Читать книгу 21 KUGELN IM PARADIES - Gigi Gusenbauer - Страница 8

Belize - eine Perle auf unserem Planeten

Оглавление

Die Vorkommnisse und Gefahren, die ich in Belize erlebte, beschreiben nur meine individuelle Situation und Erfahrungen. Ich würde diesem Land unrecht tun, wenn ich nur die negativen Erlebnisse erzähle. Denn Belize ist ein wunderschönes Land. Es wäre ein unverzeihlicher Fehler, würde ich nicht auch beschreiben, wie ich diese unbekannte Perle in der Karibik gespürt, gerochen, gesehen und geliebt habe. Mit all ihren Naturwundern, aber auch ihrer Verletzlichkeit.

Nach Mexiko, Kuba oder in die Dominikanische Republik gibt es Direktflüge. Nach Belize kann man nicht direkt fliegen. In den meisten karibischen Destinationen war ich immer gut aufgehoben. Als Pauschalreisender buchte ich ausschließlich All Inclusive Hotels. Die bewaffneten Sicherheitsmänner haben mich als Touristen immer schützend vom wahren karibischen Leben ferngehalten. Auch die wenigen Touren, die ich in meiner Prä-Belize-Ära unternommen habe, waren organisiert. Ich war Tourist, nicht einmal ein Reisender. In Belize wurde ich vom Outsider zum Insider, vom Fremden zum Dazugehörenden.

Belize ist für mich eines der letzten Naturwunder dieses Planeten. Mit etwa 400.000 Einwohnern, etwa so viele wie Vorarlberg, gibt es unendlich viel unbesiedeltes Land und gleichzeitig keine Großstädte. Wolkenkratzer findet man nirgends, die wenigen mehrstöckigen Gebäude enden meist bei drei Geschoßen. Belize ist keine Insel, wenngleich man sich stets wie auf einer solchen fühlt.

Alle Teile des Landes sind in wenigen Autostunden erreichbar, und keine Sehenswürdigkeit ist touristisch überlaufen. In Belize gibt es keine Züge, da keine Bahnstrecken existieren. Briefe und Postpakete werden dafür gerne einmal mit den kleinen Tropenfliegern von Tropic Air versandt, eine Lösung, die für mich völlig unbekannt war. Die wenigen Highways, die wie europäische Landstraßen aussehen, verbinden die Distrikte miteinander.

Und zu sehen gibt es unendlich viel, egal ob man den Bocawina-Nationalpark oder die Maya-Ruinen von Xunantunich besucht. Niemals wird man von Menschenmassen erdrückt. Man fühlt sich – egal welche Traumdestination man in Belize wählt – so gut wie immer privat.

An Naturwundern mangelt es Belize nicht. Ich habe das gesamte Land als Naturwunder empfunden. Wenn man an Dschungel und Höhlen interessiert ist, so finden sich diese im Südwesten des Landes. Man entwickelt in kürzester Zeit das Gefühl, mitten in einem Indiana-Jones-Film gelandet zu sein. Im Bocawina-Nationalpark kann man auch Touren ohne Führer unternehmen und Wasserfälle bestaunen. Wenn man auf mehr Abenteuer aus ist, zahlt es sich aus, einen erfahrenen Tourenführer zu buchen. Man wird dann in Höhlen und Dschungelgebiete entführt, wo man das Gefühl hat, man wäre der erste Mensch, der diese Gebiete betreten hat. Das andere Universum in Belize stellt das Karibische Meer mit den unzähligen Inseln, Cayes genannt, dar. Das Belize-Barrier-Reef ist das zweitgrößte Barriere-Riff der Welt.

Belize vereinigt unzählige Kulturen. Es gibt die Volksgruppe der Garifuna, die als ehemalige Sklaven aus Afrika entführt wurden und nach wie vor in ärmlichen Verhältnissen leben. Eine große Bevölkerungsgruppe stellen die Chinesen dar, denen so gut wie alle Supermärkte in Belize gehören. Der wohl überwiegende Bevölkerungsanteil der spanisch sprechenden Menschen aus Honduras und Guatemala drängen die dunkelhäutigen englisch und kreolisch sprechenden Belizianer nach und nach zurück. Dann gibt es noch Auswanderer aus den USA und Europa. Nicht zu vergessen ist die Parallelgesellschaft der weißen Mennoniten, die ihre Religion in geschlossenen Kommunen ausleben.

