sie müssen ihre zwei Boliden startklar zu machen. Heute ist man nicht auf die Masse der Besucher angewiesen, heute zählt die Qualität. Bis zum Trainingsbeginn ist alles vorbereitet, der Star kann kommen.

Ungeachtet des Rummels gehen die Boliden als drittes Team auf die Strecke und drehen ihre ersten Runden. Die Zeiten sind nicht berauschend, sie liegen aber sicher innerhalb der 107-Prozent-Limite. Die ersten Dreher verlaufen glimpflich. Mick und Ted kommen rein und Mark gibt den Mechaniker seine Entscheidungen, welche er nach den kurzen Gesprächen mit den Fahrern getroffen hat, bekannt. Die Mechaniker beginnen einige Einstellungen zu verändern. Jeff betrachtet auf dem Computer die Ausdrucke des Motors und verändert ebenfalls einige Werte.

Die Mechaniker geben soeben das Zeichen, dass alles soweit erledigt ist, als ein Reporter ruft: «Sie kommt!»

Es ist schon erstaunlich, wie eine Person mit ihrer Persönlichkeit die Aufmerksamkeit auf sich lenken kann. Innert Sekunden sind alle andern Personen nur noch Statisten. Madonna entsteigt nicht dem schwarzen Mercedes, nein, sie entschwebt ihm. In ihrem Evita-Kostüm schreitet sie der Boxenstrasse entlang. Die Bodyguards, unterstützt von der Polizei, verschaffen ihr einen Durchgang durch die Menschenmenge, welche sich plötzlich nicht mehr für das Training interessiert.

Andi bekommt weiche Knie. Er ist eigentlich kein grosser Madonna-Fan, trotzdem ist er nervös wie ein Schuljunge bei seinem ersten Date.

Wird sie ihn auch begrüssen? Immerhin ist er ja der Gastgeber, denkt er für sich. An die Fotografen hat sich Andi inzwischen schon gewöhnt. Die letzten zwei Tage ist er so oft fotografiert worden, wie bisher in seinem ganzen Leben, aber was jetzt vor der Boxe abläuft, so etwas hat er wirklich noch nie erlebt, die Reporter sind kaum noch zu halten. Inzwischen verschaffen sich die Bodyguards eine Gasse durch den Sperrring, um die JFRT-Boxe zu erreichen. Jetzt steht Andi Madonna direkt gegenüber und sie schreitet direkt auf ihn zu.

«Hallo Andi, schön dich kennen zu lernen!», flötet sie und eh Andi etwas sagen kann, fällt sie ihm um den Hals und küsst ihn, als ob sie sich schon jahrelang kennen würden. Andi wird es ganz heiss, denn ihre betörende Figur ist durch das leichte Kostüm deutlich zu spüren. Der Kuss dauert für Andi eine Ewigkeit und noch immer macht Madonna keine Anstalten, die Umarmung zu lösen und er kann sich doch nicht zurückziehen, trotzdem ist ihm die Sache peinlich, pausenlos klicken die Fotoapparate und surren die Kameras.

«Heisser Body», stellt Madonna fest und streicht Andi über seine muskulöse Schulter. Nun sieht Andi in ihre strahlenden Augen, welche in begeistert mustern. Er scheint ihr zu gefallen. Eine Situation, welche Andi erröten lässt.

«Ich heisse sie im Namen des ganzen Teams herzlich willkommen!», erklärt Andi etwas steif, aber immerhin scheint er seine Fassung langsam wieder zu finden und erwidert dabei ihr charmantes Lächeln.

Nicht jedes Teammitglied wird so stürmisch begrüsst wie Andi, was besonders Bob nicht verstehen kann, denn ihm schenkt die Diva kaum ein Lächeln. Am schwersten ist es für die beiden Piloten, den sie sollten eigentlich raus, das Training läuft, wenn auch praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit, denn, auch die hartgesottenen Rennjournalisten interessiert zur Zeit nur Madonna. Sie öffnet ihre Handtasche und schminkt sich ihre Lippen so richtig knallig rot. Danach beugt sie sich zu Mick herunter und gibt ihm einen Kuss auf den Helm, dass ein schöner Kussmund zurückbleibt. Jetzt signiert sie noch mit dem Lippenstift. Bei der ganzen Prozedur beugt sie sich soweit nach unten, dass die Fotografen, welche das Glück haben, am richtigen Ort zu stehen, ein tiefer Einblick bis weit über die Brustwarzen hinaus erhalten. Das Schauspiel wiederholt sich bei Ted.

