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Kanäle, Winde und Tropfen

DIE EIGENTLICHE PRAXIS

Wie in der Einführung in die allgemeinen Pfade des Geheimen Mantras erklärt wurde, enthält die Praxis des Mahamudras drei Teile:

1. Wie das Mahamudra praktiziert wird, das die Vereinigung von Glückseligkeit und Leerheit ist

2. Wie das Mahamudra praktiziert wird, das die Vereinigung der zwei Wahrheiten ist

3. Wie das Mahamudra vollendet wird, das die resultierende Vereinigung des Nicht-mehr-Lernens ist, der Zustand, der die sieben herausragenden Qualitäten der Umarmung besitzt

WIE DAS MAHAMUDRA PRAKTIZIERT WIRD, DAS DIE VEREINIGUNG VON GLÜCKSELIGKEIT UND LEERHEIT IST

Diese erste Übung des Ursache-Zeit-Mahamudras wird in zwei Teilen dargestellt:

1. Eine Erklärung der Methode, den Objekt-Besitzer, Spontane Große Glückseligkeit, zu erzeugen

2. Eine Erklärung der Methode, das Objekt, Leerheit, korrekt zu realisieren

EINE ERKLÄRUNG DER METHODE, DEN OBJEKT-BESITZER, SPONTANE GROSSE GLÜCKSELIGKEIT, ZU ERZEUGEN

An der Erzeugung Spontaner Großer Glückseligkeit sind zwei Methoden beteiligt:

1. Die Durchdringung der genauen Punkte des eigenen Körpers

2. Die Durchdringung der genauen Punkte des Körpers von jemand anderem

DIE DURCHDRINGUNG DER GENAUEN PUNKTE DES EIGENEN KÖRPERS

Dieses Thema ist in vier Teile gegliedert:

1. Die zehn Tore identifizieren, durch die die Winde in den Zentralkanal gelangen können

2. Der Grund, warum die Winde in den Zentralkanal gelangen können, indem die genauen Punkte durch diese Tore durchdrungen werden

3. Eine Erklärung ihrer verschiedenen Funktionen

4. Eine Erklärung der Stufen der Meditation über das Innere Feuer (Tummo) im besonderen

DIE ZEHN TORE IDENTIFIZIEREN, DURCH DIE DIE WINDE IN DEN ZENTRALKANAL GELANGEN KÖNNEN

Wir müssen die zehn Tore kennen, durch die die Winde in den Zentralkanal gelangen können, weil es unmöglich ist, Spontane Große Glückseligkeit zu erzeugen, ohne die Winde in den Zentralkanal zu bringen, und diese zehn Tore sind die einzigen Tore, durch die die Winde in den Zentralkanal eintreten können.

Außer zur Todeszeit und während des Schlafes gelangen die Winde gewöhnlich nicht in den Zentralkanal, es sei denn, wir führen die entsprechenden meditativen Übungen aus. Um mit einem Geist von Großer Glückseligkeit über Leerheit meditieren zu können, muß daher der oder die Praktizierende des Geheimen Mantras Spontane Große Glückseligkeit erzeugen, indem er oder sie die Winde absichtlich durch die Kraft einsgerichteter Konzentration durch irgendeines der zehn Tore in den Zentralkanal bringt.

Der Zentralkanal beginnt an der Stelle zwischen den Augenbrauen und zieht in einem Bogen zum Scheitel des Kopfes hinauf. Von dort geht er in gerader Linie zur Spitze des Geschlechtsorgans hinab. Die zehn Tore sind entlang dem Zentralkanal folgendermaßen angeordnet:

(1) Das obere Ende des Zentralkanals: die Stelle zwischen den Augenbrauen

(2) Das untere Ende: die Spitze des Geschlechtsorgans

(3) Das Zentrum des Scheitelkanalrades: am höchsten Punkt des Schädels gelegen

(4) Das Zentrum des Halskanalrades: nahe der Rückseite des Halses gelegen

(5) Das Zentrum des Herzkanalrades: zwischen den zwei Brüsten gelegen

(6) Das Zentrum des Nabelkanalrades

(7) Das Zentrum des Kanalrades der geheimen Stelle: vier Finger breit unterhalb des Nabels

(8) Das Zentrum des Juwelenkanalrades: im Zentrum des Geschlechtsorgans gelegen, in der Nähe seiner Spitze

(9) Das Rad des Windes: das Zentrum des Stirnkanalrades mit sechs Speichen

(10) Das Rad des Feuers: das Zentrum des Kanalrades, das in der Mitte zwischen Hals- und Herzkanalrad gelegen ist und drei Speichen hat

So wie wir ein Haus durch irgendeine der Türen, die von außen hineinführen, betreten können, so können die Winde durch irgendeines der zehn Tore in den Zentralkanal gelangen.

Um die genauen Punkte unseres eigenen Körpers zu durchdringen, müssen wir uns auf die Kanäle, die Winde und die weißen und roten Tropfen konzentrieren. In den tantrischen Schriften werden diese drei oft als der «Vajra-Körper» bezeichnet. Der eigentliche Vajra ist Spontane Große Glückseligkeit, die in Abhängigkeit von den Kanälen, Winden und Tropfen entsteht. Hier wird das zukünftige Resultat in die Gegenwart gebracht, indem der Name des Ergebnisses auf seine Ursachen zugeschrieben wird; daher der Name «Vajra-Körper». Wenn wir über den Vajra-Körper meditieren wollen, benötigen wir ein klares Verständnis der stationären Kanäle, der sich bewegenden Winde und der enthaltenen Tropfen. Diese werden jetzt im Detail erklärt.

