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Neben die Reisetasche stellte Eddi den fertig gepackten Koffer und vergewisserte sich, dass der Inhalt seiner Arzttasche vollständig war. In der Brusttasche seines Jacketts steckte das Flugticket nach Indonesien, Jakarta, Bandar Lampung. Er hatte diesen Namen noch nie vorher gehört und hatte vorher nachgelesen:

„Bandar Lampung ist eine Hafenstadt auf der indonesischen Insel Sumatra mit 800.446 Einwohnern (Stand 2004). Sie liegt an der Südspitze der Insel an der Sundastraße, die die Insel von Java trennt.

Die Stadt ist Hauptstadt der Provinz Lampung und eines der Zentren der Auswanderung von der überbevölkerten Insel Java. Mit den rohstoffreichen Provinzen im Norden Sumatras ist sie durch Schnellstraßen und Eisenbahnen verbunden. Die Stadt ist vorwiegend durch den Hafen, Verwaltung und Landwirtschaft geprägt.

Bandar Lampung entstand Anfang der 1980er-Jahre aus dem Zusammenschluss der Städte Tanjungkarang und Telukbetung. Beim Ausbruch des Vulkans Krakatau 1883 wurden diese Städte von einer Ascheschicht überzogen, weitgehend entvölkert und erst Anfang des 20. Jahrhunderts wieder besiedelt.“

In der Sundastraße zwischen Sumatra und Java liegt die Vulkaninsel Krakatau. Dorthin sollte eine internationale Forschergruppe reisen und für eine internationale Aufgabenstellung tätig werden. Eddis Aufgabe bestand darin, diese Gruppe von Forschern zu begleiten, welche die Vulkantätigkeit verschiedener immer wieder aktiver Vulkane zu untersuchen hatte.

Es gab eine Theorie, nach der weitere Eruptionen vorausgesagt werden könnten. Die Forschergruppe, geleitet von einem Professor Heim, bestand aus knapp zwanzig wissenschaftlichen Mitarbeitern, von denen bereits eine kleine Gruppe vorausgeflogen war, um die Kooperation mit den örtlichen Behörden vorzubereiten. Zur Unterstützung von Eddi und einem weiteren Arzt gehörten noch zwei Krankenschwestern zum Team. Eddi stellte sich dem Professor vor und erkundigte sich nach den Einzelheiten des Forschungsvorhabens. Der Professor dozierte:

„Es gibt verschiedene Schwerpunkte unserer Forschung. Zunächst wollen wir herausfinden, ob es möglich ist, Ausbrüche besser vorherzusagen, um den Schutz der jeweils betroffenen Bevölkerung zu verbessern. Dazu gibt es eine Zusammenarbeit mit Seismologen in ganz Asien. Weiterhin besteht die Herausforderung an die Wissenschaft darin, herauszufinden, ob Eruptionen sich auf das Weltklima auswirken. Hier gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Weltklimarat. Vulkane sind charakteristisch für die Inseln des indonesischen Archipels. Die Inseln sind Teil des Rings aus Feuer, der den Pazifischen Ozean umschließt und zu dem 62% der aktiven Vulkane zählen. Von Sumatra im Westen bis Neu Guinea im Osten finden sich in Indonesien etwa 150 aktive Vulkane. Dadurch ist Indonesien das Land mit den meisten aktiven Vulkanen der Welt. Die Menschen dort profitieren von den Feuerbergen, weil sich an ihren Hängen fruchtbare Erde ablagert. Gleichzeitig leben sie in höchster Gefahr durch Ausbrüche und Erdbeben, bei denen sich Lavaströme, Schlammlawinen oder auch Tsunamis ihren zerstörerischen Weg suchen. Seit dem Beginn der Aufzeichnungen von Vulkanausbrüchen in Indonesien wurden über eintausendeinhundert Ausbrüche dokumentiert.

