Читать книгу Natürliche Hilfe bei Haarausfall - Gianni Coria - Страница 9
ОглавлениеDer Haaraufbau
Der Hauptbestandteil unserer Haare ist Eiweiß, das sich in Verbindung mit Sauerstoff zu Keratin verhärtet. Unser Haar ist in drei Schichten aufgebaut: Schuppenschicht »Cuticula«, Faserschicht »Cortex« und Markkanal »Medulla«. Im Bild (→ Seite 19) sehen Sie diesen Haaraufbau dargestellt.
Der Haarschaft ist nicht glatt, sondern geschuppt, ähnlich wie bei einem Tannenzapfen. Durch die richtige Pflege lassen sich die »Schuppen« flach anlegen und schenken den Haaren den natürlichen Glanz.
Die Schuppenschicht
Die äußerste Schicht des Haares bezeichnet man als »Cuticula« oder Schuppenschicht. Die zahlreichen flachen Schuppen können sechs bis zehn Schichten dick sein und sind, ähnlich wie bei einem Tannenzapfen, zur Spitze hin orientiert. Dieser Schichtaufbau gilt als verhornt und abgestorben. Ist ein Haar gesund, liegt die Schuppenschicht flach an und ergibt den natürlichen Glanz. Werden basische Stoffe auf das Haar aufgetragen, öffnen sich die Schuppen. Saure Produkte und kaltes Wasser helfen der Schuppenschicht dabei, sich zu schließen, und fördern den natürlichen Haarglanz.
Die Faserschicht
Die Faserschicht »Cortex« macht mit rund 80 Prozent den größten Teil des Haares aus, wie in beiden Bildern schön zu sehen ist. Ein konventioneller Friseur arbeitet mit seinen synthetischen Farben in diesem Faserschichtbereich. Die vielen feinen Fasern sind spiralförmig aufgebaut. Auch unser Blut fließt im Spiralprinzip durch unseren Körper, ansonsten würde es nicht überall hingelangen. Die zahlreichen Faserbündel bestehen aus Keratinfasern, den Fibrillen. Die Fibrillen sind auch im Fasziensystem im Körper zu finden. Wie genau das Haar sich in dieser Schicht aufbaut und zusammenhält, ist noch nicht 100-prozentig geklärt, vermutlich gibt es ein Verkitten dieser Zellen durch eine »Kit«-ähnliche Substanz, was dann die Elastizität und Reißfestigkeit bestimmt.
Aufbau der menschlichen Haare
Der Markkanal
Im Zentrum des Haares, in Längsrichtung, ist der Markkanal, »Medulla« genannt, zu finden. Dieser ist mit einer Kopfhautkamera vor allem bei weißen Haaren gut sichtbar. In diesem Markkanal kann teilweise eine Flüssigkeit gefunden werden. Ist ein Haar abgestorben beziehungsweise von der Papille getrennt, fehlt diese Flüssigkeit. Wie bereits erwähnt, sterben die Haare alle zwei bis acht Jahre ab und werden vom Körper ersetzt. Laut der Wissenschaft dient diese Flüssigkeit im Markkanal zur Regelung der Haarfeuchtigkeit vom Ansatz bis in die Spitzen. Doch aus meiner Sicht gehört diese Flüssigkeit auch zu unserem Fasziensystem, worauf ich später nochmals zurückkomme.
Natürliche Haarpigmentierung
Die Haarfarbe wird von der Melanin-Produktion beeinflusst, die genetisch weitergegeben wird. Dabei wird zwischen Eumelanin (Schwarz-Braun-Pigment) oder Phäomelanin (Rot-Pigment) unterschieden. Die Unterscheidung von schwarzen oder braunen Haaren ist somit abhängig von der Anzahl der braunen oder schwarzen Eumelanin-Anteile. Die rothaarigen Menschen besitzen eine hohe Konzentration an Phäomelanin, wobei der Körper bei blonden Menschen ein Gemisch von wenig braunem Eumelanin mit viel Phäomelanin produziert.
