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5. Urlaub, Teil 1: Überraschender Auftakt und meine Rebellion gegen die Kleiderordnung

Tag auch.

Nun komme ich endlich mal dazu, Ihnen von meinem Urlaub zu erzählen.

Wie Sie wissen, war ich bei der Aussicht auf zehn Tage am Meer wenig begeistert. Nasse Füße und Sand überall sind ja nun gar nicht meins. Aber ich bin ein tiefenentspannter Typ. – Nachdem Frauchen sich von meinem Vorschlag, ein trockeneres Urlaubsziel zu wählen, nicht hatte überzeugen lassen, harrte ich also trotz allem relaxt der Dinge, die da kommen würden. So schlimm konnte es ja nicht werden, dachte ich mir. Schön ausschlafen, jede Menge faulenzen und hin und wieder ein netter Spaziergang.

Ich ahnte nicht, wie sehr ich mich täuschte.

Schon drei Tage vor der Abreise startete der Total-Stress. Das Auto wurde gepackt, als würden wir für ein fünfmonatiges Forschungsprojekt nach Alaska reisen. Und irgendwie kamen mir die beiden nervös vor.

Als am ersten Urlaubstag der Wecker zu einer Tageszeit klingelte, zu der ich noch nicht einmal die Katze vor die Tür jagen würde, wurde ich zum ersten Mal skeptisch. Als Mops hänge ich sehr an meinem Schönheitsschlaf, müssen Sie wissen. Und für die Ferien hatte ich eigentlich geplant, mir eine dicke Extra-Portion davon zu genehmigen.

Stattdessen warfen sich Frauchen und Herrchen in Schale wie für eine Oscar-Verleihung und nervten mich bereits vor dem Frühstück, indem sie aufgedreht mit Foto- und Videokamera vor meiner Nase rumfuchtelten.

Als Herrchen dann mit einem Anzug auf mich zukam, der bestenfalls seinem Unterarm passen würde, und mich dabei merkwürdig euphorisch anblickte, wurde ich wirklich misstrauisch.

Ich muss dazu sagen, dass die beiden üblicherweise halbwegs vernünftig sind und gnädig davon absehen, mich in idiotische Kostümchen zu pressen, in denen man als Mops aussieht, als wolle man in einer Tanzshow in Las Vegas auftreten.

Offenbar war dies hier die Ausnahme. Mit vereinten Kräften versuchten sie doch allen Ernstes, mich in diesen Mini-Smoking zu quetschen. Ich knurrte. Ich fletschte. – Und wurde ignoriert. Als letzte Maßnahme fiel mir nur ein, diesen unsäglichen Eingriff in meine Intimsphäre durch übermäßiges Ausstrecken meines Bauchs zu unterwandern. Das klappte. Ich siegte – und durfte bleiben, wie der Mops-Herr mich geschaffen hat.

Endlich, nach Stunden, ging es ab ins Auto. Ermattet machte ich es mir auf der Hinterbank bequem und schloss wohlig die Augen. Die nächsten Stunden würde ich mich gemütlich durch die Weltgeschichte schaukeln lassen und mich von den Strapazen des Morgens erholen.

...dachte ich. Und täuschte mich erneut.

Keine zehn Minuten später wurde ich aus meinem friedlichen Schlaf gerissen und fand mich in einem Büro wieder. Nicht gerade meine Wahl für eine Urlaubswohnung, zumal es von einer fremden Frau bewohnt schien, aber bitte – immerhin war weit und breit kein Meer zu riechen. Ich ließ mich also auf dem weichen Teppich unter dem Schreibtisch nieder und verabschiedete mich ins Traumland.

Dann allerdings wurde ich hellhörig: Plötzlich wurde es furchtbar feierlich und mein Typ war gefragt: „In Anwesenheit von Eddie frage ich Sie...“, hob die fremde Frau an, und da dämmerte es mir: Die beiden hatten doch tatsächlich vor, zu heiraten!

Ich muss zugeben: Das rührte mich nun doch. Ich nahm also eine feierliche Mops-Pose ein, um meiner Rolle als Trauzeuge gebührend gerecht zu werden. Jetzt wurde auch die Nummer mit dem Anzug für mich verständlicher, aber kein Ding: Auch nackt mache ich eine hervorragende Figur.

Bevor ich so richtig realisiert hatte, was überhaupt abging, war es auch schon wieder vorbei. Jede Menge Gedrücke und Geknutsche, Freudentränen, Fotos.

Und dann setzte er auch schon wieder ein, der Stress: Zurück ins Auto und nach Hause, wo Herrchen und Frauchen sich in was Bequemeres warfen, und anschließend wieder ins Auto.

Dann, endlich: Autobahn. Im ersten Stau standen wir nach zehn Minuten, im zweiten nach weiteren 20. Als wir endlich ankamen, war die Sonne untergegangen und ich fühlte mich, als hätte die Katze mich zwei Tage lang durchs Haus gejagt. Ich wollte nur noch ins Körbchen und endlich pennen.

War nix. Ab ins nächste Restaurant. Da hatte ein Zwölfjähriger am Nachbartisch offenbar geplant, sich für den Weltrekord im stundenlangen Mops-Nerven zu bewerben. Wirklich: Ich mag Kinder. Aber nicht nach einem gefühlten 72-Stunden-Tag. Während Herrchen und Frauchen am Tisch die Sektgläser klirren ließen, erlitt ich darunter ein Martyrium nicht enden wollenden Gedrückt- und Gekuschelt-Werdens. Interessierte natürlich keinen Heizer. Zu allem Überfluss hörte ich nun auch noch von Ferne das Meer rauschen.

Nur die Tatsache, dass ich ein optimistischer Typ bin, hinderte mich daran, in Verzweiflung auszubrechen. Mit letzter Kraft schleppte ich mich spät in der Nacht in mein Körbchen, davon überzeugt, dass der Urlaub ab sofort nur noch besser werden könne.

Ich irrte mich erneut. Das dicke Ende sollte erst noch kommen. Aber dazu mehr in meinem zweiten Teil des Urlaubs-Berichts. Dort erfahren Sie, warum nasse Labrador-Welpen aus meiner Sicht einen Waffenschein benötigen und wieso ich dafür bin, einen Fluglotsen-Dienst für Möwen einzurichten.

Mehr nächste Woche.

Mit mopsigen Grüßen,

Ihr Eddie

Die Mops Monologe

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