Читать книгу Die kleinen unbedeutenden Fälle von Hauptkommissar Knut Hansen aus Kiel - Gerrit Hansen - Страница 5

Kapitel 3Fall 3: Überfall am Freitag, den 13.

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Kommissar Knut Hansen hatte schlechte Laune an diesem saukalten Freitag, den 13. Dezember. Wie so häufig lag weder Schnee in der Landeshauptstadt, noch zeigte sich der Winter auf irgendeine andere Art von seiner positiven Seite. Es war einfach nur kalt.

Zudem bereitete ihm auch das Datum Sorgen – seine Kindheit auf Langeoog war von unzähligen friesischen Aberglauben geprägt. Man fürchtete sich vor dem Unmut des Klabautermanns und an einem Freitag, den 13., hätte sich auf der Hallig keiner in seiner Familie auch nur vor die Haustür getraut. Obwohl sich Hansen für einen rationalen Menschen hielt, konnte er doch Ängste und Schatten seiner Kinderjahre nie ganz abschütteln.

Als er auf der Hauptwache eintraf, stand sein ihm unterstellter Kollege Olaf Köppcke im Flur und unterhielt sich mit einer Kollegin. Als der junge Polizist seinen Vorgesetzten kommen sah, löste er sich aus dem Gespräch und kam schnellen Schrittes auf ihn zu. „Moin Chef!“, Hansen nickte ihm zu: „Guten Morgen Köppcke, was gibt’s Neues?“ Köppcke holte seinen Notizblock aus der Tasche, „Tankstellenraub im Knooper Weg. Der Täter ist während der Nachtschicht mit vorgehaltener Waffe in den Tankstellenshop gestürmt, hat knapp 700 Euro erbeutet und hat sich dann zu Fuß vom Tatort entfernt.“ „In der Nachtschicht? Haben die keinen Nachtschalter?“ „Doch, aber der Täter hat sich einen günstigen Zeitpunkt ausgesucht – Tankstelle wurde gerade betankt und während der Betankung lassen die bei den Tankstellen wohl immer die Türen auf, damit die Fahrer auf Klo gehen, Kaffee trinken u.s.w. können. Zum Zeitpunkt des Überfalls war der Tanklasterfahrer auch tatsächlich im Shop und hat sich vor Schreck übel an seinem Kaffee verbrüht.“

Hansen ließ sich den Bericht geben und ging damit in sein Büro am Ende des Flurs. „Tankstellenraub ... 700 Euro“, er schüttelte traurig den Kopf. Auch nach vielen Jahren im Beruf deprimierten ihn immer noch die vergleichsweise kleinen Beträge, für die Menschen kriminell wurden. Sicher, 700 Euro waren kein kleiner Betrag, aber dafür eine Gefängnisstrafe riskieren?

Der Bericht gab nicht viel her – der Täter war einfach in guter alter Wild-West Manier in den Shop gestürmt, hatte eine Waffe gezogen und lautstark unter Gewaltandrohung die Kasse geplündert. Die bedauernswerte, junge Verkäuferin, eine 21-jährige Sozialpädagogikstudentin namens Nora Bock, hatte den Job in dieser Woche erst angenommen und in der Tatnacht ihre erste Schicht alleine bestritten. Sie machte auf die Beamten einen vollkommen zerrütteten Eindruck und ihr war eine psychologische Betreuung zugewiesen worden. Dem Bericht lagen CDs mit Kopien der digitalen Überwachungsfilme bei und der Komissar wollte gerade zum ersten Mal seinen neuen Dienstcomputer anschalten, als es klopfte und sein Kollege ins Büro stürzte. „Zur Tankstellensache hat sich ein Augenzeuge gemeldet, der meint den Täter an Klamotten und Bewegungen erkannt zu haben. Er sagt, er habe ihn schon öfter um die Tankstelle herumstromern sehen und kennt ihn flüchtig aus irgendeinem Volkshochschulkurs. Der Verdächtige heißt Paul Scharwattke, ist arbeitsloser Altenpfleger und wohnt in Kiel-Gaarden.“

Hansens Gesicht hellte sich auf – er mochte Computerarbeit nicht sonderlich: „Na dann nichts wie hin, Sie fahren – Köppcke.“

Eine Viertelstunde später standen sie vor der Wohnungstür Scharwattkes. Diese lag in einem trostlosen Hinterhofgebäude im äußeren Teil von Gaarden, eines Stadtteils auf dem Ostufer der zweigeteilten Stadt, der wegen diverser politischer Fehlentscheidungen in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zum sozialen Brennpunkt verkam. Die Klingel funktionierte nicht, daher klopfte Kommissar Hansen dreimal an den winzigen Teil der Tür, der nicht vollständig mit Aufkleberresten, Kaugummi oder Dreck überzogen war.