Als sie den Ersatzwagen sieht, zieht sie ihr Kostüm etwas hoch und zeigt sehr viel Bein, dann zwängt sich barfuss in das enge Cockpit.

«Ich darf doch?», fragt sie unschuldig, wartet aber die Antwort gar nicht ab. Wieder gibt es für die Reporter traumhafte Aussichten. Ein Sujet, wie man es nur alle zehn Jahre vor die Linsen bekommt.

«Interessieren sie sich für technische Details?», fragt Andi, «hoffentlich nicht, den ich weiss praktisch noch gar nichts.»

«Wenn sich ein schöner Mann um mich kümmert, reicht das», stellt sie fest und geht zur Boxenmauer, «Darf ich?»

Ohne die Antwort abzuwarten hält sie die Tafel raus. Dann nimmt sie die Tafel noch einmal kurz rein und schreibt mit Kreide, Viel Glück, Madonna! darunter malt sie ein grosses Herz.

Die nächste Viertelstunde wird keine einzige gute Zeit erreicht, alle fahren viel zu langsam an den Boxen vorbei, dass es für eine gute Runde reichen würde.

Andi und Neil ziehen sich mit Madonna in die Vip-Lounge der Grand Prix Strecke zurück. Diese ist vom Rennleiter zur Benutzung angeboten worden. Nun kann das Training störungsfrei, wenn auch ohne grosse Beachtung durch die Presse, zu Ende gebracht werden. Andi hat vom Training nichts mehr mitbekommen, auch wenn man in der VIP-Lounge bestens informiert wird, Madonna lenkt ihn zu stark ab.

Nach einer Stunde verabschiedet sich Madonna. Andi ist erleichtert, nun wird es an den Boxen ruhiger. Endlich kann er sich bei Mark Nelson erkundigen, wie das Training gelaufen ist.

«Alle Wagen sind heil aus dem Training gekommen, das ist das Wichtigste. Der fünfzehnte Platz von Mick ist in Ordnung. Die Zeit von Ted dagegen ist eine grosse Enttäuschung, er kommt mit der rutschigen Strecke nicht zurecht. Er liegt sogar noch zwölfhundertstel über der 107% Marke auf dem letzten Platz. Es wird für ihn sehr hart werden, sich für das Rennen zu qualifizieren.

Gegen sechs Uhr trifft Andi mit Neil und den beiden Fahrern im Hotel ein. Er hat einige Probleme durch die Halle zu kommen. Dutzende von Mikrofone werden ihm entgegengestreckt. Wenigstens bricht er jetzt, wenn er Auskunft gibt keinen Vertag mehr. Er hat keine Zeit, denn nach einem Schnellimbiss will er sofort zu den Mechanikern an die Boxe.

Im Zimmer schaut Andi die zahlreichen Faxe durch. Da ist einiges in Bewegung geraten. Die verschiedenen Banken geben ihre aktuellen Kontostände durch, Reporter fragen nach Interviewterminen, Lieferanten von Teilen fragen an, ob die Bestellungen noch gelten und das Montagewerk in der Nähe von Miami fragt an, wie es weiter geht. Am meisten freut ihn aber der Fax von seinem Vater:

Lieber Andi!

Ich bin stolz auf Dich. In fast allen europäischen Zeitungen gibt es einen Artikel über Dich. Du bist jetzt schon bekannter, als ich es je war. Die Reporter sind sehr neugierig, wenn Dir auch die Meisten nicht viel Kredit einräumen. Sie erwarten das Ende des Teams noch vor Saisonmitte. Warten wir's ab.

Bei den Bankgeschäften läuft es gut. Es sind noch einige Aktiven vorhanden. Wenn Du nach Europa kommst, können wir uns treffen und ich werde Dir alles genau erklären lassen. Jetzt ist alles so organisiert, dass kein Geld ausbezahlt wird. Die Leute, welche Geld zugute haben sind informiert, dass es wegen dem Besitzerwechsel etwas länger dauert.

Nun hängt alles von Dir ab. Das Team braucht Erfolge.

Viel Glück, Dein stolzer Papa.

