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Die ketogene Ernährung
Fasten hilft gegen epileptische Anfälle. Das wurde bereits in der Antike von Hippokrates beobachtet. 1911 griffen zwei französische Ärzte diese Beobachtung wieder auf und verordneten Kindern und Erwachsenen mit Epilepsie Fastenkuren. Die beiden Ärzte hielten fest, dass die Fastenintervention epileptische Anfälle reduzierte.(50) Wenig später wurde klar, dass Fasten und Kohlenhydratrestriktion zwei Metabolite im Körper ansteigen lassen: die Ketone Beta-Hydroxybutyrat (BHB) und Acetoacetat (AcAc). So lag die Vermutung nahe, dass diese bei dem beobachteten Effekt eine Rolle spielten.
Diese Hypothese bestätigte sich in den folgenden Jahrzehnten; der Wirkmechanismus ist trotzdem bis heute nicht vollständig geklärt. Der Grund dafür ist nicht der Mangel an Forschungsprojekten, sondern das jahrzehntelange Ignorieren der Ketone. Diese Metabolite wurden zum ersten Mal Mitte des 19. Jahrhunderts im Urin von Diabetikern nachgewiesen, aber nicht im Urin von Gesunden. So lag die Schlussfolgerung nahe, dass die Bildung von Ketonen eine lebensgefährliche Situation darstellt. Ein verzeihlicher Fehler für die damalige Zeit, aber unverzeihlich für die nachfolgenden Generationen von Forschern, die die physiologische, das heißt, normal-gesunde Ketose, mit der diabetischen lebensgefährlichen Ketoazidose in einen Topf schmissen. Ich unterstelle hier nicht Mangel an Kompetenz, sondern ein Unmaß an Ignoranz. Die historisch bedingte Assoziation von BHB und AcAc mit Diabetes führte über Jahrzehnte dazu, dass Ketose für einen gesundheitsschädlichen Zustand gehalten wurde. Daraus folgte eine jahrzehntelange Forschungslücke, in der die ketogene Ernährung regelrecht ignoriert wurde, obwohl ihre positive Wirkung bei pharmakoresistenter Epilepsie bekannt war.
Aber zurück zu den Anfängen der ketogenen Ernährung. Die Erkenntnis, dass der Zustand der Ketose mit einem Rückgang epileptischer Anfälle korrelierte, führte 1921 zur Entwicklung der ketogenen Diät (KD), die so erfolgreich war, dass sie in den nächsten Jahrzehnten zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt wurde.(168) 1938 wurde das erste Medikament gegen Epilepsie vorgestellt, was die Entwicklung weiterer Medikamente anstieß. Daraufhin verlor die ketogene Diät an Popularität und diese effektive nichtmedikamentöse Therapie wurde nur noch selten zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt. Nachfolgende Studien bestätigten, dass die ketogene Diät ebenso wirksam epileptische Anfälle reduziert wie eine medikamentöse Therapie.(21)
Trotz dieser wissenschaftlichen Evidenz scheinen manche Ärzte die KD zu ignorieren und Pharmaka vorzuziehen.(85) In den letzten fünfzehn Jahren nahm die Forschung im Bereich der ketogenen Ernährung erheblich zu. Inzwischen wissen wir, dass die Ketose nicht nur bei Epilepsie wirksam ist, sondern auch bei anderen neurologischen Erkrankungen wir Alzheimer, Parkinson und Huntington. Weitere vielversprechende Forschungsbereiche sind die Krebstherapie sowie Autoimmunerkrankungen. (14), (30), (98), (149), (176)