Paul Scharwattke öffnete mit aschfahlem Gesicht und starrte die beiden Beamten mit weit aufgerissenen Augen an. Der junge Mann war wohl Mitte zwanzig, hatte eine schmächtige Figur und ein dazu passendes, leicht vogelartiges Gesicht mit großen, ängstlichen Augen. Die langen, dunkelblonden Haare hatte er zum Pferdeschwanz gebunden. „Ja, bitte?“ „Guten Tag Herr Scharwattke – Hansen mein Name, ich bin Hauptkommissar und das ist mein Kollege Oberkommissar Köppcke. Wir hätten Sie gern mal gesprochen.“ „Das passt gerade leider gar nicht – kommen Sie bitte morgen wieder.“ Dabei wollte er die Tür wieder schließen, doch Knut Hansen stellte seinen Fuß in die Tür und sprach ruhig weiter: „Ich fürchte, ich muss darauf bestehen – wenn Sie sich weigern uns hereinzulassen, müsste ich Sie bitten, mich auf die Wache zu begleiten.“ „Na gut, dann kommen Sie rein ... aber es ist nicht aufgeräumt.“ Scharwattke blinzelte die beiden Beamten nervös an und schlurfte dann kraftlos lethargisch zurück in die Wohnung. Den Beamten schlug eine nach Schimmel und Öl riechende Wolke aus trockener, brütend-heißer Luft entgegen.

Die Wohnung war einer dieser Orte, die Kommissar Hansen so fremd erschienen wie ein Korallenriff auf dem Mond. Der Flur, durch den sie gingen, war an beiden Seiten fast bis zur Decke zugestellt mit kaputten Teilen von Stereoanlagen, alten Computermonitoren, Müllsäcken und ähnlichen Dingen, die nach kompromissloser schneller Entsorgung schrien. Der Anblick, den der dahinterliegende Raum bot, war für Hansen keine Überraschung – tatsächlich hatte er ihn schon beim Klopfen an der Tür vor seinem inneren Auge gesehen.

Das Wohnzimmer, einer von zwei Räumen in der übel riechenden Behausung, wurde von einer schmierigen Glühbirne, die mit loser Fassung von der Decke baumelte, mehr schlecht als recht beleuchtet. Es wurde dominiert von Getränkedosen, Pizzakartons und jeder Menge locker verkabelter Unterhaltungselektronik. Verschiedene Spielekonsolen stapelten sich vor einem großen staubfilmüberzogenen Fernsehgerät.

»Déjà-vu« dachte Hansen – er hatte in den vergangenen Jahren schon unzählige Male in Wohnungen wie dieser gestanden – und in diesem Moment fragte er sich mit einem Anflug von Zynismus, was wohl passierte, wenn man deren Bewohner austauschte. »Wahrscheinlich schauen sie nur nach, ob noch was zu trinken in der Dose ist und wühlen dann nach der Fernbedienung«, dachte er und lächelte traurig.

Als Hansen sich die Regale und Sideboards im Zimmer anschaute, fielen ihm diverse Spuren in der üppigen Staubschicht auf. In diesen Regalen hatten im Laufe der Zeit verschiedene größere Gegenstände gestanden und zwar so lange, dass die Umrisse im Staub noch erkennbar waren. In der Mitte eines Regals stand noch eine stark beschädigte Drachenfigur, bei der ein Flügel abgebrochen war und die Farbe an einigen Stellen abgeplatzt war. Ansonsten waren die Regale bis auf abgestellte Flaschen, Dosen und Kaffeetassen leer.