Die Temperaturen sind in Belize hoch und die Luftfeuchtigkeit meist drückend. Es gibt so gut wie keine überregulierenden Vorschriften. Es wird noch auf den gesunden Menschenverstand vertraut. Wenn du wo abstürzt, bist du eben selbst schuld, weil du zu blöd warst, die Gefahr zu erkennen.

Die von Menschen verursachten Umweltschäden sind leider auch in Belize sichtbar, ganz besonders im Bereich des angeschwemmten Plastikgerümpels. An manchen Tagen war die Verschmutzung an den Rändern meines Inselgrundstücks nur noch mit einer Schaufel in den Griff zu bekommen.

Natürlich trägt auch Belize zu dieser Verschmutzung bei, gab es doch 2021 noch immer kein wirkliches Recycling. Aus eigener Beobachtung kann ich aber bestätigen, dass der Großteil des Plastikmülls nahezu ausschließlich spanische Aufschriften hat. Die ärmere Bevölkerung in Honduras und Guatemala, die an den Flüssen lebt, verfügt über keine Müllabfuhr. Und wenn bei starken Regenfällen die Flüsse über die Ufer treten, werden massenweise Müllsäcke mitgerissen, die sonst verbrannt worden wären. Neben dem Plastikmüll gibt es ein immer ernster werdendes Problem, das man in Europa nicht kennt. Im Jahr 2018 verwandelten sich die Strände in eine nach Schwefel stinkende Todeszone. Auf fast monströse Weise waren die Auswirkungen der Überdüngung von Feldern in Brasilien, tausende Kilometer entfernt, in der gesamten Karibik zu sehen und zu riechen. Durch die Düngemittel kam es im letzten Jahrzehnt zu einer explosionsartigen Vermehrung einer neuen Sargassum-Art vor Brasilien. Diese besondere Seegrasart, die ein wenig wie grüne bis braune Weintrauben mit Blättern aussieht, löst sich vom Boden und schwimmt in großen Feldern durch das Meer. Das „gute“ Sargassum bietet Vögeln Landeplätze zum Ausruhen und Fischen wiederum ein Versteck vor Vögeln. Aber die von Menschen verursachte Monsterversion von Sargassum, die wie ein dicker Teppich durch die Karibik schwappt, tötet alles.

Die Wasser- und Unterwasserwelt der Karibik wurde meine große Liebe. Dieses sensible Ökosystem begann ich zunehmend zu verstehen, und es begeisterte mich, wie alles miteinander verknüpft ist und interagiert. Das Meer faszinierte mich einfach immer mehr. Es war für viele Jahre mein Garten. Die Blautöne, die das Karibische Meer von Belize zu bieten hat, sind unzählbar. Dies hat mit dem sich ständig wechselnden Untergrund zu tun. Jeder Quadratmeter unter Wasser sieht anders aus. Vom weißen Sand, der durch die Ausscheidungen der Papageifische produziert wird, bis hin zu langen Unterwasser-Seegrasfeldern, die den zahmen Seekühen als Nahrung dienen.

Und dann natürlich das Barriere-Riff, das wie eine Schutzmauer den tausende Meter tiefen Ozean innerhalb weniger Meter in eine türkisblaue, ruhige und warme Idylle verwandelt. Das Gleiche gilt für die Meeresoberfläche. Während man innerhalb des Riffs Badewannenwasser genießt, bricht wenige Meter von dort entfernt der wilde Ozean in hohen Brechern gegen die Barriere. Deswegen heißt es Barriere-Riff, etwas, das mir vorher nie bewusst war, und der Grund ist, warum es in Belize keine Tsunamis gibt. Belize ist ein Land, das ein eigenes geologisches Schutzschild hat.

Wer jemals Belize mit allen Sinnen erfasst hat, wird mit Sicherheit wie ich dieses Fleckchen Erde als eines der letzten naturbelassenen Perlen auf unserer Erde bezeichnen. Wäre da nicht der Faktor Mensch, beziehungsweise einzelne Individuen, die zumindest für mich das Paradies in die Hölle verwandelt haben.


Silk Cayes, Belize Barrier Reef

21 KUGELN IM PARADIES

Подняться наверх