Читать книгу Natürliche Hilfe bei Haarausfall - Gianni Coria - Страница 11
ОглавлениеDas Haarwachstum
Eine Haarpapille – ein Haar
Eine Haarpapille bildet ein lebendiges Haar. Dies bedeutet, in einem Haarfollikel kann nur ein mit Nährstoff versorgtes Haar existieren. Es gibt Meinungen, nach denen aus einem Follikel angeblich auch mehrere Haare wachsen können. Dies funktioniert natürlich nicht. Sollten jedoch trotzdem mehrere Haare aus einem Follikel »sprießen«, so hat es das junge nachwachsende Haar aufgrund von Verklebungen mit aller Wahrscheinlichkeit nicht geschafft, das alte abgestorbene auszustoßen.
Ein Haar pro Haarpapille
Doppelt besetzte Follikel
Auf diesem Bild (rechts) sehen Sie eine Situation, bei der zwei Haare aus einem Follikel kommen. In der Regel ist das alte Haar das dickere. Zusätzlich lässt sich das Alter der Haare an der Farbe erkennen. Umso dunkler ein Haar, desto älter ist es. Ein junges Haar ist noch hell und gräulich. Ein altes Haar wird nun von einem jungen Haar ersetzt, in dem es ausgestoßen wird.
Zur Erinnerung: Alle zwei bis acht Jahre wird ein altes Haar ausgetauscht. Leider fallen diese alten Haare nicht immer aus und werden durch Verklebungen in den Haarfollikeln »festgehalten«. Durch Ablagerungen auf der Kopfhaut sind diese Haare dann oftmals viele Jahre festgeklebt, und mit einem Mal fallen dann viele Haare gleichzeitig aus – verursacht durch eine Veränderung der Talgkonsistenz und/oder der Hautflexibilität.
»Hilfe, ich habe Haarausfall!« Die Betroffenen geraten in Panik und beeilen sich, um dieses und jenes Shampoo zu kaufen. Sie machen alles, um die Haare zu erhalten – Haare, die schon lange hätten ausfallen müssen. Verursacht durch falsche Pflege und Ablagerungen auf der Kopfhaut waren diese festgekleistert. Mit der Kopfhautkamera können wir ziemlich genau feststellen, ob ein Mensch an vermehrtem Haarausfall leidet. Es kann auch in manchen Fällen festgestellt werden, wie lange es her ist, dass der Kunde massiven Stress hatte, die Haare aber dennoch durch die Verklebungen zurückgehalten wurden. Fallen die Haare durch eine gelöste Verklebung oder durch die Veränderung der Talgkonsistenz aus, wird kein Anti-Haarausfall-Shampoo wirklich helfen können. Was tot ist und nicht mehr von den Blutbahnen genährt wird, muss ausfallen, um jungen Haaren Platz zu machen.
Abgestorbene Haare fallen nicht aus
Bei einer Kopfhautanalyse im Friseursalon erlebe ich es zumeist als äußerst beruhigend für die Kunden, wenn sie sehen, was wirklich »Sache ist« auf der Kopfhaut. Durch einen geeigneten Pflegeplan erholen sich Kopfhaut und Haar relativ schnell, und der Kunde ist nach vielen leidvollen Jahren in wenigen Monaten wieder glücklich.
Doppelt verklebte Haare
Bei den folgenden drei Bildern werden Sie sehen, wie Talg und Cholesterin die Haare aneinanderkleben lässt. Bei gewissen Haaren sehen wir kaum Talg, der für die Verklebung verantwortlich gemacht werden kann. Und trotzdem scheinen die Haare richtig fest miteinander verbunden zu sein. Zur Wiederholung: Talg besteht aus Triglyceriden und sauren Stoffwechsel-Endprodukten – dazu zählen freie Fettsäuren, Cholesterol und Ester. Der Körper lässt während seiner Arbeit auch oxidierte, klebrige Cholesterinabfälle über die Kopfhaut abtransportieren.
Verklebung durch Talg und Cholesterin
Telogener Zustand: Talg-Verklebung
Cholesterin ist ebenfalls ein »fantastischer« Kleber und entsteht hauptsächlich durch falsche Ernährung wie zu viel gesättigte Fettsäuren und Transfettsäuren, aber auch durch Stress, der im Alltag heute unumgehbar scheint.
An der Stelle, wo sich der Kolben des alten Haares am neuen Haar festgeklebt hat, finden wir bei diesem Bild (❶) keinen Talg. Da wird mit ziemlicher Sicherheit ein viel zu hoher Anteil an oxidiertem Cholesterin die Verklebung des abgestorbenen Haares verursacht haben.
Diese beiden Haare im telogenen Zustand (im Bild oben, ❷) kleben wie mit einem Talg-Leim verbunden aneinander fest. Man muss deutlich an diesen beiden Haaren ziehen, dass die Klebestelle reißt.
Verklebung durch Cholesterin
Auch hier ein interessantes Bild (❸) von zwei Haaren, die aneinander kleben. Da kein Talg ersichtlich ist, wird wohl auch hier Cholesterin verantwortlich sein für die Verklebung der beiden Haare. Abgestorbene Haare, die am Ausfallen gehindert werden, können Jahre bis Jahrzehnte mitgetragen werden. Ist ein Haar über 15 Jahre abgestorben, kann es auch abbrechen, und es bleibt ein Stummel im Follikel zurück. Es wurde bisher mehr als nur unterschätzt, wie aktiv der Körper die Kopfhaut zur Ausscheidung und Regulation von Prozessen des Organismus benutzte.