Ein Lächeln huscht über Andis Gesicht. Er freut sich echt über diesen Fax. Was wird Papa erst Morgen denken, wenn er mit Madonna auf dem gleichen Bild zu sehen ist?

Er ruft Neil in seinem Zimmer an: «Hallo Neil, kannst du Ordnung in die vielen Faxe bringen. Ich verstehe nichts davon.»

«Kein Problem, ich schau vorbei.»

Eine halbe Stunde später ist Andi bereits wieder auf dem Weg zur Rennstrecke. Die Mechaniker sind überrascht, als sie zu später Stunde noch Besuch vom Chef persönlich erhalten. Andi zieht sich ein Blaumann an und stellt sich neben Jeff. Wie vor zwei Wochen funktioniert das Team, als ob sie immer zusammengearbeitet hätten. Andi hört aus den Gesprächen der Mechaniker, dass der Besuch von Madonna einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Einen so prominenten Boxengast hatten sie bis jetzt noch nie begrüssen dürfen. Trotzdem stellt Andi erfreut fest, dass sehr intensiv gearbeitet wird. Es ist beinahe Mitternacht, als sie endlich die Boxen verlassen können. Alles ist für das morgige Training bereit.

Am zweiten Trainingstag herrscht erneut viel Betrieb an den Boxen des Jon Franklin Racing Teams. Bob sorgt für die Unterhaltung der Gäste. Heute kann man nicht mit einer Madonna aufwarten, die hat einen Termin beim Staatschef, aber es wimmelt nur so von lokaler Prominenz. Dieser Umstand ist der argentinischen Presse zu verdanken. Die lokalen Prominenzen, lassen die international tätigen Journalisten kalt, so dass ruhiger gearbeitet werden kann, als noch am Vortag. Heute ist auch ein wichtiger Tag, es gilt sich unbedingt für das morgige Rennen zu qualifizieren. Keine leichte Aufgabe, denn die Konkurrenz ist stark und die 107%-Marke ist nicht einfach zu schaffen, da muss alles stimmen. Entsprechend gross ist die Nervosität, sowohl bei den Fahrern, wie auch bei den Mechanikern.

Im Warm-up vom Vormittag, liegt Ted wieder mehr als 7 Prozent zurück, allerdings hatte Andi beiden Fahrern noch einmal eingeschärft, die Boliden ganz um den Kurs zu bringen. Risiken werden erst eingegangen, wenn der Startplatz kurz vor Trainingsende nicht gesichert wäre.

Seit fünf Minuten läuft das Qualifikationstraining bereits. Die Spannung an der Box steigt, man muss darauf achten, dass die Fahrer abwechslungsweise draussen sind. Der Regisseur hat zugesichert, dass sie auf alle Fälle in die Direktübertragung kommen, einzig wenn die Ferraris und Williams draussen sind, wird es schwer werden, aber diesen Teams kann man ausweichen.

Andi redet noch einmal mit Mick: «Bitte sei vorsichtig. Wir brauchen ein ganzes Auto. Versuche die Kurven sauber zu fahren, dann gibt es auch eine gute Zeit.»

Der zweite Ferrari kommt eben rein, das ist das Zeichen für Mick. Langsam rollt er aus der Box. Bereits die Ausfahrt wird gross gezeigt. Andi ist zufrieden, die Aufschriften sind gut zu lesen.

Endlich taucht er aus der Zielkurve auf und beginnt seine erste schnelle Runde. Andis Nerven sind zum Zerreissen gespannt. Er schaut auf den Monitor. Im Gegensatz zu Brasilien, kann man ihn wenigstens im Bild bewundern. Er hält sich an die Anweisungen, sauber zieht er durch die Kurven, kein Ausbrechen, wie ein Skifahrer zieht er auf der Ideallinie seine Spur. Die erste Zwischenzeit.

«Gut!», kommentiert Andi und gibt die Zeit in den Rechner ein, «nur drei Prozent über der Bestzeit.»

Die zweite Zwischenzeit, noch immer stimmt der Fahrplan. Jetzt hat er sich leicht verbremst, kriegt aber die Sennakurve trotzdem gut hin, das war sogar recht schnell, aber Andis Puls stieg augenblicklich an. Endlich taucht Mick in der Zielkurve auf. Das sollte bereit die Qualifikation sein, nur vier Prozent hinten, das muss einfach reichen. Der argentinische Reporter schreit vor Freude. Platz zehn, so gut wie noch nie in dieser Saison, das gibt Motivation.

