Читать книгу Die Mops Monologe - Gerritje Krieger - Страница 7
Оглавление4. Verbannt von Tisch und Bett
Tag auch.
Neulich lief im Fernsehen wieder eine dieser Hunde-Erziehungs-Shows. Ich habe ja immer totales Mitleid mit meinen Kumpels, wenn ich so was sehe. Ich meine, mal ernsthaft: Wenn die Glück haben, läuft es ja noch halbwegs gut und sie werden mit Unmengen von Leckerchen vollgestopft, um irgendwas total Simples zu machen. Sich hinzusetzen, zum Beispiel. Ich kriege für so was ja keinerlei Bonus-Häppchen. Überhaupt geizt Frauchen damit ganz schön rum, weil sie meint, auf meine Linie achten zu müssen. Völliger Blödsinn. Ich bin überhaupt nicht dick – mein Fell ist einfach nur zu groß für meinen schlanken Körper.
Jedenfalls verstehe ich nicht, was dieser ganze Erziehungskram überhaupt soll. Ehrlich: Inzwischen kenne ich Hunde, die an einer profunden Identitäts-Störung leiden, weil sie Worte wie „Nein!“ oder „Aus!“ zehnmal häufiger zu hören kriegen als ihren eigenen Namen…
Davon mal ganz abgesehen, sind ja die meisten der bedauernswerten Kollegen, denen so ein Erzieher auf den Hals gehetzt wird, schon längst erwachsen. Wie fänden Sie das, wenn da nun plötzlich jemand anfinge, permanent an Ihnen rumzumäkeln?
Übertragen wir das Ganze doch mal auf Sie – ja, genau, Sie: Jahrelang haben Sie sich abends beim Fernsehen nach Herzenslust auf dem Sofa breitgemacht und im Bett ganz selbstverständlich ein eigenes großes Kopfkissen nur für sich beansprucht. Beim Abendessen haben Sie stets gern noch einen Nachschlag genommen und sich tagsüber im Garten regelmäßig mit dem Nachbarn in den Haaren gehabt, weil der seinen Müll viel zu nah an Ihrem Zaun abstellt. Und kein Schwein hat was dagegen gesagt. Alles paletti.
Und dann, von einem Tag auf den anderen, marschiert da irgendein Fremder ins Haus und will Ihnen verklickern, dass der Hase jetzt anders läuft. Sofa und Bett sind für Sie ab sofort tabu, und wenn Sie einen Film oder Ihre Lieblingsserie gucken wollen, müssen Sie das vom harten Steinfußboden im Wohnzimmer aus tun. Pennen? – Klar, neben dem Bett, bitteschön.
Mit dem Nachbarn dürfen Sie sich auch nicht mehr streiten – völlig egal, was er macht. Und wenn er eine ganze Mülldeponie direkt vor Ihrem Gartenzaun platziert oder das Zeug gleich auf Ihren Rasen schmeißt: Sie haben hübsch freundlich zu lächeln und die Klappe zu halten. Und Essen? Drei regelmäßige Mahlzeiten am Tag? – Nix da. Essen fällt aus. Essen gibt es nur noch in winzigen Häppchen – und zwar immer dann, wenn Sie auf Befehl irgendwas richtig machen. Sich auf Kommando flach auf den Boden legen zum Beispiel (wofür eigentlich?). Oder in völligem Schweigen und Nichtstun verharren, falls es an der Tür klingelt. Geben Sie’s zu: Wenn das bei Ihnen einer versuchen würde, würden Sie ihn ja auch fragen, ob er noch ganz sauber tickt, oder?
Manchen Hunden erlaubt man ja ohnehin auch nicht die allergeringste Kleinigkeit. Zum Beispiel hab ich schon gehört, dass einigen sogar verboten wird, an Menschen hochzuspringen. – Hallo?! Ich meine: Nehmen Sie mal mich. Ich habe eine Schulterhöhe von ungefähr 32 Zentimetern, so mehr oder weniger. Können Sie mir vielleicht mal sagen, wie ich an Frauchens Hände kommen sollte, um zu sehen, ob sie da was zu essen drin hat, ohne an ihr hochzuspringen? Soll ich mir Flügel wachsen lassen und elfengleich in die Lüfte schweben oder wie?
Na, also. Sie sehen nun hoffentlich, dass dieser ganze Erziehungswahn selbstverständlich völliger Quatsch ist. Das muss ich jetzt nur noch Frauchen verklickern. Die kriegt nämlich auch immer so einen seltsam bestimmten Gesichtsausdruck, wenn im Fernsehen eine dieser Sendungen läuft. Und manchmal flüstert sie dann mit Herrchen und wirft mir komische Seitenblicke zu. Ich ahne Schreckliches.
Nur gut, dass ich jetzt meine eigene Kolumne habe. Falls Frauchen auf irgendwelche schrägen Einfälle kommen sollte, rufe ich hier ruckzuck eine Petition ins Leben und mobilisiere Menschen, die vor unserem Haus lautstark für meine Rechte demonstrieren. Ich kann doch auf Sie zählen, oder?
Mehr nächste Woche.
Mit mopsigen Grüßen,
Ihr Eddie