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2. Der Frühling, der keiner sein will

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Tag auch.

Ernsthaft, ich hab nichts gegen Winter. Zugegeben: Ich stehe nicht besonders auf nasse Pfoten. Und ich kann auch diesem stundenlangen Gehopse durch meterhohe Schneemassen nichts abgewinnen, auch wenn andere Hunde total darauf abfahren. Aber gut, liegt vielleicht auch in der Natur der Dinge: Bei gerade 32 Zentimetern Schulterhöhe kriege ich schließlich schon Frostbeulen an intimen Körperstellen, wenn Ihnen die weiße Pracht gerade bis zu den Knöcheln reicht.

Dennoch: Winter an sich muss nichts Schlechtes sein. Immerhin gibt es eine ganze Menge toller Sachen nur zur kalten Jahreszeit. Weihnachten, zum Beispiel. Wärmflaschen. Knisternde Kaminfeuer. Wohlig-warme Fußbodenheizungen. Und bergeweise kuschelige Decken.

Auch anzusehen ist das Ganze meistens recht nett – jedenfalls von drinnen. Okay, der Eindruck, dass die gesamte Landschaft von flauschig-weicher Watte bedeckt sei, relativiert sich ziemlich schnell, wenn man als Mops – wohlgemerkt, barfuß – in dieser Landschaft steht. Trotzdem: Ich sitze gern mal an Winterabenden im Wohnzimmer vor der Terrassentür und schaue verträumt den dicken Flocken dabei zu, wie sie sich über Wiesen und Felder legen. Wie gesagt: Ich hab nichts gegen ein bisschen Winter.

Was mir allerdings total auf den Senkel geht, ist dieses unsägliche Wetter-Hin-und-Her, von dem wir hier in den letzten Wochen heimgesucht werden. Wenn ich nämlich auf irgendwas richtig stehe, dann ist das Frühling. Ich weiß nicht, ob Sie sich noch erinnern, was das eigentlich ist, schließlich haben wir hierzulande seit Ewigkeiten nichts mehr davon gesehen. Aber normalerweise ist Frühling diese wunderbare Zeit, wo die ersten bunten Blüten ihre Köpfe durch die Erde stecken, Bienen fröhlich durch die Gegend summen, Vögel mit dem Nestbau loslegen und man als Mops stundenlang im Sonnenschein auf der Terrasse liegen kann.

Wie gesagt: normalerweise.

In diesem „Frühling“ dagegen ist nichts, wie es sein soll. Nun könnte man argumentieren, dass der Frühling offiziell ja erst vor ein paar Tagen begonnen hat, was aber so nicht stimmt. „Meteorologisch“ ist nämlich schon seit Wochen Frühling. Und „meteorologisch“ hat irgendwas mit Wetter zu tun, hab ich mir sagen lassen – also heißt das, dass man seither eigentlich Frühlingswetter erwarten dürfte.

Hatten wir auch – sogar schon einige Male. Bereits mehrfach wurde ich draußen, gleich nach dem Aufstehen, von fröhlichen Sonnenstrahlen begrüßt, die mich in der Nase kitzelten und wohlige Vorfreude auf die kommenden Wochen in mir entfachten. Also tat ich, was ich immer tue, wenn es Frühling wird: Ich orderte bei Frauchen einen Wassernapf für die Terrasse, schnappte mir meine Lieblings-Outdoor-Spielzeuge und machte es mir auf dem Liegestuhl bequem. Wäre ich dazu imstande, ich schwöre, ich hätte ein fröhliches Liedchen gepfiffen.

Der Frühling allerdings ist dieses Jahr zu echt uncoolen Scherzen aufgelegt. Jedes Mal, wenn ich auch nur ganz kurz nicht hingucke – zum Beispiel, weil ich nachts mal für ein paar Stunden die Augen zumache –, ist er auch schon wieder verschwunden. Neulich etwa bereitete ich mich gerade auf den zweiten Tag auf der Terrasse vor. Und was sahen meine Augen, als ich vor die Tür trat: Schnee. Massen davon. Auf meinem Liegestuhl, meiner Veranda und auch sonst überall.