Der einzige Anflug von Ordnung, den das Zimmer zu bieten hatte, entsprang einer offen stehenden Glasvitrine, die vor langer Zeit wohl einmal mit dem Ehrgeiz aufgestellt worden war, die Fülle von Film-DVDs und Konsolenspielen aufzubewahren. Sie war aber bis auf einige wenige Filme und Spiele leer. Und auch hier berichteten Spuren im Staub davon, dass bis vor nicht allzulanger Zeit mehr dort gestanden hatte.

An der Wand hingen diverse Poster mit Figuren aus Fantasy- und Science-Fiction-Filmen und -Büchern. Der Schreibtisch in der Ecke war mit lose gestapelten, leeren Pappkartons und verschiedenen großen Briefumschlägen bedeckt. Ein bedauernswerter Computerbildschirm ragte daraus hervor und der Bildschirmschoner zeigte einen Zauberer, dem in zufälligen Mustern verschiedene bunte Blitze und Kringel aus dem Zauberstab entfleuchten und ihre Wege über den verstaubten Screen zogen.

Über dem Tisch prangte ein Abreißkalender mit dem Titel »Magischer Kalender 2010« und auf der aktuellen Seite war die Illustration einer schrumpeligen alte Hexe zu sehen, die bedrohlich verkündete: »Es ist Freitag, der 13. – hütet Euch vor den bösen Mächten«.

Scharwattke hockte mittlerweile zittrig missmutig auf einem billigen Klappstuhl vor dem Schreibtisch – dem einzig erkennbaren Sitzmöbel im Raum – und schaute mit blinzelnden Blicken unsicher im Zimmer herum, als der Hauptkommissar auf den Grund des Besuches zu sprechen kam. „Ja, also - Herr Scharwattke ... puh, warm haben Sie‘s hier“ Scharwattke antwortete hastig: „Ja, ich weiß. Die Heizung hier stammt aus der Urzeit. Ich bin froh, wenn sie überhaupt läuft. Die braucht alleine zwei Stunden zum Hochfahren. Wenn‘s dann endlich warm ist, lass ich die Finger davon“.

„Nun gut, Herr Scharwattke … Wir sind wegen eines Raubüberfalls hier. In der Nacht von gestern auf heute wurde die Tankstelle im Knooper Weg überfallen, wissen Sie etwas darüber?“

„Raubüberfall? Tankstelle? Was soll ich denn darüber wissen? Ich bin nie auf der Ecke, was soll ich da auch?“ Scharwattke stand hektisch auf. Linkisch drehte er den Beamten den Rücken zu, nahm sich von den unzähligen Bechern auf dem Sideboard den, der am wenigsten dreckig aussah und schenkte sich aus einer verklebten Brauseflasche ein. Beim Zurückstellen fiel die Plastikflasche scheppernd um, er ließ sie aber liegen. Dann setzte er sich wieder auf den Klappstuhl und hielt die Tasse mit beiden Händen fest umklammert. Als er sich hinsetzte, stieß er mit dem Ellenbogen an die Computermaus, so dass der Bildschirmschoner den Blick auf die geöffnete Ebay-Internetseite freigab.

„Ich war die ganze Woche bei meiner Freundin in Hamburg, bin erst vor einer halben Stunde wiedergekommen. Wie kommen Sie überhaupt darauf, dass ich irgendwas von einem Überfall weiß? Sehe ich etwa aus wie ein Krimineller?“ Hansen schaute ihn lächelnd an: „Nein, natürlich nicht ... ganz sicher nicht,“ sagte er beschwichtigend. Und schob seine leere Tabakspfeife in den Mundwinkel. „Uns wurde mitgeteilt, dass Sie regelmäßig in der Nähe der Tankstelle gesehen wurden – da dachten wir, dass Sie vielleicht zufällig auch letzte Nacht dort gewesen sein könnten. Haben Sie irgendwelche Informationen, die uns weiterhelfen können?“ Scharwattke schüttelte hektisch den Kopf. „Nein! Ich hab‘ ja auch Besseres zu tun, als nachts um zwei Uhr bei der Tankstelle Überfälle zu beobachten. Ich bin eh nie auf dem Westufer. Wer will mich denn da überhaupt gesehen haben? Das kann gar nicht sein. Wie gesagt, ich war die ganze Woche in Hamburg bei meiner Freundin und bin eben gerade erst wiedergekommen ... hmm ich bin gleich verabredet … sind wir jetzt fertig? Ich müsste dringend los.“ Hansen lächelte müde. „Aber selbstverständlich ... wir hätten dann gerne noch die Kontaktdaten Ihrer Freundin, der Kollege Köppcke wird die Daten noch schnell aufnehmen, dann lassen wir Sie auch in Frieden.“ Sein Blick fiel in die Ecke hinter der Tür. Dort hing etwas, das aussah wie eine mittelalterliche Rüstung aus Leder, liebevoll dekoriert mit keltisch anmutenden Ornamenten. Scharwattke bemerkte seinen fragenden Blick und erklärte ungefragt mit einem Anflug von Stolz: “Ach das ... das ist meine Rollenspielrüstung – ich treffe mich mit ein paar Freunden regelmäßig im Werftpark und dann schlüpfen wir in unsere Rollen … ich bin ein Wald-Elf-Magier der 14. Stufe“.

