Читать книгу Die Mops Monologe - Gerritje Krieger - Страница 6

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3. Auf der Flucht

Tag auch.

Dieser Sommer ist die Pest.

„Wieso denn das?“, fragen Sie sich jetzt wahrscheinlich und finden, dass doch alles ganz wunderbar ist. Traumhafter Sonnenschein und so. Ja, ja.

Habe ich ja auch gar nichts gegen. Ich schätze es durchaus, bei warmen Temperaturen ein kleines Schläfchen auf der Veranda zu halten, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Aber in diesem Jahr komme ich mir vor, als befände ich mich auf einem Mops-Hindernisparcours und sei ständig auf der Flucht.

Vor was? – Na, vor Wasser.

Es soll ja Hunde geben, die Wasser für eine super Sache halten. – Mir schleierhaft. Ich hasse Wasser, in welcher Form auch immer. Hin und wieder lässt es sich nicht umgehen, welches zu trinken. Aber ansonsten vermeide ich die Konfrontation mit diesem Element, wo immer ich kann.

Ich umrunde Pfützen in großzügigen Bögen. Ich halte von Bächen, Seen und weiteren glitschigen Angelegenheiten einen gesunden Sicherheitsabstand von nicht weniger als fünf, besser aber acht Metern. Wenn ich irgendwo einen Gartenschlauch erblicke, sehen Sie mich nur noch von hinten. Und wenn ich bei uns im Bergischen aus dem Haus komme und wittere, dass es irgendwo in einem Radius von fünf Kilometern gerade nieselt, drehe ich mich gleich um und gehe wieder rein.

Normalerweise funktioniert das ganz gut. Diesen Sommer allerdings artet das Ganze wirklich in Stress aus.

Es fing alles im Frühjahr mit dieser unsäglichen Buddelei von Frauchen und Herrchen im Garten an. Tagelang habe ich mir angeguckt, wie sie im Matsch rumwühlten, das Zeug gleich schubkarrenweise abtransportierten und dabei aussahen wie die Erdferkel. Klar habe ich mich gefragt, was sie da treiben. Und wieso sie dieser seltsamen Freizeitbeschäftigung ausgerechnet auf dem wunderbaren Grünstreifen gleich vor der Haustür nachgehen müssen, der eigentlich bislang meiner war. Sie wissen schon: Falls ich nachts mal schnell vor die Tür muss und so. Aber da ahnte ich ja noch nicht, was mir bevorstand.

Irgendwann waren sie mit der Wühlerei endlich durch. Und was musste ich sehen, nachdem ich die beiden mal ein paar Stunden unbeaufsichtigt im Garten gelassen hatte? – Wasser. Das ganze Loch war voller Wasser. Ich dachte, das sei ein Versehen – Rohrbruch, biblische Sintflut, irgendwas in der Richtung. Aber nein. Die beiden waren auch noch verzückt von dieser gigantischen Pfütze und nannten sie „Teich“.

Nicht genug, dass ich mich seither an der Hauswand entlangdrücken muss, um in den noch verbliebenen Teil des Gartens zu kommen – und selbst das unter starker Verringerung meines sonstigen Sicherheitsabstands zu solchen Tümpeln, denn zwischen Teich und Hauswand liegen höchstens drei Meter. Nein, ich durfte auch noch wochenlang die ständige Nerverei von Frauchen und Herrchen ertragen, die regelmäßig versuchten, mich an das Ufer dieser nassen Unsäglichkeit zu locken und mir mit Leckerchen und gutem Zureden die ewige Rumhängerei auf dem neuen Mini-Sonnendeck am Teich schmackhaft machen wollten. Aber nicht mit mir – ich blieb hart. Im Ernst jetzt: Die spinnen doch.

Als es gegen Ende des Frühlings kühler wurde und Frauchen ihre Angewohnheit, draußen am Teich zu schreiben, vorübergehend aufgab, atmete ich auf.

Doch es kam noch schlimmer. Es wurde nicht nur kühl. Es wurde nass. Es regnete. Und das nicht nur einen Tag oder zwei. Nein, es regnete sieben lange Wochen. Ich erwähnte bereits, dass ich bei solchen Gelegenheiten jegliches Verlassen des Hauses strikt verweigere. Ich erwähnte nicht, dass dem der Dickschädel von Frauchen entgegensteht, die der fragwürdigen Ansicht ist, dass ich Bewegung und frische Luft brauche. Bei jedem (!) Wetter.

Und weil die Wasserberieselung von oben einfach nicht aufhörte, wurde ich gegen meinen Willen nach draußen gezwungen. Bei Regen. Mehrfach. Über Wochen.

Es war grauenvoll. Das Wasser war überall. Zwischen meinen Zehen, hinter meinen Ohren. Ich sage Ihnen: Wäre ich geschwommen – was mir selbstverständlich fern liegt –, ich hätte nicht nasser sein können.

Als ich schon kurz davor stand, den bislang unbekannten Evolutionsschritt vom Mops zur Amphibie in der rekordverdächtigen Zeit von nur zwei Monaten zu vollziehen, klarte es endlich auf. Die Sonne kam wieder raus. Und angesichts der erschütternden Erlebnisse der letzten Wochen kam mir selbst die Aussicht darauf, dass wir nun wieder am Teich sitzen würden, wie Urlaub vor.

Aber nein. Es wurde nicht warm. Es wurde heiß. Sie wissen schon: die Art von heiß, bei der Menschen die Nähe des Wassers geradezu suchen.

Irgendwer oder irgendwas ist bei uns seither immer nass – sei es, weil die Blumen gewässert werden müssen (was unschöne Pfützen überall auf den Steinplatten im Garten hinterlässt), weil irgendwer mit patschnassen Füßen durch die Gegend marschiert, nachdem er sich selbige im Teich gekühlt hat, oder weil die neue Gartendusche einfach nicht oft genug benutzt werden kann.

Sie sehen, mein Mops-Leben gleicht aktuell einem Alptraum. Der einzige Lichtblick in dieser für mich düsteren Zeit war bislang die Aussicht darauf, dass wir irgendwann in den Urlaub fahren. Es kann ja nur besser werden, dachte ich. Bis ich erfuhr, wo es hingehen soll. Natürlich: ans Meer.

Ich bin verzweifelt. Sollten Sie jemanden kennen der – sagen wir mal – in einer Berghütte wohnt, in einer Region mit gemäßigten Temperaturen und wenig Niederschlag, fernab von Seen, Teichen und Bächen, ohne Gartenschläuche, -duschen, Planschbecken und sonstige Inkarnationen des Bösen, bitte: Lassen Sie es mich wissen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich diesen geplanten Meerurlaub noch irgendwie abwenden und Frauchen und Herrchen für ein anderes Ziel begeistern kann.

Vielleicht ist ja irgendwo in einer ausgedienten Bärenhöhle noch ein Plätzchen für uns frei. Bären sollen für gemütliche und – vor allem – trockene Plätze ein hervorragendes Gespür haben, habe ich gehört. Mal schauen, ob so was unter den Apartment-Vermietungen im Internet zu finden ist – ich bleibe dran.

Mehr nächste Woche.

Mit mopsigen Grüßen,

Ihr Eddie

Die Mops Monologe

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