Als das das erste Mal passierte, dachte ich noch: Naja, kann ja mal vorkommen. Der März ist ja noch jung. Der übt vielleicht noch.

Inzwischen allerdings kann ich die Gelegenheiten, bei denen ich fröhlich den Frühlingsanfang ausrief, nur um am nächsten Morgen von frostigen Temperaturen und Eiszapfen attackiert zu werden, gar nicht mehr zählen.

Ehrlich: So langsam fühle ich mich von diesem Frühling komplett veräppelt. Und nicht nur ich. Egal, wo ich hinkomme: Die Leute haben die Nase voll von dem ewigen Hin und Her. Und allesamt schlechte Laune. In der Zoohandlung beispielsweise, wo ich sonst persönlich begrüßt werde, erntete ich vergangene Woche bloß ein müdes „Hallo“. Und die Leckerchen, mit denen die mich da normalerweise großzügig versorgen, fielen auch flach. Auch der Postbote, der mir regelmäßig meine Pakete bringt und immer ein paar nette Worte für mich parat hat, war diese Woche total einsilbig und würdigte mich kaum eines Blicks. – Kein Wunder, wenn er bei dem Wetter die ganze Zeit durch die Kälte stapfen darf.

Was aus Ostern werden soll, weiß ich auch nicht. Eigentlich müsste der Osterhase aktuell ja schon überall unterwegs sein und die Ostereier verstecken – schließlich schafft der Millionen von Gärten nicht an einem einzigen Tag. Aber sagen wir es doch offen, wie es ist: Wenn der Osterhase auch nur halbwegs sauber tickt, haut der sich doch bei dem Wetter vor den Kamin und isst seine Ostereier selbst, oder? Ich jedenfalls würde bei den Temperaturen streiken, Ostern hin oder her.

Und wer ist schuld an dem ganzen Schlamassel? Genau: der Frühling, der keiner sein will.

Ich habe jetzt die Nase voll davon. Gestern hab ich mit meinem Mopskumpel Otto schon überlegt, ob wir vielleicht einfach in sonnigere Gefilde auswandern sollten – aber Frauchen sagt, wir haben ja hier das Haus und Herrchens Friseurgeschäft. Wird also vorläufig nix. Klar ist aber, es muss was geschehen – so kann es jedenfalls nicht weitergehen.

Vielleicht starte ich demnächst einfach mal eine Petition und sammle Unterschriften für besseres Wetter – ich wette, da machen sofort eine Menge Leute mit, und der Frühling hätte dann mal schwarz auf weiß, dass er sich so jedenfalls keine Freunde macht. Alternativ hab ich mir überlegt, dass wir vielleicht diese ominöse Frau Holle mal besuchen sollten. Ich weiß nicht, was die alte Dame sich eigentlich so denkt – aber mal ernsthaft: Wie lange kann denn ein Mensch so ein paar olle Kissen ausschütteln? – Wenn Sie mich fragen, braucht die dringend einen Urlaub in der Karibik, damit sie endlich mal sieht, dass es im Leben noch was anderes gibt als Minusgrade und weiße Landschaften.

Also: Falls jemand die Adresse von Frau Holle haben sollte, bitte ich um Zuschrift. Und sollte ich Frauchen dazu überredet bekommen, für mich so eine Petition für besseres Wetter aufzusetzen, erwarte ich natürlich, dass alle die unterzeichnen. Wir müssten dann nur noch überlegen, wo wir die Unterschriftenliste einreichen – Frau Holle, Petrus, mir völlig egal. Irgendwer muss ja zuständig sein für diesen Schlamassel.

Und ehrlich: Wer auch immer das sein mag – wenn ich ihn erwische, kriegt er von mir ordentlich was zu hören.

Mehr nächste Woche.

Mit mopsigen Grüßen,

Ihr Eddie


Die Mops Monologe 2

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