Weißes Haar mit sichtbarem Markkanal
Weiße Haare sind in Wirklichkeit transparent, wie auf dem Bild auf Seite 20 gut sichtbar ist. Bei weißen Haaren ist der Markkanal ebenfalls oft sehr gut zu sehen.
Graue Haare (weiße, transparente Haare)
Noch vor nicht einmal 100 Jahren hatten viele Menschen bis zu ihrem achtzigsten Lebensjahr kein Problem mit grauen Haaren. Ich höre oft von Kunden, dass ihre Großeltern erst mit neunzig die ersten grauen Haare hatten. Graue Haare sind ein Neuzeit-Phänomen, das immer jüngere Menschen betrifft, oft weit unter Dreißigjährige.
Wissenschaftler der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und der University of Bradford in England haben den Grund für die Grau-Weiß-Färbung der Haare gefunden: Wasserstoffperoxid entsteht beim Stoffwechsel überall im menschlichen Körper in kleinen Mengen und dies auch im Haar. Durch das Altern nehmen diese Mengen an Wasserstoffperoxid zu, weil der Körper mit dem Zerlegen von Wasserstoffperoxid in die Bestandteile Wasser und Sauerstoff nicht mehr nachkommt. Es heißt, ein Enzym namens Tyrosinase wird durch das Wasserstoffperoxid angegriffen und oxidiert die Aminosäure Methionin, was ein Anhalten der Melanin-Produktion bedeutet. Vielleicht kennen Sie auch Personen, die über Nacht ergraut sind? Auslöser waren da meist Schockerlebnisse. Viele Berichte gibt es aus dem Zweiten Weltkrieg, zahlreiche Menschen sind damals über Nacht ergraut. Aber auch heute kann beispielsweise der Verlust eines Menschen die Haare über Nacht ergrauen lassen. Liebe Menschen zu verlieren, kostet enorme psychische Energie, was oft an den Haaren seinen Ausdruck findet.
Aus Erfahrung weiß ich, dass durch reichhaltige Nahrungsergänzung – wie zum Beispiel durch das sogenannte Super-Food Moringa – und Entgiftung der Körper wieder die Möglichkeit erhält, Wasserstoffperoxid abzubauen oder den Mangel an Melanin wieder auszugleichen. Völlig natürlich kommt die Haarfarbe langsam wieder zurück. Hat jemand graue Haare, so müsste dies nicht zwingend für immer sein. Durch die richtige Versorgung kann unter Berücksichtigung einiger zusätzlicher Punkte wie Stressausgleich und Vermeiden synthetischer Produkte die ursprüngliche Haarfarbe wieder zurückerlangt werden. Viel Geduld ist hier gefragt, es muss mit ein bis zwei Jahren gerechnet werden, um die Mängel wieder auszugleichen.
Seit einer Million Jahren gedeiht unser biologischer Körper parallel zur Flora auf unserem Erdball. Dadurch kennt unser Körper die Pflanzen sehr gut und reagiert entsprechend darauf. Werden Pflanzen richtig eingesetzt, hilft dies dem Körper nebenwirkungsfrei zur Stärkung, Reinigung und Zellverjüngung.
Haarfollikel, Talgdrüse und das Fasziengewebe
100 000 bis 150 000 Haare befinden sich auf dem Kopf. Jeder Haarfollikel hat eine Talgdrüse, einen Haarmuskel und eine eigene Blutversorgung. Natürlich ist jeder Follikel auch an das Nervensystem angeschlossen. Zudem sind die Haarfollikel in ein Fasziensystem eingebettet.