Ein nervtötendes Piepen ertönte aus dem Nebenraum und wiederholte sich mehrfach. „Die Wäsche ist fertig, ich kümmere mich gleich drum“, erklärte Scharwattke abwesend und ließ den Kommissar dabei nicht aus den Augen.

Knut Hansen war ehrlich interessiert, wie immer, wenn etwas für ihn neu war. „Ein Wald-Elf-Magier, hmm … das sieht ja sehr aufwändig aus – wo kauft man denn sowas?“ Sein junges Gegenüber schien in seinem Stolz gekränkt: „Pah! Das kauft man nicht, das macht man selbst – ein, zwei Kurse an der Volkshochschule, ein Restposten Leder und fertig. Das Teuerste daran sind die Ziernieten und der ganze Kram und das kauft man dann eben nach und nach dazu, wenn mal etwas Kleingeld über ist.“ Der Kommissar gab sich weiter fasziniert. „Aha! Und was ist das? Hing da mal ein Schwert?“ Er zeigte auf eine helle Silhouette auf der vergilbten Tapete. „Wie? Ach ja, das Schwert … das hab ich … verloren. Aber das brauche ich als Magier sowieso nicht – ich habe ja meinen Runenstab.“

Hansen erinnerte sich daran, dass er noch zu arbeiten hatte und gab sich einen Ruck. „Na gut, Herr Scharwattke – wir haben dann soweit alles – Köppcke! Schreibst du noch schnell die Daten von der Freundin auf?“

Nachdem Hansens Kollege sich von dem Verdächtigen die notwendigen Daten hatte geben lassen, verabschiedeten sich die beiden Polizisten und kehrten dem nervösen jungen Mann den Rücken.

Knut Hansen hatte den Türknauf schon in der Hand, da drehte er sich um. „Himmelherrgott Scharwattke!“ Der junge Mann erschrak und sah aus, als wollte er gleich anfangen zu weinen. „Wollen wir uns das nicht sparen? Mein Kollege hier und ich wissen seit fünf Minuten nach Betreten dieser Wohnung, dass Sie der Täter sind. Und wir sind Ihnen deswegen auch gar nicht böse. Man braucht sich hier nur umzusehen, um zu erkennen, dass Sie finanziell wirklich knapp dastehen. Ein kurzes Gespräch mit Ihnen reichen aus, um zu erkennen, dass Sie kein Verbrechertyp sind. Ich nehme einmal an, Sie brauchten dringend einen größeren Betrag. Vermutlich, um Ihrer neuen Freundin zu imponieren. Das wird auch der Grund sein, warum Sie jeden Gegenstand von Wert in dieser Wohnung im Internet verschachert haben. Wahrscheinlich hatten Sie gerade die letzten Auktionen laufen und konnten absehen, dass nicht genug zusammenkommt. Da haben Sie Panik bekommen und die Tankstellengeschichte angeleiert. Sie konnten vermutlich vor Aufregung nicht schlafen, deswegen haben Sie dann noch dies und das erledigt und wollten wahrscheinlich gerade noch ein paar letzte Dinge regeln und sich dann mit dem Geld zu Ihrer Freundin aufmachen, als wir an Ihre Tür klopften.“

Scharwattke war nur noch ein Häufchen Elend – halbherzig setzte er dagegen: „Nein, ich war wirklich bis eben gerade in Hamburg – fragen Sie meine Freundin! Und ...“