Normaler Haarwuchs in Reihen
Der Reihenhaarwuchs
Üblicherweise haben wir immer einen Reihenhaarwuchs, das bedeutet, drei Haare wachsen in einer Reihe mit leichtem Abstand nebeneinander. Dies wäre eigentlich unser Urbild der Haaranordnung auf der Kopfhaut: immer drei Haare, die in einer Reihe zueinanderstehen. Das sorgt für die Fülle der Haare. Je mehr Haare wir in einer Reihe haben, desto mehr Dichte zeigt das Haar. Stimmt die Haardicke auch noch, ist alles perfekt!
Dreierreihe
Es spielt keine Rolle, von welchem Kontinent ein Mensch stammt oder aus welcher Kultur. Dieses Urbild der drei Haare in einer Reihe ist bei allen Menschen gleich – wie ich auf meinen Länderreisen feststellen durfte.
Die Haarzyklus-Phasen
Ein Haar durchwandert folgende drei Lebensphasen:
1. Wachstumsphase (Anagen) – sie dauert rund zwei bis acht Jahre, rund 80 bis 90 Prozent der Haare befinden sich in diesem Stadium. Die Zellen der Haarmatrix eines im Wachstum befindlichen Haares zeigen eine fünfmal höhere Stoffwechselleistung und Zellteilungsaktivität im Vergleich zu normalen Hautzellen.
2. Übergangsphase (Katagen) – während rund drei Wochen wird circa ein Prozent der bestehenden Haare von der Wachstumsphase auf den Ausfall vorbereitet. Die jeweilige Haarpapille stellt die Zellproduktion ein.
3. Ruhephase (Telogen) – die Ausfallphase dauert rund drei bis vier Monate. Das alte Haar kann nun ausfallen, und die Haarpapille wird vorbereitet, um ein neues Haar zu produzieren. Das neue Haar sollte während der Wachstumsphase das alte Haar ausstoßen. Rund zehn bis 18 Prozent der Haare befinden sich in diesem Zyklus. Während der Ruhephase ist der Haarschaft vollständig verhornt, und ein Stoffwechsel findet nicht mehr statt, daher die Bezeichnung »Ruhephase«. Während dieser Zeit kann das Haar durch äußere Einflüsse wie z. B. Ernährung, Zufuhr von Eiweiß, Vitaminen, Spurenelementen oder durch Aufnahme von Arzneimitteln nicht mehr beeinflusst werden.
Die Ausfallphase der Haare in der Telogenphase nennt man auch »Kolbenhaar«.
Anagene Phase
Katagene Phase
Telogene Phase
Haarwachstum braucht Zeit
Soll die Kopfhaut durch die richtige Beachtung und Pflege regeneriert werden, so wachsen nicht nach ein bis zwei Monaten sofort Haare mit Stärken von 0,08 Millimetern oder noch dicker. Es wäre toll, wenn dies so wäre, aber der Körper tickt nicht auf diese Weise. Sind noch Flaumhaare vorhanden, werden diese rund alle drei Monate ersetzt. Führen wir gezielt Nährstoffe zu, können die Haarwuchszyklen verlängert werden. Dies bedeutet: Das junge Haar, das dieses Flaumhaar ersetzt, wächst etwas dicker nach und hält vielleicht vier bis sechs Monate. Danach kommt wieder ein dickeres Haar, das dann vielleicht acht Monate hält usw. Es spielt immer eine Rolle, von welcher Haardicke-Situation aus gestartet wird. Ist kein Haar im Follikel sichtbar, wächst als Erstes ein Flaumhaar. Nun kommt hinzu, dass der Körper nicht auf der gesamten Kopfhaut gleichmäßig dickere Haare produziert, wie wir es oft bei einem Menschen nach einer Chemotherapie beobachten können. Nein, bei der natürlichen Haarwuchsverdichtung wachsen die Haare in einzelnen Zonen schneller als in anderen. Wo der Körper diese Haare an der Kopfhaut schneller nachwachsen lässt, vorne oder hinten, lässt sich nicht im Vorfeld bestimmen. Oft erlebe ich, dass die Haare bei Frauen am Vorderkopf-Bereich schneller wachsen und bei den Männern am Hinterkopf. Wo die Haare zuletzt ausgefallen sind, konnte der neue Haarwuchs als Erstes beobachtet werden. Doch es gibt Ausnahmen. Der Aufbau erfolgt langsam und stetig, bis wir wieder dicke Haare besitzen – mit Austauschzyklen von drei bis acht Jahren. Wird der Kopfboden falsch gepflegt, dreht sich das Spiel um, die Haare werden mit der Zeit wieder dünner und feiner.
Der Haarwuchszyklus beim Menschen
Besaß jemand in der Jugend schönes und kräftiges Haar, dann kommt es immer darauf an, von welcher Haarsituation ausgehend wir den Haaraufbau beginnen. Beginnen wir bei den Flaumhaaren, oder beginnen wir bei den Haaren, die bereits den einjährigen Jahreszyklus oder Dreijahreszyklus haben? Sollte die Regenerierung bei einer leeren Pore beginnen, dauert es natürlich länger, um wieder zu kräftigen Haaren zu gelangen, als bei einem Haar im Einjahreszyklus.
Terminalhaare
Kommt ein Kind auf die Welt, dauert es bis zu seiner Jugend rund zehn bis 15 Jahre, bis der Körper die Haare (die Terminalhaare) komplett ausgebildet hat. Die Terminalhaare in der Jugend haben die Qualität, die uns Menschen durchs Leben begleiten soll. Theoretisch werden die Haare rund 50 Zentimeter lang und werden nachher wieder ersetzt.
Um Haare natürlich aus eigener Kraft wieder wachsen zu lassen, sind Geduld und Konsequenz gefragt, was jedoch mit den eigenen Haaren auf schönste Art belohnt wird.