Читать книгу Acht Schritte zum Glück - Neuausgabe - Geshe Kelsang Gyatso - Страница 18
Die vorbereitenden Übungen
ОглавлениеInnere Verwirklichungen entspringen weder magisch der Erde, noch fallen sie vom Himmel. Ob wir tiefe Erfahrungen mit den Übungen machen, die in Acht Verse erklärt werden, hängt von bestimmten inneren Bedingungen ab, die wir durch die vorbereitenden Übungen schaffen können. So wie ein Bauer den Boden vorbereiten muss, bevor er sein Feld bestellt, so müssen wir unseren Geist vorbereiten, bevor wir eine Ernte spirituelle Verwirklichungen erwarten können. Viele Menschen sind sehr an Meditation interessiert, vernachlässigen aber die vorbereitenden Übungen, da sie ihre Wichtigkeit nicht verstehen, und sind enttäuscht, wenn ihre Anstrengungen in der Meditation keine Früchte tragen. Sie sind wie ein Bauer, der sein Feld nicht gejätet, gedüngt oder bewässert hat und dennoch erwartet, dass seine Saat gedeiht. Je gewissenhafter wir die vorbereitenden Übungen machen, desto leichter werden wir Verwirklichungen aus unserer Praxis der Geistesschulung erlangen.
Die vorbereitenden Übungen haben drei Funktionen: Sie reinigen unseren Geist von Negativität, sie sammeln Verdienste, oder Glück, an und sie helfen uns, die Segnungen der Buddhas und Bodhisattvas zu empfangen. Wenn wir unseren Geist reinigen ist es so, als würden wir ein Feld von Steinen und Unkraut befreien, bevor die Aussaat erfolgt. Zurzeit ist unser Geist durch die Prägungen negativer Gedanken und durch die Potenziale aller nichttugendhaften Handlungen, die wir in der Vergangenheit begangen haben, verunreinigt. Solange wir diese Negativität nicht durch die Praxis der Reinigung aus unserem Geist entfernen, wird sie das Wachstum tugendhafter Eigenschaften behindern und unsere Meditation wird keine Ergebnisse hervorbringen.
Zweitens müssen wir unserem Geist durch die Ansammlung von Verdiensten die Kraft geben, das Wachstum von Dharma Verwirklichungen zu unterstützen. Verdienste sind die positive Energie tugendhafter Handlungen. So wie ein gut gedüngter Boden eine reiche Ernte hervorbringen wird, so werden wir eine überreiche Ernte an spirituellen Verwirklichungen einbringen, wenn unser Geist reich an Verdiensten ist.
Drittens müssen wir die Segnungen der heiligen Wesen erhalten. Solange unser Geist nicht mit einem Regen von Segnungen, oder inspirierende Energie, der Buddhas und Bodhisattvas bewässert wird, ist er wie ein ausgedörrtes Feld, in dem die Samen der spirituellen Verwirklichungen, die durch Meditation gesät wurden, nicht wachsen können. Um Segnungen zu empfangen, müssen wir starkes Vertrauen in die heiligen Wesen und große Hingabe ihnen gegenüber entwickeln und sie darum bitten, unseren Geist zu segnen. Erhält unser Geist die Segnungen der heiligen Wesen, aktiviert dies unsere tugendhaften Potenziale, so wie Regen eine Wüste zum Leben erwecken kann, und spirituelle Verwirklichungen wachsen in unserem Geist heran.
Wenn wir unseren Geist gut vorbereiten, indem wir Negativität reinigen, Verdienste ansammeln und Segnungen empfangen, werden unsere Meditationen sehr erfolgreich sein. Eine einfache Weise dies zu tun ist, indem wir jede Meditationssitzung über die Geistesschulung mit der Rezitation der Gebete Essenz des Glücks beginnen (siehe hier), während wir über ihre Bedeutung nachdenken und die entsprechenden Visualisierungen ausführen. Wer weniger Zeit hat, findet hier eine kürzere Praxis, Gebete für die Meditation. Beide Gebete enthalten die sechs vorbereitenden Übungen für eine erfolgreiche Meditation. Diese sind:
1. Den Meditationsraum reinigen und einen Altar aufbauen
2. Schöne Darbringungen aufstellen
3. In der richtigen Meditationshaltung sitzen, Zuflucht nehmen und Bodhichitta erzeugen
4. Das Feld für die Ansammlung von Verdiensten visualisieren
5. Die siebengliedrige Praxis und das Mandala darbringen
6. Die heiligen Wesen um ihre Segnungen bitten
Die Anleitungen über die sechs vorbereitenden Übungen beruhen auf den Sutras der Vollkommenheit der Weisheit. Atisha erhielt diese Anleitungen von seinem Guru Lama Serlingpa und in der Folge erblühte diese Tradition in der ganzen Kadampa Welt.
Sowohl Essenz des Glücks als auch Gebete für die Meditation enthalten die Übung des Guru Yoga, das Tor, durch das wir die Segnungen aller Buddhas und Bodhisattvas erhalten. In dieser besonderen Übung visualisieren wir Buddha Shakyamuni im Raume vor uns, umgeben von allen Buddhas und Bodhisattvas. Wir konzentrieren uns auf Buddha Shakyamuni, den wir als eins mit unserem Guru, oder spirituellem Meister, betrachten, entwickeln Vertrauen und bitten um seine Segnungen. Wenn wir diese Gebete als Vorbereitung zur Meditation über die Acht Verse rezitieren, ist es glückverheißend, eine kleine Änderung an der Visualisierung vorzunehmen. Im Herzen Guru Buddha Shakyamunis visualisieren wir Buddha Amitabha, der einen rotfarbigen Körper hat und mit seinen beiden Händen in der Geste des meditativen Gleichgewichtes sitzt. Oder wir visualisieren Buddha Amitabha statt Buddha Shakyamuni. Der Grund für diese kleine Änderung ist, dass wir unsere Beziehung zu Bodhisattva Langri Tangpa verstärken können, der wie bereits erklärt eine Emanation Buddha Amitabhas ist. Diese Art der Visualisierung hilft uns, größeres Vertrauen in den Verfasser dieser Verse und seine Anleitungen zu entwickeln, und dies wird uns helfen, seine inspirierenden Segnungen schneller zu empfangen.
Buddha Amitabha wird der «Buddha der Vajrarede» genannt, was darauf hinweist, dass er die Manifestation der Rede aller Buddhas ist. In Zukunft werden alle Lebewesen diesem Buddha im Aspekt eines gewöhnlichen Wesens begegnen und er wird sie auf dem Pfad zur Erleuchtung führen. Buddha Amitabha, Buddha Amitayus und Buddha Vajradharma sind die gleiche Natur, zeigen aber einen anderen Aspekt. Auf dem Scheitel Avalokiteshvaras, dem Buddha des Mitgefühls, ist immer sein spiritueller Meister Buddha Amitabha gegenwärtig. Auf den Scheiteln aller vertrauensvollen Schüler ist in gleicher Weise immer Buddha Amitabha, ihr spiritueller Meister.
Abgesehen von dieser Änderung in der Visualisierung sind die übrigen vorbereitenden Übungen die gleichen. Es folgt nun eine kurze Erklärung der sechs vorbereitenden Übungen.