Nun ist Ted gefordert. Noch während Mick auf der Auslaufrunde ist, verlässt er die Boxen. Vor lauter Freude über die gute Runde von Mick hat Andi beinahe den Start von Ted verpasst. Das Bild der Direktsendung wechselt auf Ted.

Ted hat immer noch grosse Probleme mit seinem Wagen. In jeder Kurve bricht er aus. Die Zeiten liegen deutlich hinter jenen von Mick. Diese Strecke liegt Ted einfach nicht. Mit einer 1:31er Zeit kommt er in die Box zurück. Das wird nicht reichen.

Jetzt gehört die Strecke wieder den Topteams. Sieben Mechaniker kümmern sich um den Ersatzwagen. Zwei verändern an Micks Wagen die Flügelstellung, um ihn auf der Geraden noch etwas schneller werden zu lassen. Man ist bewusst mit etwas viel Flügel gestartet, um sicher durch die Kurven zu kommen. Jetzt, da der Startplatz gesichert ist, kann man etwas mehr Risiko eingehen.

Nachdem die Topteams wieder an die Box fahren, startet Mick sofort zur nächsten Runde. Diesmal kommt er noch besser durch das Senna-S, er wird sich noch einmal verbessern. Eine Verbesserung ist notwendig, denn inzwischen ist er auf Platz 18 abgerutscht.

Die erste Zwischenzeit erscheint auf dem Monitor. Zwei Zehntelsekunden schneller, das müsste für Platz 12 reichen. Die zweite Zeit ist immer noch gut. Die Spannung legt sich etwas. Aber noch ist er nicht durch die Zielkurve. Alle schauen gespannt nach links, wo er nächstens auftauchen müsste. Da ist er auch schon, sauber zieht er durch und beschleunigt. Die Zeit, 1:27,942, leider nur Platz 13, aber immerhin, damit ist man für heute zufrieden.

Jetzt gilt die Aufmerksamkeit von Andi vor allem Ted. Ab Rundenmitte ist das Fernsehen auf Ted aufmerksam geworden. So kann das Team am Bildschirm verfolgen, wie Ted unterwegs ist.

Andi flucht und haut mit der Faust auf den Tisch, dass sein Becher umfällt. Wieder hat es Ted quergestellt. Jetzt ist Andi etwas abgelenkt. Er muss den Kaffee aufwischen. Das Manöver von Ted veranlasst wenigstens das Fernsehen die Schlenker mehrmals in Zeitlupe zu zeigen. Aber die Zeit reicht natürlich nicht für eine Qualifikation. Jetzt wird es langsam eng.

Mick geht nochmals raus, als die Topteams in der Box sind. Es gelingt ihm nur eine unwesentliche Verbesserung. Inzwischen ist er auf den 14. Platz abgerutscht. Nicht so schlimm, beim Rennen ist er dabei und dass ein Mercedes hinter ihm liegt, zeigt, dass auch Topteams mit der Strecke Probleme haben.

Jetzt ist Ted bereit für seinen vorletzten Versuch. Die Mechaniker haben den Frontflügel etwas steiler eingestellt, so müsste er mehr Bodenhaftung haben. Andi geht zu im hin und redet ihm gut zu. «Versuche eine saubere Runde zu fahren, ohne jedes Risiko, aber alles auf der Ideallinie. – Mach‘s gut!»

Andi klopft ihm noch freundschaftlich auf den Helm, dann fährt Ted los. Die Hände von Andi sind nass vor Schweiss, er hat wirklich einen aufregenden Job. Gespannt schaut er auf den Monitor, aber dort ist nur Frentzen zu sehen, man kann nicht mehr warten, bis die Topteams in der Box sind, die Zeit drängt.

