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Vorwort
ОглавлениеSo gut ist es dem alten „Vater Rhein“ schon lange nicht mehr gegangen: Im „Jahr des romantischen Rheins“ 2002 wurde er in vielen Städten entlang des Stromes mit einem bunten Strauß rheinträchtiger Feste gefeiert, Museen zeigten ihre Schätze mit einer Vielzahl kulturhistorisch interessanter Ausstellungen von der Geschichte der Rheinschifffahrt bis zu Hermann Hesses oberrheinischer Selbstpositionierung unter dem Titel „Beiden Rheinufern angehörig“. Die besonders romantikverdächtige Mittelrheinregion wurde gar von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Ob der so aus seinem Dornröschenschlaf geküsste europäische Strom es damit heute an Reputation mit der Bedeutung aufnehmen kann, die ihm einst zukam? Zumindest macht die Fülle von Ereignissen bewusst, dass der Rhein über zwei Jahrtausende lang Fokus europäischer Geschichte und Kultur war. Schon Carl Zuckmayer hatte in der Genealogie der Völkerscharen, die hier ihre Spuren hinterlassen haben, das Besondere gesehen und sprach „Vom Rhein! Von der großen Völkermühle! Von der Kelter Europas! Vom Rhein – das heißt: vom Abendland.“ Der in Köln geborene, weltläufige Philosoph Hans Mayer betonte bis ins hohe Alter, dass das Rheinland immer „seine Landschaft“ gewesen sei. Nicht zuletzt hat Heinrich Böll in seiner Nobelpreisrede sein vorsichtiges Bekenntnis zum heimatlichen Strom weltöffentlich gemacht: „Wenn dieses Land je so etwas wie ein Herz gehabt haben sollte, lags da, wo der Rhein fließt.“
Unter dem Titel „Mythos Rhein. Zur Kulturgeschichte eines Stromes“ möchten wir an die besondere Geschichte dieser Region erinnern, an die Blütezeiten ebenso wie an die Problemgeschichte, die sich mit diesem Fluss verbindet. Wir betrachten die Zeiten, in denen er zur Seelenlandschaft wurde, aber auch die ideologische Instrumentalisierung, die ihn zum politischen Minenfeld machte. Wie immer auch die Zeiten verliefen, provozierten sie Künstler und Schriftsteller zum Bekenntnis. Davon berichtet unsere Kulturgeschichte des Stromes.
Danken möchten wir allen, die zum Entstehen des Buches beigetragen haben: Allen voran unserer Mitstreiterin Hella-Sabrina Lange, die sich in herausragender Weise bei der Bild- und Textredaktion engagierte und auch das schwierige Geschäft der Textkürzung nicht scheute. Wir danken Sabine Brenner M.A. und Dr. Bernd Kortländer vom Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut, der Leitenden Bibliotheksdirektorin der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf Dr. Irmgard Siebert, dem in Rheinansichten kompetenten Rudolf Schmitt-Föller, Dr. Wolfgang Delseit und Dr. Reinhard Schilf, Henriette Klingmüller-Paquet, Dr. Roswitha Neu-Kock vom Rheinischen Bildarchiv, Georg Mölich vom LVR und Dr. Michael Herkenhoff von der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn.
Im Oktober 2002
Gertrude Cepl-KaufmannAntje Johanning