Zu den schlimmsten zählt der Ausbruch des Tambora auf Sumbawa im Jahre 1815. Die Folgen des Ausbruchs waren noch in Europa spürbar, als dort im Folgejahr der Sommer ausblieb. Ein weiterer Ausbruch mit weltweiten Folgen war der Ausbruch des Krakatau im Jahr 1883. Bei dem gewaltigen Ausbruch starben schätzungsweise sechsunddreißigtausend Menschen. Die Flutwelle, die entstand, als die Vulkaninsel weggesprengt wurde, war noch in Europa zu spüren. Aschewolken verdunkelten jahrelang den Himmel und sorgten weltweit für sinkende Temperaturen. Und wir wollen herausfinden, ob man derlei voraussagen kann, um entsprechende Frühwarnsysteme zu entwickeln, ähnlich wie bei Tsunamis.“

Eddi nutze die kurze Pause:

„Worin besteht die Aufgabenstellung für die Ärzte und ihr Team?“

„Es gibt eine Empfehlung der UN-Organisation, für Vorhaben dieser Art. Aber es kommt noch etwas hinzu, weshalb ich persönlich Ihre Begleitung sehr schätze. An den Kraterrändern, steigen oft giftige Dämpfe auf, welche zu Unwohlsein, aber auch zu bisher unerkannten Krankheiten führen können. Daher ist Ihr Einsatz nicht nur unter dem Aspekt medizinischer Hilfe zu sehen, sondern auch unter Forschungsgesichtspunkten. Wir haben die einschlägige Literatur zu diesem Themenbereich mit im Gepäck und Sie werden in der Vorbereitungsphase ausreichend Zeit bekommen, um sie zu studieren. Vielleicht können Sie die bisher gewonnenen Erkenntnisse durch ihre Arbeit ergänzen.“

Eddi machte sich mit den beiden Schwestern und den Mitarbeitern des Forschungsteams bekannt. Die Reise an den Einsatzort verlief ruhig. Professor Heim hatte Eddi ein Buch überreicht, welches das Thema giftiger Gase über Vulkankratern behandelte.

Einen Hinweis von Professor Heim hatte er noch in Erinnerung, nämlich den Ausbruch des Vulkans Manaro in dem Inselstaat Vanuatu. Er las eine Notiz über diesen Ausbruch:

„Vanuatu - 09. Dezember 2005: Im südpazifischen Inselstaat Vanuatu ist am Donnerstag der Vulkan Manaro ausgebrochen und hat Dampf und giftige Gase ausgespien. Aus Angst vor einer gewaltigen Schlammlawine brachten die Behörden auf der Insel Ambae in den vergangenen Tagen schon Tausende Menschen in Sicherheit. Der Manaro sei derzeit einer der gefährlichsten Vulkane der Welt, sagte der örtliche Vulkanologe Douglas Charlie. Eine Explosion im Krater könnte einen riesigen Erdrutsch auslösen. Die giftigen Gase schossen bis zu 3000 Meter in die Höhe, über der Insel ging ein Ascheregen nieder. Die Bäume am Rand des Kraters sind abgestorben, an den Hängen des Manaro sind die Pflanzen von grauer Asche bedeckt. Das einst blaue Wasser des Sees Vui im Vulkankrater hat sich in eine braune, schlammige Brühe verwandelt.“

Der Hinweis auf die giftigen Gase interessierte Eddi besonders. Er hatte in seiner Ausbildung bereits einiges über Vergiftungen durch vulkanische Exhalation gelernt. Verbreitete vulkanische Gase sind Kohlendioxid (CO2) und das übel riechende Schwefeldioxid (SO2). Im Jahr 1986 entwich aus dem Nios-Kratersee in Kamerun Kohlendioxid, das schwerer ist als Luft, und tötete fast 2000 Menschen und 3000 Tiere. Daneben existieren weitere Gase, deren Wirkungen nicht alle erforscht sind.

Hier werde ich viel Neues zu erforschen haben, dachte Eddi. Er studierte die Literatur und erinnerte sich auch an das Gelernte und folgerte:

„Es gibt ja noch andere Gase. Wenn es also gelingen würde, gegen Vergiftung durch Gase ein Mittel zu finden, dann ergäbe sich ein Markt für die Pharmaindustrie. Kann es sein, dass ein Teil der Forschungsaufgabe darin besteht, Gegenmittel gegen Gasvergiftungen zu finden? Hat das Forschungsteam etwa noch andere Aufgaben als diejenige, die mit der Klimaforschung zu tun hat? Sagte nicht Professor Heim etwas von Forschungsgesichtspunkten? Ich werde viel lesen und beobachten müssen.“

Eddi las weiter.

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