Endlich taucht Ted in der Zielkurve auf. Diesmal erwischt er sie gut und beschleunigt schön heraus. Die Spitzengeschwindigkeit ist nicht ganz so hoch wie bei Mick. Bei der ersten Zwischenzeit liegt er zwei Zehntelsekunde zurück. Damit hat er sich deutlich gesteigert. Nur noch das Senna-S und die Zielkurve. Jetzt ist er wieder in der Direktübertragung. Andi stellt fest, dass er diesmal eine saubere Linie hält. Andi hat sich die Zeit notiert, welche unterboten werden muss. Gefährlich nähert sich die laufende Zeit der 1:30. Andi wagt nicht mehr hinzusehen, Wieder nichts, denkt er! Doch dann die Erleichterung, 1:30,276, elf Hundertstel unter der 107%-Marke. Geschafft, jetzt kann man nur noch hoffen, dass Villeneuve seine Zeit nicht tiefer drücken. Noch fünf Minuten sind zu überstehen.

Dann endlich die karierte Flagge. Platz 14. für Mick und Ted als 24. und letzter im Fahrerfeld, nur elf Hundertstel Luft nach hinten, die Erlösung! Es ist geschafft, beide Franklins sind morgen am Start. Das Team fällt sich in die Arme, jeder küsst jeden. Dixi wird fast erdrückt. Andi ist erschöpft, eine solche Anspannung hat er noch nie erlebt, da waren die Prüfungen an der Uni richtig langweilig. Endlich spukt der Computer die definitive Schlussrangliste aus. Es ist tatsächlich geschafft, beide Wagen im Starterfeld. Mick in der siebten Reihe und Ted als letzter.

Drei Minuten nach Trainingsende läutet das Telefon. «Gratuliere, zwölf Minuten und dreizehn Sekunden auf dem Bildschirm der Direktübertragung. Das hat Jon nie geschafft», stellt der Manager von Bausch und Lomb fest, «wir zahlen noch 200’000 Dollar extra! Aber verlängern werden wir den Vertrag trotzdem nicht, die Formel-1 bringt in Amerika einfach nicht genügend Leute vor den Fernseher. Aber mit dieser Bildschirmpräsenz werden sich weitere Sponsoren finden. Ich gratuliere, für einen Neuling nicht schlecht.»

Dixi lässt im Auftrag von Andi ein kaltes Buffet auffahren. Die Leute vom Team können herzhaft zugreifen. Jeder fühlt sich als kleiner Sieger. Andi schüttelt jedem einzeln die Hand und die vier Models verteilen grosszügig Küsschen. Die Stimmung ist ausgezeichnet.

Eine Stunde später erhebt Andi sein Glas, er prostet dem ganzen Team zu und hält eine kleine Rede: «Ich möchte mich bei jedem einzelnen für den grossen Einsatz, der die letzten drei Tage geleistet wurde, bedanken. Noch gibt es viel zu tun. Ich hoffe, ihr stellt Mick und Ted auch morgen ein gutes Auto an den Start. Noch ist das Team nicht gerettet, aber mit dem zusätzlichen Geld von Bausch und Lomb können wir uns besser über Wasser halten und es sollte uns anspornen zu kämpfen. Noch müssen wir sparen und die vorhandenen Mittel gut einsetzen, aber ich bin sicher, dass, wenn wir so weitermachen, sich ein neuer Sponsor findet. So und jetzt an die Arbeit, ich erwarte für morgen zwei optimal vorbereitete Boliden am Start. Also, jeder an seine Arbeit. Mark und Jeff, ihr könnt das Kommando übernehmen.

Eine Stunde vor dem Start am Sonntagnachmittag ist sogar Bob, welcher sonst die Ruhe selbst ist nervös wie eine Braut vor dem Traualtar. Mit seinem Organisationstalent versucht er, das Team bei Laune zu halten. Wenigstens die Journalisten sind dankbar für die gebotene Unterhaltung, aber jetzt, eine Stunde vor dem Start hat er nicht mehr die Nerven ein Unterhaltungsprogramm zu bieten. Damit das Team die letzte Stunde ruhig arbeiten kann, schaltet er die Musik aus. Die Models schickt er mit David zum Essen. Er versucht wie Andi, die Mechaniker durch Botengänge und Handreichungen zu unterstützen.

