Читать книгу Kater Frieda - Gert Podszun - Страница 8
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Eddis Schlaf wurde von Chimären beherrscht. Sie nahmen überall in seinem Hause Platz, saßen auf den Tischen, wickelten sich in seinen Bademantel und schwenkten seine Gläser, aus denen sie irgendetwas Gelbes tranken. Manche kamen ihm so nah, dass er meinte, einen kühlen Hauch zu spüren.
Irgendwann in der Nacht stand Eddi auf, um diesen Traum abzuschütteln. Er trank ein Glas Wasser in der Küche und setzte sich für eine kleine Weile an den Küchentisch. Ich tot und erben? Er sah noch das fordernde Leuchten in den Augen Evas, als sie diesen Vorschlag machte. Aber es würde ihm nichts übrig bleiben. Er musste eine Entscheidung treffen. Obwohl Eva schon lange von der eigenen Klinik sprach, war er sich noch nicht im Klaren darüber, was er selbst wollte. Seine jetzige Situation als angestellter Arzt in der Klinik war ziemlich sicher. Er würde eventuell noch Oberarzt werden können. Das könnte zwar auch noch lange dauern.
Auf der anderen Seite wäre zu hoffen, dass er in der eigenen Klinik selbst mehr für seine eigene Entwicklung würde leisten können. Die Kombination der anzubietenden Leistungen würde Eva und ihm obliegen. Für Klienten sei auch gesorgt. Und die Ver-dienstmöglichkeiten würden sich in Zweifel deutlich verbessern. Schließlich hatte er ja auch noch die Verantwortung für die Ausbildung der Kinder. Das würde so viel kosten, wie ein Einfamilienhaus. Pro Kind. Bald legte er sich wieder in sein Bett und döste bis zum Morgen. Als er aufstehen wollte, nahmen ihn die ersten Worte von Eva gefangen.
„Was hältst Du von Ärzte ohne Grenzen?“
Eddi schüttelte sich, als wenn er die Frage loswerden wollte. In diesem Moment war ihm klar, dass er sich schneller entscheiden müssen würde, als er dachte.
„Ich bin mir über die rechtlichen Fragen noch nicht im Klaren.“, bereitete er eine ersehnte Verzögerung einer Entscheidung vor.
„Das ist doch ganz einfach. Du gehst zu einem Einsatz, einem augenscheinlich nicht ungefährlichen, in ein fernes Land unter dem Schirm von Ärzte ohne Grenzen. Da tust Du etwas Ehrenhaftes und das erscheint sogar noch in der Zeitung, damit man von Dir weiß. Dort in der Ferne arbeitest Du natürlich nicht ohne Risiko. Eines Tages geschieht ein Unglück, ein geplantes. Du wirst als schwer verunglückt gemeldet. Ein dortiger Notar, mit dem Du Dich bekannt gemacht hast, bestätigt Deinen Tod. Er sorgt dafür, dass die Urne mit – angeblich - Deiner Asche hierher geschickt wird und Dein Tod amtlich bestätigt wird. Dann ist das Erbe fällig.“
„Leicht gesagt, liebe Eva. Und wie komme ich dann zurück, wenn ich tot bin?“
Eva war in einem hohen Maße gelassen und strahlte Minustemperaturen aus.
„Eddi, Du bist doch clever. Du musst Dir natürlich einen Freund schaffen, dem Du hilfst, damit er Dir hilft. Also musst Du in ein Land gehen, in dem mindestens so viel Korruption herrscht wie hier in Deutschland. Als Arzt stehen Dir doch viele Wege offen. Du kannst Dir ja in Ruhe überlegen, wie Du es anstellen wirst. Eigentlich brauchst Du nur einen neuen Namen. Das ist doch eine Investition wert, oder?“
Eddi saß nun auf der Bettkante. Ihm war jetzt klar, dass bereits eine Entscheidung gefallen war. Eva hatte ihm die Entscheidung einfach abgenommen.
„Ich werde darüber nachdenken.“
Diesen Satz hörte Eva schon gar nicht mehr. Sie war mit ihren letzten Worten aus dem Schlafzimmer gegangen.
„Ich muss noch einmal die Unterlagen vom Architekten anschauen. Bis gleich.“
Eddi wusste, dass er keine Alternative zu der Entscheidung von Eva hatte.