Bei genauer Betrachtung könnten wir auch sagen, wir haben zahlreiche Miniorgane auf der Kopfhaut sitzen. Talgdrüsen sind überall auf der Dermis (Haut) und befinden sich in der Regel neben und in Verbindung mit einem Haarfollikel. Über diesen Follikelschlauch stoßen die Talgdrüsen über den gesamten Körper Talg (Sebum) aus. Im Schnitt drei Gramm pro Tag, wobei ein Gramm über die Kopfhaut ausgeschieden wird. An den Regionen von Lippen, Geschlechtsteilen und Anus befinden sich direkte Talgdrüsen, die nicht über die Haarfollikel arbeiten. Tote Zellen lösen sich auf und bilden Fetttropfen, die über die Follikel auf die Hautoberfläche transportiert werden. Talg besteht aus Triglyceriden und sauren Stoffwechsel-Endprodukten – dazu zählen freie Fettsäuren, Cholesterol und Ester. Die genaue Funktion des Talgs ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Talg gilt als natürliche Haut-, Kopfhaut- und Haarpflegesubstanz, was für Geschmeidigkeit sorgt. Weiter sorgt der Talg für den individuellen Körpergeruch und schützt vor ungewollten Bakterien und Viren.
Das Haar wächst aus der Haarzwiebel heraus.
Wenn Talgdrüsen zu wenig Talg produzieren, wird die Haut zu trocken und anfälliger für Falten. Umgekehrt führt zu viel oder zu harter Talg häufig zu Akne.
Die Produktion des Talgs wird hormonell durch Testosteron gesteuert. In geringen Mengen wird dieses Hormon in den Nebennieren gebildet. Der größte Anteil der Synthese erfolgt jedoch bei erwachsenen Männern im Hoden und bei Frauen in den Ovarien. Hormone sind Botenstoffe, die in einer Folge reagieren, dies bedeutet nicht, dass die Hormone das grundlegende »Problem« sind, sondern die Frage ist, weshalb schüttet der Körper zu wenig oder zu viele Botenstoffe aus.
Leider existieren noch keine detaillierten Bilder darüber, wie ein Fasziensystem auf der Kopfhaut exakt aussieht. Seit ungefähr der Jahrtausendwende hört man den Begriff Faszien immer mehr. Früher wurde vom Bindegewebe oder von der »Schleimschicht« gesprochen.
Hormone können aus dem Ruder geraten, gehören jedoch nicht zur Ursache einer Problematik, sondern sind bereits die Folge einer gesundheitlichen Dysbalance. Die Frage stellt sich, weshalb es dazu kam …
Die Schulmedizin erkennt diese Faszien nur teilweise an, je nach Informationsstand des Arztes. Die Mediziner tun sich noch etwas schwer mit den Faszien, da es sich um eine relativ neue Erkenntnis handelt. Wird ein toter Mensch »aufgeschnitten«, sind diese unregelmäßig dicken weißen Faszien eine unbedeutende Schicht und nur im Weg. Lebt ein Mensch aber, dient das perfekt organisierte Fasziensystem, was sich wie ein dreidimensionales Netz durch den gesamten Körper, durch jedes Organ und jeden Muskel zieht, als riesige Datenautobahn. Wie ein weißes transparentes Ganzkörperkleid können Sie sich dieses System vorstellen. Diese Faszien sind beim lebenden Menschen mit einer Flüssigkeit gefüllt, welche in Lichtgeschwindigkeit Informationen rauf- und runtersendet.
Stellen Sie sich vor, Sie gehen auf einem Feldweg: Wie bei einem Radar überprüft dieses System die Bodenbeschaffenheit und sendet dem Hirn die Datenlage, noch bevor Sie mit dem Fuß auftreten. Dies ist von großer Bedeutung, denn der Gleichgewichtssinn muss frühzeitig arbeiten, damit Sie sicher auf den Boden auftreten. Dieses geniale System verfügt über eine Art erweiterten Tastsinn, sorgt für unglaubliche Kommunikation und für vieles mehr. Wir beginnen erst in der heutigen Zeit langsam, es zu verstehen. Störungen in den Faszien zeigen sich durch eine Art des Verklebens, was zu einer Vielzahl von Problemen im Körper führen kann.