Mehrere Fernsehreporter wollen ein Interview, welches sie in der Direktsendung oder bei der Zusammenfassung einspielen wollen. Den Reportern bestätigt Andi, dass er das Team vorerst weiterführen wird. Der nächste Grand Prix von San Marino ist gesichert. Die nächsten Wochen muss er sich ein Bild von der übernommenen Infrastruktur machen, das konnte in dieser Woche von Argentinien aus nicht befriedigend abgeklärt werden. Er wird deshalb sofort nach dem Rennen nach Florida reisen und das Werk besichtigen, welches im Aktienpaket von Jon Franklin enthalten ist. Zur mässigen Leistung seiner Fahrer im Warm-up vom Vormittag gibt er nur eine kurze Erklärung ab. Die Fahrer hatten die Anweisung, vorsichtig zu fahren. Das Aufheulen der ersten Motoren gibt ihm die Möglichkeit, die Gespräche zu beenden.

«Sie entschuldigen, ich muss mich jetzt um das Team kümmern.»

Andi klopft beiden Fahrern auf die Schulter und macht das Victoryzeichen. Mit einem Lächeln quittieren die Fahrer die Aufmunterung und zwängen sich ins enge Cockpit. Die Motoren lassen sich nach kleinen Problemen starten. Jeff beobachtet seinen Laptop und gibt dann das Zeichen, alles o.k. es kann losgehen. Zuerst fährt Mick los, in gebührendem Abstand folgt ihm Ted. Die Startstrecke verwandelt sich in ein Menschenmeer. Alle scheinen es eilig zu haben und versuchen sich zu beschäftigen.

Jetzt hat Bob seine Nervosität abgelegt. Er bemüht sich, die Models richtig einzusetzen. Diesmal dürfen sie ebenfalls auf die Startstrecke und sind dort ein dankbares Sujet für viele Fotografen, welche nicht wissen, ob sie die richtigen Fotos bereits im Kasten haben. Andi überlegt sich, wie viele Zeitungsseiten mit den geschossenen Bildern wohl gefüllt werden könnten, wenn jedes Bild gedruckt würde.

Für jeden im Team ist es eine Erleichterung, als endlich die fünf Minuten Tafel gezeigt wird und sich die Startstrecke langsam entvölkert. Nur die Motorenspezialisten stehen noch unter Hochdruck. Wird das verdammte Ding anspringen?

Endlich die Minutentafel ist draussen die Motoren heulen auf. Micks Motor läuft bereits während der von Ted sich erst zu einem Stottern überreden lässt. Nach einigen bangen Sekunden überlegt es sich der Motor dann doch noch und heult gequält auf. Ted tippt noch ein paar Mal aufs Gas, dann legt er den Gang ein und fährt den andern hinterher. Er steht ja auf dem letzten Startplatz, es wird ihm keine Nachteile einbringen. Etwas mehr Probleme hat Frentzen, der auch nicht gut weggekommen ist. Er mogelt sich aber durch das Feld auf seinen zweiten Startplatz.

Andi steht noch nervöser als in Brasilien an der Boxenmauer und schaut die Start-Ziel-Gerade hinunter. Endlich taucht Villeneuve auf und dahinter schleicht das Feld heran. Mick hat die erste Runde gut überstanden und geht auf seine Startposition. Ob es Ted auch geschafft hat, kann er von seinem Standort aus nicht erkennen, aber es sieht so aus, als ob alle Startplätze besetzt sind.

Der Lärm der immer wieder aufheulenden Boliden ist ohrenbetäubend. Andi, Neil und Bob schauen sich an, dann hebt Andi den Daumen in die Höhe. Die beiden andern machen es ihm nach, die Spannung in ihren Gesichtern löst sich, um gleich wieder extrem anzusteigen. Die Ampeln schalten auf Rot, endlos dauern die Sekunden.

Ampel auf Grün! Los geht's. Andi versucht Mick zu verfolgen. Er kommt gut weg. Vor ihm wird es eng, aber von seiner Position aus ist nicht zu erkennen was los ist. Man sieht nur, dass einige Wagen stehen. Er rast in die Boxe und beobachtet den Monitor. Ein Ferrari und ein Steward-Ford stehen auf der Piste, Coulthard lässt seinen Wage auf drei Räder ausrollen, noch andere Autos fahren über das Gras, aber es ist nicht auszumachen um wen es sich handelt.

Das Feld ist noch unterwegs. Da, das Pace-Car fährt raus und setzt sich an die Spitze des Feldes. Gespannt zählt Andi die Wagen. Er muss lange zählen, erst auf Platz 15 kommt Mick, aber wenigstens ist er noch unterwegs. Ted kommt erfreulicherweise bereits an 18. Stelle.

