Читать книгу Natürliche Hilfe bei Haarausfall - Gianni Coria - Страница 7
ОглавлениеDie Bedeutung unserer Haare
Ein Blick zurück
Seit vielen Tausend Jahren werden über die Haarpracht Botschaften vermittelt, die vom Status bis hin zu religiösen und politischen Ausrichtungen reichen. Das Erscheinungsbild und die Schönheit benötigten schon immer viel Zeit und besondere Aufmerksamkeit. Die Haare hochzustecken, zu waschen, zu schneiden, zu färben, zu bürsten, zu stylen und zu verschönern, war schon immer ein menschliches Bedürfnis. Die Art und Weise, wie das Haar präsentiert wird, wurde gesellschaftlich oft auch vorgegeben.
Die besondere Stellung der Haare geht bis ins alte Ägypten zurück, schönes Haar galt als Ausdruck der Gesundheit. In der Antike wurden lange Haare als ein Geschenk der Götter betrachtet – für freie, lebensbejahende Menschen. Seit Konfuzius wurden auch in China die Haare als ein Geschenk und als Zeichen hoher Moral betrachtet. Haare sollten geachtet und sorgfältig gepflegt werden. Einem Ehrenmann war es in China grundsätzlich auferlegt, bis zu seinem Tod eine Kopfbedeckung zu tragen. Haare galten als Zeichen von Würde.
Auch bei den Germanen waren lange Haare ein Zeichen für Harmonie, für Kraft, Macht und Autorität. Hatte ein Mensch seine Haare verloren, galt dies als die größte Erniedrigung. So wurden Straftätern und Sklaven die Haare abgeschnitten, und sie galten vor dem Volk als minderwertige Menschen. Bei den Römern hat man den Eindruck, dass sie keinen sehr großen Wert auf die Frisur eines Mannes legten. Weitverbreitet war bei den Männern ein schlichter kurzer, glatter Haarschnitt. Männer, die lange Haare trugen, wurden zu dieser Zeit als Heiden bezeichnet und waren in den Augen der Römer schlicht Wilde.
Die Priester trugen bereits früh eine Tonsur, als Zeichen für Unterwerfung und Demut, im Sinne von: »Gott ist mächtig, und wir sind Diener Gottes«. Bei den Asiaten gibt es heute noch Mönche, die ihre Haare abrasieren – ihr Signum für das Entsagen aller materiellen Dinge. Frauen tragen seit Ewigkeiten lange Haare. Durch die Tausende von Jahren alte Tradition scheint dieses Erscheinungsbild tief im Unterbewusstsein des Mannes verwurzelt zu sein, wie folgender Studienbericht zeigt. Forscher aus Südengland veröffentlichten im »Scandinavian Journal of Psychology«: Männer nehmen Frauen mit langen Haaren (bis Nacken, Schultern und Rücken) als jung, gesund und mit hohem Fruchtbarkeits-Potenzial ausgestattet wahr. Die Forscher fanden heraus, dass Männer fast doppelt so häufig die fallen gelassenen Handschuhe einer Frau mit schulterlangen Haaren vom Boden aufhoben und mit ihr ins Gespräch kamen, als sie es bei Frauen mit kürzeren Haaren taten.
In diesem Zusammenhang muss wahrscheinlich auch die Verbindung von Mutter und Kind betrachtet werden. Die Zuneigung einer Mutter mit langen Haaren zu ihrem Kind schafft unbewusst zahlreiche seelische Verknüpfungen, die tief in uns verwurzelt werden. Es wäre spannend, auch diesen Aspekt in eine Studie einfließen zu lassen und die Reaktionen von Erwachsenen zu untersuchen, die eine Mutter mit kurzen Haaren hatten. Alte Geschichten aus dem Hinduismus, aus Richtungen des Pantheismus, von den Indianern und aus dem Buddhismus erzählen uns, dass Haare geistige Antennen sind und Informationen speichern. Haare fördern die Verbindung zur Ahnenwelt, zu den verstorbenen Vorfahren, sie fördern die Intuition, kanalisieren aber auch physische und sexuelle Kraft. Zudem gelten lange Haare als Ausdruck für Wohlstand, langes Leben oder Glück. In manchen Kulturen ist es auch heute noch verboten, die Haare abzuschneiden.
Haare sind nicht nur ein äußeres Zeichen von Schönheit und Anmut. Je nach Gestaltung oder Farbe, Länge oder Schnitt haben sie stets auch symbolischen Charakter, sie stehen für etwas, sind Zeichen von Zugehörigkeit oder Abgrenzung.
Haare als Symbol
Die besondere Wertschätzung verdankt das Haar den Vorstellungen unserer Ahnen über die ihm innewohnenden Kräfte. Im früheren Volksglauben in Europa galten die Kopfhaare als Sitz unserer Lebenskraft. Mit dem Abschneiden der Haare ging diese Kraft verloren und in die Gewalt und Obhut desjenigen über, in dessen Besitz sie gelangten. Man nahm an, wer ein Haar von einem anderen besaß, hatte Macht über ihn. Wollte eine Frau ihre Liebe bekräftigen, so schenkte sie ihrem Liebsten eine Haarlocke. Wer sein Haar an jemanden verschenkte, lieferte sich der anderen Person symbolisch aus. Früher galt ein Haar als die stärkste zwischenmenschliche Verbindung. Somit wurde das Haar zum persönlichsten Andenken, das man einem Menschen geben konnte. Haare zu verschenken, war weitverbreitet – und Haarkünstler ein beliebter Beruf. Künstlerisch konnte beinahe alles mit Haaren gemacht werden. Damit Haare gut verarbeitet werden konnten, musste die Länge eines Haares rund 20 Zentimeter betragen. Von Colliers über Armbänder, Fingerringe, Ohrringe, Krawattennadeln, Uhrketten bis zu Brillenketten konnten alle Wünsche realisiert werden. In den Schweizer Alpen wurde früher der Brauch gepflegt, dass junge Frauen zur Hochzeit ihren Ehemännern aus ihren abgeschnittenen Haaren Uhrketten flochten und sie ihnen schenkten. Haare zu Schmuck zu verarbeiten, ist mit dem Ersten Weltkrieg weitgehend in Vergessenheit geraten, und den Berufsstand der Haarflechterei findet man nur noch sehr selten.
Haare und ihre Schutzfunktion
Haare schützen den Menschen vor Hitze, Kälte, Wind, Sonnenstrahlen, Staub und Schweiß, und sie unterstützen unseren Tastsinn.
Heutzutage spüren wir bewusst nicht besonders viel von diesen Vorteilen, da es schlichtweg »normal« für uns ist, Haare zu haben. Doch gibt es viele Menschen, wie zum Beispiel Chemotherapie-Patienten, die innerhalb von zwei bis drei Wochen nach dem ersten Eingriff all ihre Haare verlieren. Ab diesem Zeitpunkt plagt diese Menschen oft ein Kältegefühl, und nachts im Bett müssen sie Mützen und/oder Socken anziehen.
Daran erkennen Sie bereits sehr genau, welch wichtigen Beitrag unsere Haare zum Erhalt der Körperwärme leisten. Ein Mensch mit Glatze hat ebenfalls oft einige Narben am Kopf, vor allem Kinder. Denn fehlen die Haare, so fehlt auch die Verlängerung unseres Tastsinns, und Hindernisse werden nicht frühzeitig erkannt.