Aus diesem Grund gibt es heute auch immer mehr Faszien-Therapeuten. Denn wenn dieses Bindegewebs-System verklebt, kommt es zu Schmerzen und anderen störenden Blockaden. Ich behaupte heute, diese Flüssigkeit, die wir in den Faszien vorfinden und die den Körper in Lichtgeschwindigkeit kommunizieren lässt, ist dieselbe Flüssigkeit, die wir im Markkanal der Haare vorfinden. Dies würde die Aussage unserer Vorfahren: »Haare wirken wie Antennen und fördern unsere intuitiven Fähigkeiten« bestätigen. Tragen wir längere Haare, dann haben wir mehr von dieser Flüssigkeit in den Haaren, die uns besser Informationen empfangen lässt und die Intuition fördert. Spannend ist auch: Wenn sich bei einem Mann die Kopfhaare langsam verabschieden, produziert der Organismus mehr Körperhaare.
Zukunftweisende Faszienforschung
Es gibt mittlerweile viele Bücher und Berichte über Faszien, und die Faszien-Forschung unter anderem an der Universität in Padua wird uns zukünftig bestimmt noch viele weitere wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse liefern können.
Haarpapille oder Bindegewebszapfen
Die Haarpapille liegt am unteren Ende des Haarfollikels. Diese Haarpapille in Kombination mit den Faszien schauen wir uns noch etwas genauer an. Die Haarpapille wird auch Bindegewebszapfen genannt und gehört dem Namen nach zu unserem Bindegewebe sprich zu unserem Fasziensystem. Wir wissen heute, dass Faszien ein dreidimensionales Netzwerk sind, das Daten in Sekundenschnelle im Körper verteilt. Alles, was in Kontakt kommt mit diesem Bindegewebszapfen, wird vom Körper wie ein Schwamm aufgezogen und verteilt sich. Die Haarpapille sitzt ungefähr zwei bis fünf Millimeter tief in der Lederhaut und ist das eigentliche Wuchszentrum eines Haares.
Darstellung einer Haarpapille
Die Haarpapille wird durch feinste Blutgefäße (Kapillargefäße) mit Nährstoffen versorgt. Da sich das Haar aus Keratinzellen aufbaut, die wie elastische Hornfedern wirken, ist eine Versorgung mit Protein (z. B. in Fleisch, Nüssen, Samen) und essenziellen Fettsäuren (z. B. in kalt gepressten Pflanzenölen) besonders wichtig.
In der Haarpapille werden die Zellen für die Haare gebildet und an die Hautoberfläche weitergeschoben. An der Oberfläche der Haut verhornt das weiche Protein, aus dem die Haare bestehen, zu Keratin. Ungefähr fünf Millimeter über der Hautoberfläche hat ihr Haar seine endgültige Stabilität erreicht. Die bei der Zellteilung entstehenden Stoffwechselrückstände werden über die Lymphe abtransportiert.
Schematische Abbildung der Zellteilung
Wird ein Haar ausgerissen, ist dies kein Problem, die Haarpapille kann wieder ein neues Haar aufbauen – sofern die Bedingungen vorhanden sind.
Immer wieder höre ich, wenn sich jemand ein Haar mit einem gelblichen Zapfen ausreißt: »Oje, jetzt habe ich das Haar mit der Wurzel entfernt.« Es ist völlig irrelevant, ob das Haar mit einer Wurzel ausgerissen wird, denn Haare werden von der Haarpapille aufgebaut. Das Tolle daran ist, die Haarpapille können Sie nicht entfernen, auch wenn Sie das Haar x-mal ausgerissen haben. Es ist die Aufgabe einer Haarpapille, Haare zu bauen. Verfügt die Haarpapille über optimale Bedingungen, wird sie ein ganzes Leben lang Haare produzieren. Denken Sie an die Menschen, die mit Lasergeräten ihr Haarwachstum stoppen möchten: Es dauert ein Jahr, bis sich kein Haar mehr bildet. Oder die Beine werden epiliert, ist dies nicht eine endlose Geschichte?