Das Pace-Car bleibt vier Runden draussen, der Spurt von Michael Schumacher hat nichts gebracht, das Rennen wird nicht abgebrochen, es gibt keinen Neustart. Andi ist erleichtert, noch einmal eine solche Anspannung wäre vermutlich zu viel für ihn, er muss sich zuerst an diese Spannung gewöhnen. Der Neustart hinter dem Pace-Car gelingt ohne crash. Das Feld zieht sich langsam in die Länge. Auf der Zielgerade kann Mick Trulli wieder überholen. Nur mit Mühe kann Mick an der Kolonne anhängen, welche sich hinter Hill bildet. Erfreut stellt Andi fest, dass er sich in einem sicheren Abstand zur Gruppe hält, um jedes Risiko zu vermeiden. Auch Ted hält sich aus Kämpfen raus, allerdings ist es bei ihm nicht freiwillig.

Noch vor dem ersten Tankstopp fallen der Reihe nach Frentzen und Panis aus. Dann schiesst Schumi II seinen Teamkollegen Fisichella ab, kann aber nach einem Dreher ohne grossen Zeitverlust weiterfahren. Auch Barrichello bleibt in der gleichen Runde stehen. Durch die Ausfälle rutscht Mick auf Platz 12 vor.

Mick wird zwei Tankstopps einschalten, Ted hat mehr Benzin getankt und muss nur einmal tanken. Der Tankstopp verläuft ohne Probleme, ist aber auch nicht besonders schnell. Mick geht sogar hinter Ted ins Rennen zurück. Die Ränge 15 und 16 sind nicht berauschend. Ted hält sich jetzt sehr gut und verteidigt seine Position gegenüber Mick. Die 2 Sekunden kann er nicht aufholen. So fahren beide Franklins einträchtig hintereinander ihre Runden. Ab und zu bringt das Argentinische Fernsehen die beiden gross ins Bild der Direktübertragung.

Bei Rennhälfte muss jetzt auch Ted rein zum Nachtanken, somit hat Mick freie Fahrt. Durch die Ausfälle von Hill und Tankstopps von anderen Fahrern rückt Mick unter die ersten zehn vor. Aber die Punkteränge sind noch weit weg. Bei der ersten Überrundung durch Villeneuve kann sich Mick lange im unmittelbaren Bereich der Spitze halten und bekommt so die nötige Beachtung durch das Fernsehen. Ted hat seine Runde leider in der Box verloren. Aber auf der Strecke liefert er sich mit Nakano einen harten Kampf um Platz 13. Doch in der 52. Runde streikt bei Nakano der Motor und Ted wird davon so überrascht, dass er einen spektakulären Dreher produziert und schliesslich in einen Reifenstapel kracht. Für ihn ist die Show zu ende, schade, den vermutlich hätte er Mick bei dessen Boxenstopp wieder überholt.

In der Schlussphase kann sich Mick noch erheblich steigern, er fährt erstaunlich schnell Runden und kann sich noch an Salo vorbeikämpfen. Zu mehr reicht es nicht, die beiden Benettons sind zu weit weg. Durch den Ausfall von Larini fährt er auf Platz 8. Noch 12 Runden. Mick liegt lediglich zwei Plätze von den Punkten entfernt. Gespannt beobachtet Andi das Rennen. Vorne der Dreikampf Villeneuve, Irvine und Schumi II und dahinter der Kampf um Platz 4 zwischen Herbert, Häkkinen, Berger und Alesi. Da müssten sich doch noch zwei abschiessen, hofft Andi und auch Dixi zappelt nur so neben Andi auf und ab. Aber alles hoffen nützt nichts, es fällt keiner aus, es sind alles erfahrene Profis, die mit ihren Positionen zufrieden sind. Aber immerhin, ein 8. Platz ist doch im Vergleich zu Brasilien eine Steigerung.

Trotz der kleinen Enttäuschung jubelt man bei der Zieldurchfahrt von Mick. Man ist mit Rang 8 zufrieden und auch heute dürfen die Sponsoren zufrieden sein, sowohl Mick- als auch Ted haben sich mehrmals gezeigt und dies nicht nur bei Überrundungen. Der Anruf von Bausch und Lomb bleibt diesmal aus, dafür ist sein Vater am Telefon und gratuliert ihm zu seiner Arbeit.

Das Team

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