„Ach verschonen Sie mich! Sie wussten, dass der Überfall um zwei Uhr nachts stattfand, obwohl wir nichts davon gesagt hatten. Die Heizung braucht zwei Stunden zum Warmlaufen und hier ist es warm wie in der Wüste. Das Kalenderblatt von heute ist aufgeschlagen und das Waschmaschinenprogramm war gerade am Ende, als wir kamen … Erzählen Sie mir also keinen Quatsch von ‚gerade erst angekommen‘. Sie sind ein ganz schlechter Lügner. Und soll ich Ihnen was sagen? Das wird Ihnen Ihre Haut retten. Ich werde nämlich in meinem Bericht betonen, dass in Ihnen keine wirklich ernstzunehmende kriminelle Energie steckt. Wenn Sie ein Geständnis ablegen, kommen Sie mit einer kurzen Haftstrafe oder wahrscheinlich sogar Bewährung davon – zumal ich mir sicher bin, dass Sie keine echte Waffe dabei hatten, oder?“

Scharwattke senkte den Kopf und sagte kaum hörbar: „Nein, das war ein ganz billiges Spielzeug – ich hatte die ganze Zeit Angst, dass der Kerl von dem Öllaster das bemerken und mich vermöbeln würde, deswegen habe ich auch so wild rumgeschrien.“

Hansen fuhr fort: „Wenn wir jetzt gegangen wären, hätten Sie schnell Ihre Freundin angerufen und ihr erklärt, dass Sie ein Alibi brauchen – aber glauben Sie mir, die Dame wird Sie fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, wenn sie davon Wind bekommt, das Sie Ärger mit der Polizei haben. Was war es denn eigentlich, wofür sie das Geld brauchte – Schmuck, ein Auto, Urlaub?“

Scharwattke hatte Tränen in den Augen und versuchte sich mit trotzig rotem Kopf besonders hoch aufzurichten – ohne Erfolg. „Nein! Sie ist nicht so eine! Nicht meine Annika ... es geht ihr doch nur um ihre kranke Mutter in Kopenhagen! Annika ist nämlich zur Hälfte Schwedin und will ihre Mutter zu sich holen.“

Hansen und Köppcke lachten gleichzeitig laut auf. Verunsichert, wütend und gekränkt bellte Scharwattke sie an: „Was ist denn? Warum lachen Sie? Das ist die Wahrheit!“

„Köppcke klären Sie den jungen Mann auf und dann lesen Sie ihm auch gleich seine Rechte vor. Ich geh schonmal vor die Tür – mir wird’s hier zu warm.“ Olaf Köppcke räusperte sich und sprach zum ersten Mal, seit sie in die Wohnung gekommen waren. „Mensch Herr Scharwattke, Kopenhagen ist in Dänemark! Und Annika heißt doch die Kleine bei Pippi Langstrumpf. So könnte eine Schwedin natürlich wirklich heißen, aber es wäre auch so ziemlich der erste Name, auf den eine schlechte Lügnerin käme, von „Ronja“ vielleicht mal abgesehen. Nun gut … Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern. Alles was Sie sagen kann später gegen Sie verwendet werden ...“

Im Dienstwagen drehte sich Hansen noch einmal zu dem unglücklichen Täter um: „Sehen Sie es als Chance. Viel tiefer als jetzt können Sie durch die Verurteilung gar nicht mehr sinken – machen Sie einen Neuanfang. Halten Sie sich von Ihrer ‚falschen Schwedin‘ fern und suchen Sie sich Arbeit. Über kurz oder lang finden Sie bestimmt eine nette Wald-Elfen-Magierin, die kein Geld von Ihnen will.“

In dem tränennassen Gesicht Scharwattkes zeigte sich der Anflug eines Lächelns. Er atmete tief durch, legte den Kopf zurück und plötzlich schien die Spannung aus dem schmächtigen Mann zu weichen, als hätte jemand eine zentnerschwere Last von seinen Schultern genommen.

Er schaute durch die regennasse Autoscheibe nach draußen und sagte seufzend: „Wer plant denn auch schon einen Überfall an einem Freitag, den 13.?“

Die kleinen unbedeutenden Fälle von Hauptkommissar Knut Hansen aus Kiel

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