DIE STATIONÄREN KANÄLE

Es gibt drei Hauptkanäle: der Zentralkanal, der rechte und der linke Kanal. Der Zentralkanal gleicht dem Stock eines Schirmes, der die Mitte jedes Kanalrades durchläuft; und der rechte und der linke Kanal verlaufen beidseitig des Zentralkanals. Der Zentralkanal ist hellblau und hat vier Merkmale: (1) er ist sehr gerade wie der Stamm eines Bananenbaumes; (2) innen ist er von ölig roter Farbe wie reines Blut; (3) er ist sehr klar und durchscheinend wie eine Kerzenflamme, und (4) er ist sehr weich und flexibel wie ein Lotosblütenblatt.

Der Zentralkanal befindet sich genau in der Mitte zwischen der rechten und linken Körperhälfte, liegt aber näher an der Hinterseite als an der Vorderseite. Unmittelbar vor der Wirbelsäule befindet sich der Lebenskanal, der ziemlich dick ist, und vor diesem befindet sich der Zentralkanal. Wie bereits erwähnt, beginnt er an der Stelle zwischen den Augenbrauen und zieht in einem Bogen zum Scheitel des Kopfes hinauf und geht in einer geraden Linie zur Spitze des Geschlechtsorgans hinab. Am geläufigsten ist der Name Zentralkanal, doch er ist auch als die «zwei Aufgaben» bekannt, weil das Sammeln der Winde in diesem Kanal bewirkt, daß die negative Aktivität aufgegeben wird, die mit den Winden des rechten und linken Kanals verbunden ist. Er ist zudem als «Geistkanal» und als «Rahu» bekannt.

Auf jeder Seite des Zentralkanals befinden sich ohne jeden Zwischenraum der rechte und der linke Kanal. Der rechte Kanal ist rot und der linke weiß. Der rechte Kanal beginnt vorne am rechten Nasenloch und der linke beginnt vorne am linken Nasenloch. Von dort verlaufen beide in einem Bogen neben dem Zentralkanal zum Scheitel des Kopfes hinauf. Vom Scheitel des Kopfes bis zum Nabel sind diese drei Kanäle gerade und verlaufen nebeneinander. Unterhalb des Nabels biegt der linke Kanal ein wenig nach rechts, trennt sich etwas vom Zentralkanal, und verbindet sich an der Spitze des Geschlechtsorgans wieder mit diesem. Dort hat er die Funktion, Sperma, Blut und Urin zu halten und auszuscheiden. Der rechte Kanal biegt unterhalb des Nabels ein wenig nach links und endet am Anus, wo er die Funktion hat, Fäkalien und so fort zu halten und auszuscheiden.

Andere Namen für den rechten Kanal sind der «Sonnenkanal», der «Sprachkanal» und der «Kanal des Subjekt-Halters». Der letzte Name weist darauf hin, daß die Winde, die durch diesen Kanal fließen, die Erzeugung von Vorstellungen bewirken, die unter dem Aspekt des Subjekt-Geistes entwickelt werden. Andere Namen für den linken Kanal sind der «Mondkanal», der «Körperkanal» und der «Kanal des gehaltenen Objektes», wobei der letzte Name darauf hinweist, daß die Winde, die durch diesen Kanal fließen, die Erzeugung von Vorstellungen bewirken, die unter dem Aspekt des Objekts entwickelt werden.

Der rechte und der linke Kanal schlingen sich an verschiedenen Stellen um den Zentralkanal herum und bilden dabei die sogenannten Kanalknoten. Die vier Stellen, an denen diese Knoten auftreten, sind in aufsteigender Reihenfolge das Nabelkanalrad, das Herzkanalrad, das Halskanalrad und das Scheitelkanalrad. Außer beim Herzen ist an allen diesen Stellen ein zweifacher Knoten, der durch eine einfache Windung des rechten und eine einfache Windung des linken Kanals gebildet wird. Während der rechte und der linke Kanal zu diesen Stellen aufsteigen, schlingen sie sich um den Zentralkanal herum, indem sie sich vorne kreuzen und sich dann um ihn winden. Dann gehen sie weiter aufwärts auf die Höhe des nächsten Knotens. Beim Herzen geschieht das gleiche, außer daß sich hier ein sechsfacher Knoten befindet, der durch drei sich überlappende Windungen von jedem der flankierenden Kanäle gebildet wird.

Die vier Stellen, an denen diese Knoten auftreten, sind vier der sechs Hauptkanalräder. Da es später wichtig sein wird, daß man diese Kanalräder deutlich visualisieren kann, werden sie hier kurz erklärt. Bei jedem der sechs Hauptkanalräder zweigt eine unterschiedliche Anzahl von Speichen oder Blütenblättern vom Zentralkanal ab, so wie die Rippen eines Schirmes vom zentralen Stock abzuzweigen scheinen. Somit sind am Scheitelkanalrad - man kennt es als das «Rad der Großen Glückseligkeit» - zweiunddreißig solche Blütenblätter oder Kanalspeichen, alle von weißer Farbe. Das Zentrum ist dreieckig und die Spitze weist nach vorne. (Von oben gesehen, bezieht sich dies auf die Form des geschlungenen Knotens, durch den die Speichen austreten.) Diese zweiunddreißig Speichen sind nach unten gebogen wie die Rippen eines aufrecht stehenden Schirmes. Eine Beschreibung des Scheitelkanalrades und der drei anderen Hauptkanalräder, wo Knoten auftreten, ist in Tabelle 1 zu finden.

Das Klare Licht